Die Eiche Mein Zuhause – Dokumentarfilm

Die Eiche – Mein Zuhause

jetzt im Kino

In ihrem Dokumentarfilm DIE EICHE MEIN ZUHAUSE zeigen Laurant Charbonnier und Michel Seydoux einen Jahresablauf eines einzigen Baumes. Ohne ein Wort Kommentar. Wir haben den Film in Seefeld angeschaut und waren begeistert.

Die Eiche mein Zuhause
Rüsselkäfer
Schleiereule
Eichelhäher © Gaumont Pathé

„Für manche Menschen ist ein Baum etwas so unglaublich Schönes, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Für andere ist es nur ein grünes Ding, das im Weg steht.“ William Blake

Es war einmal eine alte Eiche…Die Jahreszeiten ändern sich, aber die Bewohner bleiben die gleichen: das flinke Eichhörnchen, die farbigen Rüsselkäfer, die lauten Eichelhäher, die unermüdlichen Ameisen und viele andere Lebewesen. Sie alle finden Zuflucht, Unterschlupf und ein Zuhause in diesem majestätischen Baum. Die Eiche wirkt wie ein Mietshaus der Natur, in der die Nachbarn miteinander zanken und feiern. Es gibt tierische Konzerte, dramatische Naturkatastrophen und action-geladene Verfolgungsjagden. DIE EICHE – MEIN ZUHAUSE ist eine sinnliche Reise in eine wunderbare Welt.

Die preisgekrönten Regisseure Laurent Charbonnier (bekannt für seine Bildgestaltung von Nomaden der Lüfte, Unsere Ozeane) und Michel Seydoux (Produzent u.a.v. Cyrano von Bergerac, Birnenkuchen mit Lavendel) haben einen Naturfilm produziert, der die Großartigkeit dieses Baumes feiert und dabei ohne jeglichen Begleitkommentar auskommt. Das Rauschen der Blätter, das Knacken der Äste und ein lebhafter Soundtrack ergänzen die heitere Symphonie der Tiere. Eine detailreiche Bildgestaltung und fantasievolle Montage erschaffen ein Werk, das den Blick auf diesen Lebensraum direkt vor unserer Haustür dauerhaft verändern wird.

Ein Biotop wird anschaulich

Wir haben den Film im Kino in Seefeld angeschaut. Wir finden, dass der Film mit spektakulären Aufnahmen das Zusammenspiel des Lebens in einem Biotop erfahrbar macht. Gerade hier, wo mit der Eichenallee zahlreiche Eichenbaumriesen überlebt haben ist der Film besonders eindrucksvoll. Denn er zeigt, welcher Artenvielfalt vom Rüsselkäfer bis zur Schleiereule ein einziger dieser Baumriesen – natürlich in einem etwas besseren Umfeld am Waldrand eines riesigen Naturgebiets – Platz bereitet. Allen unseren fleißigen Waldbauern, Motorsägern und Forstbeamten, für die jeder etwas ältere Baum bereits „schlagreif“ ist, sei dieser Film empfohlen. Sie sind es, die der Artenvielfalt den Garaus machen. Denn so ein würdiger, alter Baum mit seinen Höhlen, Nistplätzen und seinem Totholz ist die Heimat einer wahre Vielfalt.

SB

Die Eiche Mein Zuhause – Dokumentarfilm2023-04-07T22:53:52+02:00

Vogelperspektiven – Dokumentarfilm

Vogelperspektiven – jetzt im Kino

In seinem Dokumentarfilm Vogelperspektiven berichtet Jörg Adolph über die Situation der Vögel im Land und über die Arbeit des LBV, dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern. Wir haben den Film in Stegen angeschaut und waren begeistert.

Plakat Vogelperspektiven
Norbert Schäffer vor Ort
Naturschutzgebiet überall

Engagement für den praktischen Vogel- bzw. Naturschutz, das Sagbarmachen und das Zeigen der Schönheit von Vögeln in der Natur 3 von Beginn an verdeutlicht der Film verschiedenen Perspektiven. Regisseur Jörg Adolph begleitet 3 oftmals nur zusammen mit einem Kameramann und im möglichst unauffälligen Zweierteam selbst zuständig für den Filmton 3 seine beiden Protagonisten. Sie unternehmen Reisen zu Vogelschutzprojekten, begegnen Experten und Vogelliebhabern, Lobbyisten und Funktionären, Parteipolitikern und Naturschützern. Und sie erkunden immer wieder das vielfältige Vogelleben, der Film zeigt eigene oder von anderen Vogelliebhabern und Tierfilmspezialisten gedrehte, faszinierende Aufnahmen aus der Natur.

Der LBV und Norbert Schäffer

Die Mission von Norbert Schäffer, dem Vorsitzenden des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V. (LBV), ist die Rettung der Vogelwelt durch engagierte Verbands- arbeit. Humorvoll und hartnäckig, geduldig und fordernd, intensiv und fachkundig setzt er sich gemeinsam mit vielen anderen für ihren Schutz und ihre Erhaltung ein: >Wenn die Vögel sterben, sind auch die Menschen nicht mehr lange sicher<. So wird im Film am Beispiel des LBV exemplarisch nacherlebbar, wie einerseits Natur- und Artenschutz in Aktion funktioniert; besonders beeindruckend ist das Vorhaben der Auswilderung von Bartgeiern in Bayern.

Politische Lobbyarbeit

Andererseits muss aber auch politische Lobbyarbeit auf regionaler, kommunaler und Landesebene gemacht werden. Der Film zeigt, welche Einflussmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger bestehen, um die Ziele des Vogel- und Naturschutzes zu erreichen. Das erfolgreiche Volksbegehren >Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern<, das ganz konkrete Maßnahmen im bayerischen Naturschutzgesetz verankert, bildet als besonderes Beispiel daher auch einen wichtigen Kern und Rahmen des Films.

Hoffnung trotz erschreckender Zahlen

Dieser Erfolg gibt Hoffnung, und eine positive Lebenshaltung vermittelt auch der Ornithologe und Birdwatcher Arnulf Conradi, der zweite vom Filmteam begleitete Protagonist des Films. Die Beobachtung der Vielfalt von Vögeln, das bewusste Wahrnehmen und Sprechen über ihre Schönheit und Eleganz lässt die Filmzuschauer*innen an einer Faszination teilhaben, die für viele vielleicht völlig neu ist. Und so kann man die Uckermark in Brandenburg, Helgo- land oder Sylt im Film mit ganz anderen Augen sehen: Fokussiert auf die Lebensräume der Vögel.

Keine unrealistische Welt

Der Film agitiert nicht im Sinne des Naturschutzes und zeigt auch keine „heile Märchen- Tierwelt“. Regisseur Jörg Adolph: „Ich wollte einen deutlich :anderen Naturfilm8 machen, mich in vielen kleinen ästhetischen Entscheidungen von den in Schönheit und oft auch Kitsch erstarrten Genrekonventionen im Naturfilm unterscheiden. Es hat sich auch bereits im Ansatz für uns verboten, filmisch zu tricksen und allein auf ‚große Bilder‘ zu setzen. Sondern es ist die Summe der vielen, auch kleinen Perspektiven auf die Thematik, die in ihrer Gesamtheit zusammenwirken und zum Denken und Handeln anregen möchten.“

Der Film ist jetzt in vielen Kinos zu sehen.

Vogelperspektiven – Dokumentarfilm2023-03-09T20:47:29+01:00

UN Artenschutzkonferenz – 30% der Landesfläche muss unter Schutz.

30% der Landesfläche sollen unter Naturschutz – wie sieht es bei uns aus?

UN Biodiversity Conference 2022

UN Biodiversity Conference 2022, 20 December 2022, Photo by IISD / Mike Muzurakis

Bei der UN-Artenschutzkonferenz im Dezember 2022 in Montreal hat die deutsche Regierung sich mit vielen anderen Ländern verpflichtet, 30% der Landesfläche unter Naturschutz zu stellen. Ein großes Bekenntnis, dem nun Taten folgen müssten. Ist dieses Ziel überhaupt ernst gemeint und wenn ja, ist es erreichbar?
FFH Gebiete Deutschland 2020

Gewässer:

Nur 8% der Gewässer in gutem Zustand

Flächen:

Versiegelung weiterhin doppelt so hoch wie vereinbart.

Nur 15% sind geschützt.

Die Karte der Naturschutzgebiete in Deutschland zeigt 2019 einen dünnen Besatz mit zwei Ausnahmen. Im Meer und Gebirge sind größere Flächen geschützt. Ansonsten ist die Karte besonders in Bayern so gut wie leer. Laut Bundesamt für Naturschutz stehen derzeit 6,4% der Landesfläche unter Naturschutz und 11,4% unter FFH Schutz, wegen der Überlappungen zusammengerechnet etwa 15,4%. Der Flickenteppich an eher winzigen Gebieten, die sich teilweise überlappen und die zumeist kleiner als 50 Hektar sind, führt laut Bericht zur Lage der Natur 2020 des Bundes-Naturschutzamts zu folgendem Problem:

„Diese kleineren Gebiete sind aufgrund ihrer Insellage und aufgrund der im Verhältnis zu ihrer Fläche langen Grenze stärker von ihrer Umgebung beeinflusst als größere Gebiete. Häufig sind sie damit nicht ausreichend gegen äußere Einflüsse wie Entwässerung und Eutrophierung (Nährstoffeintrag) abgepuffert, was Auswirkungen auf ihren Erhaltungszustand haben kann.“

Der „große Durchbruch“

Bundesumweltministerin Steffi Lemke feiert per Twitter den „großen Durchbruch“ von Montreal. 23 Ziele wurden in Montreal festgelegt. Aber: 20 Ziele davon gab es bereits bei der letzten Artenschutzkonferenz im japanischen Aichi im Jahr 2010! Und: Diese 20 Ziele wurden ausnahmslos verfehlt. Auch jetzt in Montreal wurde keinerlei Verfahren zur Kontrolle festgelegt. Warum sollten wir also nun ein besseres Ziel erreichen?

Wie soll aus 15% naturgeschützter Fläche Deutschlands in nur 7 Jahren 30% werden?

Artenschutz bei den anderen?

Ein Blick in die Pressemitteilung vom 19. Dezember 2022 zu der auch „COP 15“ genannten Konferenz auf der Webseite des Umweltbundesamtes lässt Schlimmes erahnen. Zwar wird dort das 30%-Flächenschutzziel erwähnt, doch mit keiner Zeile nennt das Ministerium nun etwa in unserem Land geplante Maßnahmen zur Zielerreichung.

Hehre Ziele…

Die deutsche Umweltpolitik setzt sich auch sonst gerne große Ziele.

  • So trat z.B. 2004 die „Wasserrahmenrichtlinie“ in Kraft. Ihr Ziel: Bis 2027 sollten 100 % der deutschen Flüsse, Seen und sonstiger Gewässer „in gutem ökologischen Zustand“ sein. Damals, vor 19 Jahren, waren ca. 8 % der Gewässer in diesem guten Zustand. Und wo stehen wir heute? Immer noch bei 8 Prozent!
  • Seit 2007 gibt es die „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt“. Der Rechenschaftsbericht von 2021 stellt jedoch fest, dass 11 von 13 Indikatoren „noch weit oder sehr weit vom Zielbereich entfernt“ liegen. So sollten zum Beispiel seit 2020, also seit 3 Jahren schon, „nur noch täglich (!) 30 Hektar unserer Landesfläche versiegelt werden“. Es sind jedoch tatsächlich 56 Hektar, die wir täglich in Deutschland zubauen, so viel wie zu Beginn der Strategie im Jahr 2007.

… immer wieder verfehlt

Das Bundesamt für Naturschutz stellt in seinem jüngsten FFH-Bericht „Die Lage der Natur in Deutschland“ vom 19.5.2020 zur Artenvielfalt fest:

Besonders ungünstig ist der Zustand bei den Lebensräumen des Grünlands, bei marinen und Küsten-Lebensräumen, Binnengewässern, aber auch bei Mooren und Sümpfen sowie Gletschern. Überwiegend positiv fallen nur die Felsen und Schutthalden auf (s. Abb. 4).

Kritischer Zustand der Biodiversität trotz Schutz

Unter „Zusammenfassung und Ausblick“ heißt es weiter:

„Die Ergebnisse der nationalen Berichte zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat- und der Vogelschutzrichtlinie der EU verdeutlichen den kritischen Zustand wesentlicher Teile der Biodiversität in Deutschland: 63 % der FFH-Arten und 69 % der FFH-Lebensraumtypen weisen einen ungünstig-unzureichenden oder -schlechten Erhaltungszustand auf, darunter insbesondere Lebensraumtypen und assoziierte Arten des Grünlands, der Binnengewässer, der Feuchtgebiete und der Meere und Küsten. Etwa ein Drittel der Brutvogelarten sind in den letzten 12 Jahren in ihrem Bestand zurückgegangen, wobei insbesondere Arten des landwirtschaftlich genutzten Offenlandes betroffen sind.

Die Ursachen

Wesentliche Ursachen dieser Entwicklung sind laut dem Bericht:

  • „insbesondere hohe Nährstoff- und Pestizideinträge,
  • die Intensivierung oder Aufgabe der Flächennutzung, einschließlich der Aufgabe traditioneller Landnutzungsformen,
  • die Veränderung der Hydrologie und Morphologie von Gewässern,
  • Entwässerung und Grundwasserentnahme,
  • Flächenverluste und Zerschneidung durch Ausbau von Infrastruktur, Siedlungs- und Gewerbegebieten,
  • aber partiell auch Sport, Tourismus und Freizeitaktivitäten.“
Kahlschlag-1

Kahlschlag: nicht-nachhaltige Waldbewirtschaftung zerstört Lebensraum vieler Arten. Foto: Bleek

Schmetterlinge: Zustand der Lebensräume zu 61% ungünstig oder schlecht. Foto: Bleek

Biotop „Moore, Sümpfe und Quellen“ zu 80% in ungünstigem oder schlechtem Zustand. Grafik: Bundesamt für Naturschutz 2020

Bebauung zerstört letzte Brücken z.B. für Fledermäuse zum Naturschutzgebiet. Foto: Bleek

Bebauungsverdichtung: Verlust an Naturraum mit Gehölzen und Freifläche. Foto: Bleek

„Rettet die Bienen“ – war das auch bloß ein Lippenbekenntnis? Foto: Bleek

Meister der Zielverfehlung

Dieses vernichtende Urteil beschreibt nichts anderes als unseren Lebensstil mit den gewaltigen ökologischen Fußabdrücken. Solange die Konsum- und Wachstumsideologie das Leitbild der Gesellschaft bleibt, wird sich daran nichts ändern.

Die Artenschutzziele von heute für 2030 werden also mit großer Sicherheit genauso verfehlt wie die von gestern, wenn wir unser Verhalten und die Ziele unseres Wirtschaftens nicht ändern!

Denn wie sehr die Wirtschaft selber von Artenvielfalt abhängig ist, ist den Akteuren kaum bewusst. Im neuen „Global Risk Report“ des Weltwirtschaftsforums heißt es dazu: die Zerstörung der Biodiversität, die wir derzeit kaum gebremst betreiben, wird laut einer Studie der Weltbank vom Jahr 2030 an jährliche Kosten von mehr als 2,7 Billionen Dollar beziehungsweise einen Rückgang der Weltwirtschaftsleistung von circa 2,3 Prozent verursachen. Erst stirbt die Natur, mit ihr der Wohlstand – auch der der wenigen -, und am Schluss der Mensch selbst, so wird man das zusammenfassen können.

Naturschutz rund um Wörthsee

Im Bayernatlas kann eine Karte aufgerufen werden, die die derzeit bei uns ausgewiesenen Schutzgebiete zeigt:

Schutzgebiete FFH und Naturschutz (rot umrandet bzw. schraffierte Flächen). Karte: Bayernatlas.

Diese Karte zeigt rot eingezeichnet den Flickenteppich von Schutzgebieten. Solche Gebiete schützen besonders die unsere Landschaft prägenden Endmoränenhügel und die Moose an der Amper und an anderen Gewässern. Es gibt bei uns noch große Waldgebiete, Teile von diesen sind bereits geschützt. Aber auf den ersten Blick ist sichtbar, dass der Verbund geschützter Flächen fehlt und dass ein Verkehrsweg wie die A96 mit ihren Schutzzäunen für viele Tierarten eine nahezu unüberwindbare Barriere darstellen muss. Der neben dem Naturschutzgebiet angelegte Golfplatz trägt ebenfalls zum Artensterben bei.

Jede verbliebene Naturinsel ist zu klein, um für die Erhaltung von Artenvielfalt auszureichen.

Und noch dazu steht besonders bei den FFH-Waldgebieten der Schutz zunächst einmal nur auf dem Papier. Denn hier ist Forstwirtschaft ohne wesentliche Abstriche erlaubt. Es obliegt dem Waldbesitzer hier richtig zu handeln. Dazu gibt es hier bei uns, wie in einigen Beiträge im Kuckuck zu lesen ist, positive aber auch negative Beispiele, die uns aufgefallen sind.

Und was nützen dünne Streifen geschützter Gewässer, wenn die angrenzenden Landwirtschaftsflächen den vollen Einsatz ihrer chemischen Keulen betreiben? Ohne eine Rückkehr der Landwirtschaft zu traditionellen Bewirtschaftungsweisen, sprich flächendeckende Bio-Landwirtschaft, ist, wie das Umweltbundesamt in seinem Bericht feststellt, keine Rettung der Artenvielfalt zu haben.

Wir wollen dazu in nächster Zeit noch genauer auf unsere örtlichen Probleme eingehen und lokale Maßnahmen zum Stopp des Artenschwunds erarbeiten.

SB

UN Artenschutzkonferenz – 30% der Landesfläche muss unter Schutz.2023-02-11T13:54:29+01:00

Aktion für Amphibien im Dellinger Wald

Aktion für Amphibien im Dellinger Wald

Amphibienfläche im Dellinger Wald. Foto: Stephan Bleek

Die Erzdiözese München und Freising bewirtschaftet etwa 5000ha Wald in Bayern. Die Diözese hat Maßnahmen in Angriff genommen, die der Verantwortung für den Fortbestand der Arten gerecht werden sollen – wie diese Aktion für Amphibien im Dellinger Wald. Zusammen mit dem Amphibienbeauftragten des Landkreises Starnberg wurde eine Maßnahme zur Verbesserung der Lebensbedingungen für Amphibien in verlandeten Toteislöchern durchgeführt.

„Welche Art von Welt wollen wir denen überlassen, die nach uns kommen, den Kindern, die gerade aufwachsen?“ – Enzyklika Laudato si‘.

Papst Franziskus

Foto: Stephan Bleek

Foto: Stephan Bleek

Foto: Stephan Bleek

Die Erzdiöse teilt dazu auf ihrer Webseite mit: „Längere Trockenperioden bei gleichzeitig starkem Pflanzenwuchs in Toteissenken gefährden den Fortbestand einiger Amphibienarten in einem Waldstück der Erzdiözese München und Freising bei Weßling im Landkreis Starnberg. Die Erzdiözese nimmt in Kooperation mit dem Landratsamt schonende Eingriffe vor, um den Lebensraum von teilweise geschützten Arten wie der Gelbbauchunke, dem Kammmolch sowie dem Laub- und dem Springfrosch zu erhalten.“

Die notwendigen Baumentnahme- und Baggerarbeiten haben am Mittwoch, 14. Dezember 2022 begonnen und sind bereits abgeschlossen. Wir haben einige Fotos dazu gemacht und zeigen den zur Maßnahme erstellten Flyer.

In den vergangenen Jahren, besonders seit dem Bau der Umgehungsstraße von Weßling, sind die Amphibienpopulationen nach dem Eindruck der Bewohner vom Kuckucksheim stark geschrumpft. Der Maßnahme im Wald ist daher ein voller Erfolg zu wünschen, wir sind schon gespannt auf die Entwicklung im kommenden Jahr. Eine weitere Maßnahme für die vom Aussterben bedrohten Amphibien wurde von der Gemeinde Wörthsee im Bereich des Ziegelstadls unternommen. Da es im Wald bei Delling noch zahlreiche weitere Toteissenken gibt, sollten auch die anderen Waldbesitzer möglichst bald weitere Renaturierungen veranlassen und weitere Wasserflächen schaffen. Das Problem der durch den Straßenbau unterbrochenen Vernetzung der Gebiete bleibt allerdings ungelöst.

SB.

Aktion für Amphibien im Dellinger Wald2023-01-30T14:30:13+01:00

Bitte keinen Wumms – ein Kommentar zur UN Artenschutzkonferenz

Bitte keinen Wumms mehr.

Ein Kommentar zur deutschen Politik bei der UN-Artenschutzkonferenz im Dezember 2022.

Kahlschlag-1

Ist es Ihnen vielleicht auch aufgefallen? Diesen Sommer, obwohl er warm und trocken war, hörte ich in der Wiese unterhalb der Bahnunterführung keine Grillen mehr. Auch nicht am Denkmal oberhalb Meiling. Das mag vielleicht nicht trotz, sondern wegen der ungewöhnlich hohen Temperaturen gewesen sein, was auf Folgen des Klimawandels hindeuten würde, doch das leuchtet mir auch nicht ein, und es ist ja wohl auch im Effekt egal.

Als ich Kind war, gehörte im Sommer in jeder Wiese „auf dem Land“ das Zirpen der Grillen wie das Summen der Wildbienen zur gewohnten Geräuschkulisse.

Wenn ich mir meine Spazier- und Radlwege um Wörthsee herum anschaue, so gehen diese zumeist durch intensiv beackerte Felder. Naturbelassene Freiräume gibt es kaum. Die wenigen Wiesen werden bereits früh im Mai von turmhohen Traktoren mit riesigen Kreiselmähwerken teppichrasenkurz geschnitten, und wie man von der Wissenschaft weiß, vernichtet diese Art Mahd auch gleich das meiste Wiesenleben mit, von Insekten, Grillen oder Käfern bis sogar zum Rehkitz.

Auch im Ort selbst wird so gut wie jeder nutzbare freie Quadratmeter beackert – das Feld an der Pizzakreuzung in der Ortsmitte wird, wenn denn dort Mais wachsen soll, auch gleich mit reichlich Glyphosat bedacht. Wohl bekomm‘s. Für Fastfood langt es vielleicht, aber für künftige Generationen?

Ein kleiner Lichtblick sind die beiden mit Steuergeld neu angelegten Streuobstwiesen in Auing oder oberhalb Walchstadt und Etterschlag. Aber glauben wir ernsthaft, dass solche Inseln in der Ackersteppe die Artenvielfalt sichern können?

Diese Woche beginnt die Artenschutzkonferenz in Montreal. Wie heute, am 3.12.2022, in der FAZ zu lesen ist, haben wir dort mit Inka Gnittke eine ausgezeichnete Verhandlerin, die auch „das Instrument des akzentuierten Schweigens (beherrscht)“. Und es heißt dort auch, dass „Fachleute den jährlichen globalen ökonomischen (!) Verlust durch das Artensterben auf etwa 4 Billionen Dollar im Jahr (schätzen)“. Und: „Mindestens 30% der Landesfläche und des Meeres“ sollen bis 2030 unter Schutz gestellt werden. „Wir sind in einer dramatischen Lage und müssen jetzt liefern“, sagt Gnittke.

Und dann heißt es zu Kanzler Olaf Scholz, der habe gerade vorab „spätestens von 2025 an 1,5 Milliarden Euro pro Jahr für den internationalen Naturschutz zugesagt“. Wohlgemerkt vor den Verhandlungen. Das Muster, Wumms hier und Wumms dort, kommt mir bekannt vor. Er glaubt, mit dem Scheckbuch, oder besser den Wechseln, die er künftigen Generationen hinterlässt, ließen sich die Probleme lösen. Verkennt er dabei nicht, dass dieses Scheckbuch aus Steuermitteln gefüllt wird? Und diese fließen reichlicher, indem wir mit unserer Wirtschaftsweise im eigenen Land die letzten Lebensräume anderer Arten rücksichtslos beseitigen? Soll diese Vorab-Zusage von Geldtransfers etwa heißen „Artenschutz machen die anderen“? Von 30% Naturschutzflächen in Deutschland „bis 2030“ spricht Scholz nämlich nicht. Nun, in Deutschland stehen derzeit gerade einmal 6,3% der Landesfläche unter Naturschutz. Wir müssen jetzt liefern – sagt Frau Gnittke. Nur wie?

Ginge es nicht vielleicht darum, hier den „Pizzaacker“ aus der Bewirtschaftung zu nehmen, dort einen verbundenen Gürtel von Streuobstwiesen und anderen artenreichen Biotopen rund um den Ort zu schaffen und die Intensivbewirtschaftung von Flur und Wald zurückzufahren? Auf Wachstum im und um den Ort zu verzichten?

Meines Erachtens kann Deutschland nicht mehr auf dem Pfad des weiteren Ausbaus von Industrie, Infrastruktur und Land- bzw. Forstwirtschaft weitergehen. Und die letzten Naturräume mit dafür dann eben auch wieder zusätzlich nötigen Energiegewinnungsanlagen vollpflastern, neue Verkehrswege bauen und noch dazu die für das Wachstum nötigen Arbeitskräfte durch Zuwanderung importieren.

Nur durch einen Stopp des Wachstums ist die Erhaltung von Lebensgrundlagen und Artenvielfalt in diesem Land zu schaffen. Doch ein Stopp des Wachstums verträgt sich nicht mit der Wumms-Politik. Der Staat selbst will mehr Wachstum, um mehr Steuern zu kassieren, um den nächsten Wumms zu versprechen. So treibt ein sich wechselseitig bedingendes System das Land mit Volldampf in den von den Wissenschaftlern beschriebenen dramatischen Verlust seiner Lebensgrundlage.

SB

Bitte keinen Wumms – ein Kommentar zur UN Artenschutzkonferenz2022-12-03T17:11:43+01:00

UN-Artenschutzkonferenz im Dezember 2022

UN-Artenschutzkonferenz im Dezember 2022

Vom 5.-17. Dezember 2022 findet in Montreal die UN-Artenschutz Konferenz statt. Wir versuchen, die Erfahrungen vor Ort mit dem globalen Problem zu vergleichen.

„die Veränderung der Land- und Meeresnutzung (ist) die wichtigste direkte Ursache für den weltweiten Verlust der biologischen Vielfalt in jüngster Zeit. An zweiter Stelle steht die direkte Ausbeutung natürlicher Ressourcen und an dritter Stelle die Verschmutzung; der Klimawandel und invasive gebietsfremde Arten waren deutlich weniger wichtig als die beiden wichtigsten Ursachen.“ 
IPBES-Forschergruppe, Die direkten Ursachen des jüngsten weltweiten anthropogenen Verlusts der biologischen Vielfalt

Am 9. November 2022 hat das Magazin Science einen Artikel einer internationalen Forschergruppe, der Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) unter dem Titel: „Die direkten Ursachen des jüngsten weltweiten anthropogenen Verlusts der biologischen Vielfalt“ veröffentlicht.

Nach systematischer statistischer Auswertung von mehr als 45.000 wissenschaftlicher Untersuchungen zum Verlust der Biodiversität kommen die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die Ursache für den Verlust der biologischen Vielfalt in erster Linie die Umwandlung von Wäldern und Grünland in landwirtschaftliche Flächen sei. Die nächstfolgenden Probleme sind „ausbeuterisches Verhalten“ der Menschen gegenüber wildlebende Arten, sind Fischerei, Holzeinschlag, Handel und Jagd. Es folgen Umweltverschmutzung und Klimawandel.

Die Forscherinnen und Forscher fassen zusammen, dass „die Veränderung der Land- und Meeresnutzung die wichtigste direkte Ursache für den weltweiten Verlust der biologischen Vielfalt in jüngster Zeit ist. An zweiter Stelle steht die direkte Ausbeutung natürlicher Ressourcen und an dritter Stelle die Verschmutzung; der Klimawandel und invasive gebietsfremde Arten waren deutlich weniger wichtig als die beiden wichtigsten Ursachen.“

Es ist also das direkte Einwirken von immer mehr Menschen, wir haben nun die 8 Milliarden überschritten, auf die naturbelassene Umwelt und es ist bei uns vor allem die agrarindustrielle Intensivierung der Land- und Forstnutzung, die die Probleme schafft.

Die Erfahrungen hier in Wörthsee, wo eine rundherum intensiv betriebene Landwirtschaft den letzten Grillen den Garaus macht, wo ein sinnloser Supermarktbau die letzten Fledermäuse vertrieben hat, wo auch alle zeichen auf Wachstum gestellt bleiben – diese Erfahrungen stimmen nicht gerade optimistisch.

Der Verlust der Biodiversität zerstört unsere Lebensgrundlage, stellen die Wissenschaftler fest. 30% der globalen Fläche müssen dem Naturschutz unterliegen. Wird auf der Konferenz gefordert. In Deutschland sind das derzeit 6,2%. Glaubt jemand ernsthaft, dass bis 2030 daraus 30% werden? Dass Glyphosat, Nitrophoska blau & Co. (übrigens aus Erdgas produziert) von der hiesigen Bildfläche verschwinden? Bei den derzeit angestrebten Wachstumszielen?

Ein Kommentar zur Konferenz können Sie hier unter „Zum Kuckuck“ lesen.

UN-Artenschutzkonferenz im Dezember 20222022-12-03T17:07:36+01:00

DLR schlägt Alarm – starke Abnahme des Waldbestands

DLR schlägt Alarm – starke Abnahme des Waldbestands

Am 22.2.22 veröffentlicht das  (DLR) eine Studie zur Abnahme des Waldbestandes in Deutschland. Mit alarmierenden Zahlen, die noch drastischer ausfallen, als der Waldschadensbericht der Staatsregierung. Seit 2018 gingen im Landkreis Starnberg 732 ha Wald verloren.
Waldverluste in Deutschland 2018-2021

Karte der mit Satellitenbildauswertung festgestellten Waldverluste in Deutschland. Karte: DLR, Frank Thonfeld

Tabelle Waldverluste in den Landkreisen von Oberbayern.

Bei den oberbayerischen Landkreise liegt Starnberg mit 4,1% Waldverlust ganz oben. Quelle: DLR, Frank Thonfeld, Tabelle S.Bleek

Satellitenbild Waldverlust Arnsberg

Drastische Verluste. Waldbestand in Arnsberg, NRW 2017 und 2021. Verluste sind grün eingezeichnet. Satellitenbild DLR, Frank Thonfeld

Kahlschlag-1

Kahlschläge von über 10×10 Metern Ausdehnung – wie hier in Wörthsee – werden auf den Satellitenbildern erfasst. Foto: S. Bleek

In Deutschland sind hohe Baumverluste zu verzeichnen

Die nebenstehende Karte bestätigt, dass die schlimmsten Bestandsverluste in den Wäldern der Mittelgebirge passiert sind. Zu ihrer Erfassungsmethode schreiben die Forscher um Dr. Frank Thonfeld:

„Die Fernerkundungsexperten aus Oberpfaffenhofen werteten insgesamt mehr als 20.000 Datensätze aus. Auf diese Weise konnten sie die abgestorbenen und neu eingeschlagenen Waldflächen im Monatsrhythmus erfassen. Entstanden ist ein differenziertes Waldbild für ganz Deutschland mit einer Auflösung von zehn Metern. Die Verarbeitung der Datenarchive von Sentinel-2 und Landsat-8 erfolgte vollautomatisch.“

Unser Landkreis Starnberg liegt im leicht dunkelgelben Bereich. Ich habe mich in Oberpfaffenhofen erkundigt und der Projektleiter, Herr Thonfeld, hat mir die Zahlen der oberbayerischen Landkreise zugeschickt, die in der Tabelle zu sehen sind. Demnach hat der Landkreis Starnberg in nur 2 1/2 Jahren 4,15 % seiner Waldfläche verloren. Diese Flächen sind zwar noch „Wald“ aber ohne größeren Baumbestand. Bekronungsverlust nennen die Satellitenbildexperten dieses Datum. Ihr Fazit:

„Mittelfristig setzt sich voraussichtlich die Tendenz fort, dass noch weitere Bestände verloren gehen. Es wird Jahrzehnte dauern, bis die wirtschaftlichen Schäden eingeholt sind. Bis sich das Ökosystem Wald erholt, kann es noch länger dauern. Für Deutschland und Europa ist es daher dringend notwendig, schnell effiziente Maßnahmen zum Schutz der Wälder zu ergreifen. Satellitengestützte Erdbeobachtung kann Forschenden und Entscheidungstragenden hierzu eine Datengrundlage bereitstellen.“

Im Landkreis Starnberg sind 732 ha Wald verlorengegangen

Der Landkreis Starnberg nimmt in Oberbayern einen traurigen Spitzenreiterplatz beim Waldverlust ein. Nur der Landkreis Mühldorf ist vor allem durch Sturmschäden noch schlechter dran, lassen wir das Stadtgebiet Rosenheim ausser Acht. Was mich bestürzt ist die Tatsache, dass dieser Verlust von immerhin 732 ha Wald in unserem Landkreis nicht wahrgenommen wird. „Woid hama gnua“ ist der vorherrschende Tenor in den Diskussionen in der Gemeinde (und nicht nur in unserer). Die Diskussionsbeiträge auf dieser Webseite geben Zeugnis davon. Diese 732 ha beziffern nur die größeren flächigen Verluste. Wie gesagt, die Auflösung des Verfahrens des DLR ist 10×10 Meter. Die Entnahme von einzelnen Bäumen aus einem gesunden Bestand ist hier nicht sichtbar und braucht das auch nicht sein, denn dort wächst Wald weiterhin. Ginge das so weiter mit einem Verlust von 1% oder in der Spitze 2% von Flächen pro Jahr, kann man sich ausrechnen, wann wirklich eine Entwaldung passiert ist. Denn die Bäume brauchen ja 50 bis 70 Jahre um wieder nennenswerte Höhen zu erreichen und Kronen auszubilden. Die Waldbilanz ist im Landkreis also bereits deutlich negativ.

Eine effiziente Maßnahme zum Schutz der Wälder wäre zumindest in den gut durchmischten Wäldern und solchen mit hohem Laubholzanteil sicherlich eine Reduzierung der Holzentnahme und – wie beschrieben – auch die Belassung des Waldrestholzes für die gute Regeneration der Humusschicht. Der Holzweg von Wörthsee weist leider in die entgegengesetzte Richtung. Die zunehmende Zahl an Hackschnitzelkraftwerken und privaten Holzheizungen wird in einem derzeit bereits „überhitzten“ globalen Holzmarkt den Druck auf den Waldbestand weiter anheizen. Denn bei steigenden Preisen lohnt sich das Baumfällen immer mehr.

DLR schlägt Alarm – starke Abnahme des Waldbestands2022-03-02T14:55:58+01:00

Waldrestholz ist im Wald zur Humusbildung notwendig

Waldrestholz ist im Wald zur Humusbildung notwendig

Waldrestholz

Das Foto zeigt ein Haufen von sogenanntem Waldrestholz vor dem Abtransport in der Nähe von Steinebach. Diesen Haufen aus dem Wald zu nehmen, wäre etwa nach dem PEFC Standard nicht angeraten. Der Waldbesitzer riskiert die Reduzierung der Fruchtbarkeit des Bodens. Foto: S. Bleek – Nähe S-Bahn Wessling

Waldrestholz ist im Wald zur Humusbildung notwendig. Je mehr neue Hackschnitzelkraftwerke gebaut werden, desto mehr dieses für die Regeneration des Waldbodens unentbehrlichen Materials würde aus dem Wald herausgeräumt und verfeuert. Auch das Bayerische Forstministerium sieht das Thema mit Sorge.
Waldrestholz

Einige Waldbauern in unseren Wäldern forsten mit Kahlsschlag großer Flächen. Der PEFC Standard wird nicht eingehalten. Foto: S. Bleek Nähe Wesslingerstraße

Wiederaufforstung

Wiederaufforstung – es dauert Jahrzehnte bis dieser Setzling zu einem Baum herangewachsen sein wird. Der Waldboden wird durch Austrocknung geschädigt Foto: S. Bleek Wesslingerstraße 2022, ein JAhr nach Kahlschlag der Fläche.

„Bei dem Export von Wipfelstücken und Ernterückständen aus den Beständen wird häufig vergessen, dass es sich hier um sehr nährstoffreiches Material handelt. Waldrestholz ist damit kein Abfallprodukt, sondern gleicht beim Belassen im Wald einer organischen Düngung. Damit tragen die Ernterückstände zum Humusaufbau bei und verbessern die Wasser- und Nährstoffversorgung. Die Standortsqualität bleibt so erhalten und wird unter Umständen sogar erhöht.

Während der erntekostenfreie Erlös des zu Hackschnitzeln verarbeiteten Kronenmaterials vergleichsweise gering ist, führt die Kronennutzung zu mindestens einer Verdopplung des Nährelementexports. Besonders kritisch ist die Entnahme von Ästen, Zweigen und Nadeln zu beurteilen. Hier ist das Missverhältnis zwischen dem finanziellen Gewinn und dem Nährstoffexport am größten. Zusätzlich steigt die Qualität der Hackschnitzel und die damit erzielbaren Erlöse bei geringeren Anteilen von benadeltem bzw. belaubtem Feinreisig (Mergler et al. 2012).“ So argumentiert eine Studie des bayerischen Ministeriums für Landwirtschaft und Forsten.

Nur ein gesunder Boden trägt einen gesunden Wald

Nun ist jedoch ein gesunder Waldboden die Voraussetzung für einen Erhalt unserer Wälder, besonders da die Bäume sowieso unter vielfältigen Umweltstreß stehen. Das Bundeswaldgesetz (BWaldG) formuliert als Gesetzeszweck, insbesondere die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Und das Waldgesetz für Bayern (BayWaldG) verbietet jede Handlung, welche die Produktionskraft des Waldbodens vernichtet oder wesentlich schwächt.

Im 19. Jahrhundert hatte bereits die Nutzung des Laubes aus dem Wald als Streu zu Schäden in den Wäldern geführt. Die bayerische Forstbehörde sieht daher die rasant zunehmende Hackschnitzelnutzung kritisch. Maßstab für nachhaltiges Wirtschaften im Wald könne nur eine ausgeglichene Bilanz aus Nährstoffentzügen und Nährstoffnachlieferung sein, schreiben die Autoren der Studie „Nährstoffschonende Biomassenutzung – LWF-aktuell 108

PEFC sieht die Kronennutzung kritisch

Der in der Forstwirtschaft immer breiter angewendete PEFC Standard für „Nachhaltigkeit“ verbietet die Vollbaumentnahme und sieht die Nutzung des Restmaterials aus Kronen kritisch: „Das Material sollte – soweit z.B. aus Forstschutzsicht möglich – erst nach dem Abfall von Nadeln, Blättern und Feinreisig aus dem Bestand gerückt werden.“ Das ist nicht besonders klar und eindeutig gedacht, aber die Problematik ist auch hier erkannt. Allerdings wird eine Entnahme „nach Abfall von Reisig“ ziemlich weltfremd sein, denn die Harvester marschieren heutzutage in einem Arbeitsgang durch das Gelände und wenn es irgend geht, wird das Schwachholz der Kronen gleich im folgenden Arbeitsgang zerhäckselt und abtransportiert.

Wirtschaftlich nicht sinnvoll

„Bei der Nutzung von Kronenbiomasse – oder genauer gesagt – beim Übergang von der Derbholz- zur Vollbaumnutzung (ohne Wurzel) steigt der »Gewinn« an Biomasse um 10 % bis 25 %, der Entzug an Nährstoffen jedoch überproportional um 150 % bis 200 %. Dieses Verhältnis ist je nach Baumart, Alter und Standort unterschiedlich (Pretzsch et al. 2014). Der mäßige Zusatzertrag wird daher teuer erkauft. Dies gilt besonders auf ärmeren Standorten.“ Schreibt eine Studie von Kurt Amereller 2014. Wiederum eine Stimme aus der bayerischen LWF, die nicht verdächtig ist, radkalen Umweltschützern zugeneigt zu sein.

Was dem Waldboden bei der Entnahme des Restholzes schadet, der hohe Nährstoffanteil, den es enthält, macht seine Nutzung für Verfeuerung problematisch. Hohe Schadstoffemissionen entstehen, Hackschnitzel mit hohem Rindanteil brennen schlecht und ist daher vom Heizwert minderwertig. Dazu haben wir bereits einen Artikel geschrieben. Aus Sicht der nachhaltigen Bewirtschaftung des Waldes laufen die Waldbauern zusammen mit den Gemeinden auf ihrem Holzweg gegen die Wand. Ihre kurzfristige Gier nach ein paar Euro mehr und ihr Wahn, den Wald möglichst aufgeräumt und ausgeräumt zu bewirtschaften, den wir etwa im FFH Waldgebiet Meilinger Höhe sehr plastisch dokumentieren können, führen also direkt in eine Zerstörung des Waldes durch übermäßige Entnahmen und Kahlschläge und dabei gleich mit in eine Zerstörung seiner Regenerationsfähigkeit. Das ist fürwahr eine ausgesprochen „nachhaltige“ Wirtschaft.

Waldrestholz ist im Wald zur Humusbildung notwendig2022-02-18T10:25:13+01:00

Fragen zum Hackschnitzel-Heizwerk

Fragen zum Hackschnitzel-Heizwerk

Der Gemeinderat Wörthsee hat auf seiner letzten Sitzung die Bauplanung für ein Hackschitzel-Heizwerk an der Kuckuckstraße eingeleitet. Dabei fielen 5 nachfolgend nicht wörtlich zitierte Aussagen. Zu diesen stellen wir 5 Fragen.

Das neue Heizwerk in einer Simulation, die den bislang bekannten Annahmen in etwa entspricht. (2 Schornsteine, die 5 Meter über die höchsten Baumwipfel reichen) Rechts der 32 m hohe Kirchturm. Fotomontage: S.Bleek.

Waldrestholz

Waldrestholz, Februar 2022 am Waldweg S-Bahn. Zahlreiche große Buchen wurden gefällt. Hackschnitzel aus Restholz mit hohem Rindenanteil verursachen hohe Schadstoffemissionen. Foto: S. Bleek.

Waldrestholz

Waldrestholz mit Nadelholzanteil. Stickstoffgrenzwerte bei Verfeuerung schwerlich einzuhalten, Februar 2022 am Waldweg S-Bahn Wessling. Foto: S. Bleek.

Standortprofil: Das Gelände steigt nach Süden hinter der geplanten Anlage (584m) noch bis zu 5 Meter an. Quelle: Bayernatlas.

Simulation Heizwerk nach den bislang bekannnten Aussagen. Montage: S. Bleek.

Auf der Sitzung des Wörthseer Gemeinderats am Januar wurde die Änderung des Flächennutzungsplans beschlossen, um an der Kuckuckstraße direkt gegenüber der Einfahrt zum neuen Supermarkt ein Holzhackschnitzel-Heizkraftwerk zu erreichen. Im Gemeinderat wurden dazu die folgenden Aussagen mit notiert:

  1. „Aus den beiden Schornsteinen wird nur Wasserdampf entweichen.“
  2. „In der Anlage werden nur Schwachholz und Restholzabfälle aus den Wäldern ringsum verbrannt.“
  3. „Die Schornsteine müssen eine Höhe von 5 Metern über den Baumwipfeln haben.“
  4. „25 Meter Wald um den Bau herum müssten eigentlich aus Verkehrssicherungsgründen gefällt werden. Wir machen die Auflage eines verstärkten Dachs für die Anlage, damit diese Fällung unterbleiben kann.“
  5. „Die Wörthseer Bürger werden stolz sein auf dieses neue Werk“.

Hierzu haben wir die folgenden Fragen:

? 1.

Mit welcher Auflage zur Rauchgasreinigungstechnik gedenkt der Gemeinderat den Betreiber der Anlage zu verpflichten, das bei der Verbrennung der Hackschnitzel entstehende CO2 zu binden, sodass nur Wasserdampf übrig bleibt. Mit welcher Technik will der Gemeinderat die Emissionen von Feinstaub, Kohlenmonoxid und Stickoxiden auf Null reduzieren. Wer trägt die Kosten?

? 2.

Laut der Studie „Einflussfaktoren auf die NOX-Emissionen in Hackschnitzel-Heizwerken zwischen 1 und 5 Megawatt“, Berichte aus dem TFZ, 66, Straubing, März 2020 des Bayerischen Technologie und Förderzentrums für nachwachsende Rohstoffe, wurde bei der Verbrennung von Hackschnitzelchargen aus drei verschiedenen „Waldresthölzern“ „der NOX-Grenzwert von 370 mg/Nm3 in allen Laststufen überschritten.“ Und weiter: „Als allgemeine, stark vereinfachte Beobachtung kann abschließend festgestellt werden, dass sich helle Hackschnitzel (meist aus Energierundholz) oder nur wenig dunklere Hackschnitzel durch Stickstoffgehalte von weniger als 0,2 m-% (Massenanteil) auszeichnen. Werden jedoch sehr dunkle Hackschnitzel mit einem hohen Feingehalt geliefert (z. B. mit hohem Rindenanteil oder vielen Nadeln), kann von höheren Stickstoffgehalten im Brennstoff ausgegangen werden, was ggf. zu Überschreitungen der NOX-Grenzwerte führen kann.“

Wie will also der Gemeinderat die bei der geplanten Verbrennung von ausschließlich Waldrestholz und Landschaftspflegematerial, die sich beide durch hohen Stickstoffgehalt auszeichnen, die Einhaltung der Emissionsgrenzwerte garantieren. Insbesondere angesichts der Tatsache, dass sich in der Hauptwindrichtung vom Werk aus gesehen ein Supermarkt mit Terrasse, eine neue Wohnsiedlung und ein Kindergarten befinden.

? 3.

Eine ausgewachsene Buche hat eine Höhe von bis zu 45 Metern. Pro Jahr wächst eine jüngere Buche 40 cm in die Höhe. Wie sollen die Schornsteine 5 Meter über die Baumwipfel geführt werden, wenn dahinter ein Buchenwald wächst? Selbst jetzt, wo wir dort jüngere Buchen haben, entspräche diese Vorgabe schon bei einer Wuchshöhe von nur 20 oder 25 Metern bereits bis zu 30 Metern Kaminhöhe. Denn noch dazu steigt das Gelände am Standort deutlich an, so dass die Buchen im Rücken der Anlage 4 bis 6 Meter höher wurzeln als das geplante Gebäude. Sind also tatsächlich derart hohe Schornsteine geplant? Oder werden am Ende alle Buchen des rückwärtigen Hügels gefällt werden müssen, um die Schornsteine niedriger zu bauen?

? 4.

Wie glaubt der Gemeinderat die sehr hohen Kamine verkehrssicher zu bauen, wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass die umstehenden Buchen bei starken Sturm auf die Kamine stürzen? Ist also die geplante Vermeidung der großflächigen Rodung um das Gebäude herum realistisch?

? 5.

Wieso glaubt der Gemeinderat, dass die links auf einer provisorischen Fotosimulation angedeutete Gruppierung unseres Kirchturms von 32 Meter Höhe mit dem Pendant zweier Schornsteine mitten im neuen „Vollsortimenter-Ortszentrum“ eine raumordnerische Leistung ist, auf die wir stolz sein können? Haben wir es nicht eher mit einem schändlichen Eingriff in das Orts- und Landschaftsbild zu tun?

Fotos und Beitrag: Stephan Bleek

Fragen zum Hackschnitzel-Heizwerk2022-02-18T10:25:34+01:00
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