Flugsicherung blockt Windradplanung im Landkreis Starnberg
Der Landkreis Starnberg und der regionale Planungsverband arbeiten seit Jahren am Ausweis von Vorrangflächen für die Windenergieerzeugung in unserer Region. Die Planung sieht Standorte für etwa 18 Anlagen entlang der A96 vor. Jetzt blockt die Flugsicherung die Windradplanung. Neue Vorgaben der Deutschen Flugsicherung für den Sichtflugbetrieb des Airports Oberpfaffenhofen könnten den Ko-Schlag für diese Planung bedeuten.
Die Karte zeigt dunkelgrün die geplanten Flächen für Standorte von Windrädern im Landkreis.
Sichtflugkarte Oberpfaffenhofen EDMO. Quelle: DFS
Die Namen auf der Flugkarte lauten „Echo 1“, „Echo 2“ und „Whiskey“. Die damit bezeichneten Orientierungspunkte für die Sichtflug von und nach Oberpfaffenhofen tauchen in den nun an die Planer von Windradanlagen übermittelten Stellungnahmen der Flugsicherung auf. Sie bedeuten wegen gültiger Abstandsregelungen möglicherweise das Aus für mehrere der geplanten Standorte für Windräder.
Echo 1 und 2 betreffen die Windräder im Kreuzlinger Forst bei Gauting und möglicherweise auch weitere ausgewiesene Flächen nördlich von Starnberg bei Oberbrunn, Unering und Hausen, sowie nordöstlich von Seefeld. Whiskey tangiert die Windradplanung in Wörthsee und Inning.
Windradplanungen ohne Chancen?
Die Stellungnahmen zu den Windrädern im Kreuzlinger Forst sehen 5 der 6 geplanten Anlagen als zu nahe an der Flugroute zum Airport Oberpfaffenhofen. Die Stellungnahme zur Planung auf dem Gemeindegebiet Wörthsee bei Etterschlag, sind für 2 der dort geplanten 5 Anlagen negativ.
Politische Einflussnahme?
Eine besondere Kuriosität hier ist, dass dieselbe Deutsche Flugsicherung DFS vor 2 Jahren bei einer Anfrage des Planungsbüros Beermann keine Bedenken geäußert hatte. Es wurde zu Gauting bereits vermutet, dass politische Einflussnahme im Spiel sei. Denn dort hat sich Ex-Wirtschaftsminister Zeil gegen die Anlagen stark gemacht. Dass die Behörde im Fall Wörthsee sich widersprechende Stellungnahmen abgibt, ist denkwürdig. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt?
Wie geht es weiter?
Ein einziges Windrad bei Gauting zu bauen ist nach Auskunft des Planungsbüros nicht wirtschaftlich machbar. Denn der Aufwand für Zufahrten durch das Waldgebiet sei für einen einzelne Anlage zu groß. Ob es im entfernteren Bereich zu „Echo“ noch Möglichkeiten für weitere Anlagen gäbe, ist derzeit nicht geprüft.
In Wörthsee will der Bauherr noch nicht aufgeben, es wird bis zum Frühjahr brauchen, zu klären, ob die verbliebenen 3 Anlagen dort wirtschaftlich errichtet werden können. Oder ob die sich widersprechenden Stellungnahmen deren Wirksamkeit in Frage stellen.
Vor allem aber ist in Wörthsee nun unklar, ob das Windrad mit Bürgerbeteiligung weiter dabei sein wird – das die Voraussetzung dafür wäre, dass die Windräder den Bürgern in der betroffenen Gemeinde Wörthsee auch direkten Nutzen stiften, als Ausgleich für die Beeinträchtigung der Landschaft vor Ort.
Klimaneutralitätsziele auf der Kippe
Der Landkreis Starnberg will die Klimaneutralität bis 2035 erreichen. Dieses Ziel hat nun einen erheblichen Rückschlag erlitten. 18 geplante Windräder würden eine Stromerzeugung von ca. 200 Mio. kWh jährlich erbringen. Fallen nun die Hälfte oder mehr weg, müssen neue Standorte gefunden werden. Eine Kompensation durch PV-Anlagen ist nicht möglich, dazu wäre allein der Flächenbedarf viel zu groß. Sinnvoll wären diese ebenfalls nicht, da PV in vier Wintermonaten nicht ausreichend leistungsfähig ist. Die Wintermonate sind die Monate mit dem höchsten Energiebedarf und genau in dieser Zeit ist Windenergie besonders gut verfügbar und leistungsfähig.
Welche Möglichkeiten gibt es noch für neue Windräder?
Landrat Frei hat in der SZ bereits geäußert, dass er in München intervenieren wolle. Eine Einschätzung zu weiteren Vorhaben wird im Münchner Merkur aktuell beschrieben.
Demnach sind die Vorhaben der Stadtwerke Fürstenfeldbruck bei Gilching und diejenigen der Gemeinde Seefeld bislang noch machbar. Generell ist es den Bürgern schwer vermittelbar, dass ein Flugbetrieb von Privatfliegern die notwendigen Maßnahmen für die von der Gesellschaft als vorrangig eingestufte Aufgabe der Klimaneutralität zu blockieren vermag. Der Landkreis Starnberg ist in der Bredoullie, denn er muss sich möglicherweise nun auch nach Ersatzflächen im Süden des Landkreises umsehen. Dort sind allerdings die Windbedingungen schlechter und es stehen laut Behörde „die Interessen des Tourismus“ gegen Anlagen auf dem Höhenrücken zwischen Starnberger See und Ammersee.
Mehr zum Thema in den Beiträgen zu „WörthZero- Energiewende Wörthsee“.
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