Kahlschlag in Wörthsee

In Wörthsee wird ein in der bayerischen Waldkartierung als Erholungs- und Lärmschutzwald klassifiziertes Stück Buchenwald abgeholzt. „Forstwirtschaft mit der Handgranate“ nannte ein Experte diese Art Kahlschlagbewirtschaftung. Liest man die verzuckerten Berichte und Publikationen unserer Ministerin zum Thema Wald in Bayern, dürfte so etwas eigentlich gar nicht stattfinden. Denn wir wirtschaften längst „nachhaltig“ und „naturnah“ in unseren Wäldern. Hierzu das Statement von Stephan Bleek und seine Fotos.
Kahlschlag Steinebach oberer Hang
Kahlschlag am Steinberg

Erholungswald „Braune Lande“. Foto: S. Bleek

Das Logo der deutschen Waldpädagogik: Aufruf zu nachhaltigem Forsten.

Mir wurde auf meine Anfrage beim Forstamt Weilheim bezüglich des Wörthseer Kahlschlages eine forstamtliche Einschätzung zugeleitet, die ich für so kompetent und phantasievoll halte, dass ich mich mit einigen Gedanken auch an Sie, die von „Gefahrbäumen“ bedrohte Öffentlichkeit und unsere Pressekollegen wenden möchte.

Ich bedauere sehr, dass ich als Laie die großen Gefahren, die für mich und alle Autofahrer, Spaziergänger und Wanderer von den hier wachsenden „Gefahrbäumen“ ausgehen, nicht erkennen konnte. Und die S- Bahn nebendran erst! Nicht auszudenken wenn sich ein solcher Gefahrbaum nach den vielleicht 120 oder 150 Jahren, wo er dort ungerührt auf seinem Platz stand, sich eingedenk der von ihrem Amt ihm zugedachten Lärmschutzfunktion wie ein „Ent“ plötzlich auf einen Zug gestürzt hätte! Und dann erst die jungen, weiter hinten am Hang gefällten Gefahrbuchen! Vielleicht erst 50 oder 60 Jahre alt! Jugendliche gelten ja auch unter uns Menschen als besonders gefährlich und unberechenbar. Offenbar echte „Huorns“! „Nach Isengart!“ sollen sie schon nachts gerufen haben! Wir haben ja offenbar alle „Herr der Ringe“ gesehen oder gelesen und dort zu was Bäume fähig sein können!

Ich bin unserem Forstamt jedenfalls sehr dankbar, dass es unseren Waldbesitzern bei ihren Schutzmaßnahmen vor den Gefahrbäumen fachkundig zur Seite steht. Der beste Schutzwald ist sicherlich gar kein Wald, das habe ich Laie jetzt endlich gelernt!

Da mir auch jetzt erst bewusst wird, in welch große Gefahrenzone ich mich schon am Waldrand begebe, hätte ich eine große Bitte: Wir haben hier dem Augenschein nach noch einige letzte nach Baumarten, Wuchshöhe und Alter gleichartige kleinere Waldstücke, in denen wir forstlich unbedarfte Bürger uns zur Zeit noch ahnungslos bewegen.

Wäre es nicht sinnvoll in Ausübung der forstaufsichtlichen Pflichten wenn das Amt sofort ein Rundschreiben an die Besitzer der verbliebenen Waldstücke schickt, dass diese Gefahrwaldstücke umgehend einer „ordnungsgemäßen forstwirtschaftlichen Nutzung“ zuzuführen, und „im eigenen Interesse der Besitzer ebenso wie im Interesse der öffentlichen Sicherheit rechtzeitig (zu) entfernen“ also kahl zu hieben sind?

Nur so können wir Bürger wirklich vor den Gefahrbäumen geschützt werden. Für die Zeit bis weitere Waldschutzmaßnahmen greifen bitte ich die Gemeinde Wörthsee und das Landratsamt Starnberg, an allen baumbestandenen Straßen und an den Wanderwegen unbedingt Warnschilder aufzustellen, dass das Betreten der noch nicht beseitigten „Erholungswälder Stufe 1“ und der „Erholungswälder Stufe 2“ und insbesondere des „Schutzwaldes KL Klima-, Immissions-, Lärmschutz lokal“ höchst gefährlich ist. Handeln Sie bitte rasch, damit uns nichts mehr zustoßen kann, beim Spaziergang im Gefahrenwald!

Vielleicht sollten alle Beteiligten sich auch nochmal „Herr der Ringe“ anschauen und die, die es angeht sollten Ihre Herren Morgoth und Saruman grüßen! Danken Sie denen auch von mir persönlich, dass wir statt durch „Düsterwald“ endlich durch „Braune Lande“ laufen dürfen!

Schmerz und Bitternis angesichts der Wörthseer Baumleichen beiseite! Besser sollte das Forstamt (nach Corona) einen Runden Tisch organisieren, der Waldbesitzer, Amt und Interessierte zusammenruft und klärt, wie denn die Wälder im Landkreis im Sinne nachhaltiger Forstwirtschaft klimagerecht umgebaut werden können mit neuen Arten, die auch noch in 80-100 Jahren ihre Erholungs- und Schutzfunktionen für uns wahrnehmen können. Im konkreten Beispiel vielleicht zu den jungen Buchen Nachpflanzungen z.B. von Weißtanne, Gr. Küstentanne etc. Das wird etwas kosten und die beteiligten Waldbesitzer werden das wahrscheinlich kaum investieren , da ihnen ihr famoser Kahlschlag angesichts der im Keller liegenden Holzpreise auch nur wenig einbringt. Ich zitiere abschließend das zuständige Ministerium (https://www.stmelf.bayern.de/wald/forstverwaltung/index.php)

„Die Bayerische Forstverwaltung ist zuständig für die Belange des Waldes und der Forstwirtschaft in Bayern. Auf der Grundlage des Waldgesetzes für Bayern stellt sie sicher, dass die Wälder ordnungsgemäß und nachhaltig bewirtschaftet werden und unterstützt die Weiterentwicklung des Sektors Forst und Holz. Im Dialog mit Waldbesitzern, Bürgern und gesellschaftlichen Interessensgruppen vermittelt sie im Spannungsfeld der Interessen und erarbeitet sachgerechte Lösungen.

Die Bayerische Forstverwaltung unterstützt die Anstrengungen, die Wälder fit für den Klimawandel zu machen und gewährleistet so deren Leistungen zur Daseinsvorsorge und für die Rohstoff- und Energieversorgung. Dabei bekennt sie sich ausdrücklich zur Entscheidungsfreiheit und Eigenverantwortlichkeit der Waldbesitzer und stärkt deren Selbsthilfeorganisationen.“

An unserem Beispiel KAHLSCHLAG WÖRTHSEE funktioniert bislang nichts davon.