Wörthsee auf dem Holzweg
Der Gemeinderat hat einstimmig eine Flächennutzungsplanänderung am Kuckuckswald vorgenommen. Ein Holzhackschnitzelwerk soll dort entstehen. Für die Beheizung des neuen Supermarkts und neuer Wogeno Wohnungen am Teilsrain. Hat ein Verbrennungsprojekt Zukunft? Und wie ökologisch ist ein Holzheizkraftwerk überhaupt? Ist Wörthsee da auf dem Holzweg gelandet?
Wir haben dazu die unten stehende Presseerklärung verfasst. Leider in letzter Minute, denn das Vorhaben wurde unter strengem Stillschweigen vorbereitet. Der neuen „Ortsmitte“ am Supermarkt Edeka Nummer 2 steht ein Kraftwerk nicht unbedingt gut zu Gesicht. Deutlich wird für uns, wie der Gemeinderat sich durch den Supermarkt in Zugzwang gebracht hat und nun dem ersten kapitalen Fehler Supermarktansiedlung den nächsten folgen lassen muss. Die neuen Gebäude verbrauchen eine Waldfläche von etwa 540 m2. Allerdings ist noch nicht klar, ob an drei Seiten drumherum nicht jeweils 35 Meter tief der Wald gefällt werden muss. Das wären nochmals etwa dreimal soviel Bäume. Denn diese Bäume könnten die Schornsteine des Kraftwerks zerstören, wenn sie umfallen sollten. Gefahrbäume halt. Die Gemeinde hofft, dass das vermieden werden könne. Wir sind da skeptisch. Der Münchner Merkur hat unsere Bedenken in seinen Bericht aufgenommen.
Der geplante Standort des Hackschnitzelwerks. Foto: SB
Ein Hackschnitzelwerk in Landsberg. Foto: Energieatlas Bayern
Presserklärung:
Wörthsee auf dem Holzweg?
Im sog. „Kuckuckswald“ in Steinebach sollen nach den Fällungen für den neuen Supermarkt wieder wertvolle alte Buchen abgeholzt werden.
Damit würde Platz geschaffen für ein Heizkraftwerk (Nahwärmenetz) zur Versorgung dieses Supermarkts, der WoGeno-Genossenschaftswohnungen und des neu zu bebauenden Kirchenareals. Dieser Standort im Bereich der jetzigen Salz-Streu-Container in der Straße zum Kuckucksheim, schräg gegenüber der zukünftigen Supermarkteinfahrt, liegt im Erholungswald !
Deshalb muss auch der Flächennutzungsplan geändert werden.
Dies steht auf der Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung am Mittwoch, dem 26.1.2022:
- „7. Aufstellung des Bebauungsplanes Nr.81 „Biomasseheizwerk“ betreffend eine Teilfläche des Grundstückes Fl.Nr. 507, Gemarkung Steinebach, im Bereich östlich der Etterschlager Straße und südlich der Straße Zum Kuckucksheim
- 8. Aufstellung einer 9. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Wörthsee für den Bereich des Bebauungsplanes Nr.81 „Heizkraftwerk“ betreffend eine Teilfläche des Grundstückes Fl.Nr. 507, Gemarkung Steinebach“
Es ist nicht einzusehen, warum für dieses Heizkraftwerk ein Standort im Erholungswald gesucht wurde und nicht auf einer anderen Fläche!
Im vergangenen Herbst wurden bereits zahlreiche wertvolle alte Bäume auf der Nordseite der Straße Zum Kuckucksheim wegen des Supermarktparkplatzes abgeholzt. (Leider sind wir mit dem Bürgerbegehren dagegen unterlegen.) Die vielen Waldbewohner, wie Fledermäuse, Amphibien, Vögel…, die von dort vertrieben wurden, haben sich teilweise in dem Bereich niedergelassen. Sie müssen sich wieder eine neue Bleibe suchen oder sie verschwinden ganz.
Damit würde scheibchenweise ein weiterer Teil dieses Waldes verschwinden. Dass alter Wald fürs Klima äußerst wichtig ist, weiß inzwischen jeder und jede.
Dazu kommt, dass Hackschnitzelheizungen inzwischen nicht mehr als nachhaltig gelten. Vom „Fokus“ werden sie sogar als „Ökoschwindel“ bezeichnet. NABU, BUND u.a. erklärten in einer gemeinsamen Erklärung am 24.11.2020 an:
„Darüber hinaus entsteht beim Verbrennen von Holz pro Energieeinheit mehr CO2 als beim Verbrennen fossiler Brennstoffe.“
Wirklich nachhaltig wäre eine Wärmepumpenheizung, die durchschnittlich eine 3 – 4 fache Heizenergie aus der nötigen elektrischen Energie erzeugt, ergänzt durch eine Photovoltaikanlage, die für die dafür nötige elektrische Energie sorgt. Dazu:
https://denkhausbremen.de/wp-content/uploads/2020/11/Gemeinsame-Stellungnahme-Holzbiomasse
Bisher wurde die Planung schon in nicht öffentlichen Sitzungen vorbereitet, sie sollte wohl ohne großes Aufsehen beschlossen und durchgeführt werden. Bisher bekannt ist nicht,
- wie groß die Abholzungsfläche sein wird,
- wie der Bebauungsplan für das Hackschnitzelwerk aussieht,
- ob dem GR bekannt ist, dass Hackschnitzelwerke nicht mehr als nachhaltig gelten;
Wir hoffen, dass sich bei unserem Gemeinderat diese Einsicht durchsetzt und nach einer wirklich guten, klimafreundlichen Lösung gesucht wird!
Nun wurde am Mittwoch Abend in der Gemeinderatssitzung die „Biomasse-Energiezentrale“, so der schöne neue Name, einstimmig verabschiedet.
Es wurde versichert, dass die Hackschnitzel nur aus der Umgebung geliefert würden. Aber wer kontrolliert das? Die Frage ist auch, wie lange die Schnitzel aus der Umgebung reichen? Und ob nicht deshalb vermehrt gerodet wird?
Die Fledermäuse dürfen in der Holzwand des Werkes wohnen. Mal sehen, ob sie das wollen!
Und es wurde gesagt, dass oben nur Wasserdampf rauskomme. Ich frage mich: Wo bleibt das CO2?
Außerdem kam zum Ausdruck, dass später mit besseren Lösungen nachgerüstet werden könne. Warum dann nicht gleich besser? Warum gab es bei diesem Thema keine Transparenz? In keinem Gemeindeflyer stand je irgendetwas über dieses Hackschnitzelwerk an diesem Standort!
Nun hat Mudra Wurm recherchiert und von grünen Energieexperten im Bayerischen Landtag einige bessere Lösungen erfahren:
So wurde z.B. in Crailsheim ein „Kaltes Nahwärmenetz“ entwickelt, das unter den Supermarktparkplätzen gebaut werden könnte.
Großwärmepumpen und Geothermie, die in unserer Region schon mehrfach genutzt wird, sind auch sehr gute Möglichkeiten.
Weitere Infos gibt es im Hamburger Prognos Institut unter „Perspektive der Fernwärme“
Das alles hätte natürlich nur funktioniert, wenn es schon bei Beginn der Planung mit einbezogen worden wäre.
Kein CO2 aus der Hackschnitzelverbrennung?
Dann stimmt mit der Chemie was nicht. Da werden die Faked Nachrichten hingebogen wie mans braucht.
„Holz kann während des Verbrennungsvorganges nur so viel Kohlenstoffdioxid an die Umwelt abgeben, wie es zuvor im Wachstumsprozess gebunden hat. Deshalb wird die Verwendung von Holzpellets, Hackschnitzeln und Scheitholz zur Wärmeerzeugung in modernen Holzheizungen gemeinhin als CO2-neutral bezeichnet. Der im Holz enthaltene Kohlenstoff durchläuft nämlich den natürlichen Kohlenstoffzyklus. Es ist gleich, ob Holz verbrannt wird oder im Boden langsam von Mikroorganismen oxidiert wird.“
https://www.ikz.de/detail/news/detail/ist-die-verbrennung-von-holz-hackschnitzeln-und-pellets-co2-neutral/
Info Datum 05.05.2011.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hackschnitzelheizung
Der CO2-Ausstoß von Holzhackschnitzel beträgt etwa 450 g/kWh,[2] bei Heizöl liegt der Wert bei 266 g/kWh, bei Erdgas bei 202 g/kWh.
2.(Heizwerte von Holz: https://www.kesselheld.de/heizwert-hackschnitzel/, Annahme von 4 kWh/kg (trocken), Kohlenstoffgehalt von Holz: 48 bis 50 Prozent, 1 kg Kohlenstoff erzeugt 3,67 kg Kohlenstoffdioxid. Das ergibt 450 g CO2 pro kWh.)
Der Wachstumsprozess währendessen das CO2 gebunden und als Kohlenstoff eingelagert wurde liegt in der Vergangenheit, 30-100Jahre zurück.
Das Freisetzen des CO2 dagegen findet beim Verbrennungsprozess ab der Inbetriebnahme des Hackschnitzel Heizwerkes statt. also in der Zukunft.
Die Vergangenheit können wir nicht ändern.
Wir müssen uns auf die Zukunft konzentrieren, Und den CO2-Ausstoß verringern. Das Hackschitzel Heizwerk tut jedoch genau das Gegenteil, es gibt den im Holz gebundenen Kohlenstoff bei der Verbrennung an die Umwelt ab, in nächster Zukunft. Damit wirkt ein Hackschnitzel Heizwerk Klimaschädlich.