PV-Anlagen in Wörthsee

PV-Anlagen in Wörthsee

Im ersten Quartal 2024 macht die Energieerzeugung durch PV-Anlagen in Wörthsee einen gewaltigen Sprung. Der neue Solarpark Wörthsee am Ziegelstadel ist ans Netz gegangen und hat auf einen Schlag eine Netto-Nennleistung von 5.900 kW hinzugefügt. Doch auf den Dächern wurden im ersten Quartal nur 9 weitere Anlagen in Betrieb genommen, die zusammen eine Leistung von 66 kW haben. Die 2023 erreichte Dynamik hat also abgenommen.

Nettonennleistung PV-Anlagen in Wörthsee Q1 2024

Nettonennleistung PV Anlagen in Wörthsee (kW). Quelle: Bundesnetzagentur

Energiemix Landkreis Starnberg - vormittag

Die Bayernwerke zeigen den Stromverbrauch und die Energiequellen im Landkreis Starnberg an. PV ist bereits im März mit hohen Anteilen vertreten, hier ein windstiller Tag, an dem die Sonne schien. Quelle: Bayernwerke Energieheld, 27.3.2024, 10:45 Uhr.

Neue PV-Anlagen auf den Dächern

Im ersten Quartal 2024 wurden 9 neue PV-Dachanlagen mit einer Leistung von fast 66 kWp in Wörthsee installiert. Im ersten Quartal des Vorjahres waren es 16 Anlagen.

Da der große Bürgersolarpark am Ziegelstadl in Betrieb genommen wurde werden im Gemeindegebiet Wörthsee pro Jahr etwa 10 Mio. kWh Solarstrom erzeugt werden, etwa so viel, wie an Strom hier verbraucht wird.

Zubau PV Anlage Energiewende Wörthsee

Nettonennleistung PV Anlagen in Wörthsee (kW). Quelle: Bundesnetzagentur

Der Fortschritt beim privaten Zubau an PV-Anlagen ist sehr wichtig für die Energiewende im Gemeindebereich. Der Verein Energiewende im Landkreis Starnberg hat zu den nötigen Schritten im Landkreis viele Informationen gesammelt. Beratung für Bürger, die auf ihrem Hausdach eine PV-Anlage errichten wollen, wird von vielen Stellen angeboten.

Für Bürger, die sich über PV-Dachanlagen, die Umstellung ihrer Heizung oder die energetische Sanierung ihrer Gebäude informieren wollen, ist die Agentur Klima3 des Landkreises eine gute Anlaufstelle.

Schon im Jahr 2010 hat der Landkreis ein Integriertes Klimaschutzkonzept 5 Seen Land vorgestellt, dass das Ziel ausgegeben hat, bis zum Jahr 2035 im Landkreis ohne fossile Energien auszukommen. Wir haben inzwischen begonnen, unter der Aktion WörthZero die Aufgaben zu skizzieren, die gelöst werden müssen, um das Ziel noch zu erreichen.

Erster Solarpark in Betrieb – wie soll es weitergehen?

Der neue Solarpark ist in Betrieb. Er geht auf eine Diskussion im Gemeinderat von 2021 zurück, über die der Münchner Merkur 2021 berichtet hat.

Es gab damals viele widerstreitende Meinungen und Stimmen im Gemeinderat. Über den Energieplan sollte daher jetzt eine solide Grundlage für die Energiewende erstellt werden. 4 Windräder sollen im Gemeindegebiet errichtet werden, eines davon als Bürgeranlage, das heißt der Investor wird Geld bei den Wörthseer Bürgern einsammeln, um den viele Millionen Euro teuren Rotor zu errichten. Ein weiterer Solarpark wäre nötig und in der Landwirtschaft wären Agri-PV Anlagen eine neue Chance, Ertrage zu erwirtschaften.

Besonders eine Speicherlösung, die den auf dem Gemeindegebiet erzeugten Strom für die Nacht und dunkle Tage vorrätig hält, sollte projektiert werden. Für Privatleute werden Speicher derzeit immer billiger. In Wörthsee sind bereits private Speicher mit 735 kWh Kapazität installiert, 7 Speicher mit 45 kWh kamen dieses Jahr bereits hinzu. Dieser Zubau wird sich hoffentlich beschleunigen.

Klimaneutraltität bis 2035

Wörthsee ist auf gutem Weg, die Energiewende zu schaffen und die Klimaneutralität bis 2035 zu erreichen. Mehr dazu steht unter WörthZero.

PV-Anlagen in Wörthsee2024-03-27T20:08:19+01:00

WörthZero – Ist ein Nahwärmenetz sinnvoll?

Ist ein Nahwärmenetz in Wörthsee sinnvoll?

Die Gemeinde Wörthsee hat vor einigen Jahren bereits die Errichtung eines Nahwärmenetzes im Bereich Teilsrain beschlossen. Neben der problematischen Art der Wärmeerzeugung über einen Hackschnitzelofen wird bei der Aufstellung der kommunalen Wärmeplanung zu prüfen sein, ob die Idee des Wärmenetzes überhaupt sinnvoll ist.

Das geplante Hackschnitzelheizwerk in Wörthsee. Foto und Montage: S. Bleek.

Versorgungsgebiet Hackschnitzel-Wörthsee

Das geplanteVersorgungsgebiet Nahwärme in Wörthsee – wer will sich anschließen? Foto: Präsentation Betreiber MW Biomasse.

Im März 2024 geht zum Thema Wärmenetze in kleinen Gemeinden die Insolvenz des Netzbetreibers in Wenzenbach durch die Presse. Zahlreiche Bewohner stehen dort ohne Heizung da, bleiben auf den Kosten für ihren Netzanschluss sitzen und müssen sich jetzt voraussichtlich nach eigenen Heizungsanlagen umsehen und wieder investieren. Die Vorgänge werfen die Frage auf, wie sicher die Energieversorgung über kleine Netze ist. Die Idee der Fernwärme entstand in Städten, die dichte Besiedlung mit damals eher brandgefährlichen Feuerstätten ließen diese Versorgungsform sinnvoll erscheinen. Ein großes Netz in einem dicht besiedelten Gebiet hat den Vorteil, dass die Leitungskosten pro Anschluss geringer sind, als bei Gebieten mit nur lockerer Bebauung mit Gärten und Einfamilienhäusern. Beim Betrieb von Wärmenetzen ist die sog. Wärmedichte, also der Bezug zur Fläche des Versorgungsgebietes oder zur Trassenlänge ein bestimmender Faktor in der Kosten/Nutzenanalyse.

Jedoch gilt auch in größeren Städten, dass Fernwärme derzeit nicht unbedingt günstig angeboten wird, was auch an der monopolistischen Marktstellung von Versorgern zu liegen scheint, wie die Verbraucherzentrale schon seit Jahren bemängelt. Fossile Öl- und Gasheizungen, wie auch moderne private Wärmepumpen sind anscheinend wirtschaftlicher und in Eigenregie hat der Betreiber besondere Möglichkeiten, Kosten zu sparen.

Allerdings kommt eine individuelle Luft-Wärmepumpenlösung für große Mietshäuser oder WEGs in dicht bebauten Zonen kaum in Frage, da allein die vielen Lüfter irgendwo stehen müssten. Die Stadtwerke München reflektieren diese Überlegungen in ihrem kommunalen Wärmeplan. Stadtviertel mit wenig verdichteter Bebauung sind nicht in der Ausbauplanung des Fernwärmenetzes zu finden.

Hat Wörthsee eine für Wärmenetze geeignete Baustruktur?

Die wichtigsten Voraussetzungen für das Gelingen der Energiewende sind Planbarkeit und Verlässlichkeit der Zielsetzung. Die Gemeinde ist vor einigen Jahren mit einem Nahwärmenetz, das mit Hackschnitzeln betrieben werden soll, für einen kleineren Ortsbereich in das Thema eingestiegen. Anscheinend hapert es jedoch an anschlusswilligen Kunden, da die Risiken dieser Planung sehr hoch sind. Weder die geplanten Neubauten am Teilsrain noch die Neubauten der Seniorenwohnanlage an der Kirche sind derzeit errichtet und es bleibt unsicher, ob und wann sie denn gebaut werden. Damit fallen dem geplanten Netz zumindest kurzfristig die für die Wirtschaftlichkeit entscheidenden nahegelegenen Anschlüsse weg. Auch scheint die Bereitschaft der im geplanten Bereich wohnenden Einfamilienhausbesitzer, sich an das geplante Netz anzuschließen, nicht besonders groß zu sein.

Nahwärme mit Anschlusszwang?

In der Gemeinde wurde inzwischen ein „Anschlusszwang“ für Nahwärmenetze ins Gespräch gebracht, da diese sich sonst nicht wirtschaftlich darstellen lassen. Bei der kommenden kommunalen Wärmeplanung wird dieses Thema eine Rolle spielen. Ein Anschlusszwang wäre ein rechtlich höchst problematischer Schritt, siehe die oben erwähnte Betreiberinsolvenz. Die Versorgungsunternehmen sind in privatwirtschaftliche Unternehmen. Einer Regulierung unterliegen sie derzeit nicht. Dennoch hat das EEG Gesetz einen Anschlusszwang als „Kann-Bestimmung“ möglich gemacht.

Doch angesichts der geringen baulichen Verdichtung im Ort und angesichts der vorhandenen technischen und für den Nutzer besonders günstigen Alternativen im Bereich der Wärmepumpentechnologie im Bereich von Einfamilienhausbebauung ist ein Wärmenetz wirtschaftlich fragwürdig. Die Kombination aus hauseigener Dach PV-Anlage und Luft oder Erdwärmepumpe ist bei den Betriebskosten die derzeit günstigste Lösung. Und sie ist deutlich besser und billiger als eine Hackschnitzelheizung.

Die Chance für eine wärmepumpenbetriebene Nahwärmenetzanlage hat die Gemeinde sich verbaut, mit der Entscheidung für einen Holzofen. Für eine Nutzung des Seewassers, wie sie jetzt in Tutzing am Starnberger See geprüft wird, ist der Wörthsee dem Anschein nach zu klein, obwohl es auch im Wörthsee eine Zone mit konstant 4 Grad kaltem Wasser gibt, das anderswo für solche Anlagen genutzt wird. In der kommunalen Wärmeplanung sollte diese Möglichkeit also geprüft werden.

Die Nutzung des sehr heissen Tiefengrundwassers würde nur in Betracht kommen, wenn man ein Netz von mehreren Gemeinden an eine Bohrung anschließen würde, also Herrsching, Inning, Wörthsee und Seefeld-Hechendorf. Die langen Fernwärmeleitungen von Herrsching bis zu uns lassen dieses Projekt wenig sinnvoll erscheinen. Auch dies sollte in der kommunalen Wärmeplanung geprüft werden.

Die Gaspipeline im Ort – noch nutzbar?

Vor gerade einmal 5 Jahren wurde mit großem Aufwand die Gemeinde an das Erdgasnetz angeschlossen, was vielen Beobachtern damals bereits als groteske Fehlinvestition vorkam. Diese Investition kam aus der seit 2008 von den Merkel Regierungen verfolgten Strategie mit Erdgas aus Russland die Klimaziele übergangsweise, Stichwort „Brückentechnologie“ zu erreichen. Hier haben die deutschen Regierungen, um bei einem berühmten Pressefoto zu bleiben, mit der Wette auf Putin auf den falschen Mann auf dem falschen Pferd gesetzt.

Seit dem Überfall auf die Ukraine ist klar, das Erdgas seine Rolle als zwischenzeitlicher Energieträger beim Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen nicht spielen kann. Fragwürdig war diese Idee immer, das Erdgas ja selbst ein fossiler Brennstoff ist, wozu es reihenweise Studien gab.

Was also nun? Die Investitionen in Erdgasleitungen waren teuer und die Betreiber solcher Leitungen versuchen nun mit aller Macht, ihr Geschäftsmodell zu retten. Das neue Gas heißt Wasserstoff und niemand wird die Rolle dieses über erneuerbaren Strom erzeugbaren Energieträgers für die Chemie- oder die Stahlindustrie negieren. Aber für das Heizen eines Haushalts ist dieser Stoff nach allen wissenschaftlichen Studien zu teuer, zu wertvoll für die Industrie also schlicht ungeeignet. Das politische Scheingefecht in der Ampelregierung um die sogenannte „Technologieoffenheit“ dreht sich in Wahrheit offenbar um die Abschreibung der Investitionen in die überflüssig werdenden Versorgungsleitungen. Eine Reihe von Verbänden hat gerade zu dem Problem Stellung bezogen.

Was bedeutet das für Bürger, die derzeit mit Erdgas heizen? Die Gefahr bei einem Anschluss an die Erdgasleitung liegt darin, dass der Betrieb eines solchen Leitungsnetzes bei immer weniger Kunden sehr teuer wird, denn die Netzentgelte für die Abschreibung der Investition und die Betriebskosten werden natürlich auf den einzelnen Gasverbraucher umgelegt. Je weniger dies sind, desto mehr muss jeder schultern. Dieses Risiko sollte jeder Erdgaskunde bedenken.

Und noch dazu wird die Gewinnung von Wasserstoffgas so teuer sein, dass hohe Preise pro Kilowattstunde sehr wahrscheinlich sind. Denn während eine Wärmepumpe pro eingesetztem kW Strom bis zur vierfachen Menge Wärmeenergie erzeugt, werden für die Herstellung von einem KG Wasserstoff etwa 53 kWh Strom eingesetzt, es enthält aber nur ca. 36 kW verwertbarer Heizenergie, die wiederum mit maximal 90% Effizienz in Wärme umgesetzt werden können. 17 kWh oder fast 50% der eingesetzten elektrischen Energie bleiben also unterwegs auf der Strecke. Eine Wärmepumpe geht daher 8 mal effizienter mit dem Strom um. All die verlorenen kWh bedeuten einen zusätzlichen Bedarf an Windrädern und PV-Großanlagen, der nicht erwünscht sein kann.

Die Nutzung der Gaspipeline für die Versorgung von Heizzentralen von Nahwärmenetzen mit Energie wird durch die ineffiziente und teure Erzeugung des Brennstoffs Wasserstoff zur Kostenfalle für den Verbraucher. Und dies gilt auch für individuelle Gasheizungen.

Unser vorläufiges Fazit: Individuelle Wärmepumpenheizungen sind für Wörthsee aller Voraussicht nach die wirtschaftlichste Lösung. Mit eigenem PV-Strom, besonders in Verbindung mit Energiespeichern, sind sie unschlagbar sicher und preiswert.

WörthZero – Ist ein Nahwärmenetz sinnvoll?2024-03-24T14:08:19+01:00

Sackgasse Hackschnitzelheizwerke

Sackgasse Hackschnitzelheizwerke

Wir hatten bereits 2022 auf die Problematik des von der Gemeinde Wörthsee geplanten Nahwärmenetzes hingewiesen, das mit einem Hackschnitzelheizwerk befeuert werden soll. Aus ökologischer Sicht sprechen, wie von uns erläutert, zahlreiche Gründe gegen dieses Vorhaben, das aus einer vergangenen Zeit zu stammen scheint. Beispielsweise weil es viel zu wenig Holzmasse im Landkreis gibt, um die vielen derzeit gleichzeitig geplanten Projekte zu versorgen. Jetzt macht das Projekt in Weilheim die Sackgasse Holzhackschnitzelwerke anschaulich.

Waldrestholz

Weckt Begehrlichkeiten: Restholz in den Wäldern, Stoff für Hackschnitzel . Foto: Stephan Bleek

Werbematerial-Weilheim-Hackschnitzel

Werbung für die Energiezentrale Weilheim Kranlöchl (Ausriss): Der Holzhunger wird gewaltig. Quelle: Stadtwerke Weilheim

„(…) die erforderlichen Mengen an Hackschnitzeln (sind) exorbitant: Sie erfordern eine Waldfläche, die der bis zu 33-fachen Waldfläche des Weilheimer Gemeindegebiets (einschließlich der Ortsteile) entspricht. Auch die Zahlen der Stadtwerke besagen, dass der Verbrauch allein der ersten drei Heizkraftwerke schon zehnmal höher liegt als es dem regionalen Hackschnitzelpotential, gemittelt über sechs Landkreise, entspricht. Da bereits überall in unserer Region weitere Hackschnitzelanlagen geplant werden, ergibt eine Abschätzung für die Zukunft, dass das Brenngut – entgegen den Versicherungen der Stadtwerke Weilheim – dann weder regional noch in ausreichender Menge zur Verfügung stehen kann. Die Konsequenz ist eine Übernutzung unserer (über-) regionalen Wälder und / oder ein Import aus mehr als fragwürdigen Quellen, wie der derzeitigen Urwaldzerstörung in Rumänien. Bereits heute existiert eine internationale Holzmafia.“

Weilheim Holzweg

Schaubild: Initiativgruppe ökologisch nachhaltige Fernwärmeversorgung Weilheim. Quelle: BUND

 

Versorgungsgebiet Hackschnitzel-Wörthsee

Geplantes Versorgungsgebiet des Hackschnitzelwerks Wörthsee. Selbst für dieses Mini-Gebiet, reicht das Holz im Gemeindegebiet nicht aus. Quelle: Präsentation MW Biomasse AG.

Heizzentrale Wörthsee Kucuckswald Bauplatz Foto s.Bleek

Am Bauplatz für das Heizwerk Wörthsee wurde der Wald im Frühjahr 2024 kahlgeschlagen. Fotos: S.Bleek

Bauplatz Heizzentrale Kuckuckswald Kahlschlag

Studie zum Hackschnitzelprojekt Weilheim

Nicht nur die Gemeinde Wörthsee, auch zahlreiche andere kleine und große Gemeinden im Oberland setzen auf neu zu bauende Hackschnitzelheizwerke. Unter anderem die Stadtwerke Weilheim, die richtig Großes vorhaben. Weilheim will ein Fernwärmenetz bauen, das von mehreren Hackschnitzelöfen befeuert werden und 2/3 der städtischen Haushalte mit Wärme versorgen soll.

Der BUND Weilheim hat dazu eine Studie erarbeiten lassen. In der Zusammenfassung wird deutlich, dass allein das Weilheimer Projekt in der ersten Ausbaustufe etwa ein Drittel (30%) der verfügbaren Hackschnitzel des eigenen plus der 6 umliegenden Landkreise benötigen würde.

Die Studie stellt fest: die Weilheimer Stadtwerke „planen, allein in den ersten drei Heizkraftwerken (Kranlöchl, Mitte und Kläranlage) 30% der in den sechs Landkreisen Weilheim-Schongau, Garmisch-Partenkirchen, Bad-Tölz-Wolfratshausen, Landsberg am Lech, Starnberg und Ostallgäu verfügbaren Holzhackschnitzel zu verfeuern. Das würde bedeuten, dass Weilheim 3% der Bewohner dieser Landkreise stellt, aber 30% der verfügbaren Holzhackschnitzel beansprucht. Und dies schon für die ersten drei von fünf geplanten Heizkraftwerken. Weilheims Fernwärmepläne gehen auf Kosten des übrigen Oberlandes.“ (Zitat BN Weilheim)

Das bayerische Wirtschaftsministerium wird von den Weilheimer Stadtwerken mit der Aussage zitiert „(…) Ein Leuchtturmprojekt für die Energiewende in Bayern. (…) Für das Gelingen der Energiewende wäre es wünschenswert, wenn auch andere Kommunen dem Vorbild der Stadt Weilheim (…) folgen würden“. Man fragt sich angesichts der ermittelten Zahlen, mit welchem Holz diese Köpfe rechnen.

Die fossilen Energien brachten eine hohe Importabhängigkeit. Die hohe Abhängigkeit von russischem Gas hat Deutschland in die Krise geführt, die wir gerade erleben. Jetzt marschieren die Hackschnitzelverfechter schnurstracks in eine neue Abhängigkeit, denn die benötigten Mengen an Holzmaterial wachsen am Ende sozusagen wiedereinmal in Sibirien. Werden alle bereits derzeit bekannten Neubaupläne für Hackschnitzelheizwerke realisiert, wird dieser Rohstoff knapp und daher sind auch hohe Preissteigerungen für Holz wahrscheinlich. Auch die Papierindustrie ist auf den Rohstoff Holz angewiesen. Und das Restholz aus Sägewerken kann besser zu Spanplatten und OSB Platten verarbeitet werden, bei denen das Holz und der dort drin gespeicherte Kohlenstoff dauerhaft(er) erhalten bleiben. Und schließlich ist die Entnahme des sogenannten „Derbholzes“ schädlich für die Fruchtbarkeit des Waldbodens, die Humusbildung und die damit für die Biodiversität im Wald.

Auch die Holz-Rechnung für das Hackschnitzelwerk Wörthsee geht nicht auf

Laut Darstellung des interessierten Betreibers MW Biomasse AG soll das geplante Wörthseer Hackschnitzelwerk eine Leistung von 500-800 kW haben und dafür eine Menge von 3.000 bis 4.500 Schüttraummetern (srm) Holzhackschnitzel verfeuern müssen. Die etwa 450 ha Waldgebiet in der Gemeindeflur „erzeugen“ pro Jahr einen Zuwachs an Holz in Höhe von etwa 8 Festmetern pro ha, also etwa 3.562 Festmeter. Der derzeitige durchschnittliche Holzeinschlag beträgt in Bayern etwa 7 Festmeter pro Jahr und Hektar, also rechnerisch etwa 3.200 Festmeter in den Wörthseer Wäldern. Der Hackschnitzelanteil bei einer vollständigen Entnahme des bei der Baumfällung anfallenden Restholzes an Ästen etc. beträgt 13%. Hinzu kommt ein Anteil von etwa 8%, der bei der Verarbeitung der Stämme im Sägewerk anfällt und der eigentlich besser zu Pressplatten verarbeitet werden sollte. Überdies wird im Rahmen der Co2-Neutralität gefordert, dass die Waldbewirtschaftung zukünftig zum Humusaufbau beitragen muss, also ausreichend Restholz im Wald belässt. Auch dieses Gebot wird von den Hackschnitzelplanern ignoriert.

Selbst bei Zusammenrechnung der maximalen Hackschnitzelanteile (21%) des Holzeinschlags erbringen die Wörthseer Wälder nur 2.000 Schüttraummeter an Holzresten. Also plant auch die Gemeinde Wörthsee bereits mit der 1,5fachen bis 2,3fachen Holzmenge, die im Gemeindegebiet nachwächst. Ein Drittel dieser Menge wollen aber bereits die Weilheimer kaufen. Also fehlen in Wörthsee bereits zwischen 1.600 bis 3.200 srm, die aus Wäldern außerhalb der Gemeindeflur kommen müssten.

Das Hackschnitzelwerk Wörthsee ist kein sinnvoller Beitrag zur Energiewende

Das Holz des Gemeindegebiets reicht also bereits für die geplante Anlage nicht aus. Unsinnig wird die Planung um so mehr, wenn man ihr sehr kleines Versorgungsgebiet in Rechnung stellt. Das geplante Werk soll laut Präsentation nur die nebenstehenden Gebäude versorgen. Bereits für diesen kleinen Teil aller Wörthseer Gebäude reicht das verfügbare Holz vorn und hinten nicht. Daher ist klar: der zu erstellende kommunale Wärmeplan Wörthsee muss auf andere Technologien setzen.

Das Hackschnitzelwerk wurde als „Brückentechnologie“ angepriesen. Diese Brücke trägt nicht und sie führt zu keinem neuen Ufer außer vielleicht in eine neue Abhängigkeit von Russland. Derzeit liegt die Planung aufgrund der Finanzierungsprobleme des Teilsrain-Wohngebiets auf Eis und es bleibt zu hoffen, dass die Gemeinde doch noch innehält. Es sollte jetzt zunächst ein kommunaler Energienutzungsplan sowie ein kommunaler Wärmeplan mit breiter Bürgerbeteiligung erstellt werden, der auch das Hackschnitzelwerk auf den Prüfstand stellt. Diese Planungen würden die Gemeinde wegen der hohen Förderungen wenig kosten und sind daher mehr als angeraten.

Sackgasse Hackschnitzelheizwerke2024-03-27T11:25:06+01:00

WörthZero – Landnutzung

WörthZero – Landnutzung

Im Jahr 2005 haben der Landkreis Starnberg und seine Gemeinden gemeinsam beschlossen, bis 2035 bei Energieerzeugung und -verbrauch klimaneutral zu werden. Auf der Webseite der Gemeinde ist zum Thema Klimaschutz im 5 Seenland das integrierte Klimaschutzkonzept von 2010 zu finden. Doch wo stehen wir heute?

Waldweg

Buchenwald im Gemeindegebiet. Foto: Bleek

„Ich bin der festen Überzeugung: Um Umwelt, Arten und Klima zu schützen, brauchen wir integrierte Lösungen. Wir müssen raus aus dem fossilen Zeitalter – und dafür sind grüner Kohlenstoff und erneuerbare Energie nötig! Multifunktionale Nutzung und integrierter Umweltschutz sind dafür nötig. Eine wirklich nachhaltige Landwirtschaft muss daher vier Aufgaben gleichzeitig erfüllen: 1. Lebensmittel erzeugen, 2. erneuerbare Energien bereitstellen, 3. Roh- und Werkstoffe ersetzen, die auf fossilen Rohstoffen basieren und – last but not least – 4. Ressourcen und Biodiversität erhalten.“

Wiese im Gemeindegebiet. Foto: Bleek

„Sowohl die sogenannte Borchert Kommission als auch die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) mit Mitgliedern aus den Bereichen Landwirtschaft, Wirtschaft, Umwelt-, Natur-, Tier- und Verbraucherschutz sowie Entwicklungszusammenarbeit und Wissenschaft haben bereits vor Jahren detaillierte Empfehlungen und Vorschläge erarbeitet. Diese ermöglichen auch in Zukunft eine nachhaltige, das heißt ökologisch und ökonomisch tragfähige, sowie sozial verträgliche Landwirtschaft in Deutschland. Alles, was wir tun müssen, ist diese Empfehlungen umsetzen.“
Dr. Norbert Schäffer, NABU LBV, 2024
Weidewirtschaft Wörthsee

Weidewirtschaft im Gemeindegebiet Meiling. Foto: Bleek

„Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden. Angesichts der kurzfristig großen Einsparpotenziale in anderen Sektoren werden Landwirtschaft und Landnutzung schrittweise eine immer bedeutendere Rolle in der Bekämpfung des Klimawandels spielen. Zu bedenken ist dabei jedoch: Nahrungsmittel lassen sich nicht komplett ohne Treibhausgasemissionen erzeugen. Dennoch ist zur Erreichung der rechtlich festgelegten, verfassungsrechtlich begründeten und auch völkerrechtlich verbindlich vereinbarten Klimaziele eine deutliche Reduktion der Treibhausgasemissionen aus Landwirtschaft, Ernährung und Landnutzung sowie ein langfristiger Ausbau der Senkenfunktion in diesen Bereichen notwendig.“

Zukunftskommission Landwirtschaft, 2021, BMEL Zukunftskommission Landwirtschaft
Agri PV Heggelbach ©Hofgemeinschaft

Agri PV in Heggelbach. Foto: Hofgemeinschaft Heggelbach

Agri-PV Anlage

Agri PV. Foto: Next2Sun

Im Bereich der Gemeinde Wörthsee gibt es abseits der bebauten Flächen Waldgebiete, ein Moorgebiet, das unter Naturschutz stehet, Wiesen und Ackerland. Von den 2072 ha Gemeindegebiet sind 657 ha Wald (32%) und 724 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche (36%). Gewässer bedecken 207 ha (10%). Die Siedlungs- und Verkehrsflächen machen 354 ha oder 17% der Gesamtfläche aus. Die Landnutzung ist ein wichtiger Aspekt bei der Energiewende in Wörthsee.

Wald und Grünland sind wichtige Co2 Speicher

Photosynthese entzieht der Atmosphäre Co2 und ist daher bester Klimaschutz. Die Waldflächen, die fast ein Drittel des Gemeindegebiets bedecken, tragen viel zur CO2 Bilanz des Gebiets bei. Laut statistischem Bundesamt speichert ein ha Wald pro Jahr etwa 10-12 Tonnen Co2. Die 657 ha der Gemeindefläche also etwa 7.200 Tonnen. Dieser Kohlenstoff wird einerseits im Waldboden durch Humusbildung gespeichert und anderseits in der Zunahme des Holzes, wenn der Baum wächst. Die Bewirtschaftung des Waldes sollte also auf eine positive Humusbilanz achten und darauf, dass möglichst viel des entnommenen Holzes dauerhaft zum Beispiel als Bau- oder Möbelholz genutzt wird.

Jeder Gemeindebürger verursacht statistisch derzeit eine Emission von etwa 11 Tonnen Co2 pro Jahr, das heißt bei 5.000 Bürgern kommen wir auf etwa 55.000 Tonnen, von denen die Waldfläche etwa 13% kompensieren kann.

Von den 724 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche entfallen 267 ha auf Wiesen und Weiden. Solches Grünland ist ebenfalls eine Co2 Senke. Es nimmt pro ha allerdings je nach Nutzungsart unterschiedlich viel Co2 auf, etwa bis zu 17 Tonnen pro Jahr. Diese Aufnahme geschieht im wesentlichen durch Blatt- und Humusbildung. Insofern sieht man bereits, dass es sehr wichtig ist, möglichst viel Boden während der Vegetationsperiode „grün“ zu belassen, denn grüne Pflanzen sind aktive Kohlenstoff“esser“. Optimistisch gerechnet, können die Wiesen des Gemeindegebiets etwa 4.500 Tonnen Co2 im Jahr aus der Atmosphäre holen. Weitere 8% der Emissionen. Allerdings wird bei Weidenutzung das Grünmaterial zu einem großen Teil durch das Vieh genutzt, die Bewirtschaftung muss also so erfolgen, dass sich dennoch zusätzlicher Humus im Boden anreichert.

Auch beim Ackerland ist die entscheidende Substanz, die Kohlenstoff im Boden dauerhaft bindet, der Humus. Wie viel Kohlenstoff ein Boden speichern kann, ist also von seinem Humusgehalt abhängig. Über die Art der Bewirtschaftung wiederum können Betriebe die Bildung von Humus beeinflussen. Und sie könnten – das wäre ein sinnvoller Anreiz – bei einer positiven Co2 Bilanz ihrer Äcker, d.h. bei einer Erhöhung des Humusgehalts und entsprechender Speicherung von Co2 dafür aus Mitteln des Zertifikatehandels prämiert werden. Das Thünen-Institut hat ermittelt, dass ein entsprechend bewirtschafteter Ackerboden immerhin noch die Hälfte der Co2 Bindung des Grünlandes erwirtschaften kann. Also vielleicht 7-8 Tonnen pro ha und Jahr. Was wiederum in der Gemeinde bei 500 ha Ackerland etwa 3.500 bis 4.000 Tonnen bedeuten würde.

In Summe speichern die Flächen der Gemeinde pro Jahr etwa 16.000 Tonnen Co2 pro Jahr, das sind 29% der privaten Emissionen.

Ohne dass man ein Agrarexperte sein muss, ist auf den ersten Blick erkennbar, dass eine die Co2 Speicherung optimierende Wald- und Bodennutzung ein enormer Hebel im Kampf gegen den Klimawandel ist. In einem Interview mit dem LBV hat der Vorsitzende des Bayerischen Bauernverbandes im Februar 2024 (siehe Kasten links) ausgeführt, dass Bäuerinnen und Bauern seines Verbandes in größter Sorge um die Artenvielfalt und funktionierende Ökosysteme seien.

Günther Fellner (BBV) „Wir müssen raus aus dem fossilen Zeitalter – und dafür sind grüner Kohlenstoff und erneuerbare Energie nötig! Multi- funktionale (Flächen)-Nutzung und integrierter Umweltschutz sind dafür nötig.“

Neuer Weg: Agri PV

Mit „Agri-Photovoltaik“ (Agri-PV) werden Verfahren zur gleichzeitigen Nutzung von Flächen für die landwirtschaftliche Pflanzenproduktion (Photosynthese) und die PV-Stromproduktion (Photovoltaik) bezeichnet. Das Fraunhofer Institut schreibt dazu: „Die Agri-PV-Technologie hat sich in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt und in fast allen Regionen der Welt verbreitet. Die installierte Agri-PV-Leistung stieg exponentiell von ca. 5 MWp im Jahr 2012 und ca. 2,9 GWp (2018) auf mehr als 14 GWp im Jahr 2020, mit staatlichen Förderprogrammen in Japan (seit 2013), China (ca. 2014), Frankreich (seit 2017), den USA (seit 2018) und zuletzt Korea.“

Auch in unserer Region gibt es erste Anlagen, wie in Althegnenberg. Besonders kleine Flurstücke, die für große Maschinen eher schlecht zu bewirtschaften und die eine besondere Nutzung wie im Garten- oder Obstbau erfahren, sind bereits in Umstellung. Wie man in Heggelbach sieht, können aber auch Mähdrecher unter einer Agri-PV Anlage hindurchfahren.

Die Module sind bei diesen Anlagen entweder Schwenkbar angeordnet oder in einem neueren Ansatz in senkrecht in Nord-Süd Achse, wodurch sie das Morgen und Abdendlicht mit bifazialen Modulen sammeln können. Dieser Solarstrom entsteht zu Tageszeiten mit hohem Strombedarf, weshalb die Erträge auch ohne EEG lukrativ sein können.

Das Fraunhofer Institut ermittelt ein riesiges technisches Potential von ca. 1700 GWp in Deutschland. Die Stromgestehungskosten sind günstiger als bei kleinen PV Dachanlagen und das Problem des Flächenverbrauchs bei den Freiflächenanlagen, die landwirtschaftlich nutzbaren Boden besetzen, entfällt. Es gibt sogar einen Zusatznutzen für die Landwirtschaft u. a. durch Schutz vor Hagel-, Frost- und Dürreschäden. Für die Landwirte kommt es darauf an, dass die auf der Fläche weiterhin erzielbaren landwirtschaftlichen Erträge zuverlässig abgeschätzt werden, denn es geht um langfristige Investitionen. Auch die weitere Optimierung des Anlagendesigns hinsichtlich der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung ist Thema. zum Beispiel bei Agri-PV mit Tierhaltung. So das Fraunhofer Institut.

In Wörthsee könnte man daran denken, die Grünfläche an der Pizzakreuzung für eine Agri-PV-Anlage mit kombinierter Blumenzucht zu nutzen. Als eine Demo-Anlage, die die neuen Möglichkeiten zeigt. Julia Eder hat in Agrarheute dazu viele Aspekte beschrieben: Vertikale Agri-PV: Für welche Landwirte lohnt die billigste Anlage?

Möglichkeiten zur Landnutzung im Gemeindegebiet

  • Land- und Waldnutzung mit klimaneutraler Bilanz bedeutet den Aufbau von Humus zu fördern und durch Partizipation an den Einnahmen im Co2 Zertifikatehandel zu honorieren.
  • Aufforstung und Grünflächen: Photosynthese entzieht der Atmosphäre Co2 und ist daher bester Klimaschutz. Die Grünbedeckung wäre, wo möglich, zu verbessern um mehr Kohlendioxid zu absorbieren. Aufgelockerte, naturnahe Waldflächen sind bessere Co2 Speicher als dicht gewachsener Buchenwald.
  • Ansaat und Mähung für optimales Grünhalten der Felder.
  • Agri PV ermöglicht Zusatzeinkommen durch Doppelnutzung zur Stromerzeugung und zur Bewirtschaftung der Fläche.
  • Wo sinnvoll, die Umstellung landwirtschaftlicher Flächen auf Ökolandbau ins Auge fassen.
  • Möglichkeiten zur Biogasgewinnung prüfen und ggf. Anlage implementieren.
  • Anpflanzungen von Streuobstwiesen
  • Vernässung der Moorwiesen und Torfaufbau im Naturschutzgebiet Schluifelder Moos weiter verbessern.
  • Vernässung weiterer Toteissenken im Waldgebiet für mehr Lebensraum für Amphibien.
  • Tourismus, Freizeit: Aufklärung über Naturschutzgebiete und Vollzug des Betretungsverbots nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz und dem Waldgesetz.
  • LED Straßenbeleuchtungskonzepte, die die Lichtverschmutzung mindern und nachaktiven Tieren und Insekten optimalen Schutz bieten.

Diese erste Liste an Ideen wird weiter besprochen und ausgearbeitet. Mehr zur Energiewende Wörthsee, zu Wörth-Zero hier.

WörthZero – Landnutzung2024-03-24T19:52:26+01:00

WörthZero – Nachhaltige Mobilität

WörthZero: Nachhaltige Mobilität

Im Jahr 2005 haben der Landkreis Starnberg und seine Gemeinden gemeinsam beschlossen, bis 2035 bei Energieerzeugung und -verbrauch klimaneutral zu werden. Auf der Webseite der Gemeinde ist zum Thema Klimaschutz im 5 Seenland das integrierte Klimaschutzkonzept von 2010 zu finden. Doch wo stehen wir heute?

Elektrofahrzeuge-STA

Die Zulassungszahlen für BEV und Hybridfahrzeuge steigen seit 2019 rasant an. Quelle: LRA Starnberg

BEV Microlino – Nachhaltige Mobilität

BEV sollen bis 2035 die Fahrzeugflotte weitgehend ersetzen. Coole Microlinos sind schon bei uns unterwegs. Foto: Stephan Bleek

PKW Zulassungen in Wörthsee Ende 2023
Elektrofahrzeuge Wörthsee Ende 2023

Ende 2023 waren in Wörthsee von allen PKW etwa 6% Elektrofahrzeuge (BEV). Weitere 6% sind Hybridfahrzeuge. 88% Verbrenner. Quelle: Landratsamt Starnberg.

„Die Gemeinde Wörthsee steigert ihre Attraktivität für Radfahrer und Fußgänger systematisch und kontinuierlich, damit die Nutzung CO,-neutraler
Fortbewegungsmittel erleichtert wird.“

„Schulmobilität: Der Transport der Kinder zur Schule und zu den Kindergärten erzeugt ein hohes Autoverkehrsaufkommen. In gemeinsamen Aktionen mit Eltern soll an der Grundschule in Wörthsee erreicht werden, dass verstärkt Elternfahrgemeinschaften gebildet oder die Kinder gemeinsam und betreut zu Fuß zur Schule begleitet werden („Bus mit Füßen“).

Mit den Erzieherinnen der Kindergärten soll gemeinsam ein Anreizsystem entwickelt werden, damit Kinder weniger mit dem Auto gebracht werden.

Im Rahmen einer Klimaschutzaktion (Projekt) an der Schule, soll die Klasse prämiert werden, die den höchsten Anteil an zu Fuß gehenden und Rad fahrenden Kindern aufweist.

Klimaschutzkonzept 5-Seenland 2010, S. 492, Empfehlung zur Mobilität
„Die Bestandsaufnahme zeigt alle Fußwege in der Gemeinde Wörthsee. Hier gibt es etliche Bereiche, in denen Nutzungskonflikte von Fuß-, Rad- und Kfz-Verkehr vorliegen, insbesondere im Verlauf der Etterschlager-/Hauptstraße, der Seestraße und an der Schul- und der Inninger Straße für den Schülerverkehr. Die Querung der Durchgangsstraße ist an vielen Stellen sehr problematisch (am Bahnhof, Haupt-/Dorfstraße, Pizzakreuzung, Kuckuckstraße und Schulstraße, sowie an Inninger- und Dorfstraße auf Höhe Birkenweg). Einige Wohngebiete gilt es durch zusätzliche Fußwege- verbindungen besser an die verschiedenen Ortsteile der Gemeinde anzubinden. Ebenso sind kurze ergänzende Durchwegungen zum See zu empfehlen.“
ISEK Studie 2019, S.22, Empfehlung zur Mobilität

„Die Hauptdurchgangsstraße (Etterschlager-/ Hauptstraße) ist derzeit als Staatsstraße gewidmet. Dadurch ergeben sich erhebliche Schwierigkeiten für die Gemeinde, auf Gestaltungsmöglichkeiten Einfluss zu nehmen. Der situationsangepasste Umbau an verschiedenen Stellen, ebenso der Umbau von Knotenpunkten oder die Errichtung von Querungshilfen würden dem dörflichen Charakter des Umfeldes eher entsprechen. Dies ist aber nur möglich, wenn die Gemeinde die Baulast der Straße übernimmt.

Auffällig sind in der Gemeinde die vielen Bereiche, in denen Nutzungskonflikte zwischen Radfahrern, Fußgängern und dem KFZ-Verkehr auftreten, dies gilt insbesondere in der Haupt- und Etterschlager Straße sowie der Seestraße.

Die Gemeinde ist rein strukturell geprägt durch viele einzelne Ortsteile. Diese gilt es in Hinblick auf den Rad- und Fußverkehr besser anzubinden. Die interkommunalen Anbindungen für Radfahrer sind zu verbessern und zu stärken. Zusätzlich wären Durchwegungen der einzelnen Wohngebiete und zum See sinnvoll, um ein Gesamtkonzept für den Fußverkehr zu erhalten.

Ziel ist es, den Kfz-Verkehr und hierbei insbesondere den ortsfremden Durchgangsverkehr zu reduzieren. Damit einher geht die Förderung des Rad- und Fußverkehrs, insbesondere im Binnenverkehr.“

„Die meisten Maßnahmen zur Reduktion des Verkehrs hängen an der Entscheidung, ob die Gemeinde Wörthsee die Straßenbaulast der Staatsstraße St 2348 übernehmen möchte. Die verschiedenen Modalitäten sind in einer Untersuchung zu erarbeiten, um dann eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Insgesamt ist eine situationsangepasste Straßengestaltung zwischen der Bahnüberführung südlich Auing und der Pizzakreuzung dringend erforderlich.“

ISEK Studie 2019, S.88, Empfehlung zur Mobilität

Gute Ratschläge sind erarbeitet!

Ladesäulen an zentralen Punkten. Foto: Stephan Bleek.

In den Bereich der privaten Mobilität ist in den letzten 10 Jahren Bewegung gekommen. Tesla preschte vor mit dem „Battery Electric Vehicle“ (BEV) und inzwischen setzen alle Hersteller weltweit und sogar in Dieselland auf die Elektromobilität mit BEVs. Im Landkreis Starnberg sind Ende 2023 bereits 4218 BEV zugelassen, 10 mal mehr als 5 Jahre zuvor.

Hohe Investitionen werden von den Herstellen derzeit in neue Batterietechnologien gesteckt und dadurch sind in den nächsten Jahren effizientere Stromer zu erwarten. BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber kündigt in Auto, Motor und Sport bereits für 2025 neue Batterien an: „Die Ladegeschwindigkeit wird um bis zu 30 Prozent gesteigert und die Reichweite um bis zu 30 Prozent verbessert.“ Überdies sinke der CO2-Ausstoß bei der Zellproduktion um bis zu 60 Prozent. Damit schließen die Stromer im Komfort bereits zum Diesel auf.

PKW-Mobilität in Wörthsee

In Wörthsee sind etwa 3.400 private PKW zugelassen, 88% davon sind derzeit Verbrenner. Erst 200 reine BEVs.

In Richtung klimaneutrale Mobilität wurde bislang also erst ein Schrittchen gegangen. Stellen wir diese Flotte auf Elektrofahrzeuge um, beträgt der anzunehmende durchschnittliche Stromverbrauch beim derzeitigen Stand der Technik etwa 17-20 kWh pro 100 km, zusammengenommen und bei unterstellten 15.000 Km Fahrleistung etwa 9 GWh im Jahr. Dass diese Energiemenge im Gemeindegebiet mit erneuerbaren Energien erzeugt werden kann, haben wir im Artikel Energieerzeugung dargelegt. Eigene PV Dachanlagen und Speicher können dabei eine Schlüsselrolle spielen.

Andererseits ist nicht zu erwarten, dass die Fahrzeugflotte in 11 Jahren vollständig umgerüstet sein wird. Doch wenn spätestens im Zieljahr keine fossilen Brennstoffe mehr verbraucht werden sollen, muss erneuerbarer Strom auch zu Herstellung von grünem Wasserstoff, von E-Methan und verschiedenen E-Fuels eingesetzt werden. Solche Kraftstoffe werden auch mittelfristig dort Einsatz finden, wo eine hohe Leistungsdichte benötigt wird. Durch die Umwandlungsverluste ist die Nutzung von grünem Wasserstoff und E- Fuels aber sehr viel weniger effizient als der Batterieeinsatz.

Sie werden vermutlich auch teuer sein, zumindest für private Verbraucher. Denn die Bereitstellung der enormen Energiemengen für die Produktion synthetischer E-Fuels, besonders für die Industrie, stellt die größte Herausforderung für die Energiewende dar.

Diesel oder Stromer?

Ein Liter Diesel hat etwa einen Heizwert von 9,8 kWh, 1l Benzin einen solchen von 8,5 kWh. Um diesen Liter in den Tank zu füllen sind von der Ölquelle bis zur Tankstelle technische Prozesse in der Raffinerie und der Transport erforderlich, die einen erheblichen Energiebedarf haben. Rohöl wird beim Cracken in der Raffinerie auf 600 Grad erhitzt – mit Strom. Geschätzt werden über 10 kWh Energie für die Produktion eines Liters Kraftstoff. Auch AdBlue und Schmierstoffe werden mit einem hohen Energieaufwand, also Co2 Ausstoß produziert. Lassen wir diese Werte außer Acht. Ein Golf benötigt ca. 6l Diesel auf 100 km, was fast 60 kWh an verbrauchter Heizleistung entspricht. Tesla hat hierzu eine interessante Umrechnung aufgestellt, die zeigt, wie ineffizient im Verbrenner mit Kilowattstunden umgegangen wird. Unterstellen wir eine durchschnittlich Jahresfahrleistung von 15.000 km pro Fahrzeug, kommen wir auf einen Energiebedarf der Verbrenner von etwa 9.000 kWh. Plus Energie in Raffinierungsprozessen von etwa 1.500 bis 2.000 kWh sind es 11.000kWh. Ein Elektrofahrzeug mit heutiger Technik kann diese Fahrleistung mit einem Verbrauch von etwa 2.200 – 3.000 kWh erbringen.

Noch ineffizienter sind E-Fuels. Die Ludwig-Bölkow Systemtechnik hat berechnet, dass für die Herstellung von einem Liter E-Diesel aus CO₂ und Wasserstoff 27 kWh Strom nötig sind. Damit fahren selbst große über Batterie versorgte E-SUV mehr als 100 Kilometer weit. Insofern haben Dieselmotoren bei PKW keine Zukunft.

Reichweite Fahrzeuge

Quelle: SRU (Sachverständigenrat für Umweltfragen) 2017: Umsteuern erforderlich: Klimaschutz im Verkehrssektor. Berlin, S. 87 | Daten: Kreyenberg, D., Lischke, A., Bergk, F., Duennebeil, F., Heidt, C., Knörr, W., Raksha, T., Schmidt, P., Weindorf, W., Naumann, K., Majer, S., Müller-­Langer, F. 2015: Erneuerbare Energien im Verkehr. Potenziale und Entwicklungsperspektiven verschiedener erneuerbarer Energieträger und Energieverbrauch der Verkehrsträger. Studie im Rahmen der Wissenschaftlichen Begleitung, Unterstützung und Beratung des BMVI in den Bereichen Verkehr und Mobilität mit besonderem Fokus auf Kraftstoffen und Antriebstechnologien sowie Energie und Klima. Berlin, Heidelberg, München/Ottobrunn, Leipzig: Deutsches Zentrum für Luft-­ und Raumfahrt, IFEU – Institut für Energie­ und Umweltforschung, Ludwig-­Bölkow­-Systemtechnik, Deutsches Biomasseforschungszentrum, S. 15

Schritte zu nachhaltiger Mobilität in Wörthsee

  • Umstellung der privaten PKW auf BEV-Elektrofahrzeuge.
  • Entwicklung und Verbesserung der Fußgänger- und Fahrradinfrastruktur zur Förderung des nichtmotorisierten Verkehrs gemäß ISEK Empfehlungen.
  • Untersuchung zur Vorbereitung der Umwidmung der Staatsstraße zur Gemeindestraße gemäß ISEK Empfehlung. Umwidmung nach Fertigstellung der S-Bahn Unterführung. Situationsangepasste Verkehrsführung und Tempolimits auf T30.
  • Sperrung für Schwerlastdurchgangsverkehr sofort.
  • Schulmobilität mit Fahrrad und zu Fuß organisieren.
  • T30 ausweiten um mehr Fahrradverkehr zu ermöglichen. (bis 2030)
  • Weitere Ladestationen für Elektrofahrzeuge. (Bis 2028)
  • Einführung eines BEV-Sammeltaxisystems. (Bis 2028)
  • Mitfahrerbänke. (Bis 2024)
  • Begleitung des S-Bahn Ausbaus. Reduzierung des PKW Pendlerverkehrs. (Bis 2030)

Meilensteine

Alle Schritte zu einer Co2-neutralen Mobilität müssen private Personen für sich entscheiden. Da hierbei eine große Bandbreite an Motiven oder Beschränkungen der individuellen Möglichkeiten besteht, können nur Empfehlungen gegeben werden.

  • Schrittweise Umstellung der PKW Flotte bis 2035 von derzeit 6% auf möglichst viele BEV. Verdoppelung der BEV bis 2025.

Auf Seiten der Gemeinde und des Kreises können unterstützende Schritte zu einer Erleichterung der Nutzung anderer Mobilitätsmöglichkeiten gegangen werden:

  • Neuordnung der Staatsstraße und Fußgänger/Radwegnetz gemäß ISEC Planung bis 2030. T30 auf der Staatsstraße.
  • T30 auf allen Gemeindetraßen bis 2025
  • Ladestationen BEV bis 2028 verdoppeln.
  • BEV Sammeltaxi prüfen und mit MVV oder anderem Anbieter einführen.
  • Mitfahrerbänke: Beschluss 2024 umsetzen.
  • S-Bahn: Ausbau durch DB begleiten. S-Bahn Nutzung ist Ressourcen und Klimaschonend und daher auch der BEV Nutzung überlegen.

WörthZero – Nachhaltige Mobilität2024-03-24T20:08:50+01:00

WörthZero – Nachhaltig Bauen

WörthZero: Nachhaltig Bauen im Gemeindegebiet

Im Jahr 2005 haben der Landkreis Starnberg und seine Gemeinden gemeinsam beschlossen, bis 2035 bei Energieerzeugung und -verbrauch klimaneutral zu werden. Auf der Webseite der Gemeinde ist zum Thema Klimaschutz im 5 Seenland das integrierte Klimaschutzkonzept von 2010 zu finden. Doch wo stehen wir heute?

Neubau 2024 Woerthsee

Massivbauten mit hohem Betoneinsatz dominieren auch 2024 die Neubautätigkeit in Wörthsee. Foto: Stephan Bleek

„Bauleitplanung auf Klimaschutz ausrichten:
Die Gemeinde Wörthsee strebt an, die Möglichkeiten des Baurechts in der Bauleitplanung so weit wie möglich auszuschöpfen, um Klimaschutzziele zu erreichen: Beachten einer energieeffizienten Bauweise (in neuen Bebauungsplänen soll mindestens Passivhausstandard erreicht werden, besser
Energie-Plus-Häuser!), Nutzen der aktiven und passiven Solarenergienutzung, kompakte Bauweise; Vermeidung fossiler Brennstoffe, Bildung von Nahwärmeinseln, Reduzierung der Verkehrsflächen und Stärkung des Umweltverbund (v. a. Fuß- und Radverkehr); kurze Wege; Vermeidung von Flächenverbrauch. Die Gemeinde Wörthsee wird externe Planer zukünftig hinsichtlich ihrer Kompetenz in Sachen klimafreundlicher Ortsentwicklung und energieoptimiertes Bauen auswählen und beauftragen.“

Klimaschutzkonzept 5-Seenland 2010, S. 489, Empfehlung zur Bauleitplanung.
Bürgerenegiepreis Bayern 2022

Das preisgekönte Gebäude in Wörthsee. Foto: Prospekt Bürgerenergiepreis

Wörthsee Stromerzeugung und Verbrauch

Die Zielsituation im Energieverbrauch wird wesentlich von den Gebäuden bestimmt. Quelle: Eigene Berechnung nach statistischem Bundesamt.

Der Fortschritt auf dem Weg zur CO2-Neutralität ist mühsam. 2010 bereits wurde empfohlen, „nach Möglichkeit“ Neubauten nur noch nach einem Energie-Plus Standard zuzulassen. Insbesondere eine entsprechende Bauleitplanung wurde empfohlen (s.489). Diese Ratschläge wurden leider bisher nicht umgesetzt.

„Behaglich, wohnlich, gemütlich – auch das bekommen wir in Wörthsee bis 2035 klimaneutral hin. In Deutschland entfallen aktuell etwa 30 % der Emissionen auf den Energieverbrauch in unseren privaten Haushalten (PH) sowie Gebäuden von Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD), vor allem durch die Bereitstellung von Warmwasser und Raumwärme. Für die Reduktion müssen wir einerseits darüber sprechen, wie wir in Zukunft bauen und bestehende Gebäude so schnell wie möglich sanieren können, so dass ihr Energiebedarf deutlich sinkt. Andererseits müssen wir Gebäude effizient klimaneutral heizen, indem wir fossile Heizungssysteme sinnvoll ersetzen. Eine erste Liste an Aufgaben und Möglichkeiten haben wir zusammengestellt, sie lässt sich erweitern:

  • Die Herstellung eines Massivbaus setzt rund 40 t CO2 frei, eine Menge, die etwa 80 Jahren Heizen des Gebäudes mit fossilen Brennstoffen entspricht. Insbesondere die Herstellung von Beton ist sehr klimabelastend. Holzbauweisen sind daher vorzuziehen, da dieser Baustoff CO2 langfristig bindet, anstatt es freizusetzen.
  • Neubauten sollten mindestens die Standards KfW 40 oder Passivhaus bzw. Energie-Plus Standard erreichen. Sie werden nur noch genehmigt, wenn der Endenergiebedarf unter 35 kWh/m2 (=KfW40) im Jahr liegt.
  • Eine entsprechende Bauleitplanung wird für die Gemeinde erstellt.
  • Bauberatung: die Gemeinde sollte die im Landkreis geschaffenen Möglichkeiten zur Bauberatung aktiv bewerben.
  • Die Genehmigungen für Umbauten werden an Auflagen zur Energieeinsparung im Bereich Heizung gebunden, z.B. den NT- ready-Standard: Durch die maximale Vorlauftemperatur von 55°C wird der Umstieg auf erneuerbare Wärme möglich.
  • Ein Stopp der Versiegelung durch gepflasterte Stellplatzflächen aus Betonsteinen. Für mehr Parkflächen auf Kies oder wasserdurchlässigen Steinen, die betonfrei ökologisch erzeugt werden.
  • Eine Verkehrsplanung, die den Kriterien von 2010 folgt. Umweltverbund von Fuß- und Radverkehr.
  • Keine Metallzäune im Gemeindegebiet. Metallzäune benötigen in der Herstellung enorme Mengen Energie und sind daher stark klimabelastend. Niemand benötigt sie. Auch Holzzäune tun ihren Dienst, Hecken sind noch viel besser, sie binden Co2.

Ein Musterhaus in Wörthsee

Bereits im Jahr 2003 wurde in Wörthsee in der Muldenstraße ein vorbildliches Mehrfamilienhaus mit Büro errichtet. Dieses Gebäude hat 2022 den bayerischen Bürgerenergiepreis gewonnen – es ist ein Energie-Plus Haus. Leider ist es bislang fast allein auf weiter Flur geblieben.

Die Unterlagen zum Bürgerenergiepreis zeigen, was bautechnisch schon lange möglich ist – aber leider kaum errichtet wird. Die an anderer Stelle beschriebene Energiebedarf zur Wärmeerzeugung in unseren Wohnräumen kann mit dieser Bauweise vollständig eingespart werden.

Bürgerenergiepreis Bayern CO2Bilanz Haus

Co2 Emission beim preisgekrönten Haus in der Muldenstraße. Quelle: Prospekt Bürgerenergiepreis 2022.

Bauleitplanung jetzt!

Wie bereits 2010 im Klimaschutzkonzept gefordert, sollte die Gemeinde klare Vorgaben für Neubauten setzen. Damals wurde empfohlen: „Die Gemeinde Wörthsee strebt an, die Möglichkeiten des Baurechts in der Bauleitplanung so weit wie möglich auszuschöpfen, um Klimaschutzziele zu erreichen: Beachten einer energieeffizienten Bauweise (in neuen Bebauungsplänen soll mindestens Passivhausstandard erreicht werden, besser Energie-Plus-Häuser!), Nutzung der aktiven und passiven Solarenergienutzung, kompakte Bauweise.“ Zu diesem Vorschlag der Fachplanung ist nur zu fragen: Warum ist er nicht umgesetzt worden.

Um die Klimaziele zu erreichen, ist eine strengere Bauleitplanung in unserer Gemeinde dringend erforderlich. Mehr zu Klimaneutralität und Energiewende in Wörthsee hier.

Nachhaltig Bauen – Null Energiehaus Woerthsee

Null-Energie-Haus Muldenstraße. Foto: Stephan Bleek

WörthZero – Nachhaltig Bauen2024-03-24T20:17:18+01:00

WörthZero – Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe

WörthZero – Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe

Im Jahr 2005 haben der Landkreis Starnberg und seine Gemeinden gemeinsam beschlossen, bis 2035 bei Energieerzeugung und -verbrauch klimaneutral zu werden. Auf der Webseite der Gemeinde ist zum Thema Klimaschutz im 5 Seenland das integrierte Klimaschutzkonzept von 2010 zu finden. Doch wo stehen wir heute bei der Energiewende?

Erneuerbare Energien 2022 Landkreis Starnberg

Anteil erneuerbarer Energien beim Stromverbrauch 2022 im Landkreis Starnberg. Quelle: Landratsamt Starnberg.

Energiewende Landkreis Starnberg

Der Verein Energiewende Landkreis Starnberg arbeitet seit Jahren daran, die Energiewende im Landkreis voranzubringen. In Herrsching wird eine kostenlose Energieberatung angeboten.

„In der Untersuchung schneiden Wärmepumpen in Einfamilienhäusern nicht nur als umweltfreundlichster, sondern auch als wirtschaftlichster Energieträger ab. Die Gesamtkosten können durch Photovoltaik für den Eigenverbrauch noch gesenkt werden. In Mehrfamilienhäusern ist die Umstellung auf Wärmepumpen oder Fernwärme ebenfalls kostengünstiger als eine erneuerte Gasheizung.“

Günstig und klimaschonend heizen: Wärmepumpen sind kostengünstiger, Fraunhofer ISE Institut
Energiewende Landkreis Starnberg

Die Gemeinde Maisach im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck hat einen Energiemonitor online gestellt. Er zeigt live Erzeugung und Verbrauch an.

Energiewende Landkreis Starnberg
„Herausforderung: „Systemwechsel nach 100 Jahren fossiler Energieträger

• Prozess ist kein Sprint, sondern ein Marathon;

• Prozess ist nur möglich, wenn ihn Bürgerinnen und Bürger und Kommune gemeinsam gehen und auch finanziell tragen;

• Chance, die Energieversorgung in die kommunale und damit in die Hand der Bürgerinnen und Bürger zu bekommen;

• Klimaschutz ist ein globales Thema;

• Realistisch sein und auf dem Boden bleiben bei den Zeiträumen, im Bewusstsein:
Was kann der Bürger, was kann die Kommune finanziell leisten?

• Wohnraum und Wohnbau müssen leistbar bleiben;

• Wir müssen uns gemeinsam auf den Weg machen, in Verantwortung für die Gegenwart und besonders für nachfolgende Generationen“

Hans Seidl, 1. Bürgermeister, Gemeinde Maisach
Umspannwerk
„Long Duration Energy Storage Anwendungen auf Basis von Redox-Flow-Technologien, wie wir sie in unserer Eisen-Salz-Batterie umsetzen, erfüllen nicht nur die Kapazitätsanforderungen, um den Bedarf zu decken. Sie bieten zudem auch wirtschaftliche und ökologische Vorteile und tragen dazu bei, die Energieversorgung insgesamt sauberer zu machen.

Sie überbrücken nicht nur kurze Tag-Nacht-Anforderungen, sondern können Energie über eine Zeit von bis zu 100 Stunden aufnehmen und abgeben. Dies stellt Energiesicherheit über alle Jahreszeiten hinweg her und trägt dazu bei, das Stromnetz stabil zu halten, die Versorgungssicherheit zu verbessern und den Anteil erneuerbaren Energien zu erhöhen.“

Jakob Bitner, CEO Volt Storage

Der Fortschritt auf dem Weg zur Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe ist mühsam. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch in Wörthsee liegt laut Webseite des Landratsamts 2022 gerade einmal bei 16,5%, im Landkreis Starnberg bei 18,1%. Zu konkreten Maßnahmeplänen haben die Klimabeschlüsse bislang nicht geführt. Das Tempo der vergangenen 15 Jahre ist offensichtlich viel zu langsam. Machen wir so weiter wie bislang, dauert es 150 Jahre, bis das Ziel erreicht ist. Wie also können wir innerhalb des nächsten Jahrzehnts doch noch die Energiewende für null fossile Emissionen erreichen?

Klima Aktionsplan Wörthsee

Der Energieverbrauch eines privaten Haushalts hat drei wesentliche Bereiche:

  • Wärmeerzeugung (70%),
  • Haushaltsstromverbrauch (ca. 13%),
  • private Mobilität ca 17%.

Das Statistische Bundesamt stellt für alle wesentlichen Betrachtungen des Energieverbrauchs aggregierte Materialien zur Verfügung. Laut DeStatis ist der größte Block im privaten Energieverbrauch die Erzeugung von Wärme im Wohnbereich. 70% der CO2 Emissionen in den Haushalten gehen auf dieses Konto. Die Umstellung der im Gemeindebereich vorhandenen Öl- und Gasheizungen ist daher der wichtigste Schritt, um die Emission von fossilem CO2 zu beenden. Hierfür ist der Aufstellung eines kommunalen Wärmeplans sinnvoll und die Gemeinde hat erreicht, in das Zuschussprogramm des Bundes aufgenommen zu werden.

Wärmeerzeugung

Da laut Statistik der pro-Kopf Energieverbrauch in Deutschland bei 17.633 kWh liegt, lässt sich mit dieser Zahl der gesamte, im privaten Bereich anfallende Energiebedarf in unserer Gemeinde mit etwa 5.000 Einwohnern auf 35.658.524 kWh pro Jahr oder 35 Gigawattstunden ausreichend genau abschätzen. Hinzu kommt der Gewerbesektor.

70% dieser statistischen Größe entfallen auf Wärmeerzeugung also etwa 25 GWh. Eine Kontrollrechnung zu diesem Pauschalwert auch über die Anzahl an Gebäuden und Wohnungen im Ort aufgemacht werden. Wir haben etwa 1210 Einfamilienhäuser in der Gemeinde und deren Wärmeenergiebedarf liegt pro Haus im Schnitt bei 15.000 kWh im Jahr. Hinzu kommen 1210 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, bei denen der durchschnittliche Bedarf pro Wohnung und Jahr bei etwa 8.000 kWh liegt. Hiernach liegt der statistische Wärmeenergiebedarf der privaten Gebäude in der Gemeinde zusammengenommen bei etwa 28 GWh.

Ein wesentlicher Punkt bei dieser Rechengröße wird die Erzeugung dieser Wärmeenergie sein. Wärmepumpen arbeiten mit einem Effizienzfaktor von bis zu 4, der sogenannten Jahresarbeitszahl. Bei einer JAZ von 4 werden für die Erzeugung der benötigten für ein Einfamilienhaus Wärmeenergie etwa 7.000 kWh Strom benötigt. Die tatsächlich erreichten Werte liegen bei Luftwärmepumpen momentan etwas darunter, aber es ist zu erwarten, dass Optimierung bei der Technologie und Verbesserungen der Beheizungssysteme hier noch einen Fortschritt bringen. Fortschritte bei der Dämmung sind ebenfalls zu erwarten. Ein sehr gut gedämmtes Haus benötigt nur etwa die Hälfte der Energie, wie oben angenommen. Dennoch wird das „Worst Case Szenario“ die Realität ausreichend genau, aber mit einen guten Chance, besser zu sein, abbilden. Bei allem ist zu bedenken: Wohnen muss bezahlbar bleiben.

Beleuchtung und Prozessenergie

Bereits elektrifiziert sind zwei weitere wesentliche Größen im Haushaltsbereich Beleuchtung und „Prozessenergie“ wie zum Beispiel für das Kochen oder alle übrigen Elektrogeräte. Der durchschnittliche Verbrauch hierbei liegt im Jahr bei 1.320 kWh pro Kopf, also in Wörthsee bei rund 6.6 GWh pro Jahr. In diesem Bereich bringen moderne Geräte Einsparpotential. Vor allem aber kommt es jedoch darauf an, den verbrauchten Strom auch zu 100% fossilfrei zu erzeugen.

Mobilität

Der dritte wichtige Sektor im privaten Energieverbrauch ist die Mobilität. In Wörthsee sind etwa 3.400 private PKW zugelassen, 88% davon sind derzeit Verbrenner. Stellen wir die PKW Flotte in Wörthsee rechnerisch auf Elektrofahrzeuge um, beträgt der anzunehmende durchschnittliche Verbrauch beim derzeitigen Stand der Technik etwa 17 kWh pro 100 km, zusammengenommen ebenfalls etwa 9 GWh im Jahr. Werden sich in den kommenden Jahren die erwarteten Fortschritte bei den Batterien einstellen, also vor allem die Reduzierung ihres Gewichts bei gleicher Leistung, werden die E-Autos auf einen niedrigeren Bedarf kommen. Mehr dazu steht im Kapitel Nachhaltige Mobilität.

Nehmen wir alle drei Bereiche des Energiebedarfs zusammen, kommen wir bei Vollelektrifizierung auf einen Bedarf von etwa 22 GWh Strom im Gemeindebereich Wörthsee.

Der Strombedarf der Zukunft

Die vorgestellte Schätzung zeigt den tatsächlichen maximalen Bedarf der privaten Haushalte. In der Realität wird der Bedarf anders ausfallen, zumal Entscheidungen der Bürger nicht per Verordnung getroffen werden dürfen. Dennoch steht das Nullemissions-Ziel längst verbindlich vereinbart fest und das heißt, dass die Simulation durchaus eintreten wird.

Nochmals: ein kommunaler Wärme- und Energieplan ist nötig, um dieses Thema genauer abzubilden. Wir vermuten, dass sich der Strombedarf in Wörthsee gegenüber den derzeitigen Werten mehr als verdoppeln wird.

Schätzwert Haushaltsstrombedarf in Wörthsee 2035

Schätzung zum Haushaltsstrombedarf in Wörthsee (kWh) bei Vollelektrifizierung. ca. 2035. Quelle: Eigene Berechnung auf Basis DeStatis

Energiebedarf im Jahresverlauf

Da der Verbrauch an Wärmeenergie die wesentliche Größe in dieser Gesamtrechnung ist, wird im Winter am meisten Energie gebraucht. 73% der Wärmeerzeugung fallen auf die Monate November bis März. Der Energiebedarf der privaten Verbraucher in der Gemeinde kann sich (bei Vollelektrifizierung) in der kalten Jahreszeit auf bis zu 76.600 kWh am Tag summieren. Dieser Spitzenwert wird jedoch vermutlich nicht erreicht werden, da energiesparende Technologien den Bedarf besonders bei Heizung und Mobilität noch senken werden.

Um die Energiewende mit dem Ziel einer Versorgung dieses Bedarfs zu 100% mit erneuerbarer Energie zu erreichen ist ein solcher Spitzenbedarf ein wichtiger Maßstab. Niemand kann riskieren, dass im Winter das Energiesystem zusammenbricht. Mit dem Gespenst der sogenannten Dunkelflaute wird seit längerem Stimmung gegen die Umstellung der Stromerzeugung auf Erneuerbare gemacht. Da im Winter die Solarenergie nur schwache Ausbeute erbringen kann, hängt fast alles am Wind. Und was, wenn dieser nicht weht? Wie sehen also die Möglichkeiten für Wind- und Sonnenstrom zur Versorgung von Wörthsee aus?

Stromerzeugung im Jahresverlauf

Was ist erforderlich, um die benötigten 22 GWh an Energie für die privaten Haushalte vollständig mit erneuerbarer Energie zu erzeugen? Wir haben derzeit in Wörthsee bereits PV-Dachanlagen installiert, die etwa 3 GWh im Jahr an klimaneutralem Strom erzeugen. Hinzu kommt dieses Jahr der Bürger Solarpark, der weitere 5 GWh Leistung hat.

Geplant sind derzeit 4 Windräder im Gemeindebereich. Ein Windrad in der Gemeinde Berg im Landkreis erzeugt bis zu 7 GWh pro Jahr, da in Süddeutschland die Windenergie nicht besonders leistungsfähig ist. Dennoch, ein Ausbau der PV-Dachanlagen auf 8 GWh, der rechnerisch möglich ist, die Inbetriebnahme eines weiteren (bereits geplanten) Solarparks entlang der A96 sowie 2 Windräder (ca. 14 GWh) reichen rechnerisch mit 32 – 35 GWh bei weitem aus, den Strombedarf aller Haushalte bei Vollelektrifizierung zu decken.

Doch auf den ersten Blick sieht man: im jahreszeitlichen Verlauf ist die Erzeugung im Sommer zu hoch und im Winter zu gering, es braucht also Speicher.

WörthZero Simulation

Quelle der Basiszahlen: BdEW 2024, Quellenangabe:
Destatis
BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.
Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW)
Statistik der Kohlenwirtschaft e.V.
AG Energiebilanzen e.V.

Stromspeicherung

Der Speicherbedarf für elektrische Energie ist bei Nutzung der Erneuerbaren enorm. Auf den ersten Blick ist auf der Grafik zu sehen, dass die PV-Anlagen besonders dann viel Strom erzeugen, wenn der Bedarf eher gering ist. Windkraft dagegen folgt übers Jahr recht gut dem Bedarf. Beide zusammen reichen jedoch nicht, um den Verbrauch in den Wintermonaten zu decken.

Was ist nun von der sogenannten Dunkelflaute zu halten? Wie und vor allem für wie lange kommt es im Winter zu Flauten, wenn auch die PV nichts bringt? Auch wenn diese Flauten, europaweit gedacht, im Verbundnetz ausgeglichen werden können, ist der Aufbau einer großen Stromspeicherkapazität zwingend, um Versorgungssicherheit zu garantieren.

Speicher, die eine Kapazität von 48 Stunden haben, reichen aus, um die schwankende Windenergie zu 95% verfügbar zu machen. Wind- und Solarenergie können durch Batteriespeicher grundlastfähig werden. Der Preis für diese Lösung wird deutlich unter Gas-Reservekraftwerken oder unter Atomstrom liegen.

Auch lokale Anlagen wird es brauchen. In Wörthsee sind bereits heute 105 kleine private Speicheranlagen installiert mit etwa 715 kWh Kapazität, was natürlich ein allererster Mini-Anfang ist. Da die private Stromspeicherung bei Betrieb einer Solaranlage sehr kostensparend ist, werden in den kommenden Jahren viele hundert Anlagen hinzukommen, die zusammengenommen 10 bis 20 MWh Kapazität haben könnten.

Große Batteriespeicher von einigen hundert MWh müssen mit einer anderen Batterietechnologie als Lithium gebaut werden. Die Lösung sind organische Flussbatterien oder Salz Eisen Batterien.

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Das österreichische Burgenland will sich mit Hilfe der CMBlue Solid Flow Batterie-Technologie, die umweltfreundlich und wirtschaftlich ist, bis 2030 umzustellen: „Das Burgenland hat sich ein klares Ziel gesetzt: Wir wollen und wir werden 2030 klimaneutral, energieunabhängig und damit auch preisunabhängig sein“, betont Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Dazu wird ein organischer Batteriespeicher von Speicherleistung von 100 Megawatt mit einer Kapazität von 300 Megawattstunden installiert. Hier steht mehr zu diesem vorbildlichen Projekt. Auch der deutsche Energieriese Uniper hat ein Pilotprojekt mit dieser Speichertechnologie gestartet – Uniblue. Auch in Wörthsee sollte über eine derartige Lösung nachgedacht werden.

Redox-Flow-Batterien werden auch vom Münchner StartUp Voltstorage entwickelt, hier versucht man mit der Entwicklung von Eisen-Salz Batterien die Speicherkosten auf ein Drittel zu senken.

Auch in Frankreich (KemiWatt), Australien (Redflow) und Italien werden solche Lösungen erarbeitet und es gibt sie auch bereits für den Hausgebrauch. Diese sind jedoch vergleichsweise teuer. Der hohe Preis wird durch eine sehr lange Haltbarkeit kompensiert, die diejenige von Lithium Batterien deutlich übersteigt.

Smart Grid – das Stromnetz der Zukunft

Das intelligente Stromnetz der Zukunft muss durch ein Lastmanagement die enormen Schwankungen bei Erzeugung und Verbrauch abfedern. Ein Lastmanagement wird über Anreize jedem Haushalt eine Chance bieten, seine Stromkosten niedrig zu halten. In den nächsten Jahren werden alle Haushalte mit digitalen Stromzählern ausgestattet. Sie erfassen den Stromverbrauch zeitnah und zeigen, wieviel Strom wir wann verbrauchen.

Im Smart Grid kann jeder Verbraucher und jeder Erzeuger den Strom dann abnehmen bzw. anbieten, wenn es für das gesamte Netz am günstigsten ist.

Muss ich mein Elektroauto abends um 18:30 an die Ladenstation stecken, wenn vielleicht gerade eine Stromspitze das Netz belastet? Oder sorgt ein Smartmeter dafür, dass der Ladevorgang automatisch erst dann beginnt, wenn andere Verbraucher abgeschaltet wurden? Und er garantiert dennoch am nächsten Morgen zuverlässig eine volle Batterie. Und, schaltet er meine Spülmaschine oder Waschmaschine mittags ein, wenn die hauseigene PV-Anlage ausreichend eigenen Strom liefert?

Oder sorgt der Smart Meter dafür, dass der Strom meiner PV Anlage zu einer lukrativen Zeit mit hohen Erzeugerpreisen ins Netz eingespeist oder zwischengespeichert wird? Haben wir in der Nachbarschaft oder in der Gemeinde einen zentralen Speicher dafür? Kann ich mit einem privaten Stromspeicher sogar Geld verdienen, wenn ich zwischengespeicherten Solarstrom vom eigenen Dach zu Spitzenzeit ins Netz einspeise? Und geht das vielleicht vollautomatisch? Es ist auch geplant, die großen Batteriekapazitäten der Elektroautos für die Zwischenspeicherung von Strom nutzbar zu machen – bidirektionales Laden.

Solche Fragen zum Smart Grid werden spannend. Auch diese Themen können die Fachleute bereits beantworten. Informationen stellen das Ministerium oder die Energieversorger bereit.

Bis 2030 müssen die Stromzähler aller Haushalte intelligent sein. Smart Meter kommen und das smarte Netz ebenfalls. Deshalb wäre es gut, wenn die Gemeinde neben dem kommunalen Wärmeplan sich auch einen Plan macht zu einem kommunalen „smarten Netz“, das die vielen privaten Anlagen und die großen Bürger-Solar- und -Windanlagen sowie einen kommunalen Speicher ins Auge fasst.

Weitere Informationen zu WörthZero – Energiewende in Wörthsee stehen hier.

Presseartikel

WörthZero – Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe2024-03-25T12:41:50+01:00

Großer Fortschritt bei den PV-Anlagen in Wörthsee

Großer Fortschritt bei den PV-Anlagen in Wörthsee

Mit 95 neuen PV-Anlagen in Wörthsee wurde im Jahr 2023 ein Rekordzubau erreicht. Insgesamt laufen jetzt auf 410 Dächern PV-Anlagen, die eine Netto-Nennleistung von etwa 3.975 kW haben. Der neue Solarpark Wörthsee am Ziegelstadel wird Anfang 2024 mit 14.000 Modulen ans Netz gehen und auf einen Schlag eine Netto-Nennleistung von 5.400 kW hinzufügen.

Kumulierte Nettonennleistung_Solaranlagen Wörthsee_2023-12

Nettonennleistung PV Anlagen in Wörthsee (kW). Quelle: Bundesnetzagentur

Neue PV-Anlagen mit hoher Leistung

Im Jahr 2023 wurden neue PV-Dachanlagen mit einer Leistung von fast 800 kWp in Wörthsee installiert, das ist ein Rekord. Derzeit kommen etwa 40% des pro Jahr in Wörthsee verbrauchten Stroms aus im Gemeindegebiet installierten PV-Anlagen. Die jährliche Solarstromerzeugung liegt im Gemeindegebiet derzeit bei etwa 4 Mio. kWh, der Stromverbrauch liegt bei etwa 9,5 Mio. kWh.

Demnächst wird auch der große Bürgersolarpark am Ziegelstadl in Betrieb genommen werden. Dann werden im Gemeindegebiet Wörthsee pro Jahr etwa 10 Mio. kWh Solarstrom erzeugt werden, etwa so viel an Strom verbraucht wird.

Nettonennleistung PV Anlagen Wörthsee_2023-12

Nettonennleistung PV Anlagen in Wörthsee (kW). Quelle: Bundesnetzagentur

Der Fortschritt beim privaten Zubau an PV-Anlagen ist sehr wichtig für die Energiewende im Gemeindebereich. Der Verein Energiewende im Landkreis Starnberg hat zu den nötigen Schritten im Landkreis viele Informationen gesammelt.

Schon im Jahr 2010 hat der Landkreis ein Integriertes Klimaschutzkonzept 5 Seen Land vorgestellt, dass das Ziel ausgegeben hat, bis zum Jahr 2035 im Landkreis ohne fossile Energien auszukommen. Wir haben inzwischen begonnen, unter der Aktion WörthZero die Aufgaben zu skizzieren, die gelöst werden müssen, um das Ziel noch zu erreichen.

Für Bürger, die sich über PV-Dachanlagen, die Umstellung ihrer Heizung oder die energetische Sanierung ihrer Gebäude informieren wollen, ist die Agentur Klima3 des Landkreises eine gute Anlaufstelle.

Erneuerbare decken 2023 mehr als 50% des Stromverbrauchs in Deutschland.

In absoluten Zahlen lag 2023 die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien mit 267,0 Mrd. kWh so hoch wie noch nie zuvor. Gegenüber dem Vorjahr liegt der Anstieg bei sechs Prozent.

Laut BdEW wurden 2023 nach vorläufigen Berechnungen rund 508,1 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) Strom erzeugt – knapp 11 Prozent weniger als im Jahr 2022 und zugleich auch mit 517 Mrd. kWh auch 4,2% weniger Strom verbraucht. Die Erneuerbaren legten um 6% auf 257 Mrd. kWh zu, was einem Anteil von 51,6% entspricht:

BDEW Stromerzeugung und Verbrauch in Deutschland

Quelle: BdEW 2024, Quellenangabe:
Destatis
BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.
Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW)
Statistik der Kohlenwirtschaft e.V.
AG Energiebilanzen e.V.

Klimaneutraltität bis 2035

Wörthsee ist auf gutem Weg, die Energiewende zu schaffen und die Klimaneutralität bis 2035 zu erreichen. Mehr dazu steht unter WörthZero.

Großer Fortschritt bei den PV-Anlagen in Wörthsee2024-03-27T19:33:42+01:00

Umwelttag Wörthsee 2023

Umwelttag Wörthsee 2023

Am Sonntag, den 10. September, fand der „Umwelttag Wörthsee“ am Rathaus statt. Unsere Initiative Artenvielfalt war mit einem Stand vertreten, der auf großes Interesse gestoßen ist. Auch der BUND Naturschutz und andere Umweltinitiativen, wie die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, stellten sich vor. Die Informationsstände eröffneten Raum für gute Diskussionen zu den Möglichkeiten, die biologische Vielfalt gemeinsam zu erhalten. Viele Besucher klagten andererseits über das sehr laute Begleitprogramm, das Gespräche an den Ständen erschwert hat.

Am 10. September beteiligten wir uns bei hochsommerlichem Wetter wieder mit einem Stand am Umwelttag der Gemeinde.

Wir hatten 4 Schautafeln zusammengestellt:

  • Nur artenfreundliche Landwirtschaft kann den Artenverlust stoppen
  • Gemüse und Obst ohne Gift – Interview mit Martin Baur von der Gärtnerei Osterholz
  • Regionales Einkaufen hilft beim Klimaschutz
  • Wälder für die Zukunft

Es liegt längst in der Hand aller, zum Beispiel durch Nutzung der vorhandenen Möglichkeiten beim Einkaufen mehr „Markt“ für artenfreundliches Wirtschaften zu schaffen und entsprechende Anbieter in der Nachbarschaft zu stärken.

Die anregenden Gespräche mit den vielen Besucherinnen und Besuchern am Stand haben uns bestärkt, die Aktivitäten für Verbesserungen der Umweltsituation in Wörthsee zu verstärken.

Allerdings hat die Lautstärke des gut gemeinten Begleitprogramms die Gesprächsmöglichkeiten stark eingeschränkt. Dennoch war der Umwelttag eine gute Aktion. Die Schautafeln, mit denen auch der BUND und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft auf die Zusammenhänge von Intensivbewirtschaftung und Artenverlusten hinwiesen, konnten allen, die es lesen wollten, verdeutlichen, was in den nächsten Jahren auf dem Spiel steht.

In diesem Zusammenhang waren auch die Tafeln der Gemeinde sehr interessant, die die Veränderungen im Gemeindegebiet der letzten 200 Jahre dokumentierten. Wie viel hält die Natur aus, ohne ihren Charakter und ihre lebensspendende Rolle zu verlieren? Vermutlich nicht mehr allzuviel. Daher waren die Gespräche über Möglichkeiten, Fehlentwicklung der vergangenen Jahrzehnte zu korrigieren, besonders wertvoll.

Wir alle haben die Verantwortung, unsere Umwelt den kommenden Generationen intakt zu übergeben. Die biologische Vielfalt ist dabei noch bedeutender als der Klimaschutz. Daher sind alle Schritte, im Gemeindegebiet eine nachhaltige Landnutzung zu fördern, ein bessere Betreuung der naturgeschützten Flächen zu erreichen und diese Flächen durch Renaturierung besser zu vernetzen von existentieller Bedeutung.

Klimaneutralität in Wörthsee

Beim Umwelttag wurden auch Wege zur Klimaneutralität diskutiert. Aus den Anregungen hat sich inzwischen die Initiative WörthZero entwickelt.

Der Stand der Initiative Artenvielfalt

Umwelttag Wörthsee 20232024-03-24T20:34:57+01:00

1000 Solardächer für Wörthsee – Zubau stark beschleunigt

1000 Solardächer für Wörthsee – 3. Quartal 2023

Montage PV-Anlage Dahlienweg durch Firma AC-Solar Starnberg April 2022. Foto: U.Ziegler

Der Zubau von PV-Anlagen in Wörthsee hat sich weiter beschleunigt. In den ersten 3 Quartalen dieses Jahres kamen 81 neue Anlagen hinzu. Damit sind bereits 33 mehr Anlagen als im gesamten Vorjahr neu in Betrieb genommen wurden.

Zubau PV-Anlagen Wörthsee 2023

Monatliche Inbetriebnahme PV Anlagen in Wörthsee (Anzahl). Quelle: Bundesnetzagentur

Neue PV-Anlagen mit hoher Leistung

Im Jahr 2023 wurden in den ersten 9 Monaten neue PV-Dachanlagen mit einer Leistung von 589 kWp in Wörthsee installiert, das sind etwa 30% mehr Leistung als im gesamten Vorjahr in Betrieb gingen. Derzeit kommen etwa 36% des pro Jahr in Wörthsee verbrauchten Stroms aus im Gemeindegebiet installierten PV-Anlagen. Die jährliche Solarstromerzeugung liegt im Gemeindegebiet derzeit bei etwa 3,5 Mio. kWh, der Verbrauch bei etwa 9,5 Mio. kWh.

Demnächst wird auch der große Bürgersolarpark am Ziegelstadl in Betrieb genommen werden. Dann wird im Gemeindegebiet Wörthsee weit mehr Solarstrom erzeugt werden, als insgesamt dort an Strom verbraucht wird.

Weitere Information stehen in diesem Artikel vom Oktober 2021: 1.000 Solardächer für Wörthsee

Erneuerbare decken Stand Ende September 2023 mehr als 50% des Stromverbrauchs in Deutschland.

Erneuerbare Energien Q 1-3 2022 2023

1000 Solardächer für Wörthsee – Zubau stark beschleunigt2024-03-24T20:35:42+01:00
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