WörthZero: Nachhaltig Bauen im Gemeindegebiet
Im Jahr 2005 haben der Landkreis Starnberg und seine Gemeinden gemeinsam beschlossen, bis 2035 bei Energieerzeugung und -verbrauch klimaneutral zu werden. Auf der Webseite der Gemeinde ist zum Thema Klimaschutz im 5 Seenland das integrierte Klimaschutzkonzept von 2010 zu finden. Doch wo stehen wir heute?
Massivbauten mit hohem Betoneinsatz dominieren auch 2024 die Neubautätigkeit in Wörthsee. Foto: Stephan Bleek
„Bauleitplanung auf Klimaschutz ausrichten:
Die Gemeinde Wörthsee strebt an, die Möglichkeiten des Baurechts in der Bauleitplanung so weit wie möglich auszuschöpfen, um Klimaschutzziele zu erreichen: Beachten einer energieeffizienten Bauweise (in neuen Bebauungsplänen soll mindestens Passivhausstandard erreicht werden, besser
Energie-Plus-Häuser!), Nutzen der aktiven und passiven Solarenergienutzung, kompakte Bauweise; Vermeidung fossiler Brennstoffe, Bildung von Nahwärmeinseln, Reduzierung der Verkehrsflächen und Stärkung des Umweltverbund (v. a. Fuß- und Radverkehr); kurze Wege; Vermeidung von Flächenverbrauch. Die Gemeinde Wörthsee wird externe Planer zukünftig hinsichtlich ihrer Kompetenz in Sachen klimafreundlicher Ortsentwicklung und energieoptimiertes Bauen auswählen und beauftragen.“
Das preisgekönte Gebäude in Wörthsee. Foto: Prospekt Bürgerenergiepreis
Die Zielsituation im Energieverbrauch wird wesentlich von den Gebäuden bestimmt. Quelle: Eigene Berechnung nach statistischem Bundesamt.
Der Fortschritt auf dem Weg zur CO2-Neutralität ist mühsam. 2010 bereits wurde empfohlen, „nach Möglichkeit“ Neubauten nur noch nach einem Energie-Plus Standard zuzulassen. Insbesondere eine entsprechende Bauleitplanung wurde empfohlen (s.489). Diese Ratschläge wurden leider bisher nicht umgesetzt.
„Behaglich, wohnlich, gemütlich – auch das bekommen wir in Wörthsee bis 2035 klimaneutral hin. In Deutschland entfallen aktuell etwa 30 % der Emissionen auf den Energieverbrauch in unseren privaten Haushalten (PH) sowie Gebäuden von Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD), vor allem durch die Bereitstellung von Warmwasser und Raumwärme. Für die Reduktion müssen wir einerseits darüber sprechen, wie wir in Zukunft bauen und bestehende Gebäude so schnell wie möglich sanieren können, so dass ihr Energiebedarf deutlich sinkt. Andererseits müssen wir Gebäude effizient klimaneutral heizen, indem wir fossile Heizungssysteme sinnvoll ersetzen. Eine erste Liste an Aufgaben und Möglichkeiten haben wir zusammengestellt, sie lässt sich erweitern:
- Die Herstellung eines Massivbaus setzt rund 40 t CO2 frei, eine Menge, die etwa 80 Jahren Heizen des Gebäudes mit fossilen Brennstoffen entspricht. Insbesondere die Herstellung von Beton ist sehr klimabelastend. Holzbauweisen sind daher vorzuziehen, da dieser Baustoff CO2 langfristig bindet, anstatt es freizusetzen.
- Neubauten sollten mindestens die Standards KfW 40 oder Passivhaus bzw. Energie-Plus Standard erreichen. Sie werden nur noch genehmigt, wenn der Endenergiebedarf unter 35 kWh/m2 (=KfW40) im Jahr liegt.
- Eine entsprechende Bauleitplanung wird für die Gemeinde erstellt.
- Bauberatung: die Gemeinde sollte die im Landkreis geschaffenen Möglichkeiten zur Bauberatung aktiv bewerben.
- Die Genehmigungen für Umbauten werden an Auflagen zur Energieeinsparung im Bereich Heizung gebunden, z.B. den NT- ready-Standard: Durch die maximale Vorlauftemperatur von 55°C wird der Umstieg auf erneuerbare Wärme möglich.
- Ein Stopp der Versiegelung durch gepflasterte Stellplatzflächen aus Betonsteinen. Für mehr Parkflächen auf Kies oder wasserdurchlässigen Steinen, die betonfrei ökologisch erzeugt werden.
- Eine Verkehrsplanung, die den Kriterien von 2010 folgt. Umweltverbund von Fuß- und Radverkehr.
- Keine Metallzäune im Gemeindegebiet. Metallzäune benötigen in der Herstellung enorme Mengen Energie und sind daher stark klimabelastend. Niemand benötigt sie. Auch Holzzäune tun ihren Dienst, Hecken sind noch viel besser, sie binden Co2.
Ein Musterhaus in Wörthsee
Bereits im Jahr 2003 wurde in Wörthsee in der Muldenstraße ein vorbildliches Mehrfamilienhaus mit Büro errichtet. Dieses Gebäude hat 2022 den bayerischen Bürgerenergiepreis gewonnen – es ist ein Energie-Plus Haus. Leider ist es bislang fast allein auf weiter Flur geblieben.
Die Unterlagen zum Bürgerenergiepreis zeigen, was bautechnisch schon lange möglich ist – aber leider kaum errichtet wird. Die an anderer Stelle beschriebene Energiebedarf zur Wärmeerzeugung in unseren Wohnräumen kann mit dieser Bauweise vollständig eingespart werden.
Co2 Emission beim preisgekrönten Haus in der Muldenstraße. Quelle: Prospekt Bürgerenergiepreis 2022.
Bauleitplanung jetzt!
Wie bereits 2010 im Klimaschutzkonzept gefordert, sollte die Gemeinde klare Vorgaben für Neubauten setzen. Damals wurde empfohlen: „Die Gemeinde Wörthsee strebt an, die Möglichkeiten des Baurechts in der Bauleitplanung so weit wie möglich auszuschöpfen, um Klimaschutzziele zu erreichen: Beachten einer energieeffizienten Bauweise (in neuen Bebauungsplänen soll mindestens Passivhausstandard erreicht werden, besser Energie-Plus-Häuser!), Nutzung der aktiven und passiven Solarenergienutzung, kompakte Bauweise.“ Zu diesem Vorschlag der Fachplanung ist nur zu fragen: Warum ist er nicht umgesetzt worden.
Um die Klimaziele zu erreichen, ist eine strengere Bauleitplanung in unserer Gemeinde dringend erforderlich. Mehr zu Klimaneutralität und Energiewende in Wörthsee hier.
Null-Energie-Haus Muldenstraße. Foto: Stephan Bleek
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