Wörthsee soll kahler werden

Wörthsee soll kahler werden

Die Nachverdichtung der Bebauung in Wörthsee läuft. Alte Villen mit ihren Gärten müssen klotzigen Appartmentbauten weichen.

Die Gemeinde Wörthsee wird zugebaut. Foto: D.M.

„Unser Dorf soll schöner werden“

Unter diesem Titel wurden früher ländliche Gemeinden aufgefordert, sich aufzuhübschen. Das geschah mit mehr oder weniger großem Erfolg und es gab auch Preise.

Vielleicht gewinnt Wörthsee mal einen Preis mit dem Titel

„Unser Dorf soll kahler werden“

Mit dem neuen Hackschnitzelkraftwerk, dieser Wohnanlage, den Abholzungen im Kuckuckswald und vielen anderen Baumsünden wäre es wohl prädestiniert dafür.

D.M.

Wörthsee soll kahler werden2022-03-13T19:08:34+01:00

DLR schlägt Alarm – starke Abnahme des Waldbestands

DLR schlägt Alarm – starke Abnahme des Waldbestands

Am 22.2.22 veröffentlicht das  (DLR) eine Studie zur Abnahme des Waldbestandes in Deutschland. Mit alarmierenden Zahlen, die noch drastischer ausfallen, als der Waldschadensbericht der Staatsregierung. Seit 2018 gingen im Landkreis Starnberg 732 ha Wald verloren.
Waldverluste in Deutschland 2018-2021

Karte der mit Satellitenbildauswertung festgestellten Waldverluste in Deutschland. Karte: DLR, Frank Thonfeld

Tabelle Waldverluste in den Landkreisen von Oberbayern.

Bei den oberbayerischen Landkreise liegt Starnberg mit 4,1% Waldverlust ganz oben. Quelle: DLR, Frank Thonfeld, Tabelle S.Bleek

Satellitenbild Waldverlust Arnsberg

Drastische Verluste. Waldbestand in Arnsberg, NRW 2017 und 2021. Verluste sind grün eingezeichnet. Satellitenbild DLR, Frank Thonfeld

Kahlschlag-1

Kahlschläge von über 10×10 Metern Ausdehnung – wie hier in Wörthsee – werden auf den Satellitenbildern erfasst. Foto: S. Bleek

In Deutschland sind hohe Baumverluste zu verzeichnen

Die nebenstehende Karte bestätigt, dass die schlimmsten Bestandsverluste in den Wäldern der Mittelgebirge passiert sind. Zu ihrer Erfassungsmethode schreiben die Forscher um Dr. Frank Thonfeld:

„Die Fernerkundungsexperten aus Oberpfaffenhofen werteten insgesamt mehr als 20.000 Datensätze aus. Auf diese Weise konnten sie die abgestorbenen und neu eingeschlagenen Waldflächen im Monatsrhythmus erfassen. Entstanden ist ein differenziertes Waldbild für ganz Deutschland mit einer Auflösung von zehn Metern. Die Verarbeitung der Datenarchive von Sentinel-2 und Landsat-8 erfolgte vollautomatisch.“

Unser Landkreis Starnberg liegt im leicht dunkelgelben Bereich. Ich habe mich in Oberpfaffenhofen erkundigt und der Projektleiter, Herr Thonfeld, hat mir die Zahlen der oberbayerischen Landkreise zugeschickt, die in der Tabelle zu sehen sind. Demnach hat der Landkreis Starnberg in nur 2 1/2 Jahren 4,15 % seiner Waldfläche verloren. Diese Flächen sind zwar noch „Wald“ aber ohne größeren Baumbestand. Bekronungsverlust nennen die Satellitenbildexperten dieses Datum. Ihr Fazit:

„Mittelfristig setzt sich voraussichtlich die Tendenz fort, dass noch weitere Bestände verloren gehen. Es wird Jahrzehnte dauern, bis die wirtschaftlichen Schäden eingeholt sind. Bis sich das Ökosystem Wald erholt, kann es noch länger dauern. Für Deutschland und Europa ist es daher dringend notwendig, schnell effiziente Maßnahmen zum Schutz der Wälder zu ergreifen. Satellitengestützte Erdbeobachtung kann Forschenden und Entscheidungstragenden hierzu eine Datengrundlage bereitstellen.“

Im Landkreis Starnberg sind 732 ha Wald verlorengegangen

Der Landkreis Starnberg nimmt in Oberbayern einen traurigen Spitzenreiterplatz beim Waldverlust ein. Nur der Landkreis Mühldorf ist vor allem durch Sturmschäden noch schlechter dran, lassen wir das Stadtgebiet Rosenheim ausser Acht. Was mich bestürzt ist die Tatsache, dass dieser Verlust von immerhin 732 ha Wald in unserem Landkreis nicht wahrgenommen wird. „Woid hama gnua“ ist der vorherrschende Tenor in den Diskussionen in der Gemeinde (und nicht nur in unserer). Die Diskussionsbeiträge auf dieser Webseite geben Zeugnis davon. Diese 732 ha beziffern nur die größeren flächigen Verluste. Wie gesagt, die Auflösung des Verfahrens des DLR ist 10×10 Meter. Die Entnahme von einzelnen Bäumen aus einem gesunden Bestand ist hier nicht sichtbar und braucht das auch nicht sein, denn dort wächst Wald weiterhin. Ginge das so weiter mit einem Verlust von 1% oder in der Spitze 2% von Flächen pro Jahr, kann man sich ausrechnen, wann wirklich eine Entwaldung passiert ist. Denn die Bäume brauchen ja 50 bis 70 Jahre um wieder nennenswerte Höhen zu erreichen und Kronen auszubilden. Die Waldbilanz ist im Landkreis also bereits deutlich negativ.

Eine effiziente Maßnahme zum Schutz der Wälder wäre zumindest in den gut durchmischten Wäldern und solchen mit hohem Laubholzanteil sicherlich eine Reduzierung der Holzentnahme und – wie beschrieben – auch die Belassung des Waldrestholzes für die gute Regeneration der Humusschicht. Der Holzweg von Wörthsee weist leider in die entgegengesetzte Richtung. Die zunehmende Zahl an Hackschnitzelkraftwerken und privaten Holzheizungen wird in einem derzeit bereits „überhitzten“ globalen Holzmarkt den Druck auf den Waldbestand weiter anheizen. Denn bei steigenden Preisen lohnt sich das Baumfällen immer mehr.

DLR schlägt Alarm – starke Abnahme des Waldbestands2022-03-02T14:55:58+01:00

Waldbiomasse ist Selbstbetrug bei den Erneuerbaren

Waldbiomasse -Selbstbetrug bei den Erneuerbaren

Die Gemeinde Wörthsee plant ein Nahwärmenetz, das mit Holzhackschnitzeln, also Biomasse, beheizt werden soll. Das Vorhaben wird als „nachhaltig“ verkauft. Im Januar 2022 haben Forscher im Auftrag der EU- Kommission einen Bericht zur Waldbiomasse erstellt. Mit erschreckenden Fakten, die sich mit Beobachtungen decken, die viele Bürger in unseren Wäldern bereits machen.

Als kleiner Junge habe ich abends immer fasziniert stundenlang in das Kaminfeuer schauen können. Die Wärme eines Kamins oder eines Holzgrundofens, den ich in den 1980er Jahren in mein Haus gebaut habe, ist eine wunderbar angenehme Form der Heizung, da ein Holzfeuer viel Strahlungswärme verbreitet. Und, Holz wächst nach, ist also weit weniger schädlich für die Umwelt, als fossile Brennstoffe. Dachten wir. Doch auch hier macht die Dosis die Medizin bzw. das Gift. Forscher des Joint Research Centre (JRC), ein Think-Tank der EU Kommission, schlagen Alarm.

Biomasseanlagen im Gebiet Ammersee Lech

Biomasseanlagen in unserer Region. Dunkelgrün eingezeichnet sind Verbrennungsanlagen. Quelle: Energieatlas Bayern.

Waldwirtschaft an der Meilinger Höhe. Trotz FFH Naturschutz werden immer mehr der alten Buchen gefällt. Das Holz wandert zu einem relevanten Teil in den Hackschnitzelofen. Siehe dazu: FFH Waldgebiet Meilinger Höhe. Bild unten: „Waldrestholz“. Siehe dazu: Humusbildung im Wald.

Waldrestholz
Webinar Europas Wald in Flammen
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Hören Sie mal rein.

Sie können die Kampagne von We move Europe gegen die Einstufung von Holzverbrennung als klimaneutral hier unterstützen.

JRC Waldbioenergiestudie – Holz taugt nicht für großtechnische Energierzeugung

Die Forscher der EU Kommission konstatieren nach ihrer Analyse der europaweit vorliegenden Daten zur Nutzung von Waldbiomasse sehr negative Trends:
  • In Europa hat besonders die Nutzung von Holz zur Verfeuerung deutlich zugenommen. Der CO2 Ausstoß liegt mittlerweile bei über 350 Millionen Tonnen pro Jahr, wobei der CO2 Anteil pro erzeugter Energieeinheit beim Verfeuern von Waldbiomasse (Holz) besonders hoch ist.
  • 23 der 24 Waldbioenergieszenarien, die in dem Bericht bewertet wurden, stellen ein Risiko für das Klima, die Biodiversität oder beides dar. Nur die Nutzung bestimmter „fine woody debris“ (Waldresthölzer mit geringem Durchmesser), stellt unter Berücksichtigung der Transportwege, diese müssen kurz sein, ein „geringes Risiko“ für die Wälder und das Klima dar. Aber selbst unter diesem Szenario können die Emissionen aus der Verbrennung von Biomasse diejenigen aus fossilen Brennstoffen über Jahrzehnte hinweg übersteigen.
  • Die meisten nationalen Energie- und Klimapläne der Mitgliedsstaaten enthalten keine angemessene Bewertung der potenziellen Auswirkungen einer Ausweitung des Holzeinschlags auf die Umwelt und das Klima.
  • 30 Prozent der erneuerbaren Energien in Europa werden durch das Verbrennen von Holz erzeugt. Nur die Hälfte davon aus Abfallprodukten der Holzverarbeitung.
  • Die gemeldete Nutzung von Waldbiomasse in der EU ist höher als die gemeldeten Quellen dieses Holzes. Das bedeutet, dass bis zu 20% des in der EU verbrannten Holzes aus unbekannten Quellen stammt.

Schädlich in Europa, aber gut bei uns?

Die Gemeinden Wörthsee und Seefeld behaupten, ihre Waldbiomassekraftwerke wären klimaneutral. Dies ist, nach diesem aktuellen EU Report, nicht viel mehr als Selbstbetrug. Oder Irreführung der Bürger. Dahinter zu vermuten ist eine starke Lobbyarbeit der Waldbauern im Landkreis, die sich von der wachsenden Nachfrage nach ihrem Holz schlicht höhere Preise ausrechnen können. Auch bei den Förderrichtlinien für private Heizungsumrüstung sind zum Beispiel Holzpelletheizungen nach wie vor als nachhaltig eingestuft und werden sogar bezuschusst. Das Landratsamt Starnberg tutet in das gleiche Horn wie die beiden Gemeinden, wenn es in der Einladung zu einer Informationsveranstaltung über Holzheizungen „Effizient heizen mit Holz“ so informiert:

Typische Verbrennungstechniken für moderne Holz-Zentralheizungen (…) sind ein Schwerpunkt des Vortrags. Mögliche Förderungen für Holzheizungen mit nützlichen Tipps zur Antragstellung und Förderhöhe bilden ein weiteres Kapitel.“

Holz gilt als „guter“, umweltfreundlicher und förderungswürdiger Brennstoff. Was unterschlagen wird:

  • Der CO2-Ausstoß von Holzhackschnitzel beträgt etwa 450 g/kWh, bei Heizöl liegt der Wert bei 266 g/kWh, bei Erdgas bei 202 g/kWh.
  • Der Wachstumsprozess von Bäumen, währenddessen CO2 gebunden und als Kohlenstoff eingelagert wurde, liegt in der Vergangenheit, 1 bis – wie der gefällten Buche oben links im Bild – über 200 Jahre zurück. Das Freisetzen des CO2 dagegen findet unmittelbar jetzt beim Verbrennungsvorgang statt. Die Forscher nehmen an, dass der nachwachsende Wald das bei der Verbrennung von Holzbiomasse freigesetzte Co2 erst nach vielen Jahrzehnten zurückbinden kann.

Moderne Holzzentralheizungen mit Pellets oder Hackschnitzeln haben nichts mehr mit der eingangs konstatierten Kaminfeuerromantik gemein. Für modernes Heizen ohne fossile Brennstoffe gibt es bessere und modernere Lösungen wie Wärmepumpen. gegen althergebrachte Holzverbrennung im Kachelofen oder Kamin hat niemand etwas. Das Problem ist die großindustrielle Nutzung des Holzes für Verbrennung.

Im Landkreis: nichts Gewisses weiß man nicht

Was im Landkreis fehlt, ist im Übrigen eine genaue Analyse, welche Mengen an Schwachholz denn tatsächlich für Hackschnitzel zur Verfügung stehen. Die Karte zeigt, dass südlich von Augsburg bereits eine Reihe von Holzverfeuerungsanlagen in Betrieb sind. Allein das sehr große Augsburger Biomassekraftwerk bezieht seinen Brennstoff aus einem Umkreis von 80 Kilometern. Weitere kleinere Kraftwerke befinden sich bereits in Landsberg, Fürstenfeldbruck, Gilching, Gauting, Seefeld. Eine Gesamtplanung für den Landkreis oder den Regierungsbezirk für Verbrennung und Vorrat von Waldbiomasse existiert nicht. Daher ist dem Raubbau schon aus Unwissenheit Tür und Tor geöffnet.

Beobachtungen auf der Meilinger Höhe lassen alles Andere als einen schonenden Umgang mit dem dort besonders geschützten wertvollen Wald erkennen. Der Wald würde zu einer noch intensiver bewirtschafteten Nutzholzpflanzung degenerieren, wenn wir jetzt den Biomassepfad noch weiter ausbauen. Es gibt im Voralpenland sehr gute Alternativen für wirklich nachhaltige Wäremerzeugung wie zum Beispiel Wärmepumpen oder vor allem die noch kaum genutzte Geothermie. Diese bleibt derzeit hier im Landkreis Starnberg immer noch vollkommen ungenutzt. Ein großes privates Geothermieprojekt in Herrsching wurde jetzt durch den Klinikneubau ausgebremst.

Die Holzernte in Europa müsste eigentlich reduziert werden, um die CO2 Bindung der Wälder zu erhöhen. Das Gegenteil ist der Fall, die EU Kommission konstatiert, dass die CO2 Speicherfunktion der Wälder in Europa bereits abnimmt. Schuld ist vor allem die Holzverbrennung in immer mehr Kraftwerken.

JRC Waldbioenergiestudie – ein vernichtendens Zeugnis für Biomasseverheizung

Die meisten möglichen Szenarien für Waldbiomasseverbrennung landen bei einem hohen Risiko, die CO2 Emissionen auf mindestens 30 bis über 100 Jahre zu erhöhen. Allein das Szenario 5, die Entnahme von Schwachholz aus Nadelwäldern hat eine „neutrale bis positive“ Bilanz. Quelle: Joint Research Centre (JRC) JRC Forest-bioenergy-study-2021 Ausriss oben kommentiert in „Annotated version“ des Reports. Da in unserem Landkreis ebensowenig wie in den Nachbarbezirken eine Planung zur Verbrennung von Waldbiomasse existiert, ist ein Vabanquespiel auf Kosten der Umwelt im Gang.

Was also soll ich meiner kleinen Enkeltochter bieten? Die Romantik des Kaminfeuers fasziniert sie bereits jetzt mit ihren wenigen Monaten. Allerdings: Vorsicht Feinstaub. Dennoch glaube ich, der althergebrachte gelegentliche Luxus eines Kaminfeuers oder der Wärme aus einem Grundofen ist nicht das Problem. Die großtechnische Vernutzung von „Waldbiomasse“ ist dagegen ein solches. Denn auch hier macht die Dosis das Gift.

Fotos und Beitrag: Stephan Bleek

Waldbiomasse ist Selbstbetrug bei den Erneuerbaren2022-03-22T12:17:05+01:00

Wörthsee auf dem Holzweg

Wörthsee auf dem Holzweg

Der Gemeinderat hat einstimmig eine Flächennutzungsplanänderung am Kuckuckswald vorgenommen. Ein Holzhackschnitzelwerk soll dort entstehen. Für die Beheizung des neuen Supermarkts und neuer Wogeno Wohnungen am Teilsrain. Hat ein Verbrennungsprojekt Zukunft? Und wie ökologisch ist ein Holzheizkraftwerk überhaupt? Ist Wörthsee da auf dem Holzweg gelandet?

Wir haben dazu die unten stehende Presseerklärung verfasst. Leider in letzter Minute, denn das Vorhaben wurde unter strengem Stillschweigen vorbereitet. Der neuen „Ortsmitte“ am Supermarkt Edeka Nummer 2 steht ein Kraftwerk nicht unbedingt gut zu Gesicht. Deutlich wird für uns, wie der Gemeinderat sich durch den Supermarkt in Zugzwang gebracht hat und nun dem ersten kapitalen Fehler Supermarktansiedlung den nächsten folgen lassen muss. Die neuen Gebäude verbrauchen eine Waldfläche von etwa 540 m2. Allerdings ist noch nicht klar, ob an drei Seiten drumherum nicht jeweils 35 Meter tief der Wald gefällt werden muss. Das wären nochmals etwa dreimal soviel Bäume. Denn diese Bäume könnten die Schornsteine des Kraftwerks zerstören, wenn sie umfallen sollten. Gefahrbäume halt. Die Gemeinde hofft, dass das vermieden werden könne. Wir sind da skeptisch. Der Münchner Merkur hat unsere Bedenken in seinen Bericht aufgenommen.

Standort Hackschnitzelheizwerk

Der geplante Standort des Hackschnitzelwerks. Foto: SB

Holzhackschnitzelwerk Landsberg

Ein Hackschnitzelwerk in Landsberg. Foto: Energieatlas Bayern

Presserklärung:

Wörthsee auf dem Holzweg?

Im sog. „Kuckuckswald“ in Steinebach sollen nach den Fällungen für den neuen Supermarkt wieder wertvolle alte Buchen abgeholzt werden.

Damit würde Platz geschaffen für ein Heizkraftwerk (Nahwärmenetz) zur Versorgung dieses Supermarkts, der WoGeno-Genossenschaftswohnungen und des neu zu bebauenden Kirchenareals. Dieser Standort im Bereich der jetzigen Salz-Streu-Container in der Straße zum Kuckucksheim, schräg gegenüber der zukünftigen Supermarkteinfahrt, liegt im Erholungswald !

Deshalb muss auch der Flächennutzungsplan geändert werden.

Dies steht auf der Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung am Mittwoch, dem 26.1.2022:

  • „7. Aufstellung des Bebauungsplanes Nr.81 „Biomasseheizwerk“ betreffend eine Teilfläche des Grundstückes Fl.Nr. 507, Gemarkung Steinebach, im Bereich östlich der Etterschlager Straße und südlich der Straße Zum Kuckucksheim
  • 8. Aufstellung einer 9. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Wörthsee für den Bereich des Bebauungsplanes Nr.81 „Heizkraftwerk“ betreffend eine Teilfläche des Grundstückes Fl.Nr. 507, Gemarkung Steinebach“

Es ist nicht einzusehen, warum für dieses Heizkraftwerk ein Standort im Erholungswald gesucht wurde und nicht auf einer anderen Fläche!

Im vergangenen Herbst wurden bereits zahlreiche wertvolle alte Bäume auf der Nordseite der Straße Zum Kuckucksheim wegen des Supermarktparkplatzes abgeholzt. (Leider sind wir mit dem Bürgerbegehren dagegen unterlegen.) Die vielen Waldbewohner, wie Fledermäuse, Amphibien, Vögel…, die von dort vertrieben wurden, haben sich teilweise in dem Bereich niedergelassen. Sie müssen sich wieder eine neue Bleibe suchen oder sie verschwinden ganz.

Damit würde scheibchenweise ein weiterer Teil dieses Waldes verschwinden. Dass alter Wald fürs Klima äußerst wichtig ist, weiß inzwischen jeder und jede.

Dazu kommt, dass Hackschnitzelheizungen inzwischen nicht mehr als nachhaltig gelten. Vom „Fokus“ werden sie sogar als „Ökoschwindel“ bezeichnet. NABU, BUND u.a. erklärten in einer gemeinsamen Erklärung am 24.11.2020 an:

„Darüber hinaus entsteht beim Verbrennen von Holz pro Energieeinheit mehr CO2 als beim Verbrennen fossiler Brennstoffe.“

Wirklich nachhaltig wäre eine Wärmepumpenheizung, die durchschnittlich eine 3 – 4 fache Heizenergie aus der nötigen elektrischen Energie erzeugt, ergänzt durch eine Photovoltaikanlage, die für die dafür nötige elektrische Energie sorgt. Dazu:

https://denkhausbremen.de/wp-content/uploads/2020/11/Gemeinsame-Stellungnahme-Holzbiomasse

Bisher wurde die Planung schon in nicht öffentlichen Sitzungen vorbereitet, sie sollte wohl ohne großes Aufsehen beschlossen und durchgeführt werden. Bisher bekannt ist nicht,

  • wie groß die Abholzungsfläche sein wird,
  • wie der Bebauungsplan für das Hackschnitzelwerk aussieht,
  • ob dem GR bekannt ist, dass Hackschnitzelwerke nicht mehr als nachhaltig gelten;

Wir hoffen, dass sich bei unserem Gemeinderat diese Einsicht durchsetzt und nach einer wirklich guten, klimafreundlichen Lösung gesucht wird!

Wörthsee auf dem Holzweg2022-02-03T14:13:31+01:00

FFH Waldgebiet Meiling – Naturschutz nur eine Farce?

FFH Waldgebiet Meiling – Naturschutz nur eine Farce?

Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) hat zum Ziel, wildlebende Arten, deren Lebensräume und die europaweite Vernetzung dieser Lebensräume zu sichern und zu schützen. Die Vernetzung dient der Bewahrung, (Wieder-)herstellung und Entwicklung ökologischer Wechselbeziehungen sowie der Förderung natürlicher Ausbreitungs- und Wiederbesiedlungsprozesse. Ein Waldstück mit FFH Schutz grenzt unmittelbar an das Wörthseer Gemeindegebiet. Wie sieht es dort aus?

Das FFH geschützte Waldgebiet (02) erstreckt sich von den Wiesen oberhalb Auing bis nach Delling. Quelle: Bayernatlas

An den blauen Pfeilen wurden die Buchen gefällt. (Quelle: Bayernatlas)

FFH Managementplan. Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt Natura 2000

Kleine Lektion in Gemeinschaftskunde:

Grundgesetz, Art 14:

(1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt.
(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“

Artikel 14, 2 bindet also den Gebrauch des Eigentums an das Gemeinwohl. In unserem Fall ist das Gemeinwohlinteresse die Durchsetzung der Naturschutzziele. Der FFH-Managementplan ordnet dagegen die Naturschutzziele der Allgemeinheit ausdrücklich nachrangig zur Entscheidungsfreiheit des Eigentümers und Bewirtschafters des Schutzgebiets. Das stellt das Verfassungsgebot auf den Kopf. Das Gemeinwohl wird nachrangig. Die Behörden verfehlen so den Auftrag, das Wohl der Allgemeinheit durchzusetzen.

Nachtrag Winter 2022

Im Februar 2021 hat ein Waldbauer oberhalb Meilling eine Reihe von 18 großen Buchen am Waldrand gefällt. Der Wald dort ist nach der Bayernatlaskarte ein FFH Gebiet. Eigentlich sollte in FFH Waldgebieten (Schutzgrund ist „Buchenwald“) eine generationelle Stufung des Baumbestands erhalten bleiben. Das sieht hier nicht mehr danach aus, abgesehen von 3 „Alibibäumen“.

Papier…

Unter dem Eindruck dieses doch recht tiefgreifenden Eingriffs habe ich bei meinen Spaziergängen einige weitere Beobachtungen in diesem Naturschutzgebiet unternommen. Um es vorweg zu nehmen: einen großen Unterschied zur Beforstung in einem „normalen“ Buchenwald kann ich als Laie nicht erkennen. Daher zunächst einmal Zitate aus dem Gutachten im „Managementplan“ für das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet „Eichenalleen und Wälder um Meiling und Weßling“ ( DE 7933-371 -02) vom 5.12.2018 (Text siehe auch ganz unten):

„Das FFH-Gebiet „Eichenalleen und Wälder um Meiling und Weßling“ stellt eines der abwechslungsreichsten Landschaftspanoramen in Bayern dar. Es bildet den Strukturreichtum der Jungmoränenlandschaft vorbildhaft ab und weist zahlreiche geschützte, gefährdete und sehr seltene Arten auf.“

„Besonders positiv ist die große Anzahl unterschiedlicher Bestandesschichten (mehrschichtig aufgebauter Bestand) und der hohe Totholzanteil.“

„Erhaltungsziel: Erhalt der Waldmeister-Buchenwälder (Asperulo-Fagetum) sowie der Mitteleuropäischen Orchideen-Kalk-Buchenwälder (Cephalanthero-Fagion) in naturnaher Struktur und Baumarten-Zusammensetzung. Erhaltung eines ausreichenden Angebots an Alt- und Totholz sowie an Höhlenbäumen.“

… und Realität

Die folgende Fotogalerie zeigt Impressionen aus dem so wortreich hochgeschätzten und als bedeutendes Biotop klassifizierten Fauna-Flora-Habitat-Naturschutzgebiet.

Meine Fragen zu diesen Bildern:

  • Warum wird ein alter (Rest)-Baumbestand von 18 Buchen am Waldrand gefällt, wo doch das Management Ziel ist: „der Erhaltin naturnaher Struktur und Baumarten-Zusammensetzung.“
  • Was bedeuten mehrere große Holzlegen im Wald, wo doch das Erhaltungsziel heisst: „Erhaltung eines ausreichenden Angebots an Alt- und Totholz sowie an Höhlenbäumen.“
  • Wie vertragen sich Endurofahrer und Mountainbiker mit dem Naturschutzgebiet? Diese Herrschaften übertreten die Gesetze, klar, aber sie werden auch durch keine Tafel auf das bestehende Naturschutzgebiet hingewiesen.
  • Was geht im Kopf eines Hundebesitzers vor, der seinen roten Beutel mit Kacke seines Köters mitten im Wald am Baumstumpf platziert. Erwartet er einen täglichen Reinigungsservice im Naturschutzgebiet?
  • Im gesamten Waldbestand habe ich bislang neben einigen wenigen abgebildeten absterbenden Altbuchen eine kleine Handvoll von wirklich „alten“, nicht mehr „nutzbaren“ Bäumen gefunden. Insofern kann ich im Waldmanagement keinen ausgeprägten Unterschied zwischen diesem FFH Wald und einem „normalen“ Nutz-Wald erkennen, außer dass hier noch Buchen stehen und keine Fichten. Alt- und Totholz zum Beispiel wird umgehend aus diesem FFH Wald herausgeräumt.
Die Behörden schauen weg

Im FFH-Managementplan heisst es: „Die Sicherung bzw. die Wiederherstellung eines guten Erhaltungszustandes ist klar definiertes Ziel (Art. 3; der Richtlinie 92/43/EWG, vom 21.05.1992). An diesem Ziel haben sich alle waldbaulichen Maßnahmen auszurichten, die Wahl der konkreten Maßnahme jedoch steht in der Kompetenz und Entscheidungsfreiheit des Bewirtschafters.“

Mein Eindruck: die Entscheidungsfreiheit der Bewirtschafter führt offenbar zu einem „normalen“ Waldmanagement. Das bestehende Verschlechterungsgebot wird nicht beachtet. Die Forstaufsicht schaut weg und redet sich bestenfalls heraus. Es ist an der Zeit, dass das Interesse der Allgemeinheit mit strengeren Regelungen und mit regelkonformer Forstaufsicht gemäß den Zielen 100 und 118 durchgesetzt wird. Auch die Vernutzung des Schutzgebiets durch Radler, Biker oder gedankenlose Spaziergänger muss durch Aufklärung und Kontrolle gestoppt werden. Nach meinem Eindruck versteht derzeit niemand, dass dieses Waldgebiet unter besonderem Schutz steht. Es ist nicht überraschend, dass die Bundesrepublik Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof wegen Unterlassung der Durchsetzung des FFH Schutzes unter Anklage steht.

Fotos und Beitrag: Stephan Bleek (2021)

Das große Sägen im FFH-Wald geht gedankenlos weiter. An der Meilinger Höhe wurde weitere große Buchen gefällt. Es besteht der Verdacht, dass das Holz unter anderem in das neue Seefelder Hackschnitzelheizwerk wandert. Manche Stämme wurden gleich auf Brennholzformat zersägt. Da auch die Gemeinde Wörthsee einen solchen Ofen errichten will und in Seefeld ein weiterer geplant ist, kann man sich ausmalen, wie rasch die Baumbestände verschürt werden, falls man die Waldbesitzer weitermachen lässt.

Obere Reihe: Im Januar 2022 wurden weitere große Buchen am Waldrand gefällt.

Untere Reihe:  Art- und Totholz, das eigentlich erhalten werden soll, ist bereits für die Fällung markiert. Merke: Erhaltungsziel laut Staatsregierung: „Erhaltung eines ausreichenden Angebots an Alt- und Totholz sowie an Höhlenbäumen.“

Fotos: Stephan Bleek

Text: Stephan Bleek

FFH Managementplan 7933-371

FFH-Managementplan Meilinger Höhe vom 5.12.2018.

Teil I - Maßnahmen
„Das FFH-Gebiet „Eichenalleen und Wälder um Meiling und Weßling“ stellt eines der abwechslungsreichsten Landschaftspanoramen in Bayern dar. Es bildet den Strukturreichtum der Jungmoränenlandschaft vorbildhaft ab und weist zahlreiche geschützte, gefährdete und sehr seltene Arten auf. Namensgebend sind die uralten Eichenalleen mit ihren prächtigen Baumriesen, die kaum an einer anderen Stelle in Bayern vorzufindenden und somit für das Gebiet charakteristisch sind.
Das Gebiet ist ebenfalls geprägt durch ausgedehnte Buchenwälder, naturnahe Erlen-Eschenwälder und einzigartige Offenlandlebensraumtypen, wie wertvolle Kalkmagerrasen und Hochstaudenfluren, die einen hohen Artenreichtum beherbergen.
Weitere, im Offenland des Gebiets nachgewiesene Arten von gemeinschaftlichem Interesse sind der Steinkrebs und der Kammmolch. Das Gebiet ist über weite Teile durch die Jahrhunderte hinweg andauernde bäuerliche Land- und Forstwirtschaft geprägt worden. Mit der Meldung wurden ökologische Qualität und Bedeutung über die Landkreisgrenze hinaus offensichtlich.
(…) Diese Buchen- und Buchen-Mischwälder sind typisch für die Jungmoränenlandschaft des Alpenvorlandes. (…)

Besonders positiv ist die große Anzahl unterschiedlicher Bestandesschichten (mehrschichtig aufgebauter Bestand) und der hohe Totholzanteil. Diese Bewertungsparameter sind Kennzeichen für Strukturreichtum und Naturnähe. Defizite bestehen unteranderem bei den Strukturmerkmalen „Baumarteninventar in der Verjüngung“, sprich bei der Anzahl verschiedener Baumarten in der Verjüngung und der Menge an „Biotopbäumen“ (…)

Erhaltungsziel:

Erhalt der Waldmeister-Buchenwälder (Asperulo-Fagetum) sowie der Mitteleuropäischen Orchideen-Kalk-Buchenwälder (Cephalanthero-Fagion) in naturnaher Struktur und Baumarten-Zusammensetzung. Erhaltung eines ausreichenden Angebots an Alt- und Totholz sowie an Höhlenbäumen.“

Notwendige Erhaltungsmaßnahmen:

„(Maßnahme 100) Fortführung und ggf. Weiterentwicklung der bisherigen, möglichst naturnahen Behandlung unter Berücksichtigung der geltenden Erhaltungsziele“.

  • Maßnahme 100:„Die sogenannte Grundplanung umfasst alle Maßnahmen, die den Erhalt bzw. die Wiederherstellung eines guten Allgemeinzustandes des LRT garantieren. Die Sicherung bzw. die Wiederherstellung eines guten Erhaltungszustandes ist klar definiertes Ziel (Art. 3; der Richtlinie 92/43/EWG, vom 21.05.1992). An diesem Ziel haben sich alle waldbaulichen Maßnahmen auszurichten, die Wahl der konkreten Maßnahme jedoch steht in der Kompetenz und Entscheidungsfreiheit des Bewirtschafters. Für eine naturnahe Behandlung kennzeichnend sind z. B. kleinflächige, an die jeweilige Baumart angepasste Naturverjüngungsverfahren, mit langen Verjüngungszeiträumen, aber auch der Schutz der biologischen Vielfalt, sowie der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und der natürlichen Widerstandskräfte der Bestände.“

Wünschenswerte Erhaltungsmaßnahmen:

  • (Maßnahme 118) Lebensraumtypische Baumarten einbringen und fördern (v.a. Eiche, Tanne, Bergahorn, Esche, Linde u. sonst. Edellaubholz)Hauptursache für die eingeschränkte Baumartenvielfalt ist die enorme Wuchsdominanz der Rotbuche.“
  • (Maßnahme 121) Biotopbaumanteil (17) erhöhen „Eine angemessene Anzahl an Biotopbäumen ist Kennzeichen für die naturschutzfachliche Wertigkeit eines Bestandes bzw. eines LRTs. Biotopbäume stellen Lebensraum und Nahrungsgrundlage für zahlreiche Arten dar. Beispielsweise als Höhlenbaum, der Aufzuchtort bestimmter Singvögelarten ist oder als Träger von Faulstellen in denen Käfer und Larven leben, die wichtiger Nahrungsbestandteil der heimischen Spechte sind.“
FFH Managementplan 7933-371

FFH Waldgebiet Meiling – Naturschutz nur eine Farce?2022-02-07T18:43:00+01:00

Kein Klinikneubau im Landschaftsschutzgebiet!

Muster-foto-Klinikbau-200-betten

Das Foto zeigt eine Klinik mit 210 Betten, ein vierstöckiges Gebäude vergleichbarer Größe.

Kein Klinikneubau im Landschaftsschutzgebiet!
Wir geben hier den Text einer Petition wieder, die der BN Seefeld zum geplanten Klinikneubau in Seefeld-Hechendorf auf Change.org gestellt hat. Es ist zu befürchten, dass der Neubau in der Nähe des S-Bahnhofs Hechendorf in das einmalige Natur- und Landschaftsschutzgebiet „Eichenalleen und Buchenwälder bei Seefeld“ gestellt werden soll.

Unterzeichnen Sie die Petition hier!

Die Planung

Der Landkreis Starnberg plant in Seefeld oder Herrsching einen Klinik-Neubau mit ca. 200 Betten. Dabei spitzt es sich auf einen Bauplatz im Landschaftsschutzgebiet in Seefeld zu.

Die Landschaft

Die vielfältige Natur- und Kulturlandschaft mit dem Aubachtal, Fauna-Flora-Habitaten und dem Eichenalleesystem ist noch in vielen Bereichen erhalten. Sie hat eine herausragende Bedeutung für die hier lebenden Bürgerinnen und Bürger und viele Erholungssuchende. Wir dürfen sie nicht zerstören.

BUND und Bürgerinitiative

Wir, der BUND Naturschutz Seefeld und die Bürgerinitiative Eichenallee, fordern den Starnberger Kreistag, Landrat Frey, den Seefelder Gemeinderat und alle anderen Entscheidungsträger*innen auf, keinen Krankenhausneubau im Landschaftsschutzgebiet zuzulassen.

In diesem Neubau sollen das bisherige Klinikum Seefeld (72 Betten) und die Schindlbeck-Klinik Herrsching (134 Betten) zusammengelegt werden. Begründet wird dies damit, es sei rentabler als der Betrieb von zwei Häusern mit ähnlicher Bettenanzahl. Eine Bedarfsanalyse sowie ein operativer Businessplan liegen derzeit der Öffentlichkeit nicht vor. Ein Fragenkatalog der Grüne/BI-Fraktion wurde öffentlich bisher nicht beantwortet.

Die Planer

Landrat Stefan Frey (CSU) und Klinik-Geschäftsführer Dr. Thomas Weiler fordern die Gemeinden Seefeld und Herrsching auf, eine Fläche für den Neubau bereitzustellen. Auf die Nachfrage im Rahmen des Ortsentwicklungsprozesses, ob für das neue große Krankenhaus auch Flächen im Landschaftsschutzgebiet geprüft werden, erinnerte der Seefelder Bürgermeister Kögel (CSU) daran, dass Seefeld zum großen Teil im Landschaftsschutzgebiet liege, es bliebe ja nicht mehr viel übrig für so ein großes Projekt.

Versiegelung von geschützter Landschaft

Wir warnen davor, einen solchen unwiederbringlichen Freiflächenverlust von mehreren Hektar geschehen zu lassen und weisen mit Nachdruck auf die Folgen hin. Ein Neubau dieser Dimension prägt den Ort für die nächsten Generationen und widerspricht massiv den Klima- und Artenschutzzielen.

Laut Artikel 20a des Grundgesetzes schützt der Staat auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen. Dies fordern wir für Seefeld ein.

Gründe gegen das Projekt

Wir sagen nein zu einem Klinikneubau im Landschaftsschutzgebiet, denn dieser

  1. zerstört unsere Kulturlandschaft, unsere Heimat und leistet der Zersiedelung Vorschub
  2. entwickelt den Ort zur einem anonymen Siedlungsbrei
  3. bedeutet einen Flächenfraß durch rasantes Wachstum des Ortes
  4. erhöht massiv den Auto-Verkehr
  5. leistet durch die Versiegelung einen Beitrag zur Klimaerwärmung und widerspricht den Klimazielen
  6. führt zum Verlust fruchtbarer Böden und damit zum Verlust von Flächen für die Ernährung der Bevölkerung
  7. beeinträchtigt den Wasserhaushalt und reduziert die Wasserspeicherkapazität
  8. vernichtet Lebensraum für Fauna und Flora
  9. durchschneidet Populationsvernetzungen für gefährdete Tierarten
  10. verursacht Lichtverschmutzung, die zum Insektensterben führt
  11. bedeutet Kosten für den Ausbau der Infrastruktur: Straßenbau und -Instandhaltung, Wasserversorgung und Abwasser, Tagwasserkanäle, Parkplätze, Wohnungen, Zuzug, Kindergartenplätze etc.

Wir stellen uns die Frage, ob diese Verluste angesichts der derzeitigen Überversorgung an Krankenhausbetten gerechtfertigt sind. Diese bestätigt die Klinik Seefeld GmbH in ihrem neuesten Jahresbericht (Suche nach „Klinik Seefeld“ im Bundesanzeiger):

Mehr Krankenhausbetten pro Einwohner als in München

„Im Landkreis Starnberg existieren acht Krankenhäuser mit einer Gesamtbettenkapazität von ca. 1.200 Betten und einer durchschnittlichen Dichte von 10,3 aufgestellten Betten je 1.000 Einwohner, welche nur noch durch die Situation in der Bundeshauptstadt Berlin übertroffen wird. Diese Bettendichte liegt zudem oberhalb der Bettendichte für die Stadt und für die Region München.“

Es geht hier also offenbar nicht um die notwendige Grundversorgung der Bevölkerung, sondern um den Versuch der Verbesserung der Wettbewerbssituation des Klinikverbunds. Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser ist durch Corona angespannt. Daher fordern wir umso mehr, besondere Sorgfalt bei öffentlichen Neuinvestitionen walten zu lassen und diese genau zu prüfen. Insbesondere sollte die Einengung der Standortsuche auf die Gemeinden Seefeld und Herrsching hinterfragt werden.

Weitere Verstädterung

Ein 200-Betten-Haus wird unseren Ort für immer verändern und hin zu einer Verstädterung treiben. Kliniken einer solchen Größe sind normalerweise in Kreisstädten wie Landsberg (218 Betten) oder Weilheim (160 Betten) angesiedelt.

Das Bild oben zeigt die Albert-Schweitzer-Klinik im niedersächsischen Northeim, ein vierstöckiges Haus vergleichbarer Größe mit 210 Betten (Luftbild).

Wir dürfen einer solchen zügellosen Versiegelung im Landschaftsschutzgebiet nicht tatenlos zusehen und zählen auf eure Unterstützung!

Kein Klinikneubau im Landschaftsschutzgebiet!2021-06-07T10:55:18+02:00

Finte? – Ein Offener Brief

Finte.

Supermarkt und Wohnungen – doch 2 Paar Stiefel!

Das „Ratsbegehren“ verknüpft Vollsortimenter und Wohnungsbau. Dem Vernehmen nach gibt es ein Rechtsgutachten, das diese Verknüpfung für unzulässig hält.

Bündnis: Rettet den Kuckuckswald

Offener Brief :

Machte die erfolgreiche „Finte“ das Ratsbegehren zum Gewinner?

 

Sehr geehrte Frau Muggenthal,

leider wollten Sie unsere Fragen nicht beantworten, während das Bürgerbegehren lief. Wir wurden lediglich auf die „Projektzeitung“ verwiesen.

Wir hätten Sie z.B. gerne gefragt, warum Sie in Ihrem Ratsbegehren den Bau des Supermarktes mit dem Bau der Genossenschaftswohnungen unnötigerweise verknüpft haben. Auch viele Wörthseer*innen haben sich diese Frage gestellt.

Schon 2 Tage nach der Entscheidung, ist diese Verknüpfung anscheinend auf einmal wie weggeblasen. Wir erfahren aus der Zeitung, dass Sie die Genossenschaftsbauten doch auch dann weiter verfolgt hätten, wenn das Bürgerbegehren gewonnen hätte. Im Starnberger Merkur vom 23. März 2021 werden Sie mit diesen Worten zitiert:

„Wenn sich das Bürgerbegehren durchgesetzt hätte, hätten wir den Text (gemeint ist der Auslobungstext für den Architektenwettbewerb zum Genossenschaftsbau) natürlich ändern und erneut abstimmen müssen.“

Das heißt für uns und alle anderen, die das lesen: Die Genossenschaftswohnungen wären also doch auch ohne Supermarkt gebaut worden.

Sie und die Mehrheit des Gemeinderats haben also den Wörthseer Bürger*innen vorgetäuscht, dass sie mit dem Nein zum Ratsbegehren gleichzeitig g e g e n die Genossenschaftswohnungen stimmen würden. Wir wissen durch Gespräche mit Bürger*innen, die im Dezember das Bürgerbegehren unterzeichnet hatten, dass sie wegen dieser Verknüpfung mit Ja zum Ratsbegehren abgestimmt haben. Sie wollten nicht „schuld“ daran sein, dass die Genossenschaftswohnungen scheitern. Die Abstimmung hätte also ohne diese Verknüpfung ganz anders ausgehen können.

Und nun ist auf einmal alles nicht so gemeint.

Auch wenn wir das Ergebnis wohl erstmal akzeptieren müssen, so heißt das doch:

Die Abstimmung fand unter Vortäuschung falscher Tatsachen statt!

Oder haben Sie eine andere Erklärung für diesen Vorgang?

Mit freundlichen Grüßen

Doja Muggenthaler

Hanna Weber

Michael Benzinger

Finte? – Ein Offener Brief2021-04-03T18:32:27+02:00

Warum ein Vollsortimenter kein Gewinn ist – im Gegenteil

Warum ein Vollsortimenter kein Gewinn ist

Gastbeitrag:

Richard Bartels, Leiter Slow Food Fünfseenland, hat für uns einige Gedanken zum „Vollsortimenter“ aufgeschrieben. Slow Food ist eine weltweite Bewegung, die sich für ein sozial und ökologisch verantwortungsvolles Lebensmittelsystem einsetzt, welches die biokulturelle Vielfalt und das Tierwohl schützt. International ist der Verein in 170 Ländern mit diversen Projekten, Kampagnen und Veranstaltungen aktiv.
Nina Wolff - Slowfood

Nina Wolff – Vorsitzende von Slowfood. Foto: Slowfood

Gaertnerei Osterholz Walchstadt

Schon lange vor der Corona Pandemie begann heimlich und leise eine Entwicklung, die auch in Bayern von der staatstragenden Partei unterstützt und gefördert wurde.

Einfach nur ein Geschäft zur Versorgung mit Lebensmitteln, wie uncool ist das denn! Gemüse und sonstige Produkte des täglichen Bedarfs – wie langweilig.

„Wenn ich schon die Strapazen des Einkaufens auf mich nehme, dann aber nur, wenn ich gleichzeitig WC-Reiniger, Badvorleger, ne` Bohrmaschine, ne` Schubkarre, `nen Computer oder eine Bandsäge kaufen kann. Gelegentlich dann natürlich auch Farbe, Schreibwaren, ne Reise oder ein Auto. Alles was man halt gerne so spontan mitnimmt. So wird Einkaufen zum Vergnügen. Achtung aber: Lebensmittel nicht vergessen!

Ist ja so einfach für einen Vollsortimenter : Die Verkaufsfläche ist da für Lebensmittel, da stellt man dann halt einfach die Gänge mit Krempel voll, so dass fast kein Durchkommen mehr ist. Corona hin oder her, ein wenig Intimität darf`s schon sein beim Einkaufen. Und das schöne, die Miete für den Laden ist ja schon bezahlt, alles weitere bringt noch mehr Profit.

Klingt logisch und gut, ist es aber nicht.

Wer auf der Strecke bleibt

Hat sich schon mal jemand gefragt, auf welche Kosten das Vollsortiment angeboten wird? Was ist mit dem Schreibwarenladen vor Ort, dem Haushaltswarengeschäft, dem Kurzwarengeschäft, dem Schuhgeschäft, dem Bekleidungsfachgeschäft, dem Eisenwarengeschäft und vielen anderen die Qualität und Fachberatung anbieten (im Preis ebenso inbegriffen wie eine nette Begrüßung).

Egal, wozu brauchen wir belebte Ortskerne und Innenstädte? Der Vollsortimenter hat ja alles und was er nicht hat, besorgt der Online Handel.

Kein Gesicht mehr hinter den Produkten, egal ob Lebensmittel oder sonstiges. Beratung wozu. Was nicht taugt wird zurückgebracht oder -geschickt. Kostet ja nichts. So wird dann neben der kulinarischen Monokultur immer mehr eine Produktmonotonie gefördert.

Leerstände aller Orten, Fachverkäufer ohne Arbeit, tote Städte und Gemeinden. Wollen wir das alles in Kauf nehmen, indem wir unser Geld einem Vollsortimenter in den Rachen werfen? Ich meine Nein! Auch die Politik sollte erkennen, dass das System der Vollsortimenter in eine Sackgasse führt, indem es die wesentlichen Faktoren eines Einkaufserlebnisses wie Kommunikation, Beratung und zuverlässige Qualität zu Grunde richtet. Ein Lebensmittelgeschäft muss bleiben was es ist: Ein Ort für gute, saubere und fair erzeugte Lebensmittel. Dafür muss ein Geschäft mindesten 80% seiner Verkaufsfläche nutzen. Nicht umgekehrt für irgendwelchen Wegwerfschund. Gerade letzteres wird uns auch die Umwelt danken.

Richard Bartels, Slowfood Herrsching

Slow Food

Slow Food wirbt für den Kauf bei mittelständischen Anbietern in der Region. Bild: Mit freundlicher Genehmigung von Slow Food.

Warum ein Vollsortimenter kein Gewinn ist – im Gegenteil2021-03-02T10:53:14+01:00

Gelebte Demokratie – Bürgerbeteiligung ernst genommen?

Gelebte Demokratie – Bürgerbeteiligung ernst genommen?

Zum Ablauf der Planung und zur Bürgerbeteiligung hat die Süddeutsche Zeitung einen Leserbrief veröffentlicht. Gemeinde und Gemeinderat haben die Beteiligung der Bürger in der Entscheidungsphase des Projekts klein geschrieben. Der Bürgerentscheid ist gelebte Demokratie.
Verzahnung Grünraum Kuckuckswald

ISEK vom Mai 2019. Der Standort für einen Vollsortimenter wurde zurückhaltend bewertet. Eine Planungsalternative auch ohne „Vollsortimenter“ empfohlen.

„Alle relevanten Unterlagen mit den vollständigen und verbindlichen Gutachten lagen dann erst zur zweiten und letzten Auslegung ab dem 19.11.2020 vor.
Es ist vom Gesetzgeber im Baugesetzbuch explizit vorgesehen, dass ab diesem Zeitpunkt erneut Einwendungen schriftlich bei der Gemeinde eingereicht werden können und auch die „Träger öffentlicher Belange“ erneut hinzugezogen werden. Dies deshalb, weil sich Alle eben erst ab diesem Zeitpunkt über die Konsequenzen des Bauvorhabens abschließend und verbindlich informieren können.“
Ein Architekt
Bürgerbeteiligung-Leitfaden

Freundliche Bürger und entspannte Planer. Wird Bürgerbeteiligung in Wörthsee ernst genommen? Titelbild des Leitfadens der bayerischen Staatsregierung.

Gelebte Demokratie – Was wußten die Bürger?

Bei der Präsentation des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (Isek) am 11. Mai 2019 sind nicht, wie behauptet, erste Pläne für einen neuen Nahversorger in Wörthsee vorgestellt worden. Diese wurden erst am 15. Juli 2019 von Investor Dr. Max von Bredow und Architekt Prof. Hermann Kaufmann von der TU München in einer öffentlichen Gemeinderatsitzung präsentiert. Die zahlreich eingereichten kritischen Stellungnahmen zur ersten Auslegung des Bebauungsplans Nr. 76 „Sondergebiet Lebensmittelvollsortimenter und Wohnen nördlich zum Kuckucksheim“ wurden ohne Wenn und Aber am 14. Oktober 2020 durch den Gemeinderat vom Ratstisch gewischt. Es war die erste Möglichkeit, innerhalb der so genannten „Öffentlichkeitsbeteiligung“ seine Einwände zum Bebauungsplan Vollsortimenter schriftlich zu formulieren. Der „jetzt späte Widerstand“ in Form eines Bürgerentscheides durch Teile der Bevölkerung ist die Folge davon und durchaus verständlich.

Beteiligung der Öffentlichkeit?

Ja, der in Wörthsee auf den Weg gebrachte Bürgerentscheid ist gelebte Demokratie. Eine möglichst transparente und frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit, wie in der Gemeinde Berg praktiziert, wäre auch in Wörthsee für alle Beteiligten mit Sicherheit zielführender gewesen. Denn dadurch wird erreicht, dass bei anstehenden Projekten die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig einbezogen werden und sie die langfristige Entwicklung der Gemeinde aktiv mitgestalten können. Im besten Fall wird dadurch auch noch die Verwaltung entlastet. Die Gemeinde Wörthsee hat es versäumt, diesen auch im Internet veröffentlichten Leitfaden „Bürgerbeteiligung im Städtebau“ empfohlenen Weg zu beschreiten. Warum

Ein städtebauliches Großprojekt wie das Areal am Teilsrain so zu vermitteln, dass die Bürger*innen rechtzeitig die Komplexität nachvollziehen und gleichzeitig ihre Ideen, Anliegen und auch Bedenken dazu äußern können, wäre zwingend notwendig gewesen. Schließlich sind sie es, die hier leben und daher verständlicherweise ihren Ort mitgestalten wollen. Gerade die Nahversorgung ist ein Thema, bei dem Mitsprache und ein gewisses Maß an Gestaltungsspielraum zwingend notwendig gewesen wären. Scheibchenweise Information zu verteilen ist keine Bürgerbeteiligung. Aus Sicht der Gemeinde mögen die veröffentlichten Informationen seit langem alle logisch und zusammenhängend erscheinen. „Das Gesamtkonzept“, von dem jetzt gesprochen wird, ist aber bei vielen Bürger*innen Wörthsees bis vor kurzem nicht angekommen. Die Größe des Supermarktes und dessen Auswirkungen für Mensch und Natur erst recht nicht.

Die Projektzeitung „Leben am Teilsrain“ der Gemeinde ist die Antwort auf das Bürgerbegehren und Werbung für das eigene Ratsbegehren. Sie kommt zu spät. Gestaltungspielraum für die Bürger*innen gibt es damit nicht mehr, sie haben nur noch die Wahl.

Warum werden Vollsortimenter und Wohnungen verknüpft?

Das Ratsbegehren wirft durch die Verknüpfung des Supermarktes mit der genossenschaftlichen Wohnbebauung viele Fragen auf. Diese Koppelung ist neu und im Isek (siehe Gemeinderatsbeschluss vom 24. Juli 2019) wird auf Seite 107 sogar angeraten: Sollte das Projekt „Nahversorger“ im Areal am Teilsrain scheitern, ist der Gemeinde Wörthsee zu empfehlen, die weiteren Planvorhaben genossenschaftlicher Wohnungsbau und Seniorenzentrum deshalb nicht in Frage zu stellen. Warum hält sich der Gemeinderat nicht an diese Empfehlung?

Ulrike Huch, Wörthsee

Gelebte Demokratie – Bürgerbeteiligung ernst genommen?2021-03-28T15:04:28+02:00

Ein Vollsortimenter-Supermarkt als Ortsmitte?

Ein Supermarkt als Ortsmitte?

Ein Vollsortimenter-Supermarkt als neue Ortsmitte? In einer Nebenstraße im Kuckuckswald in Wörthsee?  Das wirft Fragen auf. Wie durchdacht ist dieses Projekt?
Karte der Gemeinde Wörthsee. Quelle: Bayernatlas

Die Gemeinde Wörthsee ist sehr lang gestreckt, locker bebaut und ohne gemeinsames Zentrum der Ortsteile. Quelle: Bayernatlas

Einzugsbereich der Supermärkte

Ein Kilometer Radius um den bestehenden (blau) und den geplanten (rot) Supermarkt. Ein Drittel der Nah-Kundschaft überlappt. Quelle: Bayernatlas, Bearbeitung SB.

Vor dem Gewitter

155 Regentage zählt Wörthsee im Jahr. Regen, Schnee, Glatteis oder große Hitze sind gute Gründe, nicht zu Fuß zum Einkaufen zu gehen. Foto: D Bleek

Zum Standort Kuckucksstraße

Schafft ein, zwei, viele Zentren!

Das „Problem“ bei allen neuen Planungsansätzen in Wörthsee ist die Zusammensetzung der Gemeinde aus 5 (bzw. 7) Teilgemeinden, die eine schmale, langgestreckte Siedlung bilden, die keine Ortsmitte hat. Die Gemeinde hat sich vorgenommen, am Teilsrain nachzubessern und hier ein neues Zentrum entstehen zu lassen. Gleichzeitig plant die Gemeinde jedoch in Steinebach am Kirchenwirt ein weiteres Ortszentrum. Ist das sinnvoll? Das von der Gemeinde erbetene Gutachten „Feinstudie am Teilsrain“ bleibt skeptisch: „Eine wesentliche (offene) Frage ist auch die Gestaltung und Gewichtung eines möglichen Kernbereichs oder sogar Ortszentrums “Am Teilsrain“ und der Einfluss auf vorhandene bzw. neu entstehende Kernbereiche innerhalb des Gemeindegebiets, wie bspw. das Areal „Am Kirchenwirt“ im Altort Steinebach.“

Ein Supermarkt als Zentrumsbilder?

Um dem Areal am Teilsrain „Zentrumsqualität“ zu verleihen, setzt der Gemeinderat auf den „Nahversorger“. Dem Supermarkt wird damit eine hohe soziale Qualität zugesprochen. Jedem, der einen Supermarktbetrieb kennt, mag das fragwürdig erscheinen. Praxis ist doch: Mit dem Auto zum Parkplatz, mit dem rasselnden Wagen durch den Markt, Zahlen und wieder raus, Einkauf rein ins Auto und weg. Ein Supermarkt mit Backshop als sozialer Ort für‘s Schwätzchen, zum Innehalten, zur Begegnung? Das wirkt doch sehr realitätsfern. Ein neues Ortszentrum entsteht so nicht.

Was ist ein Nahversorger oder wird es weniger Autorverkehr geben?

Was ist ein Nahversorger? „Unter dem Begriff Nahversorgung wird allgemein die fußläufige Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs verstanden. Dabei werden zehn Gehminuten oder ca. 1.000 Meter als Zielwert in der Literatur und in kommunalen Nahversorgungskonzepten angesehen.“(Studie: Bundesumweltministerium, Sicherung der Nahversorgung in ländlichen Räumen. Impulse für die Praxis) Man meint also Einkaufen zu Fuß.

Zu Fuß erreichbar?

Was ist in Wörthsee vom Argument „fußläufig erreichbar“ zu halten? Zweifellos ist der neue Standort unter diesem Aspekt auf den ersten Blick etwas besser, als der bestehende Marktstandort Günl Waldbrunn. Wegen des sehr zerfaserten Dorfs aus 7 Ortsteilen sind jedoch an jedem denkbaren Standort jeweils nur relativ wenige Bürger im Einzugsbereich von einem Kilometer vorhanden, viel zu wenige, als zur Rechtfertigung eines weiteren Marktes in nur einem Kilometer Abstand voneinander plausibel wären. Hinzu kommen weitere negative Fakten. In der Stude „Nahversorgung in Bayern“ des Bayerischen Wirtschaftsministeriums heißt es zum Beispiel klipp und klar: „Das Kriterium „Distanz“ stellt lediglich eine erste Orientierung zur Bewertung der Nahversorgungssituation dar. (…) Ob Kunden mögliche Fußwege im Rahmen ihres Einkaufs zurücklegen ist von vielen Faktoren abhängig (…) Topographie, leichte Anstiege stellen i.d.R. bereits ein K.O. Kriterium dar“.

Gelände ist K.O. Kriterium

Für Wörthsee stellt sich die Situation am Teilsrain leider genau so dar: die Topographie im 1-Km-Radius ist bergig, also extrem ungünstig (=K.O. Kriterium). Der Höhenunterschied zwischen geplantem Standort und See beträgt 34 Meter. Fußwege oder Radwege fehlen. Der Gutachter der Feinstudie „Am Teilsrain“ schreibt auf S. 29: „Der erhöhte Flächenverbrauch und das zu erwartende Verkehrsaufkommen innerhalb des Gebiets durch einen Nahversorger mit ca. 1200m2 Verkaufsfläche stehen einer ruhigen Wohnnutzung gegenüber.“

55 Parkplätze – 1000 Autos am Tag?

55 Parkplätze sind am neuen Supermarkt geplant. Die Bürger werden weiter das Auto zum Einkaufen benutzen und das CIMA Gutachten schreibt dazu: „Durch die Lage in unmittelbarer Nähe zur Hauptverkehrsachse Etterschlager Straße stellt sich die Erreichbarkeit des Projektstandorts für Pkw-Kunden als gut dar, wenngleich sich die direkte Anfahrbarkeit des Edeka Günl an der Hauptverkehrsachse besser darstellt. „CIMA Gutachten“ S.21.
Unterstellt wird hier für beide Märkte selbstverständlich, dass das Gros der Kunden das Auto nutzen wird. Die Idee eines großen Anteils an Fußgängerkunden am Teilsrain ist nicht plausibel.

Wußte das Niemand?

Die Gemeinde hat tatsächlich lange und intensiv planen lassen. In der „Feinstudie am Teilsrain“ von 2018 stellt der Gutachter an verschiedenen Stellen die Nachteile des Konzepts fest. Auf Seite 38 listet er die Nachteile des Standorts so auf:

  • Problem Naturschutz bleibt trotz Abrücken vom Waldrand
  • Wald als nicht integrierte Restfläche
  • Zufahrt topografisch schwierig
  • separate Erschließung Wohnbebauung schwierig
  • rückwärtige Lage – intensive Werbung an der Etterschlager Straße notwendig (Pylon)
  • hoher Flächenverbrauch bei oberirdischer Parkierung
  • Verkehr im ruhigen Wohnbereich
  • weniger Fläche für Wohnbebauung
  • höhere Bebauung notwendig, Staffelung zum Bestand oder zur Natur schwierig
  • barrierefreie Verbindung Seniorenzentrum (an der Kirche geplant) / Nahversorger schwierig“

Auf Seite 43 stellt er fest:

„Die bestehende Konkurrenz vor Ort (EDEKA) bedingt für Investoren/Betreiber gewisse Grundvoraussetzungen für den Betrieb eines zweiten Supermarktes:

  • bequeme Erreichbarkeit und Nutzbarkeit (d.h. ebenerdige Parkierung) (PKW-Erreichbarkeit)
  • differenziertes Sortiment (d.h. große Verkaufsfläche) (…)

Eine kompakte, dem Standort und der Topografie angemessene Lösung mit einer Parkierung unter oder über der Verkaufsfläche wird von den bisherigen Investoren/Betreibern abgelehnt.“

Als weiterer Standortnachteil wird dann festgestellt:

„Die rückwärtige Lage an der Kuckuckstraße mit schwieriger Zufahrt (Hang) kann den dauerhaften Betrieb des Supermarkts gefährden. Diese Lage ist nur mit einer intensiven Bewerbung (beleuchteter Pylon an der Etterschlager Str.) möglich.“

Der Gutachter windet sich sichtlich, ein von ihm negativ gesehenes Konzept doch plausibel erscheinen zu lassen. Sein Fazit: Ein alternatives, seniorengerechtes Nahversorgungskonzept mit erweitertem Dorfladenangebot, ergänzt und unterstützt durch zusätzliche aktiv genutzte Angebote, könnte eine mögliche, wenn auch mit Risiken (Fortbestand) behaftete Alternative sein. Dies würde aber nicht den aktuellen Wünschen der Gemeinde nach einer umfassenden Nahversorgung entsprechen.“

Das heißt, die Gemeinde hat von vorneherein den „aktuellen Wunsch“ gehabt, hier einen Vollsortimenter-Supermarkt zu errichten. Bei den Planungs- und Begutachtungsprozessen wurde mit erheblichen Manipulation der Zahlen zur Wirtschaftlichkeit und zur Verkehrsbelastung gearbeitet, um die riesigen Nachteile des Projekts kleinzureden. Eine neue Ortsmitte wird ein Vollsortimenter-Supermarkt nicht schaffen.

Ein Vollsortimenter-Supermarkt als Ortsmitte?2021-03-28T15:05:00+02:00
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