Die Gemeinde Wörthsee plant ein Holzhackschnitzelheizwerk an der Kuckucksstraße. Diese Montage beruht auf den Ende Januar vorliegenden Informationen und zeigt nicht das wirkliche Szenario, da zu diesem derzeit nur widersprüchliche Aussagen gemacht wurden.

Presseerklärung:

Sorge um den Wald, Sorge ums Klima

Einige Aktive der Initiative für Artenvielfalt haben am Infogespräch der Gemeinde zur geplanten Heizzentrale am 22.2.2022 teilgenommen. Es fand ein intensiver und offener Austausch statt, trotzdem konnten uns die Argumente der Planer und zukünftigen Betreiber des Hackschnitzel-Heizwerks nicht überzeugen.

  • Das Hackschnitzel-Heizkraftwerk wird von den Betreibern als nachhaltig bezeichnet. Dies ist unserer Meinung nach eine vereinfachende Rechnung (Anm.1): Nach unseren Erkenntnissen werden dort ca. 1044 Tonnen CO2 pro Jahr emittiert werden. Nach Rechnung der Planer/Betreiber würde dies wieder durch nachwachsende Bäume, die das CO2 binden, ausgeglichen.

Wir sagen: Es dauert Jahrzehnte, bis diese nachgewachsen sind. Das CO2 wird jedoch sofort emittiert.

Außerdem braucht der Betrieb des Ofens auch Strom für die automatische Holzzufuhr, das Gebläse und die Filter, zudem entsteht jede Menge Feinstaub. Der wird zwar gefiltert, aber diese hochgiftigen Filter müssen dann wieder für teures Geld im Sondermüll entsorgt werden.

  • Der Vertreter der MV Biomasse AG erzählte, dass der Wald in Deutschland in einem guten Zustand sei, dass er ständig wachse und dass die Entnahme des Materials für die Hackschnitzel kein Problem sei. Er bezog sich jedoch auf die Bundeswaldinventur von 2012. Das war vor 10 (!) Jahren.

Inzwischen hat sich viel geändert:

Erst am 22.2. 2022 schlug das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) in Oberpfaffenhofen Alarm. In einer Studie zur Abnahme des Waldbestandes zeigen sie auf, dass der Verlust noch drastischer ist als der Waldschadensbericht der Landesregierung:

Seit 2018 gingen z.B. im Landkreis Starnberg 732 h Wald verloren. ( Dazu auch der Kreisbote vom 23.2.2022, S.2, „Große Sorge und den heimischen Wald“ und die SZ vom selben Tag „Beispiellose Schäden“, S.13)

Wir brauchen den Wald dringend, um das vorhandene CO2 zu senken!

  • Es gibt ein weiteres Problem, wenn sehr viel Restholz für Hackschnitzelheizungen entfernt wird: Wie eine Studie der bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft („Kronennutzung aus nährstofflicher Sicht“, LWF-Aktuell 108) zeigt, braucht der Wald das Restholz, weil es als organischer Dünger dient. Ohne dieses Restholz wird langfristig die Fruchtbarkeit des Standorts herabgesetzt. (Anm.2)

Dazu kommt, dass sog. Totholz für das Überleben unzähliger Kleintiere und Pilze wichtig ist. (Anm.3)

  • Wir fragten, ob es eine nachprüfbare Holzrohstoffbilanzierung für den Umkreis, aus dem die Hackschnitzel stammen sollen, gibt. Denn es ist zu befürchten, dass immer mehr Gemeinden solche Hackschnitzel-Heizwerke bauen wollen und dann das Material doch aus größerer Entfernung herangeschafft werden muss.

Darauf gab es keine klare Antwort.

  • Eine Wogeno-Interessentin fragte, ob das Hackschnitzel-Heizkraftwerk nicht mit Solarthermie gekoppelt werden könnte, damit wenigstens im Sommer weniger verbrannt, bzw. der Ofen abgeschaltet werden könnte. Diese Möglichkeit wurde von den zukünftigen Betreibern nicht akzeptiert, obwohl es zahlreiche Gemeinden gibt, in denen dies praktiziert wird. Beispiele finden sich in dem Artikel „Solarwärmedörfer werden populär“ vom 8.11.2018 unter

https://www.erneuerbareenergien.de

Resümee:

Die Gemeinde steht unter Zugzwang, da der Supermarkt schnell Klarheit über das Nahwärmenetz haben will. Deshalb wurde diese fragwürdige Lösung genommen, ohne Alternativen sorgfältig zu prüfen.

Für uns ist das eine Notlösung, die der Öffentlichkeit als nachhaltig verkauft wird.

Die von der Gemeinde vor einigen Jahren bestellte Machbarkeitsstudie für das Nahwärmenetz ist immer noch nicht fertig. Hier müssten ergebnisoffen ökologisch bessere Möglichkeiten, wie Großwärmepumpen, Solarthermie mit Saisonspeicher, oberflächennahe „Kalt-Geothermie“, Kombilösungen o.a. aufgezeigt werden. Auch die Möglichkeit eines sog. „Kaltwärmenetzes“ wie in Bad Nauheim wäre zu erwägen (Anm.4), außerdem für eine längerfristige Planung Tiefengeothermie zusammen mit anderen Gemeinden.

Ebenso müssen bessere Standorte außerhalb des Waldes geprüft werden!

Wir können deshalb nur an den Gemeinderat appellieren, in Zukunft folgende Forderung der Deutschen Umwelthilfe umzusetzen:

„Die Umstellung auf erneuerbare Wärme sollte in einem ,kommunalen Wärme- und Aktionsplan´ öffentlich diskutiert und langfristig vorbereitet werden…“

Natürlich appellieren wir auch an alle Bürgerinnen und Bürger, erneuerbare Energien einzusetzen, wo immer es geht und ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern!

Und wir empfehlen, bei der Online-Infoveranstaltung am 3. März selbst nachzufragen.

Anmerkung 1: Siehe auch Erklärung der 20 wichtigsten Umweltschutzorganisationen vom 24.11.2020

Anmerkung 2: Letzte Änderung 29.12.2020

URL: http://www.lwf.bayern.de/cms04/boden-klima/stoffhaushalt_waldernaehrung/127355/index.php

Anmerkung 3: Es wäre ohnehin sinnvoller, das Restholz, das wirklich raus muss, für die Papierherstellung und für ökologisches Dämm-Material zu verwenden. Damit würde der Kohlenstoff weiterhin gespeichert und nicht durch Verbrennen die Klimaerwärmung angeheizt.

Anmerkung 4: https://www.stadtwerke-bad-nauheim.de/produkte/kalte-nahwaerme/so-funktionierts.html