DLR schlägt Alarm – starke Abnahme des Waldbestands

DLR schlägt Alarm – starke Abnahme des Waldbestands

Am 22.2.22 veröffentlicht das  (DLR) eine Studie zur Abnahme des Waldbestandes in Deutschland. Mit alarmierenden Zahlen, die noch drastischer ausfallen, als der Waldschadensbericht der Staatsregierung. Seit 2018 gingen im Landkreis Starnberg 732 ha Wald verloren.
Waldverluste in Deutschland 2018-2021

Karte der mit Satellitenbildauswertung festgestellten Waldverluste in Deutschland. Karte: DLR, Frank Thonfeld

Tabelle Waldverluste in den Landkreisen von Oberbayern.

Bei den oberbayerischen Landkreise liegt Starnberg mit 4,1% Waldverlust ganz oben. Quelle: DLR, Frank Thonfeld, Tabelle S.Bleek

Satellitenbild Waldverlust Arnsberg

Drastische Verluste. Waldbestand in Arnsberg, NRW 2017 und 2021. Verluste sind grün eingezeichnet. Satellitenbild DLR, Frank Thonfeld

Kahlschlag-1

Kahlschläge von über 10×10 Metern Ausdehnung – wie hier in Wörthsee – werden auf den Satellitenbildern erfasst. Foto: S. Bleek

In Deutschland sind hohe Baumverluste zu verzeichnen

Die nebenstehende Karte bestätigt, dass die schlimmsten Bestandsverluste in den Wäldern der Mittelgebirge passiert sind. Zu ihrer Erfassungsmethode schreiben die Forscher um Dr. Frank Thonfeld:

„Die Fernerkundungsexperten aus Oberpfaffenhofen werteten insgesamt mehr als 20.000 Datensätze aus. Auf diese Weise konnten sie die abgestorbenen und neu eingeschlagenen Waldflächen im Monatsrhythmus erfassen. Entstanden ist ein differenziertes Waldbild für ganz Deutschland mit einer Auflösung von zehn Metern. Die Verarbeitung der Datenarchive von Sentinel-2 und Landsat-8 erfolgte vollautomatisch.“

Unser Landkreis Starnberg liegt im leicht dunkelgelben Bereich. Ich habe mich in Oberpfaffenhofen erkundigt und der Projektleiter, Herr Thonfeld, hat mir die Zahlen der oberbayerischen Landkreise zugeschickt, die in der Tabelle zu sehen sind. Demnach hat der Landkreis Starnberg in nur 2 1/2 Jahren 4,15 % seiner Waldfläche verloren. Diese Flächen sind zwar noch „Wald“ aber ohne größeren Baumbestand. Bekronungsverlust nennen die Satellitenbildexperten dieses Datum. Ihr Fazit:

„Mittelfristig setzt sich voraussichtlich die Tendenz fort, dass noch weitere Bestände verloren gehen. Es wird Jahrzehnte dauern, bis die wirtschaftlichen Schäden eingeholt sind. Bis sich das Ökosystem Wald erholt, kann es noch länger dauern. Für Deutschland und Europa ist es daher dringend notwendig, schnell effiziente Maßnahmen zum Schutz der Wälder zu ergreifen. Satellitengestützte Erdbeobachtung kann Forschenden und Entscheidungstragenden hierzu eine Datengrundlage bereitstellen.“

Im Landkreis Starnberg sind 732 ha Wald verlorengegangen

Der Landkreis Starnberg nimmt in Oberbayern einen traurigen Spitzenreiterplatz beim Waldverlust ein. Nur der Landkreis Mühldorf ist vor allem durch Sturmschäden noch schlechter dran, lassen wir das Stadtgebiet Rosenheim ausser Acht. Was mich bestürzt ist die Tatsache, dass dieser Verlust von immerhin 732 ha Wald in unserem Landkreis nicht wahrgenommen wird. „Woid hama gnua“ ist der vorherrschende Tenor in den Diskussionen in der Gemeinde (und nicht nur in unserer). Die Diskussionsbeiträge auf dieser Webseite geben Zeugnis davon. Diese 732 ha beziffern nur die größeren flächigen Verluste. Wie gesagt, die Auflösung des Verfahrens des DLR ist 10×10 Meter. Die Entnahme von einzelnen Bäumen aus einem gesunden Bestand ist hier nicht sichtbar und braucht das auch nicht sein, denn dort wächst Wald weiterhin. Ginge das so weiter mit einem Verlust von 1% oder in der Spitze 2% von Flächen pro Jahr, kann man sich ausrechnen, wann wirklich eine Entwaldung passiert ist. Denn die Bäume brauchen ja 50 bis 70 Jahre um wieder nennenswerte Höhen zu erreichen und Kronen auszubilden. Die Waldbilanz ist im Landkreis also bereits deutlich negativ.

Eine effiziente Maßnahme zum Schutz der Wälder wäre zumindest in den gut durchmischten Wäldern und solchen mit hohem Laubholzanteil sicherlich eine Reduzierung der Holzentnahme und – wie beschrieben – auch die Belassung des Waldrestholzes für die gute Regeneration der Humusschicht. Der Holzweg von Wörthsee weist leider in die entgegengesetzte Richtung. Die zunehmende Zahl an Hackschnitzelkraftwerken und privaten Holzheizungen wird in einem derzeit bereits „überhitzten“ globalen Holzmarkt den Druck auf den Waldbestand weiter anheizen. Denn bei steigenden Preisen lohnt sich das Baumfällen immer mehr.

DLR schlägt Alarm – starke Abnahme des Waldbestands2022-03-02T14:55:58+01:00

Waldrestholz ist im Wald zur Humusbildung notwendig

Waldrestholz ist im Wald zur Humusbildung notwendig

Waldrestholz

Das Foto zeigt ein Haufen von sogenanntem Waldrestholz vor dem Abtransport in der Nähe von Steinebach. Diesen Haufen aus dem Wald zu nehmen, wäre etwa nach dem PEFC Standard nicht angeraten. Der Waldbesitzer riskiert die Reduzierung der Fruchtbarkeit des Bodens. Foto: S. Bleek – Nähe S-Bahn Wessling

Waldrestholz ist im Wald zur Humusbildung notwendig. Je mehr neue Hackschnitzelkraftwerke gebaut werden, desto mehr dieses für die Regeneration des Waldbodens unentbehrlichen Materials würde aus dem Wald herausgeräumt und verfeuert. Auch das Bayerische Forstministerium sieht das Thema mit Sorge.
Waldrestholz

Einige Waldbauern in unseren Wäldern forsten mit Kahlsschlag großer Flächen. Der PEFC Standard wird nicht eingehalten. Foto: S. Bleek Nähe Wesslingerstraße

Wiederaufforstung

Wiederaufforstung – es dauert Jahrzehnte bis dieser Setzling zu einem Baum herangewachsen sein wird. Der Waldboden wird durch Austrocknung geschädigt Foto: S. Bleek Wesslingerstraße 2022, ein JAhr nach Kahlschlag der Fläche.

„Bei dem Export von Wipfelstücken und Ernterückständen aus den Beständen wird häufig vergessen, dass es sich hier um sehr nährstoffreiches Material handelt. Waldrestholz ist damit kein Abfallprodukt, sondern gleicht beim Belassen im Wald einer organischen Düngung. Damit tragen die Ernterückstände zum Humusaufbau bei und verbessern die Wasser- und Nährstoffversorgung. Die Standortsqualität bleibt so erhalten und wird unter Umständen sogar erhöht.

Während der erntekostenfreie Erlös des zu Hackschnitzeln verarbeiteten Kronenmaterials vergleichsweise gering ist, führt die Kronennutzung zu mindestens einer Verdopplung des Nährelementexports. Besonders kritisch ist die Entnahme von Ästen, Zweigen und Nadeln zu beurteilen. Hier ist das Missverhältnis zwischen dem finanziellen Gewinn und dem Nährstoffexport am größten. Zusätzlich steigt die Qualität der Hackschnitzel und die damit erzielbaren Erlöse bei geringeren Anteilen von benadeltem bzw. belaubtem Feinreisig (Mergler et al. 2012).“ So argumentiert eine Studie des bayerischen Ministeriums für Landwirtschaft und Forsten.

Nur ein gesunder Boden trägt einen gesunden Wald

Nun ist jedoch ein gesunder Waldboden die Voraussetzung für einen Erhalt unserer Wälder, besonders da die Bäume sowieso unter vielfältigen Umweltstreß stehen. Das Bundeswaldgesetz (BWaldG) formuliert als Gesetzeszweck, insbesondere die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Und das Waldgesetz für Bayern (BayWaldG) verbietet jede Handlung, welche die Produktionskraft des Waldbodens vernichtet oder wesentlich schwächt.

Im 19. Jahrhundert hatte bereits die Nutzung des Laubes aus dem Wald als Streu zu Schäden in den Wäldern geführt. Die bayerische Forstbehörde sieht daher die rasant zunehmende Hackschnitzelnutzung kritisch. Maßstab für nachhaltiges Wirtschaften im Wald könne nur eine ausgeglichene Bilanz aus Nährstoffentzügen und Nährstoffnachlieferung sein, schreiben die Autoren der Studie „Nährstoffschonende Biomassenutzung – LWF-aktuell 108

PEFC sieht die Kronennutzung kritisch

Der in der Forstwirtschaft immer breiter angewendete PEFC Standard für „Nachhaltigkeit“ verbietet die Vollbaumentnahme und sieht die Nutzung des Restmaterials aus Kronen kritisch: „Das Material sollte – soweit z.B. aus Forstschutzsicht möglich – erst nach dem Abfall von Nadeln, Blättern und Feinreisig aus dem Bestand gerückt werden.“ Das ist nicht besonders klar und eindeutig gedacht, aber die Problematik ist auch hier erkannt. Allerdings wird eine Entnahme „nach Abfall von Reisig“ ziemlich weltfremd sein, denn die Harvester marschieren heutzutage in einem Arbeitsgang durch das Gelände und wenn es irgend geht, wird das Schwachholz der Kronen gleich im folgenden Arbeitsgang zerhäckselt und abtransportiert.

Wirtschaftlich nicht sinnvoll

„Bei der Nutzung von Kronenbiomasse – oder genauer gesagt – beim Übergang von der Derbholz- zur Vollbaumnutzung (ohne Wurzel) steigt der »Gewinn« an Biomasse um 10 % bis 25 %, der Entzug an Nährstoffen jedoch überproportional um 150 % bis 200 %. Dieses Verhältnis ist je nach Baumart, Alter und Standort unterschiedlich (Pretzsch et al. 2014). Der mäßige Zusatzertrag wird daher teuer erkauft. Dies gilt besonders auf ärmeren Standorten.“ Schreibt eine Studie von Kurt Amereller 2014. Wiederum eine Stimme aus der bayerischen LWF, die nicht verdächtig ist, radkalen Umweltschützern zugeneigt zu sein.

Was dem Waldboden bei der Entnahme des Restholzes schadet, der hohe Nährstoffanteil, den es enthält, macht seine Nutzung für Verfeuerung problematisch. Hohe Schadstoffemissionen entstehen, Hackschnitzel mit hohem Rindanteil brennen schlecht und ist daher vom Heizwert minderwertig. Dazu haben wir bereits einen Artikel geschrieben. Aus Sicht der nachhaltigen Bewirtschaftung des Waldes laufen die Waldbauern zusammen mit den Gemeinden auf ihrem Holzweg gegen die Wand. Ihre kurzfristige Gier nach ein paar Euro mehr und ihr Wahn, den Wald möglichst aufgeräumt und ausgeräumt zu bewirtschaften, den wir etwa im FFH Waldgebiet Meilinger Höhe sehr plastisch dokumentieren können, führen also direkt in eine Zerstörung des Waldes durch übermäßige Entnahmen und Kahlschläge und dabei gleich mit in eine Zerstörung seiner Regenerationsfähigkeit. Das ist fürwahr eine ausgesprochen „nachhaltige“ Wirtschaft.

Waldrestholz ist im Wald zur Humusbildung notwendig2022-02-18T10:25:13+01:00

Fragen zum Hackschnitzel-Heizwerk

Fragen zum Hackschnitzel-Heizwerk

Der Gemeinderat Wörthsee hat auf seiner letzten Sitzung die Bauplanung für ein Hackschitzel-Heizwerk an der Kuckuckstraße eingeleitet. Dabei fielen 5 nachfolgend nicht wörtlich zitierte Aussagen. Zu diesen stellen wir 5 Fragen.

Das neue Heizwerk in einer Simulation, die den bislang bekannten Annahmen in etwa entspricht. (2 Schornsteine, die 5 Meter über die höchsten Baumwipfel reichen) Rechts der 32 m hohe Kirchturm. Fotomontage: S.Bleek.

Waldrestholz

Waldrestholz, Februar 2022 am Waldweg S-Bahn. Zahlreiche große Buchen wurden gefällt. Hackschnitzel aus Restholz mit hohem Rindenanteil verursachen hohe Schadstoffemissionen. Foto: S. Bleek.

Waldrestholz

Waldrestholz mit Nadelholzanteil. Stickstoffgrenzwerte bei Verfeuerung schwerlich einzuhalten, Februar 2022 am Waldweg S-Bahn Wessling. Foto: S. Bleek.

Standortprofil: Das Gelände steigt nach Süden hinter der geplanten Anlage (584m) noch bis zu 5 Meter an. Quelle: Bayernatlas.

Simulation Heizwerk nach den bislang bekannnten Aussagen. Montage: S. Bleek.

Auf der Sitzung des Wörthseer Gemeinderats am Januar wurde die Änderung des Flächennutzungsplans beschlossen, um an der Kuckuckstraße direkt gegenüber der Einfahrt zum neuen Supermarkt ein Holzhackschnitzel-Heizkraftwerk zu erreichen. Im Gemeinderat wurden dazu die folgenden Aussagen mit notiert:

  1. „Aus den beiden Schornsteinen wird nur Wasserdampf entweichen.“
  2. „In der Anlage werden nur Schwachholz und Restholzabfälle aus den Wäldern ringsum verbrannt.“
  3. „Die Schornsteine müssen eine Höhe von 5 Metern über den Baumwipfeln haben.“
  4. „25 Meter Wald um den Bau herum müssten eigentlich aus Verkehrssicherungsgründen gefällt werden. Wir machen die Auflage eines verstärkten Dachs für die Anlage, damit diese Fällung unterbleiben kann.“
  5. „Die Wörthseer Bürger werden stolz sein auf dieses neue Werk“.

Hierzu haben wir die folgenden Fragen:

? 1.

Mit welcher Auflage zur Rauchgasreinigungstechnik gedenkt der Gemeinderat den Betreiber der Anlage zu verpflichten, das bei der Verbrennung der Hackschnitzel entstehende CO2 zu binden, sodass nur Wasserdampf übrig bleibt. Mit welcher Technik will der Gemeinderat die Emissionen von Feinstaub, Kohlenmonoxid und Stickoxiden auf Null reduzieren. Wer trägt die Kosten?

? 2.

Laut der Studie „Einflussfaktoren auf die NOX-Emissionen in Hackschnitzel-Heizwerken zwischen 1 und 5 Megawatt“, Berichte aus dem TFZ, 66, Straubing, März 2020 des Bayerischen Technologie und Förderzentrums für nachwachsende Rohstoffe, wurde bei der Verbrennung von Hackschnitzelchargen aus drei verschiedenen „Waldresthölzern“ „der NOX-Grenzwert von 370 mg/Nm3 in allen Laststufen überschritten.“ Und weiter: „Als allgemeine, stark vereinfachte Beobachtung kann abschließend festgestellt werden, dass sich helle Hackschnitzel (meist aus Energierundholz) oder nur wenig dunklere Hackschnitzel durch Stickstoffgehalte von weniger als 0,2 m-% (Massenanteil) auszeichnen. Werden jedoch sehr dunkle Hackschnitzel mit einem hohen Feingehalt geliefert (z. B. mit hohem Rindenanteil oder vielen Nadeln), kann von höheren Stickstoffgehalten im Brennstoff ausgegangen werden, was ggf. zu Überschreitungen der NOX-Grenzwerte führen kann.“

Wie will also der Gemeinderat die bei der geplanten Verbrennung von ausschließlich Waldrestholz und Landschaftspflegematerial, die sich beide durch hohen Stickstoffgehalt auszeichnen, die Einhaltung der Emissionsgrenzwerte garantieren. Insbesondere angesichts der Tatsache, dass sich in der Hauptwindrichtung vom Werk aus gesehen ein Supermarkt mit Terrasse, eine neue Wohnsiedlung und ein Kindergarten befinden.

? 3.

Eine ausgewachsene Buche hat eine Höhe von bis zu 45 Metern. Pro Jahr wächst eine jüngere Buche 40 cm in die Höhe. Wie sollen die Schornsteine 5 Meter über die Baumwipfel geführt werden, wenn dahinter ein Buchenwald wächst? Selbst jetzt, wo wir dort jüngere Buchen haben, entspräche diese Vorgabe schon bei einer Wuchshöhe von nur 20 oder 25 Metern bereits bis zu 30 Metern Kaminhöhe. Denn noch dazu steigt das Gelände am Standort deutlich an, so dass die Buchen im Rücken der Anlage 4 bis 6 Meter höher wurzeln als das geplante Gebäude. Sind also tatsächlich derart hohe Schornsteine geplant? Oder werden am Ende alle Buchen des rückwärtigen Hügels gefällt werden müssen, um die Schornsteine niedriger zu bauen?

? 4.

Wie glaubt der Gemeinderat die sehr hohen Kamine verkehrssicher zu bauen, wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass die umstehenden Buchen bei starken Sturm auf die Kamine stürzen? Ist also die geplante Vermeidung der großflächigen Rodung um das Gebäude herum realistisch?

? 5.

Wieso glaubt der Gemeinderat, dass die links auf einer provisorischen Fotosimulation angedeutete Gruppierung unseres Kirchturms von 32 Meter Höhe mit dem Pendant zweier Schornsteine mitten im neuen „Vollsortimenter-Ortszentrum“ eine raumordnerische Leistung ist, auf die wir stolz sein können? Haben wir es nicht eher mit einem schändlichen Eingriff in das Orts- und Landschaftsbild zu tun?

Fotos und Beitrag: Stephan Bleek

Fragen zum Hackschnitzel-Heizwerk2022-02-18T10:25:34+01:00

Waldbiomasse ist Selbstbetrug bei den Erneuerbaren

Waldbiomasse -Selbstbetrug bei den Erneuerbaren

Die Gemeinde Wörthsee plant ein Nahwärmenetz, das mit Holzhackschnitzeln, also Biomasse, beheizt werden soll. Das Vorhaben wird als „nachhaltig“ verkauft. Im Januar 2022 haben Forscher im Auftrag der EU- Kommission einen Bericht zur Waldbiomasse erstellt. Mit erschreckenden Fakten, die sich mit Beobachtungen decken, die viele Bürger in unseren Wäldern bereits machen.

Als kleiner Junge habe ich abends immer fasziniert stundenlang in das Kaminfeuer schauen können. Die Wärme eines Kamins oder eines Holzgrundofens, den ich in den 1980er Jahren in mein Haus gebaut habe, ist eine wunderbar angenehme Form der Heizung, da ein Holzfeuer viel Strahlungswärme verbreitet. Und, Holz wächst nach, ist also weit weniger schädlich für die Umwelt, als fossile Brennstoffe. Dachten wir. Doch auch hier macht die Dosis die Medizin bzw. das Gift. Forscher des Joint Research Centre (JRC), ein Think-Tank der EU Kommission, schlagen Alarm.

Biomasseanlagen im Gebiet Ammersee Lech

Biomasseanlagen in unserer Region. Dunkelgrün eingezeichnet sind Verbrennungsanlagen. Quelle: Energieatlas Bayern.

Waldwirtschaft an der Meilinger Höhe. Trotz FFH Naturschutz werden immer mehr der alten Buchen gefällt. Das Holz wandert zu einem relevanten Teil in den Hackschnitzelofen. Siehe dazu: FFH Waldgebiet Meilinger Höhe. Bild unten: „Waldrestholz“. Siehe dazu: Humusbildung im Wald.

Waldrestholz
Webinar Europas Wald in Flammen
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Hören Sie mal rein.

Sie können die Kampagne von We move Europe gegen die Einstufung von Holzverbrennung als klimaneutral hier unterstützen.

JRC Waldbioenergiestudie – Holz taugt nicht für großtechnische Energierzeugung

Die Forscher der EU Kommission konstatieren nach ihrer Analyse der europaweit vorliegenden Daten zur Nutzung von Waldbiomasse sehr negative Trends:
  • In Europa hat besonders die Nutzung von Holz zur Verfeuerung deutlich zugenommen. Der CO2 Ausstoß liegt mittlerweile bei über 350 Millionen Tonnen pro Jahr, wobei der CO2 Anteil pro erzeugter Energieeinheit beim Verfeuern von Waldbiomasse (Holz) besonders hoch ist.
  • 23 der 24 Waldbioenergieszenarien, die in dem Bericht bewertet wurden, stellen ein Risiko für das Klima, die Biodiversität oder beides dar. Nur die Nutzung bestimmter „fine woody debris“ (Waldresthölzer mit geringem Durchmesser), stellt unter Berücksichtigung der Transportwege, diese müssen kurz sein, ein „geringes Risiko“ für die Wälder und das Klima dar. Aber selbst unter diesem Szenario können die Emissionen aus der Verbrennung von Biomasse diejenigen aus fossilen Brennstoffen über Jahrzehnte hinweg übersteigen.
  • Die meisten nationalen Energie- und Klimapläne der Mitgliedsstaaten enthalten keine angemessene Bewertung der potenziellen Auswirkungen einer Ausweitung des Holzeinschlags auf die Umwelt und das Klima.
  • 30 Prozent der erneuerbaren Energien in Europa werden durch das Verbrennen von Holz erzeugt. Nur die Hälfte davon aus Abfallprodukten der Holzverarbeitung.
  • Die gemeldete Nutzung von Waldbiomasse in der EU ist höher als die gemeldeten Quellen dieses Holzes. Das bedeutet, dass bis zu 20% des in der EU verbrannten Holzes aus unbekannten Quellen stammt.

Schädlich in Europa, aber gut bei uns?

Die Gemeinden Wörthsee und Seefeld behaupten, ihre Waldbiomassekraftwerke wären klimaneutral. Dies ist, nach diesem aktuellen EU Report, nicht viel mehr als Selbstbetrug. Oder Irreführung der Bürger. Dahinter zu vermuten ist eine starke Lobbyarbeit der Waldbauern im Landkreis, die sich von der wachsenden Nachfrage nach ihrem Holz schlicht höhere Preise ausrechnen können. Auch bei den Förderrichtlinien für private Heizungsumrüstung sind zum Beispiel Holzpelletheizungen nach wie vor als nachhaltig eingestuft und werden sogar bezuschusst. Das Landratsamt Starnberg tutet in das gleiche Horn wie die beiden Gemeinden, wenn es in der Einladung zu einer Informationsveranstaltung über Holzheizungen „Effizient heizen mit Holz“ so informiert:

Typische Verbrennungstechniken für moderne Holz-Zentralheizungen (…) sind ein Schwerpunkt des Vortrags. Mögliche Förderungen für Holzheizungen mit nützlichen Tipps zur Antragstellung und Förderhöhe bilden ein weiteres Kapitel.“

Holz gilt als „guter“, umweltfreundlicher und förderungswürdiger Brennstoff. Was unterschlagen wird:

  • Der CO2-Ausstoß von Holzhackschnitzel beträgt etwa 450 g/kWh, bei Heizöl liegt der Wert bei 266 g/kWh, bei Erdgas bei 202 g/kWh.
  • Der Wachstumsprozess von Bäumen, währenddessen CO2 gebunden und als Kohlenstoff eingelagert wurde, liegt in der Vergangenheit, 1 bis – wie der gefällten Buche oben links im Bild – über 200 Jahre zurück. Das Freisetzen des CO2 dagegen findet unmittelbar jetzt beim Verbrennungsvorgang statt. Die Forscher nehmen an, dass der nachwachsende Wald das bei der Verbrennung von Holzbiomasse freigesetzte Co2 erst nach vielen Jahrzehnten zurückbinden kann.

Moderne Holzzentralheizungen mit Pellets oder Hackschnitzeln haben nichts mehr mit der eingangs konstatierten Kaminfeuerromantik gemein. Für modernes Heizen ohne fossile Brennstoffe gibt es bessere und modernere Lösungen wie Wärmepumpen. gegen althergebrachte Holzverbrennung im Kachelofen oder Kamin hat niemand etwas. Das Problem ist die großindustrielle Nutzung des Holzes für Verbrennung.

Im Landkreis: nichts Gewisses weiß man nicht

Was im Landkreis fehlt, ist im Übrigen eine genaue Analyse, welche Mengen an Schwachholz denn tatsächlich für Hackschnitzel zur Verfügung stehen. Die Karte zeigt, dass südlich von Augsburg bereits eine Reihe von Holzverfeuerungsanlagen in Betrieb sind. Allein das sehr große Augsburger Biomassekraftwerk bezieht seinen Brennstoff aus einem Umkreis von 80 Kilometern. Weitere kleinere Kraftwerke befinden sich bereits in Landsberg, Fürstenfeldbruck, Gilching, Gauting, Seefeld. Eine Gesamtplanung für den Landkreis oder den Regierungsbezirk für Verbrennung und Vorrat von Waldbiomasse existiert nicht. Daher ist dem Raubbau schon aus Unwissenheit Tür und Tor geöffnet.

Beobachtungen auf der Meilinger Höhe lassen alles Andere als einen schonenden Umgang mit dem dort besonders geschützten wertvollen Wald erkennen. Der Wald würde zu einer noch intensiver bewirtschafteten Nutzholzpflanzung degenerieren, wenn wir jetzt den Biomassepfad noch weiter ausbauen. Es gibt im Voralpenland sehr gute Alternativen für wirklich nachhaltige Wäremerzeugung wie zum Beispiel Wärmepumpen oder vor allem die noch kaum genutzte Geothermie. Diese bleibt derzeit hier im Landkreis Starnberg immer noch vollkommen ungenutzt. Ein großes privates Geothermieprojekt in Herrsching wurde jetzt durch den Klinikneubau ausgebremst.

Die Holzernte in Europa müsste eigentlich reduziert werden, um die CO2 Bindung der Wälder zu erhöhen. Das Gegenteil ist der Fall, die EU Kommission konstatiert, dass die CO2 Speicherfunktion der Wälder in Europa bereits abnimmt. Schuld ist vor allem die Holzverbrennung in immer mehr Kraftwerken.

JRC Waldbioenergiestudie – ein vernichtendens Zeugnis für Biomasseverheizung

Die meisten möglichen Szenarien für Waldbiomasseverbrennung landen bei einem hohen Risiko, die CO2 Emissionen auf mindestens 30 bis über 100 Jahre zu erhöhen. Allein das Szenario 5, die Entnahme von Schwachholz aus Nadelwäldern hat eine „neutrale bis positive“ Bilanz. Quelle: Joint Research Centre (JRC) JRC Forest-bioenergy-study-2021 Ausriss oben kommentiert in „Annotated version“ des Reports. Da in unserem Landkreis ebensowenig wie in den Nachbarbezirken eine Planung zur Verbrennung von Waldbiomasse existiert, ist ein Vabanquespiel auf Kosten der Umwelt im Gang.

Was also soll ich meiner kleinen Enkeltochter bieten? Die Romantik des Kaminfeuers fasziniert sie bereits jetzt mit ihren wenigen Monaten. Allerdings: Vorsicht Feinstaub. Dennoch glaube ich, der althergebrachte gelegentliche Luxus eines Kaminfeuers oder der Wärme aus einem Grundofen ist nicht das Problem. Die großtechnische Vernutzung von „Waldbiomasse“ ist dagegen ein solches. Denn auch hier macht die Dosis das Gift.

Fotos und Beitrag: Stephan Bleek

Waldbiomasse ist Selbstbetrug bei den Erneuerbaren2022-03-22T12:17:05+01:00

Wörthsee auf dem Holzweg

Wörthsee auf dem Holzweg

Der Gemeinderat hat einstimmig eine Flächennutzungsplanänderung am Kuckuckswald vorgenommen. Ein Holzhackschnitzelwerk soll dort entstehen. Für die Beheizung des neuen Supermarkts und neuer Wogeno Wohnungen am Teilsrain. Hat ein Verbrennungsprojekt Zukunft? Und wie ökologisch ist ein Holzheizkraftwerk überhaupt? Ist Wörthsee da auf dem Holzweg gelandet?

Wir haben dazu die unten stehende Presseerklärung verfasst. Leider in letzter Minute, denn das Vorhaben wurde unter strengem Stillschweigen vorbereitet. Der neuen „Ortsmitte“ am Supermarkt Edeka Nummer 2 steht ein Kraftwerk nicht unbedingt gut zu Gesicht. Deutlich wird für uns, wie der Gemeinderat sich durch den Supermarkt in Zugzwang gebracht hat und nun dem ersten kapitalen Fehler Supermarktansiedlung den nächsten folgen lassen muss. Die neuen Gebäude verbrauchen eine Waldfläche von etwa 540 m2. Allerdings ist noch nicht klar, ob an drei Seiten drumherum nicht jeweils 35 Meter tief der Wald gefällt werden muss. Das wären nochmals etwa dreimal soviel Bäume. Denn diese Bäume könnten die Schornsteine des Kraftwerks zerstören, wenn sie umfallen sollten. Gefahrbäume halt. Die Gemeinde hofft, dass das vermieden werden könne. Wir sind da skeptisch. Der Münchner Merkur hat unsere Bedenken in seinen Bericht aufgenommen.

Standort Hackschnitzelheizwerk

Der geplante Standort des Hackschnitzelwerks. Foto: SB

Holzhackschnitzelwerk Landsberg

Ein Hackschnitzelwerk in Landsberg. Foto: Energieatlas Bayern

Presserklärung:

Wörthsee auf dem Holzweg?

Im sog. „Kuckuckswald“ in Steinebach sollen nach den Fällungen für den neuen Supermarkt wieder wertvolle alte Buchen abgeholzt werden.

Damit würde Platz geschaffen für ein Heizkraftwerk (Nahwärmenetz) zur Versorgung dieses Supermarkts, der WoGeno-Genossenschaftswohnungen und des neu zu bebauenden Kirchenareals. Dieser Standort im Bereich der jetzigen Salz-Streu-Container in der Straße zum Kuckucksheim, schräg gegenüber der zukünftigen Supermarkteinfahrt, liegt im Erholungswald !

Deshalb muss auch der Flächennutzungsplan geändert werden.

Dies steht auf der Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung am Mittwoch, dem 26.1.2022:

  • „7. Aufstellung des Bebauungsplanes Nr.81 „Biomasseheizwerk“ betreffend eine Teilfläche des Grundstückes Fl.Nr. 507, Gemarkung Steinebach, im Bereich östlich der Etterschlager Straße und südlich der Straße Zum Kuckucksheim
  • 8. Aufstellung einer 9. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Wörthsee für den Bereich des Bebauungsplanes Nr.81 „Heizkraftwerk“ betreffend eine Teilfläche des Grundstückes Fl.Nr. 507, Gemarkung Steinebach“

Es ist nicht einzusehen, warum für dieses Heizkraftwerk ein Standort im Erholungswald gesucht wurde und nicht auf einer anderen Fläche!

Im vergangenen Herbst wurden bereits zahlreiche wertvolle alte Bäume auf der Nordseite der Straße Zum Kuckucksheim wegen des Supermarktparkplatzes abgeholzt. (Leider sind wir mit dem Bürgerbegehren dagegen unterlegen.) Die vielen Waldbewohner, wie Fledermäuse, Amphibien, Vögel…, die von dort vertrieben wurden, haben sich teilweise in dem Bereich niedergelassen. Sie müssen sich wieder eine neue Bleibe suchen oder sie verschwinden ganz.

Damit würde scheibchenweise ein weiterer Teil dieses Waldes verschwinden. Dass alter Wald fürs Klima äußerst wichtig ist, weiß inzwischen jeder und jede.

Dazu kommt, dass Hackschnitzelheizungen inzwischen nicht mehr als nachhaltig gelten. Vom „Fokus“ werden sie sogar als „Ökoschwindel“ bezeichnet. NABU, BUND u.a. erklärten in einer gemeinsamen Erklärung am 24.11.2020 an:

„Darüber hinaus entsteht beim Verbrennen von Holz pro Energieeinheit mehr CO2 als beim Verbrennen fossiler Brennstoffe.“

Wirklich nachhaltig wäre eine Wärmepumpenheizung, die durchschnittlich eine 3 – 4 fache Heizenergie aus der nötigen elektrischen Energie erzeugt, ergänzt durch eine Photovoltaikanlage, die für die dafür nötige elektrische Energie sorgt. Dazu:

https://denkhausbremen.de/wp-content/uploads/2020/11/Gemeinsame-Stellungnahme-Holzbiomasse

Bisher wurde die Planung schon in nicht öffentlichen Sitzungen vorbereitet, sie sollte wohl ohne großes Aufsehen beschlossen und durchgeführt werden. Bisher bekannt ist nicht,

  • wie groß die Abholzungsfläche sein wird,
  • wie der Bebauungsplan für das Hackschnitzelwerk aussieht,
  • ob dem GR bekannt ist, dass Hackschnitzelwerke nicht mehr als nachhaltig gelten;

Wir hoffen, dass sich bei unserem Gemeinderat diese Einsicht durchsetzt und nach einer wirklich guten, klimafreundlichen Lösung gesucht wird!

Wörthsee auf dem Holzweg2022-02-03T14:13:31+01:00

Neues vom Kuckucksei – Willkommen in Edekanien!

Neues vom Kuckucksei – Willkommen in Edekanien!

Wir von der Bürgerinitiative „Kuckuckswald“ hatten (und haben) große Bedenken was den Sinn und Zweck und die Wirtschaftlichkeit eines zweiten Supermarkts im Ort angeht. Die aktuelle Entwicklung mag diese bestätigen. Die jetzt gefundene zukünftige Betreiberin des zweiten Marktes ist die im Ort wohletablierte Edeka.
Einzugsbereich der Supermärkte

Ein Kilometer Radius um den bestehenden (blau) und den geplanten (rot) Supermarkt. Die Wirtschaftlichkeit ist offensichtlich fragwürdig. Quelle: Bayernatlas, Bearbeitung SB.

Der zerstörte Kuckuckswald

Die Bäume sind gefällt. Edekanien kommt an ihre Stelle. Foto: SB

Laut Süddeutscher Zeitung vom 23.Dezember 2021 sind die Würfel für den Bau und Betrieb des neuen Marktes nun gefallen. Die Edeka Süd wird den Markt pachten und betreiben. Edeka? War da nicht etwas? Hatte nicht ein Gemeinderat laut gegen den „Monopolisten“ Edeka gewettert, dem mit dem zweiten Markt endlich Konkurrenz gemacht werden müsse? Tja, so läuft es dann. Wie wir bereits voriges Jahr in einigen Artikeln vermutet haben ist die Wirtschaftlichkeit dieses Projekts für Konkurrenten der Edeka fragwürdig gewesen.

Wir wissen ebensowenig wie die Süddeutsche Zeitung – die das vielleicht mit ihren immer noch bezahlten Journalisten hätte recherchieren können – was hinter den Kulissen zwischen Investor und Betreiber vor sich gegangen ist. Da sich offenbar kein anderer Betreiber für den neuen Markt interessiert hat, wird die Edeka sich gute Konditionen, sprich eine niedrige Miete und leichte Kündbarkeit herausverhandelt haben. Und nun also mal ausprobieren, wie sie mit 2 Sortimenten am Ort wirtschaften kann. Für den Verbraucher bringt das wenig, denn eine Krähe hackt bekanntlich der anderen kein Auge aus. Wir beobachten den Bau weiter, auch wenn es angesichts der längst erfolgten Zerstörung des Wäldchens nun zu wünschen wäre, dass wenigstens etwas Nutzen aus dem Projekt „Edekanien“ herauskommen möge.

S.B.

Neues vom Kuckucksei – Willkommen in Edekanien!2022-01-30T13:48:31+01:00

Aktuelles zum Klinikneubauplan Seefeld

Kein Klinikneubau im Landschaftsschutzgebiet!
Zum geplanten Klinikneubau in Seefeld-Hechendorf verweisen wir auf die Seite der Bürgerinitiative Eichenallee Seefeld. Es ist zu befürchten, dass der Neubau in der Nähe des S-Bahnhofs Hechendorf in das einmalige Natur- und Landschaftsschutzgebiet „Eichenalleen und Buchenwälder bei Seefeld“ gestellt werden soll. Der Gemeinderat Seefeld hat dieses Vorhaben in einem „Ratsbegehren“ zur Abstimmung gestellt. Die Bürgerinitiative ruft auf, mit „Nein“ zu stimmen.

Weitere Informationen auf der Webseite der Bürgerinitiative Eichenallee.

Aktuelles zum Klinikneubauplan Seefeld2021-06-05T22:43:36+02:00

Kiesgärten in Wörthsee – erlaubt?

Kiesgärten erlaubt?

Hört man sich ein wenig in der Nachbarschaft um, ist auch die Gartengestaltung in Wörthsee zunehmend kontrovers. Neu Zugezogene bringen augenscheinlich städtische Vorstellungswelten mit. Auch Stellplätze sind ein Grund, der zur Versiegelung von Grundstücksflächen beiträgt. Die Grünfläche, der Garten bleibt auf der Strecke. Der Schottergarten liegt offenbar im Trend. Doch die Bayerische Bauordnung ist ganz anderer Meinung.
Frühling

Naturgarten in der Kuckuckstraße. Foto: DM.

„Art. 7: Begrünung, Kinderspielplätze
(1) 1Die nicht mit Gebäuden oder vergleichbaren baulichen Anlagen überbauten Flächen der bebauten Grundstücke sind
1. wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen und
2. zu begrünen oder zu bepflanzen,
soweit dem nicht die Erfordernisse einer anderen zulässigen Verwendung der Flächen entgegen–stehen. 2Satz 1 findet keine Anwendung, soweit Bebauungspläne oder andere Satzungen Festsetzungen zu den nicht überbauten Flächen treffen.“
Bayerische Bauordnung, Freistaat Bayern.
Pflastersee in Wörthsee

Schotterdämmerung in Wörthsee. Wasseraufnahmefähig? Bepflanzt und begrünt? Foto: Htk.

Elefant-Kiesgarten

Fantasy im Garten? So weit ist es in Wörthsee momentan noch nicht. Foto: unbekannt

Der Schottergarten ist in Mode gekommen.

Wikipedia meint unter dem Stichwort „Schottergarten“: „Hauptziel für die Anlage von Schottergärten ist eine als ordentlich wahrgenommene Gartenfläche, bei gleichzeitiger Erwartung eines geringen Pflegeaufwands.“ Ordentlich gilt als deutsche Tugend und wenig Pflege ist allemal willkommen. Aber ist diese Erwartung überhaupt richtig? Eine Schotterfläche wird zumeist auf einem Vlies angelegt, damit die Steine nicht nach kurzer Zeit im natürlichen Boden versacken. Dennoch ist die Natur nicht untätig. Auf dem Schotter setzen sich bald Moose an, weshalb die Fläche bald dreckig und ungepflegt wirkt. Ob dann verbotene Pestizide zum Einsatz kommen? Im Herbst setzen sich Blätter und allerlei herbeigewehtes Material zwischen die Steine. Dann müßte zum Laubbläser oder Hochdruckreiniger gegriffen werden. Nach einigen Jahren hilft dann nur noch eine Radikalkur. Die Schotterfläche muss abgetragen und gewaschen werden. Auch das Vlies unter den Steinen braucht bereits nach ein paar Jahren eine Totalsanierung.

Der Schottergarten kommt teuer

Wo der Bauherr Pflegeleichtigkeit erwartet wartet am Ende Mehraufwand auf ihn. Der Verdacht kommt auf, dass die Profiteure und Antreiber des Trends die Gartenbauunternehmen sind, die dem leichtgläubigen Kunden das für sie lukrativste Geschäft aufschwatzen. Denn schon der Kies ist teuer. Ab hundert Euro pro Tonne gehen die Angebote los – Schotter kostet Schotter.

Manche mögens heiß

Mit einem Schottergarten wird das Kleinklima ums Haus herum deutlich schlechter. Im Sommer knallt die Sonne auf die Steine und heizt sie auf. Am Abend ist kaum mehr Abkühlung zu erwarten. Bei Windstille bildet sich eine Wärmeblase. Warum also muss das sein?

Politik ist Teil des Problems

Der Schottergarten ist rechtlich fragwürdig, wenn nicht sogar verboten. In der Süddeutschen Zeitung vom 17.4.21 wird der Fachanwalt Martin Klimesch zitiert. „Schottergärten sind schon jetzt verboten. (…) In den Landesbauordnungen der Länder gibt es oft gleich zwei Bestimmungen, die das Verbot begründen. In Bayern zum Beispiel schreibt das Gesetz in Artikel 7 Absatz 1 Nummer 1 vor, dass unbebaute Flächen wasseraufnahmefähig zu belassen sind. Viele Schottergärten sind allerdings auf einer Folie oder einem Vlies angelegt. Die Fläche ist dann größtenteils versiegelt. Solche Schottergärten verstoßen daher gegen die geltende Rechtslage“, sagt Klimesch der SZ.

Soweit die Süddeutsche Zeitung. Offenbar sind weder die Gemeinden noch das federführende Landratsamt mit dieser Vorschrift vertraut. Sonst würden Hausbesitzer und Gartengestaltungsunternehmen gewarnt, bevor sie überhaupt den Fehler machen, großflächig Grundstücke zu versiegeln. Ambivalente und ineffektive Gesetzgebung und nachlässiges Verwaltungshandeln?

Entsteint euch!

An die Umweltreferentin der Gemeinde Wörthsee wurden bereits Anfragen gestellt, gegen Schotter- und Pflasterorgien tätig zu werden. Das Landratsamt Starnberg ist eingeschaltet. Wir sind gespannt, wie die Behörde die Bayerische Bauordnung auslegen wird.

Warum eigentlich ist dieser Trend entstanden?

Gartengestaltung entspringt dem Bedürfnis, die Natur nach menschlichen Vorgaben zu gestalten. Eine zweckdienliche und dem Menschen gefällige Ordnung wird geschaffen. Dazu arrondieren wir die Topographie, fassen Gewässer, hegen ein, beschneiden, ziehen Kulturpflanzen. Der naturnahe Garten, oder der „englische“ Garten, beruhen ein Stück weit auf der Vorstellung, etwas Naturähnliches zu schaffen, um an der emotionalen Bereicherung durch natürliche Linien, Formen und Farben teilzuhaben. Der Kloster- oder der barocke Schloßgarten waren eher strenge geometrisch gezirkelte, gegen die freie Natur ummauerte Anlagen. Der Naturgarten läßt der Natur mehr Freiheiten.

Fantasy-Welten?

Für viele Menschen heute ist ein möglichst naturnaher, reich blühender und Erholung stiftender Garten eine willkommene Kompensation zur steingewordenen Welt der Gebäude und zum der Naturerfahrung entfremdeten Aufenthalt in deren Innenräumen. Dagegen scheint der Schottergarten eben diese naturfremde Steinwelt in den Garten hinaus zu verlängern. Keine Kompensation sondern eine möglichst pflegeleichte Demonstration der verstädterten Lebensweise. Die modernen kulturellen Erfahrungen vieler Menschen reichen von Disneylandparks über Videospiele und Animationsfilme zu Fantasy und Comics. Führen diese kulturellen Erfahrungen und Geschmacksprägungen direkt in die Gestaltung von geschotterten Fantasy-Gärten?

Kiesgärten in Wörthsee – erlaubt?2021-06-07T10:54:59+02:00

Kein Klinikneubau im Landschaftsschutzgebiet!

Muster-foto-Klinikbau-200-betten

Das Foto zeigt eine Klinik mit 210 Betten, ein vierstöckiges Gebäude vergleichbarer Größe.

Kein Klinikneubau im Landschaftsschutzgebiet!
Wir geben hier den Text einer Petition wieder, die der BN Seefeld zum geplanten Klinikneubau in Seefeld-Hechendorf auf Change.org gestellt hat. Es ist zu befürchten, dass der Neubau in der Nähe des S-Bahnhofs Hechendorf in das einmalige Natur- und Landschaftsschutzgebiet „Eichenalleen und Buchenwälder bei Seefeld“ gestellt werden soll.

Unterzeichnen Sie die Petition hier!

Die Planung

Der Landkreis Starnberg plant in Seefeld oder Herrsching einen Klinik-Neubau mit ca. 200 Betten. Dabei spitzt es sich auf einen Bauplatz im Landschaftsschutzgebiet in Seefeld zu.

Die Landschaft

Die vielfältige Natur- und Kulturlandschaft mit dem Aubachtal, Fauna-Flora-Habitaten und dem Eichenalleesystem ist noch in vielen Bereichen erhalten. Sie hat eine herausragende Bedeutung für die hier lebenden Bürgerinnen und Bürger und viele Erholungssuchende. Wir dürfen sie nicht zerstören.

BUND und Bürgerinitiative

Wir, der BUND Naturschutz Seefeld und die Bürgerinitiative Eichenallee, fordern den Starnberger Kreistag, Landrat Frey, den Seefelder Gemeinderat und alle anderen Entscheidungsträger*innen auf, keinen Krankenhausneubau im Landschaftsschutzgebiet zuzulassen.

In diesem Neubau sollen das bisherige Klinikum Seefeld (72 Betten) und die Schindlbeck-Klinik Herrsching (134 Betten) zusammengelegt werden. Begründet wird dies damit, es sei rentabler als der Betrieb von zwei Häusern mit ähnlicher Bettenanzahl. Eine Bedarfsanalyse sowie ein operativer Businessplan liegen derzeit der Öffentlichkeit nicht vor. Ein Fragenkatalog der Grüne/BI-Fraktion wurde öffentlich bisher nicht beantwortet.

Die Planer

Landrat Stefan Frey (CSU) und Klinik-Geschäftsführer Dr. Thomas Weiler fordern die Gemeinden Seefeld und Herrsching auf, eine Fläche für den Neubau bereitzustellen. Auf die Nachfrage im Rahmen des Ortsentwicklungsprozesses, ob für das neue große Krankenhaus auch Flächen im Landschaftsschutzgebiet geprüft werden, erinnerte der Seefelder Bürgermeister Kögel (CSU) daran, dass Seefeld zum großen Teil im Landschaftsschutzgebiet liege, es bliebe ja nicht mehr viel übrig für so ein großes Projekt.

Versiegelung von geschützter Landschaft

Wir warnen davor, einen solchen unwiederbringlichen Freiflächenverlust von mehreren Hektar geschehen zu lassen und weisen mit Nachdruck auf die Folgen hin. Ein Neubau dieser Dimension prägt den Ort für die nächsten Generationen und widerspricht massiv den Klima- und Artenschutzzielen.

Laut Artikel 20a des Grundgesetzes schützt der Staat auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen. Dies fordern wir für Seefeld ein.

Gründe gegen das Projekt

Wir sagen nein zu einem Klinikneubau im Landschaftsschutzgebiet, denn dieser

  1. zerstört unsere Kulturlandschaft, unsere Heimat und leistet der Zersiedelung Vorschub
  2. entwickelt den Ort zur einem anonymen Siedlungsbrei
  3. bedeutet einen Flächenfraß durch rasantes Wachstum des Ortes
  4. erhöht massiv den Auto-Verkehr
  5. leistet durch die Versiegelung einen Beitrag zur Klimaerwärmung und widerspricht den Klimazielen
  6. führt zum Verlust fruchtbarer Böden und damit zum Verlust von Flächen für die Ernährung der Bevölkerung
  7. beeinträchtigt den Wasserhaushalt und reduziert die Wasserspeicherkapazität
  8. vernichtet Lebensraum für Fauna und Flora
  9. durchschneidet Populationsvernetzungen für gefährdete Tierarten
  10. verursacht Lichtverschmutzung, die zum Insektensterben führt
  11. bedeutet Kosten für den Ausbau der Infrastruktur: Straßenbau und -Instandhaltung, Wasserversorgung und Abwasser, Tagwasserkanäle, Parkplätze, Wohnungen, Zuzug, Kindergartenplätze etc.

Wir stellen uns die Frage, ob diese Verluste angesichts der derzeitigen Überversorgung an Krankenhausbetten gerechtfertigt sind. Diese bestätigt die Klinik Seefeld GmbH in ihrem neuesten Jahresbericht (Suche nach „Klinik Seefeld“ im Bundesanzeiger):

Mehr Krankenhausbetten pro Einwohner als in München

„Im Landkreis Starnberg existieren acht Krankenhäuser mit einer Gesamtbettenkapazität von ca. 1.200 Betten und einer durchschnittlichen Dichte von 10,3 aufgestellten Betten je 1.000 Einwohner, welche nur noch durch die Situation in der Bundeshauptstadt Berlin übertroffen wird. Diese Bettendichte liegt zudem oberhalb der Bettendichte für die Stadt und für die Region München.“

Es geht hier also offenbar nicht um die notwendige Grundversorgung der Bevölkerung, sondern um den Versuch der Verbesserung der Wettbewerbssituation des Klinikverbunds. Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser ist durch Corona angespannt. Daher fordern wir umso mehr, besondere Sorgfalt bei öffentlichen Neuinvestitionen walten zu lassen und diese genau zu prüfen. Insbesondere sollte die Einengung der Standortsuche auf die Gemeinden Seefeld und Herrsching hinterfragt werden.

Weitere Verstädterung

Ein 200-Betten-Haus wird unseren Ort für immer verändern und hin zu einer Verstädterung treiben. Kliniken einer solchen Größe sind normalerweise in Kreisstädten wie Landsberg (218 Betten) oder Weilheim (160 Betten) angesiedelt.

Das Bild oben zeigt die Albert-Schweitzer-Klinik im niedersächsischen Northeim, ein vierstöckiges Haus vergleichbarer Größe mit 210 Betten (Luftbild).

Wir dürfen einer solchen zügellosen Versiegelung im Landschaftsschutzgebiet nicht tatenlos zusehen und zählen auf eure Unterstützung!

Kein Klinikneubau im Landschaftsschutzgebiet!2021-06-07T10:55:18+02:00

Finte? – Ein Offener Brief

Finte.

Supermarkt und Wohnungen – doch 2 Paar Stiefel!

Das „Ratsbegehren“ verknüpft Vollsortimenter und Wohnungsbau. Dem Vernehmen nach gibt es ein Rechtsgutachten, das diese Verknüpfung für unzulässig hält.

Bündnis: Rettet den Kuckuckswald

Offener Brief :

Machte die erfolgreiche „Finte“ das Ratsbegehren zum Gewinner?

 

Sehr geehrte Frau Muggenthal,

leider wollten Sie unsere Fragen nicht beantworten, während das Bürgerbegehren lief. Wir wurden lediglich auf die „Projektzeitung“ verwiesen.

Wir hätten Sie z.B. gerne gefragt, warum Sie in Ihrem Ratsbegehren den Bau des Supermarktes mit dem Bau der Genossenschaftswohnungen unnötigerweise verknüpft haben. Auch viele Wörthseer*innen haben sich diese Frage gestellt.

Schon 2 Tage nach der Entscheidung, ist diese Verknüpfung anscheinend auf einmal wie weggeblasen. Wir erfahren aus der Zeitung, dass Sie die Genossenschaftsbauten doch auch dann weiter verfolgt hätten, wenn das Bürgerbegehren gewonnen hätte. Im Starnberger Merkur vom 23. März 2021 werden Sie mit diesen Worten zitiert:

„Wenn sich das Bürgerbegehren durchgesetzt hätte, hätten wir den Text (gemeint ist der Auslobungstext für den Architektenwettbewerb zum Genossenschaftsbau) natürlich ändern und erneut abstimmen müssen.“

Das heißt für uns und alle anderen, die das lesen: Die Genossenschaftswohnungen wären also doch auch ohne Supermarkt gebaut worden.

Sie und die Mehrheit des Gemeinderats haben also den Wörthseer Bürger*innen vorgetäuscht, dass sie mit dem Nein zum Ratsbegehren gleichzeitig g e g e n die Genossenschaftswohnungen stimmen würden. Wir wissen durch Gespräche mit Bürger*innen, die im Dezember das Bürgerbegehren unterzeichnet hatten, dass sie wegen dieser Verknüpfung mit Ja zum Ratsbegehren abgestimmt haben. Sie wollten nicht „schuld“ daran sein, dass die Genossenschaftswohnungen scheitern. Die Abstimmung hätte also ohne diese Verknüpfung ganz anders ausgehen können.

Und nun ist auf einmal alles nicht so gemeint.

Auch wenn wir das Ergebnis wohl erstmal akzeptieren müssen, so heißt das doch:

Die Abstimmung fand unter Vortäuschung falscher Tatsachen statt!

Oder haben Sie eine andere Erklärung für diesen Vorgang?

Mit freundlichen Grüßen

Doja Muggenthaler

Hanna Weber

Michael Benzinger

Finte? – Ein Offener Brief2021-04-03T18:32:27+02:00
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