Brief an die Starnberger Neuesten Nachrichten (SZ)

Brief an die Starnberger Neuesten Nachrichten

Plakat demonstration
Der Backshop Wörthsee
Kuckuckswald-2020-07-29

Bündnis „Rettet den Kuckuckswald“ Wörthsee 22. Februar 2021

Sehr geehrte Frau Setzwein, sehr geehrter Herr Costanzo,

viele in unserem Bündnis „Rettet den Kuckuckswald“ haben die SZ seit langer Zeit abonniert, weil wir sie für eine unabhängige Zeitung halten, die alle demokratischen Parteien und Initiativen in ihrer Berichterstattung berücksichtigt, seriös informiert und die Werte der Meinungsfreiheit hochhält.

Für die Berichterstattung der StaNN über unser Bürgerbegehren stimmt das jedoch in letzter Zeit nicht mehr. Anfangs war sie relativ objektiv, aber in den letzten Wochen wirken die Artikel mehr und mehr wie Hofberichterstattung für die Gemeinderatsmehrheit und den Investor. Diese konnten ihre Sicht der Dinge meist ausführlich darlegen, wir aber nicht. Leserbriefe der „Vollsortimenter-Gegner“ wurden oft ignoriert.

Und das, obwohl im Dezember innerhalb von 2 Wochen fast 20% der Wörthseer Wahlberechtigten unter Lockdownbedingungen unterschrieben hatten!

Wir möchten unsere Kritik im Wesentlichen an dem zuletzt erschienenen Artikel vom 20/21. 2. 2020 auf Seite R 10 festmachen:

  1. Zu Beginn wird ausführlich und völlig unkritisch aus der sog. „Projektzeitung“ der Gemeinde zitiert, z. B. „Kinder werden gefahrlos über die Etterschlager zu Fuß in den katholischen Kindergarten gebracht oder in die Krippe…“. Ist es nicht eine Schande, dass es die Gemeinde trotz vieler Anträge und Beschwerden der Bevölkerung bisher nicht fertig gebracht hat, für sichere Übergänge zu sorgen! Wir brauchen also einen „Vollsortimenter“, damit die Verkehrssituation verbessert wird! Das hört sich doch wie ein Witz an.
  1. Danach wird in Ihrem Artikel das Nahwärmenetz Ob das eine gute Sache ist, kann erst nach dem Vorliegen der Machbarkeitsstudie beurteilt werden. Aber braucht man dazu einen überdimensionierten Supermarkt??? Anderswo gibt es auch Nahwärmenetze ohne Supermärkte. In der „Projektzeitung“ findet sich zwar der Hinweis auf die Förderung einer Machbarkeitsstudie, aber keine Angabe, w i e dieses Nahwärmenetz gestaltet werden soll.
  1. Anschließend werden viele wichtige Menschen zitiert, die behaupten, dass der Wogenobau nur mit dem großen Supermarkt Sinn mache. Wurden auch die zukünftigen Bewohner*innen von Ihnen interviewt? Die meisten von ihnen sind nämlich wenig begeistert von dieser Planung. Ein kleinerer Laden ohne Waldzerstörung würde für alle ringsum, wie wir mehrfach begründet haben, genügen.
  1. Nun gehen Sie auf unseren Flyer ein, in dem übrigens nur belegbare Zahlen und Fakten veröffentlicht wurden, die zum großen Teil von der Gemeinde-Website, stammen. Sie schreiben: „Das Bündnis will erfahren haben, dass der 1. Anliefer-LKW zum Edeka bereits um 4 Uhr früh komme…“ Man muss nur bei Edeka in Waldbrunn nachfragen, um das zu erfahren. In dem Ausdruck „will“ unterstellen Sie uns Falschinformationen.
  1. Es wird uns immer wieder entgegen gehalten, dass für die Zufahrt zu den Wogeno-Wohnungen alleine auch schon viel Wald gerodet werden müsste. Das wird von Ihnen unkritisch übernommen. Bei einer naturschonenden Planung könnte man mit einer Fällung weniger Bäume (v.a. Fichten bei den Müllcontainern) auskommen. Ebenso unkritisch zitieren Sie Frau Muggenthal, dass es sich hier „lediglich um Bäume am Waldsaum entlang der jetzigen landwirtschaftlichen Fläche“ handle. Wie wertvoll diese Flächen sind, hätten Sie dem Quinger – Gutachten des Bund Naturschutz, das wir Ihrer Zeitung kürzlich zugeschickt haben und das die Gemeinde längst bekommen hat, entnehmen können. Hier heißt es, dass auch die Rodung von 2000 qm schon einen großen Schaden anrichten würde.
  1. Weiterhin wird die Bürgermeisterin zitiert, dass wir falsche Zahlen aus dem ISEK verwenden würden. Welche falschen Zahlen haben wir wo verwendet? Bitte weisen Sie uns das nach oder nehmen Sie Ihre Behauptungen zurück! Welche Zitate sind aus „dem Zusammenhang gerissen“? Wo haben wir „Rechenfehler“ begangen? Auch wenn in unserem Bündnis keine „Gymnasiallehrer“ sind, können wir alle rechnen und richtig zitieren. Auch wir haben an vielen Wochenenden und Nichtwochenenden unsere Infos aus seriösen Quellen zusammengetragen, ehrenamtlich und ohne Staatsknete. Wenn Sie uns einen Fehler nachweisen, nehmen wir den gerne zurück.
  1. Sie befragen lediglich Herrn Tyroller, der von der grünen Linie abweicht, aber nicht den Ortsvorstand, der die Meinung der grünen Mehrheit vor Ort vertritt und im Bündnis mitarbeitet. Auch auf unsere Fragen an die Gemeinde, die wir Ihnen am 11.02.2021 geschickt haben, gehen Sie nirgendwo ein. Von der Bürgermeisterin wurden wir danach mit der „bald erscheinenden Projektzeitung“ vertröstet. Diese verspricht uns eine süßliche Idylle, geht aber auf unsere Fragen nicht ein.

Wir sind eine Gruppe von Wörthseer*innen, die sich für die Erhaltung der Wörthseer Naturschätze (soweit noch vorhanden) engagieren und sich deshalb für einen kleineren Nahversorger einsetzen.

Wir haben keinen persönlichen Vorteil davon, wenn der „Vollsortimenter“ nicht kommt. Aber wir haben die Zeichen der Zeit erkannt und wollen die Reste intakter Natur auch für die nächsten Generationen erhalten, dazu den von der Gemeinde ausgerufenen Klimanotstand wirklich ernst nehmen. wir unser Klima retten.

Mit freundlichen Grüßen

Doja Muggenthaler

Hanna Weber

Michael Benzinger

P.S. 3 Beispiele für Artikel in der SZ, die uns inspiriert haben: „Behäbigkeit“ v. Jagoda Marinic (27.11.2020), „Die Natur kommt zu kurz“ v. Chr. Seebald (30.12.2020), „Das Unvorstellbare denken“ v. Carolin Emcke (13.2.2021)