Fragen zum Hackschnitzel-Heizwerk

Fragen zum Hackschnitzel-Heizwerk

Der Gemeinderat Wörthsee hat auf seiner letzten Sitzung die Bauplanung für ein Hackschitzel-Heizwerk an der Kuckuckstraße eingeleitet. Dabei fielen 5 nachfolgend nicht wörtlich zitierte Aussagen. Zu diesen stellen wir 5 Fragen.

Das neue Heizwerk in einer Simulation, die den bislang bekannten Annahmen in etwa entspricht. (2 Schornsteine, die 5 Meter über die höchsten Baumwipfel reichen) Rechts der 32 m hohe Kirchturm. Fotomontage: S.Bleek.

Waldrestholz

Waldrestholz, Februar 2022 am Waldweg S-Bahn. Zahlreiche große Buchen wurden gefällt. Hackschnitzel aus Restholz mit hohem Rindenanteil verursachen hohe Schadstoffemissionen. Foto: S. Bleek.

Waldrestholz

Waldrestholz mit Nadelholzanteil. Stickstoffgrenzwerte bei Verfeuerung schwerlich einzuhalten, Februar 2022 am Waldweg S-Bahn Wessling. Foto: S. Bleek.

Standortprofil: Das Gelände steigt nach Süden hinter der geplanten Anlage (584m) noch bis zu 5 Meter an. Quelle: Bayernatlas.

Simulation Heizwerk nach den bislang bekannnten Aussagen. Montage: S. Bleek.

Auf der Sitzung des Wörthseer Gemeinderats am Januar wurde die Änderung des Flächennutzungsplans beschlossen, um an der Kuckuckstraße direkt gegenüber der Einfahrt zum neuen Supermarkt ein Holzhackschnitzel-Heizkraftwerk zu erreichen. Im Gemeinderat wurden dazu die folgenden Aussagen mit notiert:

  1. „Aus den beiden Schornsteinen wird nur Wasserdampf entweichen.“
  2. „In der Anlage werden nur Schwachholz und Restholzabfälle aus den Wäldern ringsum verbrannt.“
  3. „Die Schornsteine müssen eine Höhe von 5 Metern über den Baumwipfeln haben.“
  4. „25 Meter Wald um den Bau herum müssten eigentlich aus Verkehrssicherungsgründen gefällt werden. Wir machen die Auflage eines verstärkten Dachs für die Anlage, damit diese Fällung unterbleiben kann.“
  5. „Die Wörthseer Bürger werden stolz sein auf dieses neue Werk“.

Hierzu haben wir die folgenden Fragen:

? 1.

Mit welcher Auflage zur Rauchgasreinigungstechnik gedenkt der Gemeinderat den Betreiber der Anlage zu verpflichten, das bei der Verbrennung der Hackschnitzel entstehende CO2 zu binden, sodass nur Wasserdampf übrig bleibt. Mit welcher Technik will der Gemeinderat die Emissionen von Feinstaub, Kohlenmonoxid und Stickoxiden auf Null reduzieren. Wer trägt die Kosten?

? 2.

Laut der Studie „Einflussfaktoren auf die NOX-Emissionen in Hackschnitzel-Heizwerken zwischen 1 und 5 Megawatt“, Berichte aus dem TFZ, 66, Straubing, März 2020 des Bayerischen Technologie und Förderzentrums für nachwachsende Rohstoffe, wurde bei der Verbrennung von Hackschnitzelchargen aus drei verschiedenen „Waldresthölzern“ „der NOX-Grenzwert von 370 mg/Nm3 in allen Laststufen überschritten.“ Und weiter: „Als allgemeine, stark vereinfachte Beobachtung kann abschließend festgestellt werden, dass sich helle Hackschnitzel (meist aus Energierundholz) oder nur wenig dunklere Hackschnitzel durch Stickstoffgehalte von weniger als 0,2 m-% (Massenanteil) auszeichnen. Werden jedoch sehr dunkle Hackschnitzel mit einem hohen Feingehalt geliefert (z. B. mit hohem Rindenanteil oder vielen Nadeln), kann von höheren Stickstoffgehalten im Brennstoff ausgegangen werden, was ggf. zu Überschreitungen der NOX-Grenzwerte führen kann.“

Wie will also der Gemeinderat die bei der geplanten Verbrennung von ausschließlich Waldrestholz und Landschaftspflegematerial, die sich beide durch hohen Stickstoffgehalt auszeichnen, die Einhaltung der Emissionsgrenzwerte garantieren. Insbesondere angesichts der Tatsache, dass sich in der Hauptwindrichtung vom Werk aus gesehen ein Supermarkt mit Terrasse, eine neue Wohnsiedlung und ein Kindergarten befinden.

? 3.

Eine ausgewachsene Buche hat eine Höhe von bis zu 45 Metern. Pro Jahr wächst eine jüngere Buche 40 cm in die Höhe. Wie sollen die Schornsteine 5 Meter über die Baumwipfel geführt werden, wenn dahinter ein Buchenwald wächst? Selbst jetzt, wo wir dort jüngere Buchen haben, entspräche diese Vorgabe schon bei einer Wuchshöhe von nur 20 oder 25 Metern bereits bis zu 30 Metern Kaminhöhe. Denn noch dazu steigt das Gelände am Standort deutlich an, so dass die Buchen im Rücken der Anlage 4 bis 6 Meter höher wurzeln als das geplante Gebäude. Sind also tatsächlich derart hohe Schornsteine geplant? Oder werden am Ende alle Buchen des rückwärtigen Hügels gefällt werden müssen, um die Schornsteine niedriger zu bauen?

? 4.

Wie glaubt der Gemeinderat die sehr hohen Kamine verkehrssicher zu bauen, wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass die umstehenden Buchen bei starken Sturm auf die Kamine stürzen? Ist also die geplante Vermeidung der großflächigen Rodung um das Gebäude herum realistisch?

? 5.

Wieso glaubt der Gemeinderat, dass die links auf einer provisorischen Fotosimulation angedeutete Gruppierung unseres Kirchturms von 32 Meter Höhe mit dem Pendant zweier Schornsteine mitten im neuen „Vollsortimenter-Ortszentrum“ eine raumordnerische Leistung ist, auf die wir stolz sein können? Haben wir es nicht eher mit einem schändlichen Eingriff in das Orts- und Landschaftsbild zu tun?

Fotos und Beitrag: Stephan Bleek

Fragen zum Hackschnitzel-Heizwerk2022-02-18T10:25:34+01:00

Wörthsee auf dem Holzweg

Wörthsee auf dem Holzweg

Der Gemeinderat hat einstimmig eine Flächennutzungsplanänderung am Kuckuckswald vorgenommen. Ein Holzhackschnitzelwerk soll dort entstehen. Für die Beheizung des neuen Supermarkts und neuer Wogeno Wohnungen am Teilsrain. Hat ein Verbrennungsprojekt Zukunft? Und wie ökologisch ist ein Holzheizkraftwerk überhaupt? Ist Wörthsee da auf dem Holzweg gelandet?

Wir haben dazu die unten stehende Presseerklärung verfasst. Leider in letzter Minute, denn das Vorhaben wurde unter strengem Stillschweigen vorbereitet. Der neuen „Ortsmitte“ am Supermarkt Edeka Nummer 2 steht ein Kraftwerk nicht unbedingt gut zu Gesicht. Deutlich wird für uns, wie der Gemeinderat sich durch den Supermarkt in Zugzwang gebracht hat und nun dem ersten kapitalen Fehler Supermarktansiedlung den nächsten folgen lassen muss. Die neuen Gebäude verbrauchen eine Waldfläche von etwa 540 m2. Allerdings ist noch nicht klar, ob an drei Seiten drumherum nicht jeweils 35 Meter tief der Wald gefällt werden muss. Das wären nochmals etwa dreimal soviel Bäume. Denn diese Bäume könnten die Schornsteine des Kraftwerks zerstören, wenn sie umfallen sollten. Gefahrbäume halt. Die Gemeinde hofft, dass das vermieden werden könne. Wir sind da skeptisch. Der Münchner Merkur hat unsere Bedenken in seinen Bericht aufgenommen.

Standort Hackschnitzelheizwerk

Der geplante Standort des Hackschnitzelwerks. Foto: SB

Holzhackschnitzelwerk Landsberg

Ein Hackschnitzelwerk in Landsberg. Foto: Energieatlas Bayern

Presserklärung:

Wörthsee auf dem Holzweg?

Im sog. „Kuckuckswald“ in Steinebach sollen nach den Fällungen für den neuen Supermarkt wieder wertvolle alte Buchen abgeholzt werden.

Damit würde Platz geschaffen für ein Heizkraftwerk (Nahwärmenetz) zur Versorgung dieses Supermarkts, der WoGeno-Genossenschaftswohnungen und des neu zu bebauenden Kirchenareals. Dieser Standort im Bereich der jetzigen Salz-Streu-Container in der Straße zum Kuckucksheim, schräg gegenüber der zukünftigen Supermarkteinfahrt, liegt im Erholungswald !

Deshalb muss auch der Flächennutzungsplan geändert werden.

Dies steht auf der Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung am Mittwoch, dem 26.1.2022:

  • „7. Aufstellung des Bebauungsplanes Nr.81 „Biomasseheizwerk“ betreffend eine Teilfläche des Grundstückes Fl.Nr. 507, Gemarkung Steinebach, im Bereich östlich der Etterschlager Straße und südlich der Straße Zum Kuckucksheim
  • 8. Aufstellung einer 9. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Wörthsee für den Bereich des Bebauungsplanes Nr.81 „Heizkraftwerk“ betreffend eine Teilfläche des Grundstückes Fl.Nr. 507, Gemarkung Steinebach“

Es ist nicht einzusehen, warum für dieses Heizkraftwerk ein Standort im Erholungswald gesucht wurde und nicht auf einer anderen Fläche!

Im vergangenen Herbst wurden bereits zahlreiche wertvolle alte Bäume auf der Nordseite der Straße Zum Kuckucksheim wegen des Supermarktparkplatzes abgeholzt. (Leider sind wir mit dem Bürgerbegehren dagegen unterlegen.) Die vielen Waldbewohner, wie Fledermäuse, Amphibien, Vögel…, die von dort vertrieben wurden, haben sich teilweise in dem Bereich niedergelassen. Sie müssen sich wieder eine neue Bleibe suchen oder sie verschwinden ganz.

Damit würde scheibchenweise ein weiterer Teil dieses Waldes verschwinden. Dass alter Wald fürs Klima äußerst wichtig ist, weiß inzwischen jeder und jede.

Dazu kommt, dass Hackschnitzelheizungen inzwischen nicht mehr als nachhaltig gelten. Vom „Fokus“ werden sie sogar als „Ökoschwindel“ bezeichnet. NABU, BUND u.a. erklärten in einer gemeinsamen Erklärung am 24.11.2020 an:

„Darüber hinaus entsteht beim Verbrennen von Holz pro Energieeinheit mehr CO2 als beim Verbrennen fossiler Brennstoffe.“

Wirklich nachhaltig wäre eine Wärmepumpenheizung, die durchschnittlich eine 3 – 4 fache Heizenergie aus der nötigen elektrischen Energie erzeugt, ergänzt durch eine Photovoltaikanlage, die für die dafür nötige elektrische Energie sorgt. Dazu:

https://denkhausbremen.de/wp-content/uploads/2020/11/Gemeinsame-Stellungnahme-Holzbiomasse

Bisher wurde die Planung schon in nicht öffentlichen Sitzungen vorbereitet, sie sollte wohl ohne großes Aufsehen beschlossen und durchgeführt werden. Bisher bekannt ist nicht,

  • wie groß die Abholzungsfläche sein wird,
  • wie der Bebauungsplan für das Hackschnitzelwerk aussieht,
  • ob dem GR bekannt ist, dass Hackschnitzelwerke nicht mehr als nachhaltig gelten;

Wir hoffen, dass sich bei unserem Gemeinderat diese Einsicht durchsetzt und nach einer wirklich guten, klimafreundlichen Lösung gesucht wird!

Wörthsee auf dem Holzweg2022-02-03T14:13:31+01:00

Bäume erhalten – sagt die Gemeinde Wörthsee!

Bäume erhalten – sagt die Gemeinde Wörthsee!

Gemeindeblatt_Wörthsee
Abholzaktion in Steinebach

Kahlschlag auf einem Grundstück an der Etterschlager Straße. Foto: SB

Die neuen Mitteilungen der Gemeinde geben den “Naturschutztipp”: “Alte Bäume im Garten erhalten”. “Bäume sind ein nicht zu ersetzender Lebensraum, bedeutend für den lokalen Klima- und Naturschutz”. Das ist wahr. Nur ist Papier zwar geduldig aber die Wahrheit ist immer konkret und das gilt auch für jeden Baum, der in der Verantwortung der Gemeinde gefällt wird – “ein nicht zu ersetzender Lebensraum”. Nebenbei gefragt: wie war das noch beim Vollsortimenterprojekt? Zurück zu den Gärten. Vor etwa 2 Jahren hat der Gemeinderat den Erlass einer Baumschutzverordnung abgelehnt mit dem Argument, das etwa so lautet: ‘vor Inkrafttreten der Verordnung würden alle die Bäume in ihren Gärten noch schnell fällen’. Das nebenstehende Foto aus der Etterschlagerstraße zeigt das Ergebnis. Ohne Baumschutzverordnung roden Investoren gnadenlos jeden Baum und jedes Gebüsch bis an die Grundstücksgrenze. Eine Baumschutzverordnung braucht es jetzt.

Bäume erhalten – sagt die Gemeinde Wörthsee!2021-06-04T21:46:56+02:00

Online Lieferdienst für Lebensmittel: Das Brucker Netz

Das Brucker Netz – Online Lieferdienst

Ein neuer Online Lieferdienst für regionale und Bioprodukte liefert nach Wörthsee. Der Gründer des Start-ups Andreas Rothenberger: “Das Brucker Netz ist ein Onlineshop für Lebens- & Genussmittel, die im Landkreis Fürstenfeldbruck und Umgebung hergestellt werden. Damit wollen wir einen Beitrag für Nachhaltigkeit und Umweltschutz leisten, denn die kürzesten Wege vom Erzeuger zum Verbraucher sind die besten Wege.” Mehr zu Angebot und Preisen auf Das Brucker Netz.

Online Lieferdienst für Lebensmittel: Das Brucker Netz2021-06-04T21:46:06+02:00

Ist Ruhe erste Bürgerpflicht?

Ist Ruhe die erste Bürgerpflicht?

Ruh ist die Bürgerpflicht

Wir sollten nun ruhig sein, wir hätten schließlich verloren. Glossen, satirische Polemik oder nochmaliges Benennen von Täuschungen und Finten, all das sollten wir sein lassen, sonst seien wir „schlechte Verlierer“. So tönt es uns aus den Regionalblättern und von der Bürgermeisterin entgegen. Das klingt ein bisschen so, wie wenn strenge Eltern ihr Kind ermahnen, doch endlich still zu sein, wenn es einen ungehörigen Wunsch geäußert hat.

Ich finde, das ist ein seltsames Demokratieverständnis und eine seltsame Einstellung zur Meinungsfreiheit. Wir haben mehrmals versucht, von unserer Bürgermeisterin Antworten auf Fragen zum Ratsbegehren zu bekommen, auch jetzt haben wir wieder gefragt, wie sie zu der plötzlich aufgehobenen Verknüpfung von Supermarkt und Genossenschaftswohnungen steht. Antworten haben wir nie erhalten.

Soll man dieses Schweigen totschweigen?

Oder sollen wir von den jungen Leuten lernen, die rufen: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“

Den Mund halten und zuschauen hat noch nie was verändert, nur wer laut ist, hat die Chance dazu.

Im Merkur hieß es: „Der Ton macht die Musik“, sprich, wir hätten uns im Ton vergriffen. Aber ist das guter Ton, wenn man gar keine Antworten gibt wie die Bürgermeisterin? Das ist gar kein Ton!

Es soll „Friede“ einkehren im Dorf. Wie kann der aussehen? Blümchen und Vögel zählen und still dabei zusehen, wie sie immer weniger werden? Alles schlucken, was von oben kommt? Sich nicht mehr beschweren, wenn unzählige Bäume gefällt werden?

Wir sollen „an eine gemeinsame Weiterarbeit“ herangehen. Wir arbeiten schon seit einiger Zeit mit der Umweltbeauftragten der Gemeinde, Frau König-Schmidtbauer, zusammen, aber wie sollen wir mit dem Supermarktinvestor zusammenarbeiten? Schwierig, denn auch er hat auf unseren Brief nicht geantwortet!

Fakt ist: Mundhalten und zuschauen geht heute nicht mehr, wenn wir unseren Kindern und allen nachfolgenden Generationen eine einigermaßen lebenswerte Welt hinterlassen wollen. Wir haben schon viel zu viel Zeit vertan, deshalb sofort:

Packen wir es gemeinsam an!

DM und HW

Ist Ruhe erste Bürgerpflicht?2021-05-30T20:58:26+02:00

Finte? – Ein Offener Brief

Finte.

Supermarkt und Wohnungen – doch 2 Paar Stiefel!

Das „Ratsbegehren“ verknüpft Vollsortimenter und Wohnungsbau. Dem Vernehmen nach gibt es ein Rechtsgutachten, das diese Verknüpfung für unzulässig hält.

Bündnis: Rettet den Kuckuckswald

Offener Brief :

Machte die erfolgreiche „Finte“ das Ratsbegehren zum Gewinner?

 

Sehr geehrte Frau Muggenthal,

leider wollten Sie unsere Fragen nicht beantworten, während das Bürgerbegehren lief. Wir wurden lediglich auf die „Projektzeitung“ verwiesen.

Wir hätten Sie z.B. gerne gefragt, warum Sie in Ihrem Ratsbegehren den Bau des Supermarktes mit dem Bau der Genossenschaftswohnungen unnötigerweise verknüpft haben. Auch viele Wörthseer*innen haben sich diese Frage gestellt.

Schon 2 Tage nach der Entscheidung, ist diese Verknüpfung anscheinend auf einmal wie weggeblasen. Wir erfahren aus der Zeitung, dass Sie die Genossenschaftsbauten doch auch dann weiter verfolgt hätten, wenn das Bürgerbegehren gewonnen hätte. Im Starnberger Merkur vom 23. März 2021 werden Sie mit diesen Worten zitiert:

„Wenn sich das Bürgerbegehren durchgesetzt hätte, hätten wir den Text (gemeint ist der Auslobungstext für den Architektenwettbewerb zum Genossenschaftsbau) natürlich ändern und erneut abstimmen müssen.“

Das heißt für uns und alle anderen, die das lesen: Die Genossenschaftswohnungen wären also doch auch ohne Supermarkt gebaut worden.

Sie und die Mehrheit des Gemeinderats haben also den Wörthseer Bürger*innen vorgetäuscht, dass sie mit dem Nein zum Ratsbegehren gleichzeitig g e g e n die Genossenschaftswohnungen stimmen würden. Wir wissen durch Gespräche mit Bürger*innen, die im Dezember das Bürgerbegehren unterzeichnet hatten, dass sie wegen dieser Verknüpfung mit Ja zum Ratsbegehren abgestimmt haben. Sie wollten nicht „schuld“ daran sein, dass die Genossenschaftswohnungen scheitern. Die Abstimmung hätte also ohne diese Verknüpfung ganz anders ausgehen können.

Und nun ist auf einmal alles nicht so gemeint.

Auch wenn wir das Ergebnis wohl erstmal akzeptieren müssen, so heißt das doch:

Die Abstimmung fand unter Vortäuschung falscher Tatsachen statt!

Oder haben Sie eine andere Erklärung für diesen Vorgang?

Mit freundlichen Grüßen

Doja Muggenthaler

Hanna Weber

Michael Benzinger

Finte? – Ein Offener Brief2021-04-03T18:32:27+02:00

Das Kuckucksei: Nachlese zum Bürgerbegehren

Das Kuckucksei – eine Glosse

Der Bürgerentscheid fiel deutlich aus. Nur ein Drittel der Stimmberechtigten hat sich gegen das Supermarktprojekt entschieden. Das sind immerhin doppelt so viele wie 3 Gemeinderäte von 17 ausmachen. Viele Bürger sind also im Rat derzeit nicht angemessen repräsentiert. Gegen die Koalition aus CSU, der Mehrheit der Freien Wähler, Wörthsee-Aktiv und sogar einzelnen grünen Gemeinderäten konnten die Bürgerinitiative und die Unterstützer aus den Reihen der Grünen nur verlieren. Bitter für Artenvielfalt und Klimaschutz ist es schon, wenn Investor und Gemeinderat jetzt zügig Fakten schaffen. Das Kuckucksei des 2. „Vollsortimenters“ wird nun also ausgebrütet.

Schönes neues Wörthsee. Foto: S. Bleek

Wörthsee stimmt für mehr Artenvielfalt. 1,49, 1,69, 1,15 … Foto: Marketing.

Ratsbegehren verknüpft 2 Fragestellungen – rechtlich unzulässig? Foto Muster

Zentrumsqualität. Foto: Marketing REWE

Die trickreiche und unredliche Verknüpfung der Wohnbebauung am Teilsrain mit dem Vollsortimentervorhaben im „Ratsbegehren“ wird einige Skeptiker des Vorhabens unter den Bürgern bewogen haben, am Ende für das Ratsvorhaben zu stimmen. Auch das fragwürdige „Greenwashing“ eines – überflüssigen – Baukörpers oder die beredte Verklärung einer illusionären „Fußläufigkeit“ beim Einkaufen. Gepaart mit raffinierter „Unterschätzung“ der zu erwartenden Autoverkehrszahlen.

Das allein erklärt jedoch nicht, warum 2 von drei Bürgern glauben, dass man mit Flächenversiegelung, Waldrodung und Zerstörung von unscheinbaren aber tatsächlich systemrelevanten Biotopen trotz aller Warnungen weitermachen könne wie gehabt. „Klimanotstand – das muss man nicht so ernst nehmen“. Wörthsee braucht „Entwicklung“, hin zu mehr Vorstadt, mehr Fastfood, mehr Parkplätzen, weniger Natur.

Artenvielfalt ja – im Vollsortimenter

Polemisch gesprochen verstehen also zwei von drei Bürgern unter „Artenvielfalt“ vor allem die Auswahl in den Kühlregaltheken der Vollsortimenter. „Wiesenhof“- versus „Weideglück“-, „Bauernglück“- oder „Fricki“-Hähnchen. Unter „Kampf gegen Klimanotstand“, den sich der Gemeinderat auf die Fahne geschrieben hat, versteht er mit der Mehrheit der Bürger inzwischen wieder die weitere Versiegelung von Boden, das Errichten von Betonmauern und Asphaltwegen und das Fällen von Bäumen, um Holz in einem neuen Gebäude zu „speichern“. Und das alles für eine Einrichtung, die es in etwas mehr als einem Kilometer bereits gibt und die daher nichts zu weiterer oder anderer Versorgung beiträgt.

Bauen im Landschaftsschutzgebiet

Unter Maßstäblichkeit eines Baukörpers in einem noch zu schaffenden „Neu-Wörthsee-Ortskern“ (warum eigentlich noch einer?) für einen Ort im ländlichen Raum, gelegen in einem sensiblen Landschaftsschutzgebiet, wagt die Gemeinde den Schritt zu neuen Dimensionen. Mit 64 mal 24 Metern, drei Stockwerke hoch klotzt sie, wo man besser kleckern würde. Wiederum: es gibt bereits einen solchen Markt.

Polemisch gesprochen wird der letzte Rest von Charakter, den die dörflichen Ortsteile von Wörthsee besessen haben, nun Schritt für Schritt einem Ortsentwicklungsvorhaben geopfert, dessen Folgen die Verantwortlichen und die Mehrheit der Bürger nicht wirklich absehen. Ein weiterer Vollsortimenter ist mit der ihm zugedachten „Zentrumsfunktion“ schlicht überfordert. Schnell mal mit dem Auto hin und nix wie weg macht kein Zentrum. Ein Aufbackshop für tiefgefrorene Industriebacklets schafft keine kommunikative Rast.

Manipulation der Fragestellung

Eine Mischung aus Manipulation und Roßtäuschertricks, wie bei der rechtlich unzulässigen Koppelung von Vollsortimenterplanung und Wohnungsplanung mag ein weiterer Hintergrund sein. Dagegen gibt es dem Vernehmen nach eine rechtsgutachterlich gestützte Beschwerde, die bei der Aufsichtsbehörde liegt.

Manipulierte Verkehrsgutachten

Das Beispiel Autoverkehr zeigt ebenfalls ein Lehrstück aus der Trickkiste. Ihre Selbsttäuschung ist von der planenden Gemeinde und ihren dienstbaren Gutachtern mit nachweislich falschen Annahmen aus der „Interessenten“-Trickkiste des Investors unterbaut worden. Nur 60% Autokunden in Wörthsee, in einem aktuellen, vergleichbaren Verfahren in Gauting lautet die Progose 90%. Die am Bau interessierte Partei durfte sich ihre Gutachten gleich selber so schreiben lassen, damit das nötige Ergebnis im „BiBo-Verfahren“ dabei herauskommt. „Bullshit in – Bullshit-out“ nennen Softwarentwickler solche Rechnungen mit falschen Prämissen.

Soweit die Füße tragen

Ihre Beglückungsidee „Einkaufen zu Fuß“ wird nicht zu einem Boom von neuen Schuhgeschäften im Ort führen. Das im Markt verbaute Holz wird kein Klima schützen, das der dort ebenfalls verbaute Beton auf der anderen Seite der Bilanz um ein Mehrfaches schädigt. Und die sowieso gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsflächen für Alibibäumchen werden keine am Bauplatz ausgestorbenen Arten zurückbringen.

Bereit zu wirksamem Klimaschutz?

Was schließlich zu einem pessimistischen Fazit führt: Diese Abstimmung ist eine Warnung, dass die Hoffnung von Wissenschaftlern und vielen Bürgern eine Illusion ist, diese Gesellschaft würde angesichts der bereits voll im Gang befindlichen Klima- und Artensterbenkatastrophe zu Mäßigung und rationalem Kalkül fähig sein. Die Mahnungen der Wissenschaft werden dann gerne in den Wind geschlagen, wenn es um vermeintliche Vorteile im eigenen Umfeld geht. Zwischen den Wahlen denkt man grün, am Wahltag wählt man was weiß ich was.

Die alltägliche Messlatte im Kopf ist eben nicht Natur, Artenvielfalt, Nachhaltigkeit, Ökologie, Klimaschutz und wie die hehren Vokabeln so lauten. Die Messlatte ist ganz simpel Bequemlichkeit – wie mir eine Bürgerin in einer Debatte entgegenhielt: „Für mich ist es schon bequemer, wenn ich zum Supermarkt mit dem Auto einen Kilometer weniger fahren muss.“ Die vielen kleinen Sünden in Städten, Gemeinden, Bauten, Straßen, Gärten, Grundstücken etc. führen in ihrer Summe zu den großen Problemen Klimakollaps und Artensterben. Das wird nicht verstanden, weil es unbequem zu sein scheint.

Das Kuckucksei ist nun gelegt, in 3 Jahren wird man sehen, was herauskommt. Für die Natur ist es jetzt bereits zu spät, aber die von der Bürgerinitiative und einem Drittel der Bürger befürchteten Auswirkungen auf die Qualität des Ortes wird man erst dann beurteilen können.

KUC

Das Kuckucksei: Nachlese zum Bürgerbegehren2022-01-04T11:03:08+01:00

Den richtigen Maßstab für Wörthsee finden

Den richtigen Maßstab für Wörthsee finden

Wie verlief die Vorgeschichte des Supermarkt Projekts? Wir dokumentieren hier als Beispiel die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs von 2019 für die WOGENO Siedlung am Teilsrain. Der SZ Artikel von Astrid Becker im Februar 2019 zeigt architektonische Probleme auf, die ein „maßstäblicher“ Entwurf neuer Gebäude mit sich bringt. Eine durchdachte und sensible Planung für die Geossenschaftswohnung wird Makulatur wenn nebenan ein 66 mal 22 Meter großer Vollsortimenter gebaut wird. Groß und brutal in den Waldhang geklotzt.

Die Herausforderung für Wörthsee: „maßvolle bauliche Weiterentwicklung unter Berücksichtigung des Naturraums und der Schutzgebiete“.

ISEK, Gemeinde Wörthsee
Teilsrain Architekur-Studentinnen

Dorfladen als Treff: Bianca Woisetschläger (li.) und Lena Jaeger, beide kurz vor dem Masterabschluss, haben in ihren Entwurf den Dorfladen miteinbezogen – für sie ein wichtiger Punkt im Gemeinschaftsleben. Inspirieren ließen sie sich von den Bauernhöfen, die es auf dem Land gibt. Ihre Baukörper sollen quasi an „zwei bis drei Vierseithöfe“ erinnern, die ja auch Platz in den Dörfern für mehrere Generationen boten. Für ihr Empfinden stellen sie auf diese Art den Bezug zum vorhandenen Bebauungstand dar: „Da aber den richtigen Maßstab zu finden, war die größte Herausforderung.“ Foto: SZ

„Die Integration eines großflächigen Einzelhandelsbetriebes in die Quartiersentwicklung stellt hinsichtlich der Flächeninanspruchnahme, Kubatur und der Erschließung keine ganz einfache Aufgabe dar. Insbesondere die Bereitstellung der für den Betrieb eines Vollsortimenters notwendigen Stellplatzanlagen nimmt viel Fläche in Anspruch.“

ISEK, Gemeinde Wörthsee

„Standardisierte Produkte wandern in die Online-Welt ab“

Karen Ferdinand, KPMG 2014

Wir zitieren die SZ vom 13. Februar 2019

„Genossenschaftsmodell:Chance für junge Familien“

„Studenten stellen ihre Entwürfe vor, wie das Gebiet am Teilsrain in Wörthsee bebaut werden könnte. Sie legen Wert auf offene Plätze, so dass sich die Bewohner begegnen können. Schwierig ist indes die Verkehrsanbindung.“

(….) „Fast ein Jahr lang hatten sich 20 Gruppen in unterschiedlichen Semestern mit der Frage beschäftigt, wie die Idee „Gemeinsam auf dem Land“ verwirklicht werden könnte. Zehn Modelle hatten die Studenten mitgebracht – und eines wurde dabei klar: Einfach ist dieses Projekt auf dem vorgesehenen Grundstück nicht zu verwirklichen.“

(…) „Etwas leichter fiel es den Studenten offenbar, wie Gemeinschaftssinn zu erreichen ist: Indem sie bei ihren Planungen nicht von den Baukörpern ausgingen, wie sonst üblich, sondern die Freiflächen im Fokus hatten. Einzelne Höfe und Plätze schufen sie in ihren Entwürfen, Orte also, an denen sich die Bewohner automatisch begegnen – oder auch gewollt. Ein Modell zum Beispiel sieht ein Kulturzentrum auf einem der Plätze vor, ein anderer integrierte den Dorfladen und wieder ein anderer sogar den einstigen und leer stehenden Tengelmann.

Eines ist allen gemein: Sie sehen zwei- bis dreigeschossige Baukörper in Holzbauweise vor. (…) Bei Bürgermeisterin Christl Muggenthal, dem Gemeinderat und auch der Wogeno kommt dies an: „Das deckt sich absolut mit unseren Vorstellungen.“

Soweit die SZ 2019.

Wie die schönen Entwürfe für Wohnungen am Teilsrain mit dem Vollsortimenter weggewischt werden

Wir fragen: was ist davon übrig? Was deckt sich heute mit den „Vorstellungen“ der Bürgermeisterin und des Gemeinderats. Aus Holz muss es offenbar sein. Aber: Den richtigen Maßstab finden in Form eines gelungenen baulichen Zitats der dörflichen Vergangenheit, übrigens ein Ziel der ISEK Planer? In Bezug auf Gemeindegröße und vorhandene Bebauung? Sozialraum-Funktionen entwickeln? Ein Begegnungs- und Kulturzentrum? Neue Gebäude in der angemessenen „Kubatur“ oder Baukörperform erstellen?

Begegnung reduziert auf den Einkaufswagen?

Mit solchen Funktionen wird jetzt der Vollsortimenter assoziiert. Damit ist ein Supermarkt jedoch schlicht „überfordert“. Könnte überhaupt noch nebenan ein dem Vierseithöfen nachempfundenes Zentrum mit kleinem Laden und Kulturtreff städtebaulichen Sinn stiften? Das ist für mich nicht vorstellbar. Wird der Supermarkt gebaut, sind die interessanten Enwürfe der Studentinnen Makulatur. Den richtigen Maßstab hat ein 66 mal 22 großer und fast 12 Meter hoher Baukörper im ländlichen Raum nicht.

Die „Gilchingisierung“?

Nun kann man sagen, Wörthsee wird keine ruhige, ländliche Gemeinde im S-Bahnbereich mehr bleiben. Wir wollen jetzt richtig wachsen. Von der Metropolregion München profitieren. Sozial durchmischen. Dafür brauchen wir moderne, billige Versorger. Große Baukörper mit zeitgemäßem Look. Aber ist ein 66 Meter Bau mit 50 oberirdischen PKW Parkplätzen für 1200 Kunden am Tag oder 100 bis 150 Kunden pro Stunde also ca. 40-60 gleichzeitig, die 10 bis 20 Minuten lang dort Waren kaufen, tatsächlich das, was eine identitätsstiftende, lebenswerte „Mitte“ in die Gemeinde bringt?

ISEK druckst herum – jetzt ist der Schaden da.

Die ISEK Planung Kapitel „Stärkung der Nahversorgung“ greift das Thema „Vollsortimenter“ auf und diskutiert auf S. 107f. mögliche Planungsansätze. Am liebsten hätten die Planer den ungeliebten Markt unter die Erde verlegt. Zu einer klaren Empfehlung für ein alternatives Modell kleiner Nahversorgungsgeschäfte haben sie sich nicht durchringen können – u.a. weil der Gemeinderat den zweiten Vollsortimenter trotz aller Bedenken unbedingt haben wollte. Mehr dazu unter „Ein Supermarkt als Ortsmitte?“

Den richtigen Maßstab für Wörthsee finden2021-03-05T11:34:36+01:00

Flächenversiegelung – Natürlich auch in Wörthsee!

Flächenversiegelung – Natürlich auch in Wörthsee!

Das Bauvorhaben des 2. Supermarkts in Wörthsee führt auch zu weiterer Flächenversiegelung. Hierzu haben wir in der „heute Show“ vom 12. Februar den passenden Sketch gefunden. Jedes Jahr versiegeln wir in Deutschland eine Fläche von der Größe der Stadt Hannover. Kann das immer weiter gehen? Denken Sie mal darüber nach.
Aus datenschutzrechtlichen Gründen benötigt YouTube Ihre Einwilligung um geladen zu werden. Mehr Informationen finden Sie unter Impressum / Datenschutzerklärung.
Akzeptieren
Stimmen Sie beim Bürgerentscheid gegen Flächenversiegelung für den 2. Vollsortimenter. Stimmen Sie für das Bürgerbehren!

Gefunden von S. Bleek

Flächenversiegelung – Natürlich auch in Wörthsee!2021-05-30T21:14:05+02:00

Presseerklärung BUND Wörthsee zum geplanten Vollsortimenter

Presseerklärung des BUND Wörthsee zum 2. Vollsortimenter

Zum Projekt des zweiten Vollsortimenter-Supermarkts hat der BUND Wörthsee Stellung bezogen. Die Presseerklärung ging am 26.2.2021 an die Medien.

Bilder zum Thema

Ortsgruppe Wörthsee des
Bund Naturschutz in Bayern e. V.

Presseerklärung zum Bürgerentscheid über Lebensmittelvollsortimenter

Sehr geehrte Damen und Herren,
anbei erhalten Sie unsere Presseerklärung mit der Bitte, diese zu veröffentlichen.

Bund Naturschutz Wörthsee sagt „Nein“ zum geplanten Supermarkt

Am 21. März wird in Wörthsee per Bürgerentscheid über den von der Gemeinde geplanten Nahversorger „Am Teilsrain“ entschieden. Der Bund Naturschutz (BN) lehnt das in der jetzigen Planung vorliegende Bauvorhaben ab.
Erstens wird dadurch erheblich in den Naturhaushalt eingegriffen, der nicht ausgeglichen werden kann. Zweitens verursacht der Supermarkt erhebliche Verkehrs-und Lärmbelastungen. Und drittens setzt die Gemeinde damit falsche Signale nicht nur in Sachen Klimaschutz und Landverbrauch, sondern blockiert auf lange Sicht auch mögliche alternative und ganzheitliche Ansätze des Lebensmittelhandels.

Der BN weiß, dass die Gemeinde Leistungen der Daseinsvorsorge gewährleisten muss. Es ist aber nicht nachvollziehbar, warum in nur 1,2 km Entfernung zum bestehenden Edeka ein zweiter, großer Nahversorger gebaut werden muss.

Flora und Fauna werden geopfert

Etwa 2000 m2 Buchenwald in seiner optimalen Wachstumsphase mit einem überdurchschnittlichen Wert für den Klimaschutz werden dem Bauvorhaben geopfert. Das noch bestehende Waldareal ist wenig anfällig für die negativen Auswirkungen des Klimawandels. Seine hohe CO2-Bindung kann durch Ersatzaufforstung erst in 30 – 50 Jahren erreicht werden. Wird der Supermarkt gebaut, wird die schützende Waldrandstruktur weitgehend zerstört und es verbleibt nur eine schmale Restfläche. Um sie überhaupt erhalten zu können, werden umfängliche Pflege- und Fördermaßnahmen erforderlich, deren Erfolg fraglich ist.

Nachgewiesenermaßen finden sich im jetzigen Buchenwald 10 verschiedene Fledermausarten, dazu Springfrosch, Kammmolch, Laubfrosch und viele Vogelarten, wie der Kuckuck und die gefährdete Rauchschwalbe.
Die Bodenvegetation ist äußerst vielseitig. Mit dem Waldvögelein ist sogar eine Orchideenart vorhanden, die zu den „besonders geschützten Arten“ gehört.

Verkehrs- und Lärmbelastung stressen Mensch und Natur

Gemäß Verkehrsgutachten werden an jedem Werktag bis zu 1286 KFZ-Fahrten inkl. etwa 15 Lkw-Fahrten stattfinden. Damit ist eine erhebliche Abgas-und Lärmbelästigung für die Anwohner zu befürchten.
In den Anlagen zum Bebauungsplan wird behauptet, dass durch den neuen Supermarkt sogar eine auf das Gemeindegebiet bezogene Verringerung des Verkehrs erfolge und so das Klima geschützt werde. Begründet wird dies damit, dass „ein Teil der Einkäufe zu Fuß oder mit dem Rad getätigt wird bzw. selbst bei Benutzung des PKW nur kurze Wege entstehen“.

Diese Aspekte treffen nach unserer Auffassung bestenfalls nur auf das unmittelbare lokale Umfeld zu. Die Argumente sind für den BN nicht nachvollziehbar.

Schleichende Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen

Jeden Tag wird in Bayern eine Fläche von etwa 10,8 Hektar verbraucht. Die Bayerische Staatsregierung hat bisher keine verbindlichen Zielwerte im Sinne der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie formuliert, die auch die Gemeinden in die Pflicht nehmen.
Und so reden alle davon, aber niemand setzt diesem Flächenfraß etwas entgegen.

Das Bauvorhaben weist einen sehr hohen Versiegelungsgrad auf, die natürlichen Bodenfunktionen werden großflächig zerstört.
Fläche ist eine endliche Ressource, mit der sparsam umgegangen werden muss, um die Lebensgrundlagen zu erhalten. Gerade deshalb hätte in Wörthsee eine intensive und transparente Diskussion der Gemeinde mit den Bürger*innen über Notwendigkeit, Ausmaß und Folgen des angestrebten Vollsortimenters stattfinden müssen. Leider ist sie unterblieben.

Marktmacht der Einzelhandelsketten soll nicht unnötig gestärkt werden:

Edeka, Aldi, Lidl, Rewe – nur ein paar große Einzelhandelsketten dominieren heute den Lebensmittelmarkt. Kleine Läden verschwinden. Trotzdem interessieren sich immer mehr Menschen für Klima, Nachhaltigkeit, Tierwohl und Ernährung. Sie wenden sich gegen den Verpackungsmüll, hinterfragen die Herkunft von Lebensmitteln und fordern bessere Bedingungen für die Produzenten. Vor allem geht auch die Jugend für ihre Zukunft auf die Straße.

Diese positive Entwicklung gilt es zu fördern. Sie kann auch einen Beitrag leisten, die Abhängigkeit der Bauern von den mächtigen Einzelhandelsketten mit ihrem Preisdruck zu verringern, so dass sie mit umweltschonenden Methoden und einer direkteren Vermarktung Geld verdienen können. Das wäre ein enormer Gewinn für Mensch und Natur.

Ein zweiter Nahversorger ist vor diesem Hintergrund eine falsche Weichenstellung.

Wörthsee sollte als Gemeinde, die den Klimanotstand ausgerufen hat, eine Signalwirkung für ein nachhaltiges Leben aussenden und eine Vorbildfunktion für kommende Generationen erfüllen. Denn so lange wirkt die Entscheidung bei Realisierung des Bauvorhabens nach. Wir können nicht in einer kritischen Haltung verharren, die uns zu nichts verpflichtet. Wir müssen handeln.

Für die Ortsgruppe Wörthsee Talal Al-Kass

Presseerklärung BUND Wörthsee zum geplanten Vollsortimenter2021-03-28T15:04:02+02:00
Nach oben