Die Gartensaison ist eröffnet. Diesmal naturnah gärtnern!

In Deutschland gibt es 17 Millionen Privat- und Kleingärten. Wenn sie naturnah bewirtschaftet und gepflegt würden, wäre dies ein großer Gewinn für die Artenvielfalt. Der Bund Naturschutz gibt online gute Tipps zur Bewirtschaftung des Gartens. Wir haben einige Beobachtungen dazu.

Naturnaher Garten nach Baumarktart. Foto: DM

Riechen Sie mal hieran! Naturnahe Wiese im Garten Osterwaldstraße in München. Foto: SB 3.5.21

Liebevoll gepflegter Wegrand in Steinebach. Hanichelzaun mit Steinbrech…

… und sein Pendant: „Orbanzaun mit Todesstreifen“. Fotos SB.

So riecht das Frühjahr – Das moderne Konzert der „4 Jahreszeiten“

Das Frühjahr der Natur riechen wir, das Frühjahr des Baumarkts dagegen hören wir. Jetzt, Anfang Mai, wechselt das dominante Instrument im Konzert der 4 Jahreszeiten vom Duett von Häcksler und Kärcher (Frühjahr) zum Solo „Rasenmäher“ (Sommer). Wir freuen uns schon auf das Trio der Laubbläser, Kärcher und Häcksler im Herbst. Die Winterinstrumente dürfen Sie raten. Richtig, Solo für die Motorsäge im Gespräch mit Schneepflug und Fräse. Richtig stinken tun diese Geräte dazu auch noch.

Eine nimmersatte Dienstleisterbranche

Kaum also, dass ein Grashalm etwas grün geworden und einige Millimeter gewachsen ist, wird er abgemäht. Mit ihm alle Blütenansätze von Gänseblümchen, Wiesenschaumkraut, Traubenhyazinten, Löwenzahn oder die Kuckucks-Lichtnelke. Mein Eindruck ist, dass in unserer Gesellschaft eine nimmermüde Dienstleistergarde für viel zu viele schädliche und unnütze Arbeiten ausschwärmt. Wir schaffen auch im Garten Bruttosozialprodukt. Aber stiften wir wirklichen Nutzen damit? Im Gegenteil. Wir verbrauchen unnötig Motorenergie, stoßen auch hier immer mehr CO2 aus, zerstören die Blühpflanzen, die die Lebensgrundlage der Insekten sind. Die Artenvielfalt geht zu Grunde. Der Garten, den der Maschinenpark vom Baumarkt mit viel Krach erzeugt, ist langweiliger Murks. Also, liebe Gartenbesitzer: Den eigenen Tatendrang zügeln, die Baumärkte meiden und vor allem die Beauftragten mit klaren Regeln in die Schranken weisen! Beim Mähen immer Blühinseln stehen lassen und vor Juni-Juli am besten gar nicht mähen!

35 Jahre Naturnähe

Wie es anders geht, zeigt zum Beispiel eine Gartenwiese, die seit 35 Jahren erst spät im Frühsommer gemäht wird. Damals hatten wir dort gewohnt und auch einige Narzissen, Tulpen und Krokusse gesetzt. Der Hausmeister wurde auf Zurückhaltung verpflichtet und die Wiese sieht jetzt im Frühjahr so aus, wie auf dem Foto vom 3. Mai 2021 zu sehen. Die Krokusse sind schon verblüht – einige Tulpen blühen noch! Jahr für Jahr noch nach drei Jahrzehnten! Wiesenschaumkraut gab es 1985 noch nicht, es hat sich seitdem überall ausgebreitet. Der früher allein dominierende Löwenzahn ist auf locker verstreut stehende Exemplare ausgemagert, die blaue Kuckucks-Lichtnelke gedeiht.

Spaziergang in Steinebach

Es gibt in Steinebach einen Weg, an dem man auf nur 10 Metern unser Problem studieren kann. Auf der einen Seite ein Jahr für Jahr mit unglaublicher Liebe und Passion gepflegter Wegrand, der blüht und gedeiht und mit kleinen Hölzchen, Stöckchen und Schnüren gegen trampelnde Mitbürger oder ihre überbreiten SUVs geschützt wird. Dazu der klassische hölzerne Hanichelzaun, ein Insignium des bayerischen Bauerngartens.

Das Gegenbild: ein banaler Schotterstreifen zusammen mit dem im Baumarktjargon wunderbar benannten „Doppelstabmattenzaun“. Ich finde, dieser Auswuchs der Baumarktkultur hieße viel treffender „Orbanzaun“. Er erinnert mich immer an den Grenzzaun, den der ungarische Potentat 2016/17 zum Schutz von Europas Aussengrenze errichten ließ. Nun also halten geschotterte „Todesstreifen“ und Hochsicherheits-Metallzäune Einzug in den deutschen Vorgarten.

„Gärtnern ist ein Prozess des Wachsens und Gedeihens von Tieren und Pflanzen und des Lernens beim Gärtner,“ schreibt der Bund Naturschutz. Und ruft Sie auf, in Ihrem Garten naturnah zu arbeiten, auf Pestizide zu verzichten und mit einfachen Mitteln gesunden Lebensraum für Pflanzen, Insekten, Vögel und Menschen zu schaffen. Mehr dazu auf der Seite des Bundes Naturschutz, „Insektenfreundlicher Garten“.

Insekten sind zurück – sogar in der Großstadt

Auf weiteren Fotos (ganz unten) sehen wir einen Aurorafalter (Anthocharis cardamines) auf einer Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata). Photographiert am 3. Mai an einem Beetrand im gleichen Garten in München. Der Aurorafalter mit zusammengeklappten Flügeln ist perfekt getarnt. das Muster der Flügel imitiert den Blütenstand seiner Lieblingspflanze. Es gibt andere Exemplare dieses Falters, deren Flügelunterseiten Pflanzen wie das Wiesenschaumkraut imitieren. Derjenige, der seinen Garten geduldig wachsen lässt, kann solche wunderbaren Erfahrungen machen.

Stephan Bleek.

Aurorafalter auf Knoblauchsrauke. Aufgenommen in München am 3. Mai 2021. Fotos: SB

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