Fragen an den Investor von Bredow zum Bau eines Nahversorgers am Teilsrain

Presseerklärung vom 15.2.2021

Bündnis: „Rettet den Kuckuckswald“                                                                Wörthsee 15.2.2021

Sehr geehrter Herr von Bredow,

wir möchten Sie in der Sache „Vollsortimenter“ am Teilsrain einmal direkt ansprechen. Dabei beziehen wir uns auf den Bericht vom Freitag, 12.2.2021 in den StaNN, in dem Ihre Pläne erneut ausführlich vorgestellt wurden.

Sie sagen: „Vollsortimenter bringen Frequenz in die Ortsmitte, dadurch überleben die kleineren Läden eher.“

Unsere Meinung dazu: Das mag für größere Gemeinden zutreffen, Wörthsee jedoch hat mehrere kleine Zentren, als Ortsmitte hat dieses Gebiet bisher kaum jemand bezeichnet. Zudem gibt es rund um den Teilsrain keine kleineren Läden, die Sie mit dem „Vollsortimenter“ beschützen könnten, außer dem Secondhand-Laden im ehemaligen Tengelmannbau. Dafür steht hier aber der Ausläufer eines wertvollen Buchenwaldes, der früher Burgsel- und Steinberg weitgehend bedeckte, den sog. „Kuckuckswald“. Er ist zwar schon sehr lückenhaft, aber den Kuckuck hört man wirklich noch rufen.

Wie die Erfahrung zeigt, ist durch das vorgesehene Roden (ca. 2000 qm) der Rest des Waldes ebenfalls gefährdet, da die Bäume durch ihr Wurzelgeflecht miteinander verbunden sind. Es besteht dann die Gefahr, dass sie bei Sturm auf den „Vollsortimenter“ stürzen, bzw. dass sie wegen dieser Problematik bald zu „Gefahrenbäumen“deklariert und dann gefällt werden.

Dass der Lebensraum zahlreicher Vögel, Amphibien u.a. Kleintiere durch die Abholzung stark beeinträchtigt wird, ist aus den gemeindlichen Unterlagen zu ersehen. Das kann durch die Verwendung von Holz beim Bauen nicht ausgeglichen werden. In Zeiten der Biodiversitätskrise muss so ein – für uns absolut unnötiger –  Eingriff vermieden werden!

Wenn Sie das Überleben kleinerer Geschäfte für sinnvoll halten und ihnen auch die Ökologie – wie Sie in diesem Artikel sagen – am Herzen liegt, dann planen Sie um! Diese Planung ist von gestern!

Bauen Sie einen kleineren Laden für den täglichen Bedarf mit regionalen und klimafreundlichen Produkten, der würde für dieses Gebiet ausreichen! Feneberg könnte dafür vielleicht passen.

Ein Café braucht man dort ebenfalls nicht, wenn schon gegenüber bei den Seniorenwohnungen eines gebaut wird.

Sie sprechen auch von „Ökonomie“ in Verbindung mit Ökologie, regionalen und sozialen Aspekten.

Zur Ökonomie: Ein „Vollsortimenter“ dieser Größe braucht laut einer Studie des bayerischen Wirtschaftsministeriums ca. 5000 Kunden im Umkreis. Einen gibt es schon, soll der dann weichen? Oder soll Wörthsee mit jetzt 5000 Einwohnern eine Kleinstadt von 8 oder 10 000 Einwohnern werden?

Nochmal zur Ökologie:  Für Keller und Parkplätze wird sicher kein Holz verwendet, sondern Beton o.ä., das Holz für die Fassade ist vielleicht klimaneutral, aber es erzeugt keinen Sauerstoff wie die Bäume. Schonen Sie deshalb den Waldbestand! Das beiliegende Gutachten des Diplom-Biologen Herrn Quinger zeigt Ihnen eindringlich seine Bedeutung.

Zu regionalen Aspekten: Niemand in Wörthsee wird wünschen, dass aus dem Umkreis noch mehr Verkehr angezogen wird, in diesem Fall nicht zum Baden, sondern zum Einkaufen.

Zu sozialen Aspekten:

– Für die Senior*innen, die gegenüber einziehen werden, ist ein kleinerer, übersichtlicher Laden wesentlich angenehmer als ein Riesen-Supermarkt; dazu evtl. Arztpraxen o.a. Dienstleistungseinrichtungen.

– Für die zukünftigen Bewohner*innen der Genossenschaftswohnungen wird der Blick auf den Erholungswald kaum mehr möglich sein, nur ein Blick auf einen – für die ländliche Struktur – zu riesigen, klobigen Kasten.

– Kleine Wohnungen für Singles zu schaffen, wäre anders möglich. Die Gemeinde Wörthsee könnte z.B. die Schaffung von Einliegerwohnungen in großen Einfamilienhäusern, die nur noch von einer oder zwei Personen bewohnt sind, fördern. Davon gibt es hier genug, auch viel leer stehende Häuser.

Mit freundlichen Grüßen

i.A.

Doja Muggenthaler      domuggenthaler@gmail.com

Hanna Weber                Hanna-Weber@t-online.de

Michael Benzinger        Mb@michaelbenzinger.de

Der Brief geht gleichzeitig an die regionale Presse.