Ortsbild von Wörthsee in Gefahr
Neubauten gefährden das Ortsbild von Wörthsee. In diesem Beispiel am Burgselberg wird neu gebaut ohne Rücksicht auf daneben oder dahinter stehende Gebäude. Am Burgselberg hat sich eine Bürgerinitiative gebildet, die die Gemeinde auffordert, endlich verbindliche Bebauungspläne aufzustellen. Vor der Kommunalwahl hatten sich alle Parteien für die Erhaltung des Ortsbildes von Wörthsee eingesetzt.
Neubau am Burgselberg. Auch das rechts daneben stehende Landhaus wird möglicherweise bald abgerissen.
Text der Bürgerinitiative Burgselberg:
Die Aufregung ist groß. Anlass ist ein exponierter Neubau am Burgselberg im Ortsteil Steinebach, der nunmehr das Orts- und Landschaftsbild, vom See her betrachtet, dominiert. Es kommt hinzu, dass er mit seinen vier Geschossen die bisher das Ortsbild prägende und oberhalb liegende denkmalgeschützte Villa nahezu vollständig verdeckt. Diese hatte über 100 Jahre dem See und dem Ort einen eigenen Charakter verliehen. Freilich entstanden neben und um ihr im Laufe der Zeit architektonische Bausünden. Diese verließen zwar die gewachsenen Strukturen, beeinträchtigten jedoch nie die Umgebung so intensiv wie der jetzt hingesetzte rechteckige Betonbau.
Ein Bebauungsplan – zu viel Arbeit?
Die Gemeinde hatte versucht, die bauliche Entwicklung am Burgselberg durch einen Bebauungsplan zu steuern, auch um bauliche Exzesse zu verhindern. Da man jedoch den Aufwand scheute, wurde das Unterfangen wieder eingestellt. Die Folge war, dass der auswärtige Erwerber des Baugrundstücks unter Berufung auf die umliegenden Bausünden die maximale Ausnutzung des Baurechts erreichte. Und dies ohne Rücksicht auf die Beeinträchtigung des Ortsbildes und die hinter dem Baugrundstück liegende denkmalgeschützte Villa.
Wird das Beispiel Schule machen?
Die Anlieger am Burgselberg befürchten nun, dass die weiter zur Bebauung anstehenden Grundstücke sogar noch intensiver und höher bebaut werden könnten, wie der jetzt erstellte Betonbau. Denn nach der Systematik des Baugesetzbuches prägt auch ein architektonischer Missgriff die Umgebungsbebauung. Von dem den ganzen See dominierenden Burgselberg, der schon auf den alten Kupferstichen von Michael Wenig aus dem 17. Jahrhundert als bewaldeter Berg abgebildet ist, würden nur noch aufeinandergeschichtete Betonwürfel übrig bleiben. Sie haben sich deshalb an die Gemeinde gewandt und gebeten, doch endlich einen Bebauungsplan aufzustellen, damit nicht auch noch der Rest des Hangs zerstört wird.
Bei einer Ortsbegehung mit Anwohnern hatten die anwesenden Gemeinderäte nahezu unisono gesagt, dass auch sie über den jetzt errichteten Betonklotz nicht glücklich seien. Aber man habe das nicht verhindern können, da ja schon früher in der näheren Umgebung einige „Bausünden“ genehmigt worden seien. Außerdem sei das Landratsamt Starnberg zuständig und dort interessierte man sich anscheinend weder für die Beeinträchtigung des Ortsbildes noch für den Denkmalschutz der Villa.
Die Gemeinde muss ihrer Verantwortung gerecht werden!
Eine Antwort der Gemeinde, ob diese weiter die bauliche Entwicklung treiben lassen oder ihrer Verantwortung nach dem Baugesetzbuch zur Bauleitplanung nachkommen wolle, steht bislang aus. Nahezu alle im Gemeinderat vertretenen Parteien und Gruppierungen hatten sich vor der Kommunalwahl für die Erhaltung des Ortsbildes von Wörthsee eingesetzt. Die Anlieger hoffen, dass diese Verspechen auch nach der Wahl noch gelten und auch der gesetzliche Auftrag der Gemeinde aus dem Baugesetzbuch, die bauliche Entwicklung im Gemeindegebiet zu leiten, von dieser erfüllt wird.
Text: Bürgerintiative Burgselberg. R. Engel
Hallo Raimund,
Sehr gut geschrieben. Wünsche Euch viel Erfolg. Werde es auch teilen. (…)
Liebe Grüße (…)
Bei dem Bau stimmt doch auch was nicht. Das geht ja nun schon ewig.
Hallo Raimund,
ich stimme Dir voll und ganz zu, dass der Betonklotz eine ästhetische Beleidigung ist und den Verdacht schürt, dass hier jeder bauen kann, wie er will, wenn er einer bestimmten Einkommensschicht angehört. So wird sich Wörthsee auch weiterhin in eine Richtung entwickeln, die erschreckend ist. Ausverkauf an elitäre Ignoranten, die sich weder fürs Dorf interessieren noch irgendeinen Nutzen stiften. Und die bauen dann in einem Stil, der jeden Meter des viel zu teuren Grundes gnadenlos nutzt, um die Immobilien-Rendite zu optimieren. Es geht ja dabei schon lange nicht mehr um kultiviertes Wohnen, sondern um die Maximierung des Invests. Schade, aber mangels Bebaungs-Vision wird das so sicher weiter gehen. Was fast noch schlimmer ist: Wie lange ziehen sich die Baustellen inzwischen hin? An vielen Stellen im Dorf. Irre, dass so etwas genehmigt wird und ganze Straßen für über ein Jahr massiv beeinträchtigt werden, weil individuelle Bauorgien stattfinden, von denen niemand was hat außer Dreck, Lärm und die Verschandelung der Dorf-Silhouette. Aber muss man wohl genauso erdulden wie die absolute Konzeptlosigkeit angesichts der Verkehrsbelastung – Hauptsache jedes Protzcabrio und jedes überzüchtete Motorrad können hier ungestört ihre sinnlosen Runden drehen. Aber den Verkehr verursachen nach Ansicht des Rathauses ja hauptsächlich die Wörthseer Bürger. Und der Badeverkerhskollopas findet ja auch nur in wenigen Wochen des Jahres statt – welch unbedachte Fehleinschätzung. Sind wir mal gespannt, wie das in den nächsten Jahren weitergeht, aber für Optimismus sehe ich keine Veranlassung.
Viele Grüße
Christian