WörthZero – Nachhaltige Mobilität

WörthZero: Nachhaltige Mobilität

Im Jahr 2005 haben der Landkreis Starnberg und seine Gemeinden gemeinsam beschlossen, bis 2035 bei Energieerzeugung und -verbrauch klimaneutral zu werden. Auf der Webseite der Gemeinde ist zum Thema Klimaschutz im 5 Seenland das integrierte Klimaschutzkonzept von 2010 zu finden. Doch wo stehen wir heute?

Elektrofahrzeuge-STA

Die Zulassungszahlen für BEV und Hybridfahrzeuge steigen seit 2019 rasant an. Quelle: LRA Starnberg

BEV Microlino

BEV sollen bis 2035 die Fahrzeugflotte weitgehend ersetzen. Coole Microlinos sind schon bei uns unterwegs. Foto: Stephan Bleek

„Die Gemeinde Wörthsee steigert ihre Attraktivität für Radfahrer und Fußgänger systematisch und kontinuierlich, damit die Nutzung CO,-neutraler
Fortbewegungsmittel erleichtert wird.“

„Schulmobilität: Der Transport der Kinder zur Schule und zu den Kindergärten erzeugt ein hohes Autoverkehrsaufkommen. In gemeinsamen Aktionen mit Eltern soll an der Grundschule in Wörthsee erreicht werden, dass verstärkt Elternfahrgemeinschaften gebildet oder die Kinder gemeinsam und betreut zu Fuß zur Schule begleitet werden („Bus mit Füßen“).

Mit den Erzieherinnen der Kindergärten soll gemeinsam ein Anreizsystem entwickelt werden, damit Kinder weniger mit dem Auto gebracht werden.

Im Rahmen einer Klimaschutzaktion (Projekt) an der Schule, soll die Klasse prämiert werden, die den höchsten Anteil an zu Fuß gehenden und Rad fahrenden Kindern aufweist.

Klimaschutzkonzept 5-Seenland 2010, S. 492, Empfehlung zur Mobilität
„Die Bestandsaufnahme zeigt alle Fußwege in der Gemeinde Wörthsee. Hier gibt es etliche Bereiche, in denen Nutzungskonflikte von Fuß-, Rad- und Kfz-Verkehr vorliegen, insbesondere im Verlauf der Etterschlager-/Hauptstraße, der Seestraße und an der Schul- und der Inninger Straße für den Schülerverkehr. Die Querung der Durchgangsstraße ist an vielen Stellen sehr problematisch (am Bahnhof, Haupt-/Dorfstraße, Pizzakreuzung, Kuckuckstraße und Schulstraße, sowie an Inninger- und Dorfstraße auf Höhe Birkenweg). Einige Wohngebiete gilt es durch zusätzliche Fußwege- verbindungen besser an die verschiedenen Ortsteile der Gemeinde anzubinden. Ebenso sind kurze ergänzende Durchwegungen zum See zu empfehlen.“
ISEK Studie 2019, S.22, Empfehlung zur Mobilität

„Die Hauptdurchgangsstraße (Etterschlager-/ Hauptstraße) ist derzeit als Staatsstraße gewidmet. Dadurch ergeben sich erhebliche Schwierigkeiten für die Gemeinde, auf Gestaltungsmöglichkeiten Einfluss zu nehmen. Der situationsangepasste Umbau an verschiedenen Stellen, ebenso der Umbau von Knotenpunkten oder die Errichtung von Querungshilfen würden dem dörflichen Charakter des Umfeldes eher entsprechen. Dies ist aber nur möglich, wenn die Gemeinde die Baulast der Straße übernimmt.

Auffällig sind in der Gemeinde die vielen Bereiche, in denen Nutzungskonflikte zwischen Radfahrern, Fußgängern und dem KFZ-Verkehr auftreten, dies gilt insbesondere in der Haupt- und Etterschlager Straße sowie der Seestraße.

Die Gemeinde ist rein strukturell geprägt durch viele einzelne Ortsteile. Diese gilt es in Hinblick auf den Rad- und Fußverkehr besser anzubinden. Die interkommunalen Anbindungen für Radfahrer sind zu verbessern und zu stärken. Zusätzlich wären Durchwegungen der einzelnen Wohngebiete und zum See sinnvoll, um ein Gesamtkonzept für den Fußverkehr zu erhalten.

Ziel ist es, den Kfz-Verkehr und hierbei insbesondere den ortsfremden Durchgangsverkehr zu reduzieren. Damit einher geht die Förderung des Rad- und Fußverkehrs, insbesondere im Binnenverkehr.“

„Die meisten Maßnahmen zur Reduktion des Verkehrs hängen an der Entscheidung, ob die Gemeinde Wörthsee die Straßenbaulast der Staatsstraße St 2348 übernehmen möchte. Die verschiedenen Modalitäten sind in einer Untersuchung zu erarbeiten, um dann eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Insgesamt ist eine situationsangepasste Straßengestaltung zwischen der Bahnüberführung südlich Auing und der Pizzakreuzung dringend erforderlich.“

ISEK Studie 2019, S.88, Empfehlung zur Mobilität

Gute Ratschläge sind erarbeitet!

Ladesäulen an zentralen Punkten. Foto: Stephan Bleek.

In den Bereich der privaten Mobilität ist in den letzten 10 Jahren Bewegung gekommen. Tesla preschte vor mit dem „Battery Electric Vehicle“ (BEV) und inzwischen setzen alle Hersteller weltweit und sogar in Dieselland auf die Elektromobilität mit BEVs. Im Landkreis Starnberg sind Ende 2023 bereits 4218 BEV zugelassen, 10 mal mehr als 5 Jahre zuvor.

Hohe Investitionen werden von den Herstellen derzeit in neue Batterietechnologien gesteckt und dadurch sind in den nächsten Jahren effizientere Stromer zu erwarten. BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber kündigt in Auto, Motor und Sport bereits für 2025 neue Batterien an: „Die Ladegeschwindigkeit wird um bis zu 30 Prozent gesteigert und die Reichweite um bis zu 30 Prozent verbessert.“ Überdies sinke der CO2-Ausstoß bei der Zellproduktion um bis zu 60 Prozent. Damit schließen die Stromer im Komfort bereits zum Diesel auf.

PKW-Mobilität in Wörthsee

In Wörthsee sind etwa 3.500 private PKW zugelassen, 97% davon sind derzeit Verbrenner. In Richtung klimaneutrale Mobilität wurde bislang also erst ein Schrittchen gegangen. Stellen wir diese Flotte auf Elektrofahrzeuge um, beträgt der anzunehmende durchschnittliche Stromverbrauch beim derzeitigen Stand der Technik etwa 17-20 kWh pro 100 km, zusammengenommen und bei unterstellten 15.000 Km Fahrleistung etwa 9 GWh im Jahr. Dass diese Energiemenge im Gemeindegebiet mit erneuerbaren Energien erzeugt werden kann, haben wir im Artikel Energieerzeugung dargelegt. Eigene PV Dachanlagen und Speicher können dabei eine Schlüsselrolle spielen.

Andererseits ist nicht zu erwarten, dass die Fahrzeugflotte in 11 Jahren vollständig umgerüstet sein wird. Doch wenn spätestens im Zieljahr keine fossilen Brennstoffe mehr verbraucht werden sollen, muss erneuerbarer Strom auch zu Herstellung von grünem Wasserstoff, von E-Methan und verschiedenen E-Fuels eingesetzt werden. Solche Kraftstoffe werden auch mittelfristig dort Einsatz finden, wo eine hohe Leistungsdichte benötigt wird. Durch die Umwandlungsverluste ist die Nutzung von grünem Wasserstoff und E- Fuels aber sehr viel weniger effizient als der Batterieeinsatz.

Sie werden vermutlich auch teuer sein, zumindest für private Verbraucher. Denn die Bereitstellung der enormen Energiemengen für die Produktion synthetischer E-Fuels, besonders für die Industrie, stellt die größte Herausforderung für die Energiewende dar.

Diesel oder Stromer?

Ein Liter Diesel hat etwa einen Heizwert von 9,8 kWh, 1l Benzin einen solchen von 8,5 kWh. Um diesen Liter in den Tank zu füllen sind von der Ölquelle bis zur Tankstelle technische Prozesse in der Raffinerie und der Transport erforderlich, die einen erheblichen Energiebedarf haben. Rohöl wird beim Cracken in der Raffinerie auf 600 Grad erhitzt – mit Strom. Geschätzt werden über 10 kWh Energie für die Produktion eines Liters Kraftstoff. Auch AdBlue und Schmierstoffe werden mit einem hohen Energieaufwand, also Co2 Ausstoß produziert. Lassen wir diese Werte außer Acht. Ein Golf benötigt ca. 6l Diesel auf 100 km, was fast 60 kWh an verbrauchter Heizleistung entspricht. Tesla hat hierzu eine interessante Umrechnung aufgestellt, die zeigt, wie ineffizient im Verbrenner mit Kilowattstunden umgegangen wird. Unterstellen wir eine durchschnittlich Jahresfahrleistung von 15.000 km pro Fahrzeug, kommen wir auf einen Energiebedarf der Verbrenner von etwa 9.000 kWh. Plus Energie in Raffinierungsprozessen von etwa 1.500 bis 2.000 kWh sind es 11.000kWh. Ein Elektrofahrzeug mit heutiger Technik kann diese Fahrleistung mit einem Verbrauch von etwa 2.200 – 3.000 kWh erbringen.

Noch ineffizienter sind E-Fuels. Die Ludwig-Bölkow Systemtechnik hat berechnet, dass für die Herstellung von einem Liter E-Diesel aus CO₂ und Wasserstoff 27 kWh Strom nötig sind. Damit fahren selbst große über Batterie versorgte E-SUV mehr als 100 Kilometer weit. Insofern haben Dieselmotoren bei PKW keine Zukunft.

Reichweite Fahrzeuge

Quelle: SRU (Sachverständigenrat für Umweltfragen) 2017: Umsteuern erforderlich: Klimaschutz im Verkehrssektor. Berlin, S. 87 | Daten: Kreyenberg, D., Lischke, A., Bergk, F., Duennebeil, F., Heidt, C., Knörr, W., Raksha, T., Schmidt, P., Weindorf, W., Naumann, K., Majer, S., Müller-­Langer, F. 2015: Erneuerbare Energien im Verkehr. Potenziale und Entwicklungsperspektiven verschiedener erneuerbarer Energieträger und Energieverbrauch der Verkehrsträger. Studie im Rahmen der Wissenschaftlichen Begleitung, Unterstützung und Beratung des BMVI in den Bereichen Verkehr und Mobilität mit besonderem Fokus auf Kraftstoffen und Antriebstechnologien sowie Energie und Klima. Berlin, Heidelberg, München/Ottobrunn, Leipzig: Deutsches Zentrum für Luft-­ und Raumfahrt, IFEU – Institut für Energie­ und Umweltforschung, Ludwig-­Bölkow­-Systemtechnik, Deutsches Biomasseforschungszentrum, S. 15

Schritte zu nachhaltiger Mobilität in Wörthsee

  • Umstellung der privaten PKW auf BEV-Elektrofahrzeuge.
  • Entwicklung und Verbesserung der Fußgänger- und Fahrradinfrastruktur zur Förderung des nichtmotorisierten Verkehrs gemäß ISEK Empfehlungen.
  • Untersuchung zur Vorbereitung der Umwidmung der Staatsstraße zur Gemeindestraße gemäß ISEK Empfehlung. Umwidmung nach Fertigstellung der S-Bahn Unterführung. Situationsangepasste Verkehrsführung und Tempolimits auf T30.
  • Sperrung für Schwerlastdurchgangsverkehr sofort.
  • Schulmobilität mit Fahrrad und zu Fuß organisieren.
  • T30 ausweiten um mehr Fahrradverkehr zu ermöglichen. (bis 2030)
  • Weitere Ladestationen für Elektrofahrzeuge. (Bis 2028)
  • Einführung eines BEV-Sammeltaxisystems. (Bis 2028)
  • Mitfahrerbänke. (Bis 2024)
  • Begleitung des S-Bahn Ausbaus. Reduzierung des PKW Pendlerverkehrs. (Bis 2030)

Meilensteine

Alle Schritte zu einer Co2-neutralen Mobilität müssen private Personen für sich entscheiden. Da hierbei eine große Bandbreite an Motiven oder Beschränkungen der individuellen Möglichkeiten besteht, können nur Empfehlungen gegeben werden.

  • Schrittweise Umstellung der PKW Flotte bis 2035 von derzeit 3% auf möglichst viele BEV. Verdoppelung der BEV bis 2025.

Auf Seiten der Gemeinde und des Kreises können unterstützende Schritte zu einer Erleichterung der Nutzung anderer Mobilitätsmöglichkeiten gegangen werden:

  • Neuordnung der Staatsstraße und Fußgänger/Radwegnetz gemäß ISEC Planung bis 2030. T30 auf der Staatsstraße.
  • T30 auf allen Gemeindetraßen bis 2025
  • Ladestationen BEV bis 2028 verdoppeln.
  • BEV Sammeltaxi prüfen und mit MVV oder anderem Anbieter einführen.
  • Mitfahrerbänke: Beschluss 2024 umsetzen.
  • S-Bahn: Ausbau durch DB begleiten. S-Bahn Nutzung ist Ressourcen und Klimaschonend und daher auch der BEV Nutzung überlegen.

WörthZero – Nachhaltige Mobilität2024-02-29T14:36:24+01:00

Tempo 30 Antrag

Tempo 30 Antrag an den Gemeinderat

Seit ihrer Umfrage im Frühjahr 2022 hat die Inititative Artenvielfalt eine Veranstaltung zur Verkehrssituation im Oktober 2022 und weitere Versuche unternommen, auf eine Verbesserung der Verkehrsführung hinzuwirken.
Auch andere Initiativen gehen in die gleiche Richtung. Zum Beispiel hatte der Seniorenbeirat der Gemeinde bei einer Begehung mit dem zuständigen Vertreter des Landratsamts im August 2020 zahlreiche Probleme bei der Verkehrsführung festgestellt, die es betagten oder auch behinderten Menschen, schwer machen, im Gemeindegebiet entspannt zu Fuß unterwegs zu sein.

Eine Temporeduzierung wäre ein Schritt hierfür. Hier daher ein Antrag für 2 neue Tempo 30 Abschnitte.

Von 207 Bürgern, die sich 2022 an unserer Umfrage beteiligt hatten, haben sich 154 für Tempo 30 ausgesprochen. Leider ist die für die Staatsstraße zuständige Behörde nicht bereit, generell Tempo 30 anzuordnen, da es dafür zu wenig Gründe gäbe, sprich Unfälle mit Personenschäden.

Neuer Antrag zu Tempo 30

Wir haben daher an den Gemeinderat den Antrag gestellt, wenigstens auf allen Gemeindestraßen, die bereits überwiegend zu 30er Zonen gehören, nun vollständig auf T30 zu gehen. Dieser Antrag wurde vom Gemeinderat bislang nicht behandelt, sondern an einen Verkehrsplaner weitergegeben.

Jetzt werden zwei neue Anträge gestellt, die T30 auf der Straße zum Kuckucksheim und auf der Seestraße und der Dorfstraße fordern. (Siehe Karten links). Auf diesen Straßen gilt bereits teilweise T30 – das derzeit bestehende Hin und Her auf wenigen hundert Metern macht keinen Sinn.

Für diese Anträge werden derzeit Unterschriften gesammelt.

A) Antrag auf Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 im gesamten Bereich der Straßen Zum Kuckucksheim und Kuckuckstraße (siehe Abb. 1):

Im Bereich Ecke Jägerstraße bis zur Einmündung Fichtenstraße besteht bereits eine Tempo 30-Zone. Wir beantragen, diese Geschwindigkeitsbegrenzung für die gesamte Straße zu verlängern (bis zur Etterschlager Straße).

Begründung:

  • Durch die neuen Wohnungen beim Friedhof vergrößerte sich das bereits bestehende Wohngebiet. Dort leben viele Familien mit Kindern, die die Straße sowohl Richtung Fuß-/Radweg zum Golfplatz überqueren, als auch Richtung Waldstraße.
  • Durch den neuen Supermarkt ist zusätzlicher Verkehr entstanden. Wenn Autos bei den Glascontainern mit 50km/h um die unübersichtliche Kurve fahren, ist das Überqueren sehr gefährlich.
  • Zusätzlich führt entlang der Straße der Schulweg vom Kuckucksheim zur Grundschule. Im Scheitelpunkt der Kurve kreuzt der Schulweg die Straße Zum Kuckucksheim.
  • Viele Kinder fahren mit dem Fahrrad in die Schule, deshalb ist Tempo 30 auch im Bereich des Waldes angebracht. An der Kreuzung Zum Kuckucksheim/Waldstraße befindet sich außerdem eine Schulbushaltestelle.

B) Antrag auf Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 im Bereich der derzeitgen Tempo 50-Strecken der Seestraße und der Dorfstraße (siehe Abb.)

In Teilen der See- und der Dorfstraße ist schon Tempo 30 vorgeschrieben. Wir beantragen, dies im gesamten Bereich beider Straßen einzuführen. Die gegenständlichen Streckenabschnitte dieses Antrags auf Tempo 30 sind in den Abbildungen 2 und 3 dargestellt.

Abgesehen davon, dass überall Wohngebiet ist, gibt es weitere Begründungen:

  • Ausgerechnet bei der unübersichtlichen „Pizzakreuzung“ endet die Tempo 30 – Verkehrsberuhigung der Seestraße, die auch sehr viele Radler passieren.
  • Es folgt die Einmündung des Fußweges von oben.
  • Blumenacker, Seglerweg, Schlittenberg, Arztpraxis, zahlreiche Ausfahrten würden Temporeduzierung rechtfertigen.
  • Die Einmündung der Seestraße in die Dorfstraße ist sehr unübersichtlich, erst danach beginnt ein kurzer Tempo 30 – Bereich.
  • Südlich vom Urban-Dettmar-Haus endet dieser Bereich, es ist dort eng, zahlreiche Seitenstraßen münden ein.
  • Bei der Bushaltestelle am Taubenweg müssen u.a. Schulkinder die Straße überqueren.
  • Im Sommer parken dort viele Badegäste.
  • Zusätzlich führt entlang der beantragten Straßenabschnitte im Bereich der zentralen Dorfstraße sowie der Seestraße der Schulweg zur Grundschule.

Wir bitten alle Bürger, die sich für diese Anträge einsetzen wollen, sich bei uns zu melden:

Wenn Sie selbst aktiv werden wollen – hier klicken und die Unterschriftenliste herunterladen:

Tempo 30 Antrag2024-03-11T21:39:29+01:00

WörthZero – Nachhaltiges Bauen

WörthZero: Nachhaltiges Bauen im Gemeindegebiet

Im Jahr 2005 haben der Landkreis Starnberg und seine Gemeinden gemeinsam beschlossen, bis 2035 bei Energieerzeugung und -verbrauch klimaneutral zu werden. Auf der Webseite der Gemeinde ist zum Thema Klimaschutz im 5 Seenland das integrierte Klimaschutzkonzept von 2010 zu finden. Doch wo stehen wir heute?

Neubau 2024 Woerthsee

Massivbauten mit hohem Betoneinsatz dominieren auch 2024 die Neubautätigkeit in Wörthsee. Foto: Stephan Bleek

„Bauleitplanung auf Klimaschutz ausrichten:
Die Gemeinde Wörthsee strebt an, die Möglichkeiten des Baurechts in der Bauleitplanung so weit wie möglich auszuschöpfen, um Klimaschutzziele zu erreichen: Beachten einer energieeffizienten Bauweise (in neuen Bebauungsplänen soll mindestens Passivhausstandard erreicht werden, besser
Energie-Plus-Häuser!), Nutzen der aktiven und passiven Solarenergienutzung, kompakte Bauweise; Vermeidung fossiler Brennstoffe, Bildung von Nahwärmeinseln, Reduzierung der Verkehrsflächen und Stärkung des Umweltverbund (v. a. Fuß- und Radverkehr); kurze Wege; Vermeidung von Flächenverbrauch. Die Gemeinde Wörthsee wird externe Planer zukünftig hinsichtlich ihrer Kompetenz in Sachen klimafreundlicher Ortsentwicklung und energieoptimiertes Bauen auswählen und beauftragen.“

Klimaschutzkonzept 5-Seenland 2010, S. 489, Empfehlung zur Bauleitplanung.
Bürgerenegiepreis Bayern 2022

Das preisgekönte Gebäude in Wörthsee. Foto: Prospekt Bürgerenergiepreis

Wörthsee Stromerzeugung und Verbrauch

Die Zielsituation im Energieverbrauch wird wesentlich von den Gebäuden bestimmt. Quelle: Eigene Berechnung nach statistischem Bundesamt.

Der Fortschritt auf dem Weg zur CO2-Neutralität ist mühsam. 2010 bereits wurde empfohlen, „nach Möglichkeit“ Neubauten nur noch nach einem Energie-Plus Standard zuzulassen. Insbesondere eine entsprechende Bauleitplanung wurde empfohlen (s.489). Diese Ratschläge wurden leider bisher nicht umgesetzt.

„Behaglich, wohnlich, gemütlich – auch das bekommen wir in Wörthsee bis 2035 klimaneutral hin. In Deutschland entfallen aktuell etwa 30 % der Emissionen auf den Energieverbrauch in unseren privaten Haushalten (PH) sowie Gebäuden von Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD), vor allem durch die Bereitstellung von Warmwasser und Raumwärme. Für die Reduktion müssen wir einerseits darüber sprechen, wie wir in Zukunft bauen und bestehende Gebäude so schnell wie möglich sanieren können, so dass ihr Energiebedarf deutlich sinkt. Andererseits müssen wir Gebäude effizient klimaneutral heizen, indem wir fossile Heizungssysteme sinnvoll ersetzen. Eine erste Liste an Aufgaben und Möglichkeiten haben wir zusammengestellt, sie lässt sich erweitern:

  • Die Herstellung eines Massivbaus setzt rund 40 t CO2 frei, eine Menge, die etwa 80 Jahren Heizen des Gebäudes mit fossilen Brennstoffen entspricht. Insbesondere die Herstellung von Beton ist sehr klimabelastend. Holzbauweisen sind daher vorzuziehen, da dieser Baustoff CO2 langfristig bindet, anstatt es freizusetzen.
  • Neubauten sollten mindestens die Standards KfW 40 oder Passivhaus bzw. Energie-Plus Standard erreichen. Sie werden nur noch genehmigt, wenn der Endenergiebedarf unter 35 kWh/m2 (=KfW40) im Jahr liegt.
  • Eine entsprechende Bauleitplanung wird für die Gemeinde erstellt.
  • Bauberatung: die Gemeinde sollte die im Landkreis geschaffenen Möglichkeiten zur Bauberatung aktiv bewerben.
  • Die Genehmigungen für Umbauten werden an Auflagen zur Energieeinsparung im Bereich Heizung gebunden, z.B. den NT- ready-Standard: Durch die maximale Vorlauftemperatur von 55°C wird der Umstieg auf erneuerbare Wärme möglich.
  • Ein Stopp der Versiegelung durch gepflasterte Stellplatzflächen aus Betonsteinen. Für mehr Parkflächen auf Kies oder wasserdurchlässigen Steinen, die betonfrei ökologisch erzeugt werden.
  • Eine Verkehrsplanung, die den Kriterien von 2010 folgt. Umweltverbund von Fuß- und Radverkehr.
  • Keine Metallzäune im Gemeindegebiet. Metallzäune benötigen in der Herstellung enorme Mengen Energie und sind daher stark klimabelastend. Niemand benötigt sie. Auch Holzzäune tun ihren Dienst, Hecken sind noch viel besser, sie binden Co2.

Ein Musterhaus in Wörthsee

Bereits im Jahr 2003 wurde in Wörthsee in der Muldenstraße ein vorbildliches Mehrfamilienhaus mit Büro errichtet. Dieses Gebäude hat 2022 den bayerischen Bürgerenergiepreis gewonnen – es ist ein Energie-Plus Haus. Leider ist es bislang fast allein auf weiter Flur geblieben.

Die Unterlagen zum Bürgerenergiepreis zeigen, was bautechnisch schon lange möglich ist – aber leider kaum errichtet wird. Die an anderer Stelle beschriebene Energiebedarf zur Wärmeerzeugung in unseren Wohnräumen kann mit dieser Bauweise vollständig eingespart werden.

Bürgerenergiepreis Bayern CO2Bilanz Haus

Co2 Emission beim preisgekrönten Haus in der Muldenstraße. Quelle: Prospekt Bürgerenergiepreis 2022.

Bauleitplanung jetzt!

Wie bereits 2010 im Klimaschutzkonzept gefordert, sollte die Gemeinde klare Vorgaben für Neubauten setzen. Damals wurde empfohlen: „Die Gemeinde Wörthsee strebt an, die Möglichkeiten des Baurechts in der Bauleitplanung so weit wie möglich auszuschöpfen, um Klimaschutzziele zu erreichen: Beachten einer energieeffizienten Bauweise (in neuen Bebauungsplänen soll mindestens Passivhausstandard erreicht werden, besser Energie-Plus-Häuser!), Nutzung der aktiven und passiven Solarenergienutzung, kompakte Bauweise.“ Zu diesem Vorschlag der Fachplanung ist nur zu fragen: Warum ist er nicht umgesetzt worden.

Um die Klimaziele zu erreichen, ist eine strengere Bauleitplanung in unserer Gemeinde dringend erforderlich.

Null Energiehaus Woerthsee

Null-Energie-Haus Muldenstraße. Foto: Stephan Bleek

WörthZero – Nachhaltiges Bauen2024-03-11T21:39:52+01:00

WörthZero – Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe

WörthZero – Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe

Im Jahr 2005 haben der Landkreis Starnberg und seine Gemeinden gemeinsam beschlossen, bis 2035 bei Energieerzeugung und -verbrauch klimaneutral zu werden. Auf der Webseite der Gemeinde ist zum Thema Klimaschutz im 5 Seenland das integrierte Klimaschutzkonzept von 2010 zu finden. Doch wo stehen wir heute?

Erneuerbare Energien 2022 Landkreis Starnberg

Anteil erneuerbarer Energien beim Stromverbrauch 2022 im Landkreis Starnberg. Quelle: Landratsamt Starnberg.

Energiewende Landkreis Starnberg

Der Verein Energiewende Landkreis Starnberg arbeitet seit Jahren daran, die Energiewende im Landkreis voranzubringen. In Herrsching wird eine kostenlose Energieberatung angeboten.

„In der Untersuchung schneiden Wärmepumpen in Einfamilienhäusern nicht nur als umweltfreundlichster, sondern auch als wirtschaftlichster Energieträger ab. Die Gesamtkosten können durch Photovoltaik für den Eigenverbrauch noch gesenkt werden. In Mehrfamilienhäusern ist die Umstellung auf Wärmepumpen oder Fernwärme ebenfalls kostengünstiger als eine erneuerte Gasheizung.“

Günstig und klimaschonend heizen: Wärmepumpen sind kostengünstiger, Fraunhofer ISE Institut
Energiewende Landkreis Starnberg

Die Gemeinde Maisach im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck hat einen Energiemonitor online gestellt. Er zeigt live Erzeugung und Verbrauch an.

Energiewende Landkreis Starnberg
„Herausforderung: „Systemwechsel nach 100 Jahren fossiler Energieträger

• Prozess ist kein Sprint, sondern ein Marathon;

• Prozess ist nur möglich, wenn ihn Bürgerinnen und Bürger und Kommune gemeinsam gehen und auch finanziell tragen;

• Chance, die Energieversorgung in die kommunale und damit in die Hand der Bürgerinnen und Bürger zu bekommen;

• Klimaschutz ist ein globales Thema;

• Realistisch sein und auf dem Boden bleiben bei den Zeiträumen, im Bewusstsein:
Was kann der Bürger, was kann die Kommune finanziell leisten?

• Wohnraum und Wohnbau müssen leistbar bleiben;

• Wir müssen uns gemeinsam auf den Weg machen, in Verantwortung für die Gegenwart und besonders für nachfolgende Generationen“

Hans Seidl, 1. Bürgermeister, Gemeinde Maisach

Der Fortschritt auf dem Weg zur Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe ist mühsam. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch in Wörthsee liegt laut Webseite des Landratsamts 2022 gerade einmal bei 16,5%, im Landkreis Starnberg bei 18,1%. Zu konkreten Maßnahmeplänen haben die Klimabeschlüsse bislang nicht geführt. Das Tempo der vergangenen 15 Jahre ist offensichtlich viel zu langsam. Machen wir so weiter wie bislang, dauert es 150 Jahre, bis das Ziel erreicht ist. Wie also können wir innerhalb des nächsten Jahrzehnts doch noch null Emissionen erreichen?

Klima Aktionsplan Wörthsee

Der Energieverbrauch eines privaten Haushalts hat drei wesentliche Bereiche:

  • Wärmeerzeugung (70%),
  • Haushaltsstromverbrauch (ca. 13%),
  • private Mobilität ca 17%.

Das Statistische Bundesamt stellt für alle wesentlichen Betrachtungen des Energieverbrauchs aggregierte Materialien zur Verfügung. Laut DeStatis ist der größte Block im privaten Energieverbrauch die Erzeugung von Wärme im Wohnbereich. 70% der CO2 Emissionen in den Haushalten gehen auf dieses Konto. Die Umstellung der im Gemeindebereich vorhandenen Öl- und Gasheizungen ist daher der wichtigste Schritt, um die Emission von fossilem CO2 zu beenden. Hierfür ist der Aufstellung eines kommunalen Wärmeplans sinnvoll. Dieser würde die Gemeinde nur wenig kosten, 2/3 der Kosten werden bezuschusst. Der zweite wichtige Sektor ist die Mobilität.

Wärmeerzeugung

Da laut Statistik der pro-Kopf Energieverbrauch in Deutschland bei 17.633 kWh liegt, lässt sich mit dieser Zahl der gesamte, im privaten Bereich anfallende Energiebedarf in unserer Gemeinde mit etwa 5.000 Einwohnern auf 35.658.524 kWh pro Jahr oder 35 Gigawattstunden ausreichend genau abschätzen. Hinzu kommt der Gewerbesektor.

70% dieser statistischen Größe entfallen auf Wärmeerzeugung also etwa 25 GWh. Eine Kontrollrechnung zu diesem Pauschalwert auch über die Anzahl an Gebäuden und Wohnungen im Ort aufgemacht werden. Wir haben etwa 1210 Einfamilienhäuser in der Gemeinde und deren Wärmeenergiebedarf liegt pro Haus im Schnitt bei 15.000 kWh im Jahr. Hinzu kommen 1210 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, bei denen der durchschnittliche Bedarf pro Wohnung und Jahr bei etwa 8.000 kWh liegt. Hiernach liegt der statistische Wärmeenergiebedarf der privaten Gebäude in der Gemeinde zusammengenommen bei etwa 28 GWh.

Ein wesentlicher Punkt bei dieser Rechengröße wird die Erzeugung dieser Wärmeenergie sein. Wärmepumpen arbeiten mit einem Effizienzfaktor von bis zu 4, der sogenannten Jahresarbeitszahl. Bei einer JAZ von 4 werden für die Erzeugung der benötigten für ein Einfamilienhaus Wärmeenergie etwa 7.000 kWh Strom benötigt. Die tatsächlich erreichten Werte liegen bei Luftwärmepumpen momentan etwas darunter, aber es ist zu erwarten, dass Optimierung bei der Technologie und Verbesserungen der Beheizungssysteme hier noch einen Fortschritt bringen. Fortschritte bei der Dämmung sind ebenfalls zu erwarten. Ein sehr gut gedämmtes Haus benötigt nur etwa die Hälfte der Energie, wie oben angenommen. Dennoch wird das „Worst Case Szenario“ die Realität ausreichend genau, aber mit einen guten Chance, besser zu sein, abbilden. Bei allem ist zu bedenken: Wohnen muss bezahlbar bleiben.

Beleuchtung und Prozessenergie

Bereits elektrifiziert sind zwei weitere wesentliche Größen im Haushaltsbereich Beleuchtung und „Prozessenergie“ wie zum Beispiel für das Kochen oder alle übrigen Elektrogeräte. Der durchschnittliche Verbrauch hierbei liegt im Jahr bei 1.320 kWh pro Kopf, also in Wörthsee bei rund 6.6 GWh pro Jahr. In diesem Bereich bringen moderne Geräte Einsparpotential. Vor allem aber kommt es jedoch darauf an, den verbrauchten Strom auch zu 100% fossilfrei zu erzeugen.

Mobilität

In Wörthsee sind etwa 3.500 private PKW zugelassen, 97% davon sind derzeit Verbrenner. Stellen wir die PKW Flotte in Wörthsee rechnerisch auf Elektrofahrzeuge um, beträgt der anzunehmende durchschnittliche Verbrauch beim derzeitigen Stand der Technik etwa 17 kWh pro 100 km, zusammengenommen ebenfalls etwa 9 GWh im Jahr. Werden sich in den kommenden Jahren die erwarteten Fortschritte bei den Batterien einstellen, also vor allem die Reduzierung ihres Gewichts bei gleicher Leistung, werden die E-Autos auf einen niedrigeren Bedarf kommen. Mehr dazu steht im Kapitel Nachhaltige Mobilität.

Nehmen wir alle drei Bereiche des Energiebedarfs zusammen, kommen wir bei Vollelektrifizierung auf einen Bedarf von etwa 22 GWh Strom im Gemeindebereich Wörthsee.

Der Strombedarf der Zukunft

Die vorgestellte Schätzung zeigt den tatsächlichen maximalen Bedarf der privaten Haushalte. In der Realität wird der Bedarf anders ausfallen, zumal Entscheidungen der Bürger nicht per Verordnung getroffen werden dürfen. Dennoch steht das Nullemissions-Ziel längst verbindlich vereinbart fest und das heißt, dass die Simulation durchaus eintreten wird.

Nochmals: ein kommunaler Wärme- und Energieplan ist nötig, um dieses Thema genauer abzubilden. Wir vermuten, dass sich der Strombedarf in Wörthsee gegenüber den derzeitigen Werten mehr als verdoppeln wird.

Schätzwert Haushaltsstrombedarf in Wörthsee 2035

Schätzung zum Haushaltsstrombedarf in Wörthsee (kWh) bei Vollelektrifizierung. ca. 2035. Quelle: Eigene Berechnung auf Basis DeStatis

Energiebedarf im Jahresverlauf

Da der Verbrauch an Wärmeenergie die wesentliche Größe in dieser Gesamtrechnung ist, wird im Winter am meisten Energie gebraucht. 73% der Wärmeerzeugung fallen auf die Monate November bis März. Der Energiebedarf der privaten Verbraucher in der Gemeinde kann sich (bei Vollelektrifizierung) in der kalten Jahreszeit auf bis zu 76.600 kWh am Tag summieren. Dieser Spitzenwert wird jedoch vermutlich nicht erreicht werden, da energiesparende Technologien den Bedarf besonders bei Heizung und Mobilität noch senken werden.

Um das Ziel einer Versorgung dieses Bedarfs zu 100% mit erneuerbarer Energie zu erreichen ist ein solcher Spitzenbedarf ein wichtiger Maßstab. Niemand kann riskieren, dass im Winter das Energiesystem zusammenbricht. Mit dem Gespenst der sogenannten Dunkelflaute wird seit längerem Stimmung gegen die Umstellung der Stromerzeugung auf Erneuerbare gemacht. Da im Winter die Solarenergie nur schwache Ausbeute erbringen kann, hängt fast alles am Wind. Und was, wenn dieser nicht weht? Wie sehen also die Möglichkeiten für Wind- und Sonnenstrom zur Versorgung von Wörthsee aus?

Stromerzeugung im Jahresverlauf

Was ist erforderlich, um die benötigten 22 GWh an Energie für die privaten Haushalte vollständig mit erneuerbarer Energie zu erzeugen? Wir haben derzeit in Wörthsee bereits PV-Dachanlagen installiert, die etwa 3 GWh im Jahr an klimaneutralem Strom erzeugen. Hinzu kommt dieses Jahr der Bürger Solarpark, der weitere 5 GWh Leistung hat.

Geplant sind derzeit 4 Windräder im Gemeindebereich. Ein Windrad in der Gemeinde Berg im Landkreis erzeugt bis zu 7 GWh pro Jahr, da in Süddeutschland die Windenergie nicht besonders leistungsfähig ist. Dennoch, ein Ausbau der PV-Dachanlagen auf 8 GWh, der rechnerisch möglich ist, die Inbetriebnahme eines weiteren (bereits geplanten) Solarparks entlang der A96 sowie 2 Windräder (ca. 14 GWh) reichen rechnerisch mit 32 – 35 GWh bei weitem aus, den Strombedarf aller Haushalte bei Vollelektrifizierung zu decken.

Doch auf den ersten Blick sieht man: im jahreszeitlichen Verlauf ist die Erzeugung im Sommer zu hoch und im Winter zu gering, es braucht also Speicher.

WörthZero Simulation

Quelle der Basiszahlen: BdEW 2024, Quellenangabe:
Destatis
BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.
Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW)
Statistik der Kohlenwirtschaft e.V.
AG Energiebilanzen e.V.

Stromspeicherung

Der Speicherbedarf für elektrische Energie ist bei Nutzung der Erneuerbaren enorm. Auf den ersten Blick ist auf der Grafik zu sehen, dass die PV-Anlagen besonders dann viel Strom erzeugen, wenn der Bedarf eher gering ist. Windkraft dagegen folgt übers Jahr recht gut dem Bedarf. Beide zusammen reichen jedoch nicht, um den Verbrauch in den Wintermonaten zu decken.

Was ist nun von der sogenannten Dunkelflaute zu halten? Wie und vor allem für wie lange kommt es im Winter zu Flauten, wenn auch die PV nichts bringt? Auch wenn diese Flauten, europaweit gedacht, im Verbundnetz ausgeglichen werden können, ist der Aufbau einer großen Stromspeicherkapazität zwingend, um Versorgungssicherheit zu garantieren. Auch lokale Anlagen wird es brauchen. In Wörthsee sind bereits heute 105 kleine private Speicheranlagen installiert mit etwa 715 kWh Kapazität, was natürlich ein allererster Mini-Anfang ist. Da die private Stromspeicherung bei Betrieb einer Solaranlage sehr kostensparend ist, werden in den kommenden Jahren viele hundert Anlagen hinzukommen, die zusammengenommen 10 bis 20 MWh Kapazität haben könnten.

Große Batteriespeicher von einigen hundert MWh müssen mit einer anderen Batterietechnologie als Lithium gebaut werden. Die Lösung sind organische Flussbatterien.

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Das österreichische Burgenland will sich mit Hilfe der CMBlue Solid Flow Batterie-Technologie, die umweltfreundlich und wirtschaftlich ist, bis 2030 umzustellen: „Das Burgenland hat sich ein klares Ziel gesetzt: Wir wollen und wir werden 2030 klimaneutral, energieunabhängig und damit auch preisunabhängig sein“, betont Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Dazu wird ein organischer Batteriespeicher von Speicherleistung von 100 Megawatt mit einer Kapazität von 300 Megawattstunden installiert. Hier steht mehr zu diesem vorbildlichen Projekt. Auch der deutsche Energieriese Uniper hat ein Pilotprojekt mit dieser Speichertechnologie gestartet – Uniblue. Auch in Wörthsee sollte über eine derartige Lösung nachgedacht werden.

Smart Grid – das Stromnetz der Zukunft

Das intelligente Stromnetz der Zukunft muss durch ein Lastmanagement die enormen Schwankungen bei Erzeugung und Verbrauch abfedern. Ein Lastmanagement wird über Anreize jedem Haushalt eine Chance bieten, seine Stromkosten niedrig zu halten. In den nächsten Jahren werden alle Haushalte mit digitalen Stromzählern ausgestattet. Sie erfassen den Stromverbrauch zeitnah und zeigen, wieviel Strom wir wann verbrauchen.

Im Smart Grid kann jeder Verbraucher und jeder Erzeuger den Strom dann abnehmen bzw. anbieten, wenn es für das gesamte Netz am günstigsten ist.

Muss ich mein Elektroauto abends um 18:30 an die Ladenstation stecken, wenn vielleicht gerade eine Stromspitze das Netz belastet? Oder sorgt ein Smartmeter dafür, dass der Ladevorgang automatisch erst dann beginnt, wenn andere Verbraucher abgeschaltet wurden? Und er garantiert dennoch am nächsten Morgen zuverlässig eine volle Batterie. Und, schaltet er meine Spülmaschine oder Waschmaschine mittags ein, wenn die hauseigene PV-Anlage ausreichend eigenen Strom liefert?

Oder sorgt der Smart Meter dafür, dass der Strom meiner PV Anlage zu einer lukrativen Zeit mit hohen Erzeugerpreisen ins Netz eingespeist oder zwischengespeichert wird? Haben wir in der Nachbarschaft oder in der Gemeinde einen zentralen Speicher dafür? Kann ich mit einem privaten Stromspeicher sogar Geld verdienen, wenn ich zwischengespeicherten Solarstrom vom eigenen Dach zu Spitzenzeit ins Netz einspeise? Und geht das vielleicht vollautomatisch? Es ist auch geplant, die großen Batteriekapazitäten der Elektroautos für die Zwischenspeicherung von Strom nutzbar zu machen – bidirektionales Laden.

Solche Fragen zum Smart Grid werden spannend. Auch diese Themen können die Fachleute bereits beantworten. Informationen stellen das Ministerium oder die Energieversorger bereit.

Bis 2030 müssen die Stromzähler aller Haushalte intelligent sein. Smart Meter kommen und das smarte Netz ebenfalls. Deshalb wäre es gut, wenn die Gemeinde neben dem kommunalen Wärmeplan sich auch einen Plan macht zu einem kommunalen „smarten Netz“, das die vielen privaten Anlagen und die großen Bürger-Solar- und -Windanlagen sowie einen kommunalen Speicher ins Auge fasst.

Weitere Informationen stehen hier.

WörthZero – Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe2024-03-10T19:24:44+01:00

Der Wald – Holzfabrik oder Erholungsraum?

Der Wald – Holzfabrik oder Erholungsraum

21.04.2023_Waldgesundheit Kabarett

 

„Wald – 10 000 Klafter Holz oder ein grüne Menschenfreude“

(Bertold Brecht)

Unter diesem Titel haben Dr. Annika Gaggermeier und Dr. Michael Suda vom  Lehrstuhl für Wald- und Umweltpolitik der Technischen Universität München ihr Programm entwickelt:

„Was für den Einen ein stiller Rückzugsort ist, ist für andere ein Wirtschaftsgut oder eine Art Sport- und Freizeitpark im Grünen.

Gemeinsam beleuchten die beiden die Vielfalt dieser Interessen und die daraus entstehenden Herausforderungen in Form einer künstlerisch-kabarettistischen Perfomance.

Wälder wurden und werden mit sehr unterschiedlichen, individuellen Bedeutungen aufgeladen:

Sporttreiben oder Geocoaching, aber auch zum „Abschalten“ im Grünen. Zugleich dient der Wald als Wirtschaftsgut, in dem traditionell Bäume gefällt werden. Holz befriedigt als Baumaterial und wertvoller Rohstoff schließlich unzählige menschliche Bedürfnisse, von der Wiege über Büro und Toilette bis zur Bahre. Für viele Kommunen ist zudem der Wald ein wertvoller Quell reinen Trinkwassers. Dazu kommt seine Bedeutung für den Klimaschutz.

In einem dicht besiedelten Raum wie Deutschland müssen solche individuellen und gesellschaftlichen Bedürfnisse auf einer sehr begrenzt vorhandenen Waldfläche erfüllt werden. Das führt zwangsläufig zu einem Aufeinanderprallen der Interessen. Aus diesem Grund braucht es neben gesetzlichen Regeln auch Persönlichkeiten, die in der Lage sind, zwischen den oft gegensätzlichen Positionen und Ansprüchen an den Wald zu vermitteln.

An diesem Abend werden spielerisch die unterschiedlichen Bedürfnisse und Blickwinkel auf den Wald dargestellt und aktuelle Forschungsergebnisse präsentiert.“

Über die Referenten:

Dr. Annika Gaggermeier hat an der Fachhochschule Weihenstephan Forstwirtschaft studiert und später am Wissenschaftszentrum Weihenstephan der Technischen Universität München promoviert. Seit 2010 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am TUM-Lehrstuhl für Wald- und Umweltpolitik, seit 2015 wissenschaftliche Assistenz. Ihre Lehrtätigkeit fokussiert auf die Bereiche Raumordnung, Zertifizierung sowie Forst- und Umweltpolitik.

Prof. Dr. Michael Suda studierte Forstwissenschaft in München und promovierte an der Schnittstelle zwischen Natur- und Wirtschaftswissenschaften. 1995 nahm er den Ruf auf die Professur für Forstpolitik und Forstgeschichte der TUM an. Er ist begeisterter Hochschullehrer und gibt seine Erfahrungen in Kursen über Wissensvermittlung mit Humor weiter. Er analysiert politische Prozesse im Umfeld der Landnutzung, an der Nahtstelle zwischen Natur- und Gesellschaftswissenschaften.

Der Wald – Holzfabrik oder Erholungsraum?2023-04-24T12:58:51+02:00

Die Eiche Mein Zuhause – Dokumentarfilm

Die Eiche – Mein Zuhause

jetzt im Kino

In ihrem Dokumentarfilm DIE EICHE MEIN ZUHAUSE zeigen Laurant Charbonnier und Michel Seydoux einen Jahresablauf eines einzigen Baumes. Ohne ein Wort Kommentar. Wir haben den Film in Seefeld angeschaut und waren begeistert.

Die Eiche mein Zuhause
Rüsselkäfer
Schleiereule
Eichelhäher © Gaumont Pathé

„Für manche Menschen ist ein Baum etwas so unglaublich Schönes, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Für andere ist es nur ein grünes Ding, das im Weg steht.“ William Blake

Es war einmal eine alte Eiche…Die Jahreszeiten ändern sich, aber die Bewohner bleiben die gleichen: das flinke Eichhörnchen, die farbigen Rüsselkäfer, die lauten Eichelhäher, die unermüdlichen Ameisen und viele andere Lebewesen. Sie alle finden Zuflucht, Unterschlupf und ein Zuhause in diesem majestätischen Baum. Die Eiche wirkt wie ein Mietshaus der Natur, in der die Nachbarn miteinander zanken und feiern. Es gibt tierische Konzerte, dramatische Naturkatastrophen und action-geladene Verfolgungsjagden. DIE EICHE – MEIN ZUHAUSE ist eine sinnliche Reise in eine wunderbare Welt.

Die preisgekrönten Regisseure Laurent Charbonnier (bekannt für seine Bildgestaltung von Nomaden der Lüfte, Unsere Ozeane) und Michel Seydoux (Produzent u.a.v. Cyrano von Bergerac, Birnenkuchen mit Lavendel) haben einen Naturfilm produziert, der die Großartigkeit dieses Baumes feiert und dabei ohne jeglichen Begleitkommentar auskommt. Das Rauschen der Blätter, das Knacken der Äste und ein lebhafter Soundtrack ergänzen die heitere Symphonie der Tiere. Eine detailreiche Bildgestaltung und fantasievolle Montage erschaffen ein Werk, das den Blick auf diesen Lebensraum direkt vor unserer Haustür dauerhaft verändern wird.

Ein Biotop wird anschaulich

Wir haben den Film im Kino in Seefeld angeschaut. Wir finden, dass der Film mit spektakulären Aufnahmen das Zusammenspiel des Lebens in einem Biotop erfahrbar macht. Gerade hier, wo mit der Eichenallee zahlreiche Eichenbaumriesen überlebt haben ist der Film besonders eindrucksvoll. Denn er zeigt, welcher Artenvielfalt vom Rüsselkäfer bis zur Schleiereule ein einziger dieser Baumriesen – natürlich in einem etwas besseren Umfeld am Waldrand eines riesigen Naturgebiets – Platz bereitet. Allen unseren fleißigen Waldbauern, Motorsägern und Forstbeamten, für die jeder etwas ältere Baum bereits „schlagreif“ ist, sei dieser Film empfohlen. Sie sind es, die der Artenvielfalt den Garaus machen. Denn so ein würdiger, alter Baum mit seinen Höhlen, Nistplätzen und seinem Totholz ist die Heimat einer wahre Vielfalt.

SB

Die Eiche Mein Zuhause – Dokumentarfilm2023-04-07T22:53:52+02:00

Vogelperspektiven – Dokumentarfilm

Vogelperspektiven – jetzt im Kino

In seinem Dokumentarfilm Vogelperspektiven berichtet Jörg Adolph über die Situation der Vögel im Land und über die Arbeit des LBV, dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern. Wir haben den Film in Stegen angeschaut und waren begeistert.

Plakat Vogelperspektiven
Norbert Schäffer vor Ort
Naturschutzgebiet überall

Engagement für den praktischen Vogel- bzw. Naturschutz, das Sagbarmachen und das Zeigen der Schönheit von Vögeln in der Natur 3 von Beginn an verdeutlicht der Film verschiedenen Perspektiven. Regisseur Jörg Adolph begleitet 3 oftmals nur zusammen mit einem Kameramann und im möglichst unauffälligen Zweierteam selbst zuständig für den Filmton 3 seine beiden Protagonisten. Sie unternehmen Reisen zu Vogelschutzprojekten, begegnen Experten und Vogelliebhabern, Lobbyisten und Funktionären, Parteipolitikern und Naturschützern. Und sie erkunden immer wieder das vielfältige Vogelleben, der Film zeigt eigene oder von anderen Vogelliebhabern und Tierfilmspezialisten gedrehte, faszinierende Aufnahmen aus der Natur.

Der LBV und Norbert Schäffer

Die Mission von Norbert Schäffer, dem Vorsitzenden des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V. (LBV), ist die Rettung der Vogelwelt durch engagierte Verbands- arbeit. Humorvoll und hartnäckig, geduldig und fordernd, intensiv und fachkundig setzt er sich gemeinsam mit vielen anderen für ihren Schutz und ihre Erhaltung ein: >Wenn die Vögel sterben, sind auch die Menschen nicht mehr lange sicher<. So wird im Film am Beispiel des LBV exemplarisch nacherlebbar, wie einerseits Natur- und Artenschutz in Aktion funktioniert; besonders beeindruckend ist das Vorhaben der Auswilderung von Bartgeiern in Bayern.

Politische Lobbyarbeit

Andererseits muss aber auch politische Lobbyarbeit auf regionaler, kommunaler und Landesebene gemacht werden. Der Film zeigt, welche Einflussmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger bestehen, um die Ziele des Vogel- und Naturschutzes zu erreichen. Das erfolgreiche Volksbegehren >Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern<, das ganz konkrete Maßnahmen im bayerischen Naturschutzgesetz verankert, bildet als besonderes Beispiel daher auch einen wichtigen Kern und Rahmen des Films.

Hoffnung trotz erschreckender Zahlen

Dieser Erfolg gibt Hoffnung, und eine positive Lebenshaltung vermittelt auch der Ornithologe und Birdwatcher Arnulf Conradi, der zweite vom Filmteam begleitete Protagonist des Films. Die Beobachtung der Vielfalt von Vögeln, das bewusste Wahrnehmen und Sprechen über ihre Schönheit und Eleganz lässt die Filmzuschauer*innen an einer Faszination teilhaben, die für viele vielleicht völlig neu ist. Und so kann man die Uckermark in Brandenburg, Helgo- land oder Sylt im Film mit ganz anderen Augen sehen: Fokussiert auf die Lebensräume der Vögel.

Keine unrealistische Welt

Der Film agitiert nicht im Sinne des Naturschutzes und zeigt auch keine „heile Märchen- Tierwelt“. Regisseur Jörg Adolph: „Ich wollte einen deutlich :anderen Naturfilm8 machen, mich in vielen kleinen ästhetischen Entscheidungen von den in Schönheit und oft auch Kitsch erstarrten Genrekonventionen im Naturfilm unterscheiden. Es hat sich auch bereits im Ansatz für uns verboten, filmisch zu tricksen und allein auf ‚große Bilder‘ zu setzen. Sondern es ist die Summe der vielen, auch kleinen Perspektiven auf die Thematik, die in ihrer Gesamtheit zusammenwirken und zum Denken und Handeln anregen möchten.“

Der Film ist jetzt in vielen Kinos zu sehen.

Vogelperspektiven – Dokumentarfilm2023-03-09T20:47:29+01:00

Solarpark Wörthsee

Solarpark Wörthsee

Der Solarpark ist am 15.2.2024 ans Netz gegangen.

In Wörthsee ist eine Gesellschaft gegründet worden, die auf dem Gelände des Ziegelstadl an der A96 einen Bürger-Solarpark errichten wird. Die Gemeinde hat am 9. Februar das Gelände an die Betreiber verpachtet. Die Anlage mit 6 Megawatt Peak-Leistung soll bereits zum Jahreswechsel 2023/24 in Betrieb gehen.

NEAP Wörthsee
NEAP Wörthsee Lage

Es kommt Bewegung in die Energiewende. Auf einer Informationsveranstaltung am Abend des 9. Februar 2023 wurde im Gemeindesaal der Pachtvertrag über 30 Jahre für das Gelände am Ziegelstadl feierlich unterzeichnet. Anschließend erläuterten Thomas Prudlo und Claus Frommel von der Firma NEAP – Neue Energieanlagen Wörthsee den zahlreich anwesenden Wörthseer Bürgerinnen und Bürgern das Projekt.

Stromerzeugung: 6,3 Mio. kWh pro Jahr

Mit 6 Megawatt wird die Anlage etwa doppelt soviel Solarstrom erzeugen können, als alle bislang im Gemeindegebiet installierten Anlagen zusammen. Auf der Fläche von etwa 6 ha werden 14.000 Module installiert. Die Stromerzeugung wird rein rechnerisch etwa 60% des derzeitigen jährlichen Verbrauchs im Gemeindegebiet abdecken.

Aufstellung entlang der Autobahn

Das hohe Tempo bei Bau der Anlage erklärt sich auch die ist neue Rechtslage, nach der in einem Streifen von bis zu 500 Metern längs der Autobahn keine aufwändigen Bebauungsplanungs- und Genehmigungsverfahren mehr erforderlich sind. Die Gemeinde hat eine Baugenehmigung bereits erteilen können.

Der Flächenverbrauch von 6 ha ist ein erheblicher Eingriff in den Naturraum, darüber sollten sich alle im Klaren sein. Grundsätzlich sind deswegen PV-Anlagen auf Hausdächern die „bessere“ Lösung. Und auch in Wörthsee sollten alle, die in Solar investieren wollen und über geeignete Dachflächen verfügen, diese auch vorrangig nutzen. Aber Dachanlagen allein reichen am Ende nicht aus, um die gewaltigen Strommengen der nahen Zukunft zu produzieren.

Ökologisch sinnvolles Konzept soll Beitrag zur Artenvielfalt leisten

Daher ist es sinnvoll, Flächen entlang Autobahnen, die bereits erheblich belastet sind, vorrangig für erneuerbare Energien zu nutzen. Dennoch sind Belange des Naturschutzes abzuwägen, wie zum Beispiel bestehende Nutzungen von Unterquerungen der Autobahn durch Wildtiere, die nicht blockiert werden sollten. Auch an den Zaun rund um das Gelände gibt es besondere Wünsche von Naturschützern und Jagdverband. Thomas Prudlo führte aus, dass es bereits Kontakt zu Naturschutzverbänden (BUND und LBV) gegeben hat.

Die PV-Module werden auf in den Boden gerammten Trägern montiert, die leicht wieder zurückgebaut werden können. Fundamente werden nicht benötigt. Die Module werden mit etwa 30 Grad Neigung aufgestellt, wobei die untere Höhe über dem Boden mindestens einen Meter beträgt. Ob es zwischen den Modulreihen ausreichende Abstände und ob insgesamt nicht mehr als 70% der Fläche überbaut werden, muss in der Detailplanung zu sehen sein.

Die Fläche des Solarparks wird nur zweimal im Jahr gemäht werden und das Mähgut wird entfernt. Auch eine Beweidung durch Schafe wäre denkbar. Dadurch, dass die Vegetation allmählich ausmagern wird, können sich Blühpflanzen ansiedeln, die ein neues Biotop für Insekten darstellen werden. Der Zaun sollte für kleine Wildtiere durchlässig angebracht werden.

Wörthseer Bürger und Bürgerinnen sind aufgerufen, Anteile zu zeichnen

Das Projekt ist als eine Bürgersolaranlage mit Kommanditanteilen ausgelegt. Das heißt, Wörthseer Bürger, und nur diese, können als Kommanditisten bei der „NEAP GmbH & Co Solarpark Wörthsee KG“ einsteigen und Anteile zeichnen. Die NEAP rechnet mit einer sehr guten Rendite. Die Investitionskosten von rund € 5,5 Mio. sollen etwa zur Hälfte über Einlagen der Kommanditisten und zur Hälfte über einen Bankkredit finanziert werden.

Die PV-Anlage rechnet sich gut

Thomas Prudlo stellte in seiner Musterkalkulation den Bürger-Investoren eine gute Rendite in Aussicht. Diese soll dadurch erreicht werden, dass der von der Anlage erzeugte Strom einerseits „konservativ“ über einen 20 Jahre laufenden EEG-Abnahmevertrag zu einem Preis von etwa 5,8 Ct. pro kWh vermarktet und zu einem weiteren Teil direkt an der Strombörse gehandelt werden wird. Dort sind – so die Annahme – deutlich höhere Erträge möglich.

Angesichts der durch die Energiewende in Zukunft benötigten gewaltigen Mengen an erneuerbarem Strom kann diese Annahme durchaus realistisch sein.

Claus Frommel erläuterte, dass die Betreiber auf 50 bis 250 Kommanditisten hoffen. Im Einzelnen sind Einlagen im vier- bis unteren fünfstelligen Bereich erwünscht, um eine echte Bürgeranlage mit vielen Beteiligten zu realisieren.

Wer Anteile zeichnen möchte, kann sich bei den folgenden Informationsveranstaltungen informieren:

Donnerstag, 23.02.2023 um 19 Uhr im Rathaus Wörthsee, Seestraße 20, Sitzungssaal

Am 28. Februar um 19 Uhr wird zusätzlich noch ein Zoom-Meeting mit Herrn Prudlo stattfinden. Die Einwahldaten stehen auf der Webseite der Gemeinde: Solarpark Wörthsee.

Solarpark Wörthsee2024-03-05T19:29:09+01:00

Weniger Tempo – Mehr Lebensqualität

Weniger Tempo – mehr Lebensqualität

Etwa 70 Bürgerinnen und Bürger nahmen an der Veranstaltung zur Straßenverkehrssituation am 11. Oktober teil. Die lebhafte Diskussion brachte den starken Wunsch nach Veränderung der gegenwärtigen Regelungen zum Ausdruck. Als ersten Schritt fordert die Initiative Artenvielfalt nun den Gemeinderat auf, T 30 in allen Gemeindestraßen einzuführen. Und das „dicke Brett“ Staatsstraße soll mit neuen Argumenten angebohrt werden.

Moderiert von der Journalistin Dietlind Klemm diskutierte ein Podium aus Bürgermeisterin Christl Muggenthal, Markus Büchler, Sprecher für Mobilität der Landtagsfraktion der Grünen, Martin Held vom ADFC und Doja Muggenthaler von der Initiative Artenvielfalt.

Doja Muggenthaler erläuterte einleitend die Ergebnisse der Verkehrsumfrage in Wörthsee, deren Ergebnisse im Artikel Umfrageergebnisse zu Tempo 30″ vorgestellt worden sind. Das Podium brachte zum Ausdruck, dass derzeit in sehr vielen Gemeinden die Zeichen auf Temporeduzierungen stehen. Die heutige Verkehrssituation erfordere aus Gründen des Lärm- und des Personenschutzes neue Maßnahmen und die Novelle der Straßenverkehrsordnung schreibe hierzu neue Zielvorgaben. „Vision Zero“ ist das Stichwort in der neuen Durchführungsverordnung für die Straßenverkehrsbehörden beim Thema Personenschäden. Das heißt, dass der Präventionsgedanke (keine Verkehrsunfälle mit Todesfolge oder schweren Personenschäden) nun als „Grundlage aller verkehrlichen Maßnahmen“ maßgebend geworden ist. Nachdem im Gemeindegebiet Wörthsee es bereits tödliche Unfälle aufgrund nicht angepassten Tempos gegeben habe, sei die Lage auch für die Staatsstraße eigentlich klar. Ohne neue Limits kann „Vision Zero“ in Wörthsee nicht erreicht werden. Wen es interessiert: diese Vision wird in der Verwaltungsvorschrift zur STVO oben angestellt: siehe VwV StVO §§1. Mit diesen Informationen konnte Markus Büchler der Versammlung Mut machen, sich energisch für die Durchsetzung dieser neuen Vorgaben zu engagieren.

Ein weiterer Punkt der STVO-Novelle betrifft die T 30 Vorschrift im Bereich von Schulen, Kindergärten, Altenheimen oder medizinischen Einrichtungen – bis zu 250 Meter muss in diesen Bereichen das Tempo auf T 30 gedrosselt werden. Auch hier ist Wörthsee noch (rechtswidrig) großzügig, wie die Gemeindestraße im Bereich des Urban-Dettmar-Hauses oder die Kreuzung Schulstraße / Etterschlager-Straße zeigen. Eine Mutter brachte es auf den Punkt: „Ich muss dort immer an dem Gedenkkreuz für die tödlich verunglückte Schülerin vorbei. Ehe meine Kinder hier totgefahren werden, bringe ich sie lieber mit dem Auto zu Kita und Schule.“ Man möchte sarkastisch hinzufügen, dass sich hier der Kreis der „Freude am (raschen) Fahren“ schließt: fließen muss der sich selbst erzwingende Verkehr. Steigen Sie ein.

Kopfschütteln nach der Auslandsreise

Es ist in der Tat für denjenigen, der gerade aus dem Auslandsurlaub in Österreich, Italien oder Frankreich zurückgekehrt war, eine merkwürdige Debatte. Hier wird mit Leidenschaft um etwas gerungen, dass andernorts im Ausland längst flächendeckende Praxis ist.

In Frankreich werden zum Beispiel in geschlossenen Ortschaften, ob groß oder klein, immer Tempo 30 Vorgaben kombiniert mit einer Reihe von Zebrastreifen, gemalt auf „Ralentisseurs“ – Bodenschwellen. Der Verkehr auf den unseren Staatsstraßen vergleichbaren „Routes Départementales“ (D) wird damit auf Schritt-Tempo reduziert und so den Fußgängern Vorrang gegeben. Inklusive den Kindern, die hier entspannt auch ohne elterliche Begleitung zur Schule gehen können. In der Versammlung sprach jemand davon „dass doch alle zivilisierten Länder bereits Tempo 30 eingeführt haben“. Wie bei Asterix und Obelix ist das offenbar inzwischen: alle Länder – bis auf eines – unser Audi-Land.

Antrag an den Gemeinderat

Inzwischen hat die Initiative Artenvielfalt einen weiteren Schritt vollzogen und beim Gemeinderat Tempo-30-Zonen für alle Gemeindestraßen – ohne Ausnahme – beantragt. Ein Gemeinderat meinte dazu, dass doch „fast überall“ bereits T 30 gelte. „Fast überall“ ist eben nicht überall. Zur Aufklärung wurden inzwischen die Lücken genau identifiziert (u.a. Seestraße bis Dorfstraße, Dorfstraße bis Ortsausgang, Zum Kuckucksheim / Kuckuckstraße und Bereiche in Etterschlag). Die Spannung ist groß, wie der Gemeinderat über das Anliegen entscheiden wird. Auch der Beitritt der Gemeinde Wörthsee zur Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ des deutschen Städte- und Gemeindetages wird in diesem Zusammenhang gefordert.

Doja Muggenthaler zog bereits das Fazit, dass die Kommunikation zwischen zwischen Bürgern, Gemeinde und Behörde, verbesserungsfähig sei. „Eine gute Zusammenarbeit kann dazu führen, die Behörden zu überzeugen.“ In ihrem Schlussbeitrag hob sie hervor, dass die stressfreie Mobilität für Radler und Fußgänger ein selbstverständliches Menschenrecht sein sollte.

Bauamt Weilheim und die Staatsstraße

Das dicke Brett ist die Staatsstraße. Hier wird immerhin die Kreuzung Schulstraße inzwischen zu einem Politikum werden, denn die Vorschrift der im Dezember 2021 geänderten STVO ist durchaus klar: Der Schulweg muss auf einer Länge von 250 Metern mit T 30 abgesichert werden, auch wenn das Schulgebäude nicht unmittelbar an der Etterschlager-Straße liegt, hier aber der Haupt-Zugangsweg verläuft. Das wäre vielleicht ein Anfang, der dringend gemacht werden müsste, schon um der Rechtslage Genüge zu tun. Ein Beitrag zum zivilisierten Umgang mit unseren Kindern – das wäre doch etwas?

SB

Weniger Tempo – Mehr Lebensqualität2022-11-05T14:59:51+01:00

Weniger Tempo – Mehr Lebensqualität | 11. Oktober 2022

Die Initiative für Artenvielfalt lädt ein:

WENIGER TEMPO

MEHR LEBENSQUALITÄT

Diskussionsveranstaltung mit

  • Christl Muggenthal, Bürgermeisterin
  • Markus Büchler, Verkehrsexperte, bayerischer Landtag
  • Anton Maier, ADFC-Kreisvorstand Starnberg
  • Doja Muggenthaler, Initiative für Artenvielfalt
  • Moderation: Dietlind Klemm, Journalistin

Schwerpunkte:

  • Ergebnisse der Umfrage: Großer Wunsch nach Verkehrsberuhigung und sicheren Überwegen
  • Tempo 30 – Pro und Contra
  • Wege zu mehr Schutz für Radler*innen und Fußgänger*innen

Wo? Rathaussaal Wörthsee

Wann? 11. Oktober, 19.30

V.i.S.P: Doja Muggenthaler, Waldstraße 42, Wörthsee

Weniger Tempo – Mehr Lebensqualität | 11. Oktober 20222022-09-22T23:30:55+02:00
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