Fragen zum Hackschnitzel-Heizwerk

Fragen zum Hackschnitzel-Heizwerk

Der Gemeinderat Wörthsee hat auf seiner letzten Sitzung die Bauplanung für ein Hackschitzel-Heizwerk an der Kuckuckstraße eingeleitet. Dabei fielen 5 nachfolgend nicht wörtlich zitierte Aussagen. Zu diesen stellen wir 5 Fragen.

Das neue Heizwerk in einer Simulation, die den bislang bekannten Annahmen in etwa entspricht. (2 Schornsteine, die 5 Meter über die höchsten Baumwipfel reichen) Rechts der 32 m hohe Kirchturm. Fotomontage: S.Bleek.

Waldrestholz

Waldrestholz, Februar 2022 am Waldweg S-Bahn. Zahlreiche große Buchen wurden gefällt. Hackschnitzel aus Restholz mit hohem Rindenanteil verursachen hohe Schadstoffemissionen. Foto: S. Bleek.

Waldrestholz

Waldrestholz mit Nadelholzanteil. Stickstoffgrenzwerte bei Verfeuerung schwerlich einzuhalten, Februar 2022 am Waldweg S-Bahn Wessling. Foto: S. Bleek.

Standortprofil: Das Gelände steigt nach Süden hinter der geplanten Anlage (584m) noch bis zu 5 Meter an. Quelle: Bayernatlas.

Simulation Heizwerk nach den bislang bekannnten Aussagen. Montage: S. Bleek.

Auf der Sitzung des Wörthseer Gemeinderats am Januar wurde die Änderung des Flächennutzungsplans beschlossen, um an der Kuckuckstraße direkt gegenüber der Einfahrt zum neuen Supermarkt ein Holzhackschnitzel-Heizkraftwerk zu erreichen. Im Gemeinderat wurden dazu die folgenden Aussagen mit notiert:

  1. „Aus den beiden Schornsteinen wird nur Wasserdampf entweichen.“
  2. „In der Anlage werden nur Schwachholz und Restholzabfälle aus den Wäldern ringsum verbrannt.“
  3. „Die Schornsteine müssen eine Höhe von 5 Metern über den Baumwipfeln haben.“
  4. „25 Meter Wald um den Bau herum müssten eigentlich aus Verkehrssicherungsgründen gefällt werden. Wir machen die Auflage eines verstärkten Dachs für die Anlage, damit diese Fällung unterbleiben kann.“
  5. „Die Wörthseer Bürger werden stolz sein auf dieses neue Werk“.

Hierzu haben wir die folgenden Fragen:

? 1.

Mit welcher Auflage zur Rauchgasreinigungstechnik gedenkt der Gemeinderat den Betreiber der Anlage zu verpflichten, das bei der Verbrennung der Hackschnitzel entstehende CO2 zu binden, sodass nur Wasserdampf übrig bleibt. Mit welcher Technik will der Gemeinderat die Emissionen von Feinstaub, Kohlenmonoxid und Stickoxiden auf Null reduzieren. Wer trägt die Kosten?

? 2.

Laut der Studie „Einflussfaktoren auf die NOX-Emissionen in Hackschnitzel-Heizwerken zwischen 1 und 5 Megawatt“, Berichte aus dem TFZ, 66, Straubing, März 2020 des Bayerischen Technologie und Förderzentrums für nachwachsende Rohstoffe, wurde bei der Verbrennung von Hackschnitzelchargen aus drei verschiedenen „Waldresthölzern“ „der NOX-Grenzwert von 370 mg/Nm3 in allen Laststufen überschritten.“ Und weiter: „Als allgemeine, stark vereinfachte Beobachtung kann abschließend festgestellt werden, dass sich helle Hackschnitzel (meist aus Energierundholz) oder nur wenig dunklere Hackschnitzel durch Stickstoffgehalte von weniger als 0,2 m-% (Massenanteil) auszeichnen. Werden jedoch sehr dunkle Hackschnitzel mit einem hohen Feingehalt geliefert (z. B. mit hohem Rindenanteil oder vielen Nadeln), kann von höheren Stickstoffgehalten im Brennstoff ausgegangen werden, was ggf. zu Überschreitungen der NOX-Grenzwerte führen kann.“

Wie will also der Gemeinderat die bei der geplanten Verbrennung von ausschließlich Waldrestholz und Landschaftspflegematerial, die sich beide durch hohen Stickstoffgehalt auszeichnen, die Einhaltung der Emissionsgrenzwerte garantieren. Insbesondere angesichts der Tatsache, dass sich in der Hauptwindrichtung vom Werk aus gesehen ein Supermarkt mit Terrasse, eine neue Wohnsiedlung und ein Kindergarten befinden.

? 3.

Eine ausgewachsene Buche hat eine Höhe von bis zu 45 Metern. Pro Jahr wächst eine jüngere Buche 40 cm in die Höhe. Wie sollen die Schornsteine 5 Meter über die Baumwipfel geführt werden, wenn dahinter ein Buchenwald wächst? Selbst jetzt, wo wir dort jüngere Buchen haben, entspräche diese Vorgabe schon bei einer Wuchshöhe von nur 20 oder 25 Metern bereits bis zu 30 Metern Kaminhöhe. Denn noch dazu steigt das Gelände am Standort deutlich an, so dass die Buchen im Rücken der Anlage 4 bis 6 Meter höher wurzeln als das geplante Gebäude. Sind also tatsächlich derart hohe Schornsteine geplant? Oder werden am Ende alle Buchen des rückwärtigen Hügels gefällt werden müssen, um die Schornsteine niedriger zu bauen?

? 4.

Wie glaubt der Gemeinderat die sehr hohen Kamine verkehrssicher zu bauen, wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass die umstehenden Buchen bei starken Sturm auf die Kamine stürzen? Ist also die geplante Vermeidung der großflächigen Rodung um das Gebäude herum realistisch?

? 5.

Wieso glaubt der Gemeinderat, dass die links auf einer provisorischen Fotosimulation angedeutete Gruppierung unseres Kirchturms von 32 Meter Höhe mit dem Pendant zweier Schornsteine mitten im neuen „Vollsortimenter-Ortszentrum“ eine raumordnerische Leistung ist, auf die wir stolz sein können? Haben wir es nicht eher mit einem schändlichen Eingriff in das Orts- und Landschaftsbild zu tun?

Fotos und Beitrag: Stephan Bleek

Fragen zum Hackschnitzel-Heizwerk2022-02-18T10:25:34+01:00

Wörthsee auf dem Holzweg

Wörthsee auf dem Holzweg

Der Gemeinderat hat einstimmig eine Flächennutzungsplanänderung am Kuckuckswald vorgenommen. Ein Holzhackschnitzelwerk soll dort entstehen. Für die Beheizung des neuen Supermarkts und neuer Wogeno Wohnungen am Teilsrain. Hat ein Verbrennungsprojekt Zukunft? Und wie ökologisch ist ein Holzheizkraftwerk überhaupt? Ist Wörthsee da auf dem Holzweg gelandet?

Wir haben dazu die unten stehende Presseerklärung verfasst. Leider in letzter Minute, denn das Vorhaben wurde unter strengem Stillschweigen vorbereitet. Der neuen „Ortsmitte“ am Supermarkt Edeka Nummer 2 steht ein Kraftwerk nicht unbedingt gut zu Gesicht. Deutlich wird für uns, wie der Gemeinderat sich durch den Supermarkt in Zugzwang gebracht hat und nun dem ersten kapitalen Fehler Supermarktansiedlung den nächsten folgen lassen muss. Die neuen Gebäude verbrauchen eine Waldfläche von etwa 540 m2. Allerdings ist noch nicht klar, ob an drei Seiten drumherum nicht jeweils 35 Meter tief der Wald gefällt werden muss. Das wären nochmals etwa dreimal soviel Bäume. Denn diese Bäume könnten die Schornsteine des Kraftwerks zerstören, wenn sie umfallen sollten. Gefahrbäume halt. Die Gemeinde hofft, dass das vermieden werden könne. Wir sind da skeptisch. Der Münchner Merkur hat unsere Bedenken in seinen Bericht aufgenommen.

Standort Hackschnitzelheizwerk

Der geplante Standort des Hackschnitzelwerks. Foto: SB

Holzhackschnitzelwerk Landsberg

Ein Hackschnitzelwerk in Landsberg. Foto: Energieatlas Bayern

Presserklärung:

Wörthsee auf dem Holzweg?

Im sog. „Kuckuckswald“ in Steinebach sollen nach den Fällungen für den neuen Supermarkt wieder wertvolle alte Buchen abgeholzt werden.

Damit würde Platz geschaffen für ein Heizkraftwerk (Nahwärmenetz) zur Versorgung dieses Supermarkts, der WoGeno-Genossenschaftswohnungen und des neu zu bebauenden Kirchenareals. Dieser Standort im Bereich der jetzigen Salz-Streu-Container in der Straße zum Kuckucksheim, schräg gegenüber der zukünftigen Supermarkteinfahrt, liegt im Erholungswald !

Deshalb muss auch der Flächennutzungsplan geändert werden.

Dies steht auf der Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung am Mittwoch, dem 26.1.2022:

  • „7. Aufstellung des Bebauungsplanes Nr.81 „Biomasseheizwerk“ betreffend eine Teilfläche des Grundstückes Fl.Nr. 507, Gemarkung Steinebach, im Bereich östlich der Etterschlager Straße und südlich der Straße Zum Kuckucksheim
  • 8. Aufstellung einer 9. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Wörthsee für den Bereich des Bebauungsplanes Nr.81 „Heizkraftwerk“ betreffend eine Teilfläche des Grundstückes Fl.Nr. 507, Gemarkung Steinebach“

Es ist nicht einzusehen, warum für dieses Heizkraftwerk ein Standort im Erholungswald gesucht wurde und nicht auf einer anderen Fläche!

Im vergangenen Herbst wurden bereits zahlreiche wertvolle alte Bäume auf der Nordseite der Straße Zum Kuckucksheim wegen des Supermarktparkplatzes abgeholzt. (Leider sind wir mit dem Bürgerbegehren dagegen unterlegen.) Die vielen Waldbewohner, wie Fledermäuse, Amphibien, Vögel…, die von dort vertrieben wurden, haben sich teilweise in dem Bereich niedergelassen. Sie müssen sich wieder eine neue Bleibe suchen oder sie verschwinden ganz.

Damit würde scheibchenweise ein weiterer Teil dieses Waldes verschwinden. Dass alter Wald fürs Klima äußerst wichtig ist, weiß inzwischen jeder und jede.

Dazu kommt, dass Hackschnitzelheizungen inzwischen nicht mehr als nachhaltig gelten. Vom „Fokus“ werden sie sogar als „Ökoschwindel“ bezeichnet. NABU, BUND u.a. erklärten in einer gemeinsamen Erklärung am 24.11.2020 an:

„Darüber hinaus entsteht beim Verbrennen von Holz pro Energieeinheit mehr CO2 als beim Verbrennen fossiler Brennstoffe.“

Wirklich nachhaltig wäre eine Wärmepumpenheizung, die durchschnittlich eine 3 – 4 fache Heizenergie aus der nötigen elektrischen Energie erzeugt, ergänzt durch eine Photovoltaikanlage, die für die dafür nötige elektrische Energie sorgt. Dazu:

https://denkhausbremen.de/wp-content/uploads/2020/11/Gemeinsame-Stellungnahme-Holzbiomasse

Bisher wurde die Planung schon in nicht öffentlichen Sitzungen vorbereitet, sie sollte wohl ohne großes Aufsehen beschlossen und durchgeführt werden. Bisher bekannt ist nicht,

  • wie groß die Abholzungsfläche sein wird,
  • wie der Bebauungsplan für das Hackschnitzelwerk aussieht,
  • ob dem GR bekannt ist, dass Hackschnitzelwerke nicht mehr als nachhaltig gelten;

Wir hoffen, dass sich bei unserem Gemeinderat diese Einsicht durchsetzt und nach einer wirklich guten, klimafreundlichen Lösung gesucht wird!

Wörthsee auf dem Holzweg2022-02-03T14:13:31+01:00
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